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Zu sauber – zu ungesund!

Mein Gott – was würde denn der gute alte „Meister Propper“ dazu sagen, dass er plötzlich arbeitslos wurde und möglicherweise als Strassenkehrer in der Gosse landet?! Mehrere Studien haben – unabhängig voneinander – aufgezeigt, dass aggressive, chemische Reiniger nichts im Haushalt zu suchen haben sollten. Dies hat unterschiedliche Gründe, auf die ich im Folgenden etwas genauer eingehen werde. Fakt aber ist:

„Zu sauber ist ungesund!“

Wir verwenden sie nahezu täglich in unseren eigenen vier Wänden: Reinigungs- und Waschmittel! Es sind unglaubliche Zahlen: Alleine in Deutschland pro Jahr rund 319.000 Tonnen Reinigungs- und Pflegemittel (Allzweck- oder Sanitärreiniger beispielsweise), 173.000 Tonnen Geschirrspülmittel für die Maschine und etwa 139.000 Tonnen Geschirr-spülmittel für die Hand! Material im Wert von 4,8 Milliarden Euro! Haben Sie sich vielleicht schon mal Gedanken darüber gemacht, dass viele dieser Produkte nicht nur starker Tobak für die Kläranlagen sind, sondern auch direkt unsere Gesundheit angreifen? Experten empfehlen deshalb das „Nachhaltige Reinigen“! Das bedeutet, dass beim Kauf der Produkte Wert auf Reiniger gesetzt werden sollte, die zwar eine hygienische Reinigung ermöglichen, aber die Gesundheit und Umwelt nicht angreifen und zudem sparsam verwendet werden können. Besonders empfehlenswert sind Produkte mit dem deutschen Level „Blauer Engel“, dem „Öster-reichischen Umweltzeichen“ oder der europäischen „Euroblume“! Aber auch hier gilt: Die Dosierung richtet sich nach dem Grad der Verschmutzung!

Zu den Einzelheiten:

.) Gesetzlich geregelt ist, dass die Tenside, die in jedem Putz- und Waschmittel enthalten sind, biologisch abbaubar sein müssen, da sie etwa in der Kläranlage ansonsten grossen Schaden anrichten können. Unter einem Tensid versteht man eine Substanz, die die Oberflächen-spannung bzw. Grenzflächenspannung zwischen zwei Phasen in einer Flüssigkeit herabsetzt und dadurch eine Vermengung zweier ansonsten nicht mischbarer Flüssigkeiten ermöglicht (Wasser und Öl etwa). In früheren Zeiten erledigte dies die Seife – inzwischen werden die unterschiedlichsten Stoffe dafür eingesetzt. Tenside, um genauer zu sein „Detergentien“ sind synthetisch-organische Verbindungen als wasch-aktive Substanzen, die beispielsweise in Wasch- und Spülmitteln, aber auch in Haarwaschmitteln enthalten sind. Die „harten Detergentien“ sind in Deutschland seit dem 01. Dezember 1962 verboten (in Österreich ebenfalls mit dem aktuellen §71 ChemG 1996) sowie in der EU durch die Verordnung (EG) Nr. 648/2004 über Detergenzien vom 8. Oktober 2005 strafbar, da sie durch Pilze oder Bakterien nicht abgebaut werden können. Die „weichen“ allerdings können zu rund 80 % abgebaut werden.

Neben diesen Tensiden sind allerdings auch Stickstoff- und Phosphor-Verbindungen sowie Duftstoffe in Reinigungsmittel enthalten, deren Konzentration nur durch die Grenze zum Industriereiniger gesetzlich limitiert sind (und somit nur mit entsprechender Ausbildung verwendet werden dürfen).

