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Lasst uns auf die Strasse gehen, bevor wir dort enden!

Der Kapitalismus – viele haben in der Vergangenheit und Gegenwart an ihm verdient, ihn verehrt und ihn als Gottheit in höhere Sphären gehoben! Sie sind jetzt die grossen Strippenzieher im Hintergrund und bestimmen, wohin der Hase läuft! Diejenigen, die nach wie vor gegen ihn anzukämpfen versuchen, dürften seit der Oktoberrevolution im Jahre 1917 in Russland etwas verpasst haben. Denn dort, wo jetzt Hammer und Sichel hochgehalten werden, regiert der Kapitalismus in Reinkultur. Wes-halb sind denn die Rubel der russischen Oligarchen vor der russischen Invasion in der Ukraine im Westen dermassen beliebt gewesen? Weshalb hat Fidel Castro sein Land dem Fremdenverkehr gegenüber öffnen müssen? Für die Ausbeuter, die sich einen Urlaub im Ausland leisten können. Weshalb droht Nordkorea seit Jahren mit der Atombombe, deren Finanzierung ohne die Erdöl-Millionen aus dem Iran gar nicht machbar wäre? Das treue Volk jedoch hungert sich zu Tode. Und die vielen Luxusvillen und -limousinen in China? Jene, die sich nach wie vor gegen den Kapitalismus verschliessen, sind realitätsfremd! Wirklich???

Denn – seit damals die Immobilienblase in den USA platzte und damit die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten auslöste bzw. mit dem Beginn des Ukraine-Krieges – seit damals hat die immer wieder auf-tauchende Fratze einen Namen bekommen: Armut! Nichts also mit den kantigen Gesichtszügen eines Kommunisten. Durch die Finanzkrise und den Krieg in Europa wurde eines klar: Immer mehr schlittert auch der gutsituierte Mittelstand in den Abgrund. Familien mit Auto(s), Haus und etwas auf der hohen Kante werden von einem Tag auf den anderen zu Sozialhilfeempfängern. Den Spekulanten jedoch entlockt dies gerade mal ein müdes Lächeln. Hier zählt nur Gewinn, Gewinn und Gewinn in einer ständig steigenden Kurve. Denn: Gleichstand bedeutet Stillstand! Die Gier nach immer mehr wird immer grösser. Dabei kann auf das Schicksal Einzelner partout keine Rücksicht genommen werden – Kollateralschaden! Beginnt beim kleinen Fliessbandarbeiter, der wegrationalisiert wird, und endet beim mittleren Manager, der Zahlen nicht mehr erfüllen kann. Und die Banken spielen fleissig mit! Kein Wunder, ist doch damit sehr leicht Geld zu verdienen. Allerdings wird auch immer wieder so mancher Banker dabei erwischt, wie er hohe Beträge in Risiko-Anlagen investiert. Solange dies Rendite abwirft, ist er der Gefeierte, der Star unter den Anlegern, der potente Stier. Doch wenn auch hier die Blase platzt, ist der vorher Hoch-gelobte plötzlich der Buhmann, der Loser, der sich ständig bückende Bär! Doch mir stellt sich eine ganz andere Frage: Wie kann man Geld, das einem zur Verwahrung übertragen wird, in riskante Geschäfte investieren?! In einem der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Fall wurde in Frankfurt ein hochrangiger Banker von seinem Arbeitgeber gekündigt, da er sich geweigert hatte, solche Risiko-Geschäfte zu genehmigen. In mehreren Städten in Deutschland und Österreich wurde gar mit Steuergeldern spekuliert!

Die Occupy-Bewegung hat das erkannt und zum ersten grossen Protest aufgerufen. Mit „Occupy Wall Street“ wurde am 15. Oktober 2011 der weltweit grösste Protest in der Geschichte der Menschheit ausgelöst. Was anfänglich gegen die Banker und Spekulanten gerichtet war, setzte sich in Spanien fort und löste den Arabischen Frühling aus! Es war das erste wirkliche Aufbegehren „normaler Menschen“: Vom Studenten über den Lehrer bis hin zum Kleinunternehmer – ein buntes Sammelsurium aus allen Bevölkerungsschichten. Doch gebracht hat es leider rein gar nichts. Weder in den USA noch in den nordafrikanischen Staaten bzw. Ländern des Nahen Ostens! Nach wie vor wird spekuliert und gewettet, die alten Machthaber sind durch neue abgelöst worden, die zumeist nicht besser sind als ihre Vorgänger. Jetzt in der „Gierflation“ der Konzerne wird vielen bewusst: Die Menschen damals hatten vollkommen recht, doch wurden ihre Rufe nicht oder zu wenig gehört.

Und die Wetten laufen weiter und weiter! Moralische Grenzen? Negativ! Sogar auf das Ableben von Prominenten wird gewettet! Dies meinte ein ehemaliger hochrangiger Banker einer eidgenössischen Grossbank!

