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Schweinepest – droht die nächste Pandemie?

Es sind wahrhaft keine guten Nachrichten, die uns dieser Tage aus Hessen erreichen! Mitte Juni wurde bei Rüsselsheim-Königsstädten im Kreis Groß-Gerau bei einem toten Wildschwein die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen. Seither werden immer wieder Kadaver gefunden – bislang 345, 79 wurden positiv getestet (Stand: 2. August). Bei der Suche werden sowohl Drohnen als auch Kadaver-Suchhunde ein-gesetzt. Erste Funde werden nun auch aus Pfungstadt-Eschollbrücken und Ober-Ramstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg gemeldet. ASP breitet sich rasend schnell aus. Inzwischen auch in den dortigen Mast-betrieben. Vor kurzem mussten alle 1.800 Schweine eines Hofes in Trebur getötet werden, da sich einige mit der Seuche infiziert hatten. Bislang sind es insgesamt mehr als 3.300, da weitere sieben Schweine-haltungs-Betriebe ebenfalls davon betroffen sind. Rund um solche Aus-bruchs-Höfe werden Sperrzonen (Sperrzone III) mit strengen Dekonta-minationsmassnahmen eingerichtet.

Die Afrikanische Schweinepest soll nach Auskunft des Deutschen Bundes-agrarministeriums für andere Tierarten und den Menschen nicht gefähr-lich sein, auch wenn kontaminiertes Fleisch verzehrt wird. Dennoch sollten mehrere Hinweise befolgt werden: Einhalten der Kühlkette, Trennung von anderen Lebensmitteln und Zubereitung mit über 70 Grad für mehrere Minuten. Trotzdem sollte davon abgesehen werden, da Produkte von infizierten Schweinen, wie Fleisch, Wurst etc. für eine weitere Verbreitung verantwortlich sein können. Für Schweine verläuft die hochansteckende Virus-Erkrankung zumeist tödlich.

Der Erreger zählt zur Familie der Asfarviridae, Genus Asfivirus, also nur Schweine treffende Viren. Zwischenwirte und damit Überträger können aber auch Zecken sein, wie die Lederzecke. Die Krankheit kann perakut (schnell mit hohem Fieber, Apartheid, Hustanfällen, Blutungen aus Nase und After – das Tier stirbt innerhalb von 48 Stunden), akut (mit viertägigem hohen Fieber, die restlichen Symptome aber treten erst rund eine Woche später auf), subakut bzw. chronisch (geringe Sterblichkeits-rate, dafür Gelenksentzündungen, Aborten oder sehr geschwächte Ferkel) verlaufen. Der Virus ist sehr widerstandsfähig gegenüber Umweltein-flüssen, auch basische Reinigungs- oder Desinfektionsmittel wirken nicht (stabil im ph-Bereich zwischen 3,0 bis 13,4). Bislang wurden noch keine Erfolge durch Impfungen erzielt. Die Seuche tritt immer wieder unver-mittelt auf – so etwa auch im September 2020 im Landkreis Spree-Neisse an der deutsch-polnischen Grenze oder im Landkreis Märkisch-Oderland.

Um die Schweinepest einzudämmen, werden Sperr- und Pufferzonen errichtet – in diesem aktuelle Fall auch mit einer 115 km-langen Elektro-Einzäunung als Wildschweinbarriere. Und hier kommt wieder die Dummheit des Menschen ins Spiel: Der Zaun wurde durchgeschnitten oder Teile davon sowie die Akkus geklaut! In den Sperrzonen II und III etwa ist das Pilzesuchen, Jagen oder Geocaching verboten, Hunde müssen angeleint und nur gekennzeichnete Wege verwendet werden. Die Sperrzone II beispielsweise erstreckt sich über 100.000 ha und somit den Landkreis Groß-Gerau, sowie Teile von Offenbach-Land, Bergstrasse, Darmstadt-Dieburg, den Main-Taunus-Kreis mit Frankfurt am Main sowie im benachbarten Rheinland-Pfalz auch den Rhein-Pfalz-Kreis inklusive der Stadt Ludwigsburg und reicht inzwischen bis zur hessisch/saar-ländischen, auf der anderen Seite bis zur hessisch-bayerischen Landes-grenze. Die Pufferzone (Sperrzone I) als 10 km-breiter Streifen rund um die Sperrzone II, ist gar 150.000 ha gross. Im Gegensatz zur Sperrzone II muss in diesem Streifen sogar vermehrt gejagt werden. Sie umfasst zusätzlich auch den Hochtaunus- sowie den Rheingau-Taunus- und Rhein-Neckar-Kreis – eine Fläche, so gross wie das komplette Saarland.

Eine Verbreitung des Virus erfolgt allerdings nicht nur durch den Kontakt mit infizierten Tieren. Auch Lebensmittel können die Krankheit über-tragen. Deshalb sollen gerade jetzt zur Urlaubszeit Speisereste unbedingt in verschliessbare Müllbehälter gegeben werden. Das gilt vor allem für die Autobahnen in ganz Deutschland.

Vonseiten des Friedrich-Löffler-Institutes wird betont, dass die Schweinepest komplett atypisch verläuft. So meint dessen Präsidentin Christa Kühn, dass einerseits noch nicht die Quelle des Ausbruchs festgestellt werden konnte. Andererseits sei grösste Vorsicht geboten, da wie selten zuvor innerhalb derart kurzer Zeit so viele Hausschwein-bestände infiziert wurden. Hieraus könnte sich rasch eine Endemie, wenn nicht gar Epidemie entwickeln. Hausschweine infizieren sich entweder beim Kontakt mit Wildschweinen, über kontaminierte Stiefel oder über das Futter. Aus dem Baltikum werden auch Fliegen als Überträger vermutet, sodass inzwischen vereinzelt alsdann Moskito-Netze an den Stallfenstern angebracht werden.

Da inzwischen die meisten Zielländer für deutsches Schweinefleisch Zertifikate bei der Einfuhr verlangen, hat dieser erneute Ausbruch auch eine positive Nebenerscheinung: Es werden nurmehr wenige Schweine-Lebend-Transporte durchgeführt!

Sollten Sie tote Wildschweine entdecken, so melden sie den Fundort bitte an die 112! Ansonsten gelten die Bekanntmachungen bzw. Allgemein-verfügungen der betroffenen Landkreise, wie etwa https://www.kreisgg.de/ordnung/verbraucherschutz/afrikanische-schweinepest-im-kreis-gross-gerau ! Halten sich alle an diese Massnahmen, so kann die Viruserkrankung rasch eingedämmt werden.

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