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Rücken…!!!

In meiner Zeit bei der Antenne Tirol ist mir eines Tages etwas abstruses passiert: Nachdem ich einige Tage lang – meines Wissens grundlos – unter leichten Rückenschmerzen gelitten hatte, benötigte ich während einer Live-Sendung Unterlagen aus der Redaktion. Also stand ich auf, meine Beine versagten mir jedoch den Dienst und fiel der Länge nach zu Boden. Dieses Spektakel blieb in einem gläsernen Studio natürlich nicht unbemerkt. Während sich einige köstlichst amüsierten, kam eine Kollegin in’s Studio und hatte, nachdem ich geschildert habe, um was es geht, mit drei Handgriffen die Schmerzen behoben. Es dürfte sich um einen eingeklemmten Nerv gehandelt haben, der meine Motorik beeinflusst hatte. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich der Frau war!!!

Aktuelle Studien haben ergeben, dass nahezu jeder zweite Deutsche und 60 % der älteren erwachsenen Österreicher unter Rückenschmerzen leidet. Doch ist Schmerz nicht gleich Schmerz. Deshalb ist es wichtig, bevor der Arzt, die Physiotherapie, der Ergotherapeut oder die Massage aufgesucht wird, den Herd zu lokalisieren, sich Gedanken darüber zu machen, welcher Art dieser Schmerz ist (Stich, Druck, Zug,…) und ob in den Tagen zuvor vielleicht eine atypische Bewegung gemacht wurde, die das Ganze ausgelöst haben könnte. In diesem heutigen Blog möchte ich etwas genauer auf dieses Thema eingehen – wer weiss, vielleicht sind einige nützliche Informationen auch für Sie dabei.

Der Arzt Ihres Vertrauens unterscheidet als erstes zwischen akuten, subakuten und chronischen Schmerzen. In allen Fällen ist eine körper-liche Untersuchung empfehlenswert. Durch die Diagnose des Experten kann die Ursache herausgefunden und eine entsprechende Behandlung angesetzt werden.

.) Akute Rückenschmerzen

Dauert der Schmerz maximal 6 Wochen an, so wird dabei von einem akuten Schmerz gesprochen. Akute Schmerzen sollten durchaus ernst genommen werden. Sie weisen entweder auf eine Entzündung oder eine Verletzung hin. Wird dies nicht behandelt, kann es weitreichende Folgen haben.

.) Subakute Schmerzen

Dieser Schmerzzustand hält zwischen 6-12 Wochen an.

.) Chronische Schmerzen

Sollten sich die Schmerzen allerdings über mehr als 12 Wochen hinwegziehen, so bedeutet dies, dass sich bereits ein eigenes Krankheits-bild entwickelt hat. Der Schmerz wird zum täglichen Begleiter („Schmerz-gedächtnis“). Dies kann nicht nur zu körperlichen, sondern auch zu psychischen Auswirkungen führen. Hier ist eine tiefergehende Schmerz-behandlung unbedingt vonnöten.

Ein grober Fehler bedeutet der Griff zu starken Schmerzmitteln, sofern gar nicht bekannt ist, was tatsächlich dahintersteckt. Derartige Medikamente haben meist jede Menge Nebenwirkungen und verstehen sich möglicherweise mit anderen Arzneimitteln oder Gebrechen nicht (Kontraindikationen). Daneben können sie bei längerem Gebrauch Organe wie Magen oder Leber angreifen. Deshalb sollte zuerst eine ärztliche Untersuchung stattfinden – wenn die Medizinerin solche Mittel ver-schreibt, hat dies seinen Grund.

