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Es ist ja nicht nur der Stich…!

Sommer – für viele wohl die schönste Jahreszeit im Jahr. Man trifft sich mit Freunden oder Nachbarn zum Grillen, geniesst Musik oder Theater unter freiem Himmel, sitzt abends noch mit einem Glas Wein auf dem Balkon oder der Terasse, …!

Wenn da nicht diese Biester wären! Was hat sich der Herrgott eigentlich dabei gedacht, als er die Stechmücken erfand???!!! So was von überflüssig – nicht mal als Nahrung für die Fledermäuse taugen sie, da an ihnen schlichtweg zu wenig dran ist! Aufgrund der milden Winter mit nur wenigen Frosttagen können sie in Tümpeln und anderen kleinen Wasserstellen (Regentonnen, Vogeltränken, Giesskannen, verstopftem Regenrinnen, im Freien gelagerte Autoreifen, …) immer besser über-wintern und werden im Sommer vermehrt zu Plagen. Die heimischen Arten sind zwar lästig, jedoch zumeist ungefährlich. Durch die klima-tischen Veränderungen allerdings gelangen zuhauf invasive Arten aus tropischen Gefilden in unsere Regionen, die durchaus gefährlich werden können: Etwa Moskitos und auch die Tigermücke werden zu Problemen. Vor allem dann, wenn sie einen Menschen zuvor gestochen haben, der von seinem Urlaub ein ungewünschtes Mitbringsel einführte: Eine tropische Krankheit: Dengue, Zika, Malaria, West-Nilfieber, etc.

Die erste Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wurde beispielsweise in Österreich vor elf Jahren entdeckt. Sie dürfte durch Altreifen oder auch den “Glücksbambus” (Lucky Bomboo) importiert worden sein. Inzwischen hat sie sich nach Angaben des Gelsenmonitorings der AGES in allen Bundesländern und auch Deutschland bzw. der Schweiz etabliert und fühlt sich aufgrund des übermässigen Nahrungsangebotes “sauwohl”! Die Hotspots finden sich in Wien und Graz, am Oberrheingraben und Basel. Dies sollte durchaus ernst genommen werden, da heimische Arten keine oder kaum Krankheiten übertragen können, diese Spezies jedoch sehr wohl. Experten zählen bis zu 20 unterschiedliche Krankheiten und Fadenwürmer auf, die durchaus lebensgefährlich verlaufen können. So warnt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), wie beispielsweise Chikungunya, das von einem Virus übwertragen wird, der für den heimischen Europäer bislang keine Rolle spielte, sollte er nicht aus Asien eingereist sein. Das österreichische Gesundheitsministerium nimmt die Bedrohung derart ernst, dass ein eigenes Monitoring eingerichtet wurde: Das Ovitrap-Monitoring. Ovitraps sind Fallen, die wöchentlich auf das Eigelege der Gelsenarten überprüft werden. Aufgestellt werden sie dort, wo eine Einschleppung von Krank-heiten am wahrscheinlichsten sind: Flughäfen, Autobahnraststätten, Fernbus-Haltestellen, … So wurde die Tigermücke in Wien vornehmlich durch den Fernverkehr eingeschleppt. Und dort findet sie in den Gärten, aber auch etwa auf Friedhöfen ausgezeichnete Lebensbedingungen vor. Bürger werden deshalb gebeten, Sichtungen der Tigermücke bzw. der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) über eine App (Mosquito Alert) zu melden. Sie wurde bereits über 200.000 Mal downgeloaded, führte zu mehr als 40.000 Meldungen und zeigte rund 10.000 Brutstätten auf. Experten analysieren die Daten und setzen Massnahmen zur effektiven Bekämpfung. Die App können Sie unter www.mosquitoalert.com/en/ kostenfrei herunterladen. Auch in Deutschland bitten die Wissenschafter um entsprechende Meldung an www.mueckenatlas.de.

Ein Tigermückenweibchen legt pro Eiablagezyklus 40 bis 90 Eier. Sie verteilt sie an unterschiedlichen Orten, sodass ein Überleben der Spezies am wahrscheinlichsten erscheint. Die rund 0,5 mm langen Eier sind sehr robust – sie überdauern auch monatelange Trockenphasen bzw. einige Frosttage. Die Eier werden knapp oberhalb der Wasseroberfläche festge-klebt. Steigt der Wasserspiegel, so schlüpfen die Larven. Nun folgen vier Larvenstadien bis schliesslich aus der Puppe nach 10 bis 15 Tagen die ausgewachsenen, zwei bis zehn Millimeter grossen und durchaus gefährlichen Flieger werden. Die Tigermücke kann einfach an den schwarz-weiss-geringelten Beinen und der weissen Mittellinie am Brust-korb erkannt werden (die ähnlich aussehende Ringelmücke besitzt diesen weissen Streifen nicht). Die männlichen Mücken ernähren sich von zuckerhaltigen Pflanzensäften, die weiblichen hingegen von Blut. Sie stechen vornehmlich im Freien und sind unheimlich hartnäckig. Um eine Plage zu vermeiden, wäre es deshalb wichtig, die idealen Brutstätten im Garten gar nicht erst einzurichten. Biologisch können Stechmücken durch die Toxine (Proteine) der Bazillen Bacillus Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) und Lysinibacillus sphaericus bekämpft werden. Sie stellen für andere Organismen keine Gefahr dar. Die Eiweisse der abge-töteten Bazillen werden isoliert und in Pulver- oder Tablettenform angeboten. Erhältlich im Gartenhandel. Sie werden in mögliche Brut-stätten gegeben.

Bislang ist eine Virus-Übertragung in unseren Gefilden sehr selten, da die entsprechenden Krankheiten zumeist durch den globalisierten Tourismus eingeschleppt werden. Die Krankheiten sind jeweils meldepflichtig, Patienten werden zumeist sofort unter Quarantäne gesetzt. Über das Zika-Virus habe ich an dieser Stelle bereits berichtet. Er wird vornehmlich über die Gelbfiebermücke übertragen, die beispielsweise in Deutschland noch nicht nachgewiesen wurde. Eine Infektion durch die normale Tiger-mücke ist noch nicht vollständig wissenschaftlich geklärt. Das Zika-Virus ist nicht lebensgefährlich, kann jedoch bei Frauen zu Fehlgeburten führen. Dengue kann beim Menschen langanhaltende Gelenksschmerzen verursachen. Lebensbedrohlich hingegen ist das West-Nil- und das Chikungunya-Virus. Entsprechende Ausbrüche gab es bereits im Mittelmeerraum, in Mitteleuropa wurden die Krankheiten zumeist einge-schleppt. Das West-Nil-Fieber verläuft in den meisten Fällen ohne erste Symptome. Fieber und Hautausschlag werden meist als harmlos abgetan. Für ältere Personen oder Menschen mit Vorerkrankungen jedoch besteht durch einen neuro-invasiven Verlauf Lebensgefahr. Ähnlich auch beim Chikungunya-Virus. Fieber, Hautausschlag, Augenentzündung, Kopf-schmerzen und schliesslich langandauernde Gelenksschmerzen. In wenigen Fällen können auch innere Organe betroffen sein, etwa durch eine Leber- oder Herzentzündung und schliesslich Meningitis!

Sie sehen also: Mit einem Stechmückenstich ist nicht zu scherzen!!!

Lesetipps:

.) Seuchen, die die Welt veränderten – Von Cholera bis SARS; übersetzt von Meike Grow und Ute Mareik; Gruner & Jahr 2009

.) The Mosquitoes of the South Pacific (Diptera, Culicidae)M University of California Press 1962

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