.) Phosphor- und Stickstoffverbindungen

Diese führen zu einer Überdüngung (Eutrophierung) der Gewässer. Der nächste Schritt sind grosse Algenteppiche in den als Auffangbecken dienenden Seen oder dem Meer. Bestes Beispiel: Der Bodensee! Durch den flächendeckenden Einsatz von Kläranlagen entlang der Zuleitungs-flüsse wie Rhein oder Bregenzerach konnte das Wasser so von Phosphor bzw. Stickstoff gesäubert werden, sodass nicht mal mehr die Fische genug Algen als Nahrung finden.

.) Duftstoffe

In vielen Duftstoffen können Allergene enthalten sein, die direkt zu gesundheitlichen Prolemen führen können. Bis zu 200 unterschiedliche Stoffe gehören zur Mixtur. Chemikerin Dr. Silvia Pleschka vom Deutschen Allergie- und Asthmabund warnt davor, dass einige davon zu Atemnot, Schwindel, Hautjucken und tränenden Augen führen können. Und Reinigungseffekt – ist nischt! Auch andere „Raumbedufter“ wie Raum-spray sind nicht sinnvoll. Besser gegen Gerüche ist mehrmaliges Stoss-lüften am Tag!

„Einen Haushalt bekommt man nie keimfrei – und das ist auch gar nicht nötig. Man kann viel Chemie einsparen, wenn man das richtige Putzmittel für seinen bestimmten Zweck einsetzt.“

(Bernd Glassl vom dt. Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel)

Was nun kann im normalen Haushalt verwendet werden?

Allzweckreiniger oder spezielle Reinigungsmittel wie Bad- oder Küchen-reiniger bzw. Spülmittel sind durchaus ausreichend. Scheuermilch oder ein saures Reinigungsmittel auf Zitronensäurebasis zählen ebenfalls dazu. Nur in wirklich seltensten Fällen sollten Desinfektionsmittel oder Reiniger mit einem hohen Säure- oder Laugenanteil unter unbedingter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen verwendet werden (Sprühnebel etwa eines Chlormittels gelangt durch Tröpfchen auch in die Lunge!). Vor allem professionelle Reinigungskräfte leiden deshalb vermehrt unter gesundheitlichen Problemen. Alle drei (Säure, Lauge, Desinfektion) sind nur schwer abbaubar und belasten die Kläranlagen sehr stark. So töten sie etwa auch die „guten“ Bakterien ab, die in der biologischen Reinigung des Abwassers eingesetzt werden.

Der Schwamm hat ausgedient – Experten raten zur Mikrofaser, da diese über eine zusätzliche Bürstenfunktion verfügt, die auch mechanisch dem Schmutz an den Kragen geht.

Wie belasten nun die Reiniger die Gesundheit? Studien haben nach-gewiesen, dass in Haushalten, die peinlichst rein gehalten werden, vielfach Allergien auftreten. Dies liegt einerseits in den in den Putzmitteln und Duftstoffen enthaltenen Enymen. Andererseits bekommt das Immunsystem nichts mehr zu tun und schaltet auf Reservebetrieb. Kommt nun ein Schwall von Allergenen wie bei Pollen oder Hausstaub auf den Menschen nieder, reagiert das Immunsystem zu stark! Es kann zu entzündlicher Erkrankungen wie Allergien, Autoimmunitäts- und entzündlichen Darmerkrankungen kommen. Vor allem das kindliche Immunsystem benötigt den Kontakt zu Krankheitserregern wie auch Mikroben, um sich auf derartige störenden Umwelteinflüssen einzu-stellen. So schreiben Graham Rook vom University College London und Sally Bloomfield von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, dass eine zu intensive Bodenreinigung nicht förderlich ist (Bodenflächen gelten als weniger mit Mikroben kontaminiert). Hier gelte es, zwischen sinnvoller Sauberkeit und übertriebener Massnahmen abzuwägen. Die beiden Wissenschaftler zogen einen sehr interessanten Vergleich: So unterschieden sich in früheren Zeiten (Höhlenmenschen, Häusern aus Tierdung, Stroh, Holz, Erde, Lehm oder Stein) die darin lebenden Mikroben (wenn überhaupt) dann nur unwesentlich von den Mikro-organismen der natürlichen Umgebung. Das aber hat sich mit dem modernen Hausbau (vornehmlich in der Stadt) geändert. Deshalb sollte man den Kontakt zu den natürlichen Mikroorganismen ausserhalb des Hauses suchen! Ergo: Die penible Reinlichkeit im Haus schützt keines-wegs vor Allergien!