Um die richtige Therapie zu wählen, wird der Arzt im Vorfeld der Diagnose nach der Dauer und der Art der Schmerzen fragen (Anamnese). Danach erfolgt die Überprüfung der Beweglichkeit und der unterschied-lichsten Funktionen. Dazu zählt auch die Prüfung der Reflexe und andere neurologische Tests. Sollte dies zu noch keiner Diagnose führen, wird die Technik zu Hilfe genommen: Röntgen, Ultraschall, Computertomo-graphie, Kernspintomographie – zumeist begleitend mit Blutunter-suchungen im Labor, damit eine andere Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Nach den erzielten Ergebnissen erfolgt die Diagnose und anschliessende Behandlung.

Die Ursachen für Kreuzschmerzen sind vielfältig und können direkt mit unseren Lebensumständen zusammenhängen. Bewegungsmangel – aber auch übertriebener Sport, Übergewicht, eine zu grosse Oberweite, falsches Heben oder Tragen, Fehlhaltung bei der Arbeit und nicht zuletzt auch Stress zeigen sehr rasch Auswirkungen: Zumeist verspannen sich die ansonsten stützenden Muskeln, Bandscheiben nutzen sich ab oder es besteht eine Entzündung. Allerdings: 85 % der Rückenbeschwerden gehören zu den nicht-spezifischen Schmerzen.

Viele von uns gehen einer sitzenden Tätigkeit nach. Einer meiner Arbeitsplätze etwa bestand aus einem Konferenztisch, einem Bürostuhl und einem Laptop. Kam ich abends aus dem Büro, machte sich auto-matisch mein Rücken bemerkbar. Erst als ich den Stuhl in seine niedrigste Sitzhöhe stellte, wurde es besser, da ich nun gerade sitzen konnte. Zuvor war die Haltung gebeugt. In diesem Falle verspannte sich die ansonsten gut dehnbare Rückenmuskulatur – sie verhärtet. Durch die Reizung der darin befindlichen Nerven kommt es zu kleinen, aber sehr schmerzhaften Entzündungsherden. Nicht immer sind diese auch durch etwa Rötungen oder Schwellungen äusserlich erkennbar. Hier empfiehlt sich, den Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten. Dabei ist der Bürostuhl enorm wichtig. Viele bevorzugen Sitzbälle. Dies ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man sich damit auch bewegt, da die Muskulatur dadurch zur Arbeit gezwungen wird. Sitzt man steif darauf, wird durch die gerade Sitzhaltung und dem Nachgeben das Balles nur die Wirbelsäule entlastet bzw. die Pomuskeln trainiert (etwa der Gluteus maximus). Bei Computerarbeitsplätzen hilft auch ein Monitor, da sich jeder automatisch über einen Laptop beugt, wenn er keinen solchen im Einsatz hat. Grund-sätzlich gilt jedoch: Der Arbeitsplatz muss immer an den Körper ange-passt werden – nicht umgekehrt! Zudem sollten öfters Pausen eingelegt werden, in welchen man sich im Gehen bewegt.

Auch Ausgleichsgymnastik wie Yoga oder Pilates bzw. natürlich Rückengymnastik können die Muskulatur zusätzlich stärken, damit diese ihrer angestammten Funktion wieder nachgehen können. Medikamentös werden in solchen Fällen zu Beginn Schmerzsalben verschrieben, die alsdann etwaige Entzündungen behandeln (wie z.B. Diclofenac, Ibu-profen). Allerdings sollte sich unbedingt die Ursache ändern – eine reine Symptombehandlung wirkt nicht wirklich nachhaltig.

Gleiches gilt für Ihre Matratze. Vergessen Sie nicht, dass Sie jeden Tag zwischen sechs bis acht Stunden im Bett verbringen (manche auch etwas mehr). Eine durchgelegene, zu weiche oder zu harte Matratze oder einfach nur die falsche sorgen nicht nur für wache Nächte sondern auch schmerzhafte Tage.