Bei solchen und ähnlichen Meldungen muss man sich ernsthaft fragen: Soll ich meine mühsam abgezwackten Cents noch länger auf der Bank ruhen lassen? Banken werden zu Wettbüros, ihre Investment-Abteilungen zu Buchmachern. Solange sich dabei die Reichen selbst die finanziellen Wasserköpfe einschlagen, ist dies zwar unmoralisch, jedoch geht es uns Normalos nichts an. Mischen allerdings auch die Banken selbst mit, dann geschehen solche Sachen wie bei den Lehman Brothers, der Hypo Real Estate oder Hypo Alpe Adria – ja auch wie bei Goldman Sachs!

Und die verantwortlichen Banker kassieren trotzdem Provisionen, die zumeist höher ausfallen als ihr ohnedies sehr mageres Jahres-Salär! Bei Erfolg – aber auch Misserfolg! Hier zumindest hat nun die Politik einen Riegel vorgeschoben. Die Provisionen dürfen eine gewisse Grenze nicht überschreiten, zudem müssen die Aufsichtsräte darüber in Kenntnis gesetzt werden! Und: Banker, die einen Bock geschossen haben, dürfen auch strafrechtlich verfolgt werden! Das gilt jedoch nicht für Konzern-manager, die sich derzeit den goldenen Reibach verdienen. Nur sehr langsam setzt sich Justizia in Bewegung und lässt prüfen, ob es bei diesen immens hohen Preissteigerungen zu Preisabsprachen oder gar Wucher – oh Verzeihung: Unverhältnismässigen Preissteigerungen – kam. Apropos Strafrecht: Es gab in längst vergessenen Zeiten mal den Ausdruck der „betrügerischen Krida“. Dies gilt aber selbstverständlich nur für die kleinen, niemals für die grossen Fische. Und apropos: Aufsichts-rat! Offenbar eine recht lustige Runde der unterschiedlichsten Wirt-schaftstiger, die sich über alles unterhalten, nicht jedoch über das, was sie eigentlich beaufsichtigen sollten. Wie sind ansonsten solche Milliardendebakel wie etwa bei der Crédit Suisse zu erklären? Aber – man muss diesen Damen und Herren Hochachtung zukommen lassen. Schliesslich sind sie offenbar dermassen wertvoll, dass sie zumeist in mehreren Aufsichtsräten sitzen. Somit können sie sich nicht wirklich um jede Kleinigkeit, wie beispielsweise die Investmentpraktiken oder Boni ihrer Manager kümmern! In vielen börsennotierten Unternehmen alsdann schlichtweg ein Oxymoron!

Möchten Sie als Kleinsparer nun gegen solche Vorgehensweisen protes-tieren und einen Bankenwechsel durchführen, so haben Sie sich in den Finger geschnitten. Konsumentenschützer betonen immer wieder, dass dies beim ersten Anlauf funktioniert hätte. Und das obwohl die Geld-institute sich Selbstregulierungsmassnahmen auferlegt haben, die aber allen Anscheins gescheitert sind. Deshalb hat vor einigen Jahren Brüssel eingegriffen. Eine Richtlinie sieht vor, dass sich hierum die neue Bank zu kümmern hat. Binnen 15 Tage (im Inland) muss ein solcher Wechsel vonstatten gehen. Zudem wird Kostentransparenz angestrebt, sodass jeder im Vorfeld genau über den Dschungel an Gebühren bescheid weiss.

In diesen Tagen jedoch geht ständig wieder das Volk auf die Strasse – logisch, können sich doch viele trotz Vollzeit-Arbeit das Leben mit der bereits erwähnten Gierflation, der Inflation und der ständig steigenden Kreditzinsen nicht mehr leisten. Damit stehen viele von Ihnen vor dem tatsächlichen Aus. Da ändert auch eine Lohnanpassung unter der Inflationsrate nichts mehr.

Aus Occupy wurde das Bündnis „Blockupy“. Seither stecken ganz andere Kaliber dahinter. Wollten sich damals Gewerkschaften, NGOs und auch Parteien noch nicht federführend den Protesten anschliessen, um nicht in den Dunstkreis linksradikaler Dauerprotestler zu gelangen, so haben sich schon vor Jahren 90 Organisationen (von Ver.di über Die Linkspartei bis hin zu Anti-Globalisierungs- und Tierschutzvereinigungen) zusammen-geschlossen und zum Protest aufgerufen. Täglich werden es mehr! Den Beginn machte damals eine Protestaktion von 20.000 Menschen im Bankenviertel Frankfurts. Ähnliche Proteste finden auch heute noch regelmässig statt. Sie werden ergänzt durch die Streikaktionen der Gewerkschaften. Übrigens: Damals reagierte das Frankfurter Rathaus ebenso wie die Kollegen in New York zuvor: Hektisch. Die Innenstadt wurde hermetisch abgesperrt, Kundgebungen verboten und Verhaftungen durchgeführt bzw. Platzverweise erteilt. Damit wurde die Mainmetropole weltweit zur Lachnummer, da die Abschlusskundgebung friedlich verlief. Klar – auch das Gegenteil hätte wohl der Fall sein können.