„Panik vor Staub und Keimen ist genauso falsch wie Gleichgültigkeit!“

(Hanne Tügel, Journalistin und Buchautorin)

Hanne Tügel warnt ebenfalls davor: Staub auf Möbeln ist zwar unschön, doch weitaus harmloser als das ungenügend abgespülte Schneidbrett in der Küche. Das kommt mit rohem Fleisch, Fisch oder auch ungeputztem Gemüse in Kontakt! Eine Brutstätte für Krankheitserregern wie etwa den Salmonellen.

Weiters:

  • Reinigungsmittel mit quartären Ammoniumverbindungen können Ursache für asthmatische Erkrankungen sein
  • Viele Reinigungsmittel enthalten Enzyme, die vom Körper als Allergene wahrgenommen werden
  • Das Waschen von Obst und Gemüse vor dem Verzehr ist ebenso wichtig, wie das Händewaschen mit Seife nach dem Toilettengang (um entzündlichen Darminfektionen vorzubeugen)
  • Bei der Verwendung von Desinfektionsmitteln können sich Resistenzen bilden, die noch weitaus gefährlicher sein können, als ihre Vorgänger
  • Bei zu hohem Säure- oder Laugengehalt kann es zu Verätzungen der Hände, aber auch der Schleimhäute durch das Einatmen der Dämpfe kommen.

Bitte beachten Sie dabei auch die Herstellerangaben: Essig-Essenzen beispielsweise greifen Bade- oder Spültisch-Armaturen an!

Zuletzt möchte ich noch eine sehr interessante Theorie vorstellen:

Als Kind wusste ich, dass der Samstag der grosse Putztag war. Da mussten auch wir Kinder richtig anpacken. Auch eine meiner Lebensgefährtinnen hielt es so – zwar nicht unbedingt am Samstag, aber dennoch alles an einem Tag! Das ist ein grosser psychischer Klotz, der das Saubermachen irgendwann zum Halse raushängen lässt. Das Putzkonzept „Simply Clean“ (Erfinderin: Becky Rapinchuk) entspricht auch meiner Einstellung, wenn ich vor grossen Projekten stehe: Jeden Tag nur soweit ich will, ansonsten lerne ich mir eine Abscheu vor der Arbeit an. In diesem heutigen Content heisst dies: Täglich 10-15 min Putzen – das schafft auch einen freien Samstag für die Familie! Jeden Tag – vor oder nach der Arbeit – etwas Putzen nach einen genauen Plan und das Haus ist super sauber ohne grosse, zumeist gehasste Putztage! Hat man sich erstmal dran gewöhnt, so greift man sogar gerne zum Wischtuch. Im Plan sollte vermerkt werden, was jeden Tag (Betten machen,…), wöchentlich (Staubsaugen,…) oder monatlich (Backofenreinigung,…) gemacht werden sollte. Jeden Tag etwas, gibt am Ende auch ein Ganzes – und um genau das geht es ja!

Übrigens: Zum Putzen verwende ich meine Lieblingsmusik – ein kleines bisschen lauter als Zimmerlautstärke, damit ich mitsingen kann (wenn nicht ausgerechnet in den frühen Morgenstunden!)!

PS: Etwaige in diesem Blog enthaltenen Markennamen wurden nicht finanziell abgegolten und als Product-Placement in den Text eingefügt! Der Autor der Zeilen erhielt keinen müden Cent dafür!

Lesetipps:

.) Sind wir noch ganz sauber?; Hanne Tügel; Edel Books 2019

.) Simply Clean; Becky Rapinchuk; Unimedia 2019

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