Oftmals ist die Ursache für Rückenschmerzen psychisch bedingt. Abgabedruck, Stress oder vielleicht gar die unterschiedlichsten Ängste können für viele körperliche Erkrankungen verantwortlich sein. Sie kennen den Ausspruch vielleicht von dem Schifahrer, der im Starthaus steht: „Das Adrenalin schiesst durch den Körper. Seine Augen sind starr und konzentriert nach vorne gerichtet. Jeder einzelne Muskel im Körper ist angespannt!“ Das geschieht jedoch nicht nur beim Profisportler. Jemand, der ständig unter Druck steht, mit dem Stress per Du ist, reagiert ebenso. Vielen Workaholics etwa sieht man dies an ihrer Körperhaltung an: Kein Bauch rein, Brust raus, Schultern zurück und Kopf nach oben!

Menschen, die körperlicher Arbeit nachgehen, werden zudem ein Lied davon Singen können – auch wenn die Arbeit vielleicht nicht mal so schwer ist: Falsches Anheben von Lasten oder Tragen derselben bzw. einseitige Bewegungen, da macht sich sofort das Kreuz bemerkbar. Das Anheben sollte grundsätzlich aus den Knien erfolgen. Beim Tragen ist ein gerader Rücken enorm wichtig, zudem sollte niemals einseitig getragen werden. Der volle Einkaufskorb kann durch eine Tasche auf der anderen Seite etwas leichter gemacht werden. Und die Männer haben eine Ausrede für eine zweite Kiste Bier! Bei einseitigen Bewegungen wie dem Laub-kehren, dem Schaufeln etc. sollte der Rechen oder die Schaufel auch mal von der anderen Seite angepackt werden. Hält man sich nicht an derartige Tipps, so kann sich dies rasch äussern:

Hexenschuss

Hier werden ein oder mehrere Wirbelgelenke blockiert oder ein Nerv ist gequetscht. Vor allem ein falsches Anheben kann dafür verantwortlich sein. Nach rund einer Woche sollten die Schmerzen von selbst wieder nachlassen.

Bandscheibenvorfall

Bandscheiben sind kleine Fettpolster, die dafür sorgen, dass die Wirbelkörper nicht unmittelbar aufeinander reiben oder gegeneinander stoßen. Bei einem Bandscheibenvorfall wird das Gewebe dieser Band-scheibe zwischen den Wirbelkörpern immer mehr nach aussen gedrückt. Wird dadurch auch eine Nervenwurzel gepresst, so führt dies zu Schmerzen – in seltenen Fällen auch zur Schädigung oder dem Absterben des Nervs. Derartige Vorfälle haben zumeist eine jahrelange Vorge-schichte: Fehlhaltung, Abnutzung,… Zumeist reicht dann schon ein kalter Windzug, ein nasses T-Shirt im Sommer oder eine ungeschickte Bewegung. Der Schmerz schiesst urplötzlich ein. Normalerweise baut der Körper diese vorgefallene Bandscheibe selbst wieder ab. Eine OP ist nicht immer sinnvoll, da nach einem Jahr dasselbe Problem erneut auftauchen kann. Sollte nun ein Nerv dabei eingeklemmt werden, so kann dies zu Bewegungsstörungen und gar Lähmungen führen. Unter diesen Umständen muss operiert werden.

Gereizter Ischias-Nerv

Ein schmerzender Ischias-Nerv ist das Feinste vom Feinsten für einen Masochisten. Die Schmerzen ziehen dabei vom Rücken über das Gesäss bis in die Oberschenkel und Füsse. Der Ischias-Nerv besteht aus mehreren im Lendenbereich der Wirbelsäule austretenden Nervenfasern. Falsches Sitzen, Heben oder Tragen und auch ein Bandscheibenvorfall – die Ursachen für diese teuflischen Schmerzen sind mannigfaltig. Ist „nur“ der Hüftmuskel („Piriformis“) verspannt, so kann dies mit leichten Dehnübungen recht einfach beseitigt werden. Auch die sog. „Stufenhaltung“ kann die Schmerzen beseitigen. Dabei liegt die Person mit dem Rücken auf dem Boden. Die Unterschenkel werden im rechten Winkel zu den Oberschenkeln auf einen Stuhl gelegt. Und schliesslich kann ein Wärmeumschlag oder Wärmepflaster, Infrarotbestrahlung oder ein Saunagang Entspannung bringen. Auch beim Ischias hilft – wie grundsätzlich bei allen Rückenschmerzen, leichte Bewegung (Spaziergang beispielsweise), damit sich die Muskulatur entspannen kann! Bettruhe ist falsch, da die Muskulatur dadurch zu wenig durchblutet bzw. sogar abgebaut wird. Sollten sich auch Taubheitsgefühle, Lähmungen oder plötzliche Inkontinenz dazu gesellen, muss sofort der Arzt konsultiert werden, der höchstwahrscheinlich zu einer Operation raten wird.

Die Angst vor einer OP ist jedoch auch bei einem Bandscheibenvorfall oder dem Ischias in den meisten Fällen unbegründet. Das Skalpell ist grundsätzlich immer die letzte Lösung. Ansonsten bewirken Physio-therapie und/oder Massage wahre Wunder. Auch geeignete Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur können bei einer Abnutzung der Bandscheiben („Scheuermann“) bereits ausreichen. Wie bereits angesprochen, lindern Medikamente auch die ärgsten Schmerzen (etwa nichtsteroidale Antirheumatika). Doch sollten diese maximal ein bis zwei Tage genommen werden, andere nicht-verschreibungspflichtige 3-5 Tage. Bestehen die Beschwerden nach wie vor, führen alle Wege zum Arzt Ihres Vertrauens. Er kann dann auch andere Therapien anordnen oder durchführen:

.) Infiltrationen

.) Lokale Injektionen

.) Elektrotherapie

.) Hydrotherapie

.) TENS-Therapie (transkutane elektrische Nervenstimulation mit Reizstrom) …

Aber auch aus einem anderen Grund ist die Beiziehung eines Arztes empfehlenswert: Die Ursache von Rückenproblemen können ferner innere Erkrankungen sein. Etwa eine Nierenbeckenentzündung, Eierstockent-zündung, Tumor, Rheuma oder auch Osteoporose. Zudem kann ein verengter Wirbelkanal, brüchige oder poröse Wirbelkörper oder auch eine Stoffwechselerkrankung dahinterstecken. Hierbei ist es wichtig, die Grunderkrankung zu behandeln. Ist diese im Griff, verschwinden meist auch die Rückenschmerzen. Zudem – bei einem Unfall wie einem Sturz mit dem Rad oder auf der Treppe könnte möglicherweise ein Wirbel-körper zu Schaden gekommen sein, was eine Operation erforderlich macht.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Blog ist kein Hilfsmittel zur Selbstdiagnostik und -behandlung! Grundsätzlich empfiehlt sich immer, die Meinung eines Mediziners einzuholen!

Lesetipps:

.) Rückenschmerz: Verbreitung, Ursachen und Erklärungsansätze; S. Schneider; GRIN Verlag 2007

.) Wirksame Hilfe bei Rückenschmerzen; Klaus-Dieter Thomann; Trias 1998

.) Lendenwirbelsäule. Ursachen, Diagnostik und Therapie von Rückenschmerzen; Jan Hildebrandt/Gerd Müller/Michael Pfingsten; Elsevier 2005

.) Rückhalt für den Rücken – das Programm gegen Kreuzschmerzen; M. Friedrich/H. Mezei; ´Verlagshaus der Ärzte 2009

.) Was für den Rücken gut ist; Dietmar Krause/Helga Freyer-Krause; Verlag im Kilian 2006

.) Nie wieder Rückenschmerzen; E. Gokhale; Riva Verlag 2013

.) Betriebssicherheitsmanagement nach BetrSichV: Leitfaden zur Umsetzung in den einzelnen Unternehmensbereichen; Gabriele Janssen/Volker Neuer; ecomed Sicherheit 2012

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