Man sollte meinen, dass die Verantwortlichen, gegen die sich diese Proteste richten, dazu gelernt hätten – doch gleicht es Don Quichotes Kampf gegen die Windmühlen. Frankfurt, ein Aushängeschild für den Kapitalismus? Für die Banken allemal! Dort und auch in den anderen Hochhäusern der Konzernzentralen sitzen jene, die mitverantwortlich sind für die derzeitige Situation: Immer mehr Rendite, immer mehr Macht! Während den Menschen nicht nur in den Krisenländern sondern auch hierzulande das Wasser bis zum Halse steht, bedienen sich v.a. die Energiekonzerne aus dem Staatssäckel wie kein anderer. Beispiel? Als die Strompreisbremse bekannt wurde, erhöhten noch viele Anbieter rasch die Preise, damit sie möglichst weit über der Grenze der Preisbremse zum Stehen kamen. Sie erhalten nämlich einen nicht unwesentlichen Teil davon aus der Steuergeldkasse.

Ein Mittel dagegen: Gewinnabschöpfung! Viele der geld- und machthungrigen CEOs dürften wohl gefehlt haben, als in der Schule die Begriffe „Moral“ und „Ethik“ besprochen wurden. Zurück zu den Hoch-risiko-Geschäften der Banken: Nach europäischem Gesetz sollen nun die riskanten Investment-Geschäfte in einem eigenen Tochterunternehmen der Banken geführt werden. Geht das den Bach runter, sollte davon nicht gleich das gesamte Geldinstitut betroffen sein.

Konnten vor der Pandemie und dem russischen Aggressionskrieg viele hierzulande mit dem Wort „Krise“ nichts anfangen, so ist dies so manchem inzwischen bewusst geworden, nicht nur jenen, die ihren Job dadurch verloren haben: Wenn Frau oder Mann von einem Tag auf den anderen nicht mehr weiss, wie die Rechnungen bezahlt werden sollen. Auch wenn solche Gusto-Stückerln wie der 55 Zoll Plasma-Bildschirm („Hartz IV-Volksempfänger“) nicht angeschafft wurden oder vielleicht die Erinnerungen an den letzten Urlaub vor fünf Jahren langsam verblassen! Doch sollte Blockupy durchaus unterstützt werden. Denn hier geht es um die Inhalte. Inhalte, die viele bereits aus ihrem Fokus verloren haben oder einfach damit nicht mehr umgehen können. Treffen kann es nämlich jeden von uns. Und dann fährt die grosse Walze einfach drüber – ohne Rücksicht auf Verluste.

Bei einigen Protestmärschen ist die Nervosität der Exekutive durchaus verständlich, mischen sich doch immer wieder gewaltbereite, haupt-berufliche Schlägertrupps von rechts und links (wie etwa der sog. „Schwarze Block“ der Autonomen Antifa) unter die ansonsten friedlichen Demonstranten. Die Organisatoren sollten sich deshalb klar im Vorfeld von diesen distanzieren und bei Problemen die Krawallmacher exponiert stehen lassen.

Auch in vielen anderen EU-Ländern sind dieselben Bilder zu sehen. Zwangsräumungen der Wohnungen, da die Menschen die Mieten oder Kredite nicht mehr bezahlen können, Pfändungen, steigende Privat-konkurse („Schuldenregulierungsverfahren“), …! Blockupy sollte also durchaus ernst genommen werden. Zumindest tun dies inzwischen nicht nur die Verwaltungsrichter.

Angesichts solcher Tatsachen bedarf es keines Kommunismuses oder Marxismuses, um gegen das Establishment aufzubegehren. Schliesslich könnte ich ja der Nächste auf der Liste sein. Und eventuell Erspartes ist schneller weg als man es sich versieht.

Doch zuletzt nochmals zurück zum eigentlichen Übel: Der Tatsache, dass Menschen mit ihrer Pension oder ihrem Lohn nicht leben können, auf öffentliche Zuschüsse angewiesen sind, während Konzerne und Banken vor lauter Überfluss nicht mehr wissen wohin mit der Kohle. So machte Elon Musk die lächerliche Summe von 44 Milliarden Dollar flüssig (ca. die Hälfte davon kam von Banken), um Twitter aufzukaufen und der Welt zu zeigen, wer der wirkliche Boss ist. Oder Investor Warren Buffet vor einigen Jahren mit seiner Übernahme des Ketchup-Giganten Heinz – läppische 23 Milliarden US-Dollar war ihm dies wert. Im selben Jahr übrigens hat er noch weitere 25 Unternehmen übernommen. Im Jahr darauf wurde NV Energy für schlappe 5,6 Milliarden in die Buffet-Familie eingegliedert. Einer der ganz Reichen, der nicht mehr weiss, was er noch zukaufen soll.

Schon seit Jahren übrigens Usus: Weltkonzerne erzielen rote Zahlen – in den USA ein gar dermassen grosses Minus, sodass sie staatlich subventioniert werden. Dadurch müssen sie weitaus weniger Steuern bezahlen. Die Gewinne jedoch werden in den Steuerparadiesen offshore gemacht. Heimische Banken dienen hierfür als „Buchungscenter“. In diesem Zusammenhang fielen auch drei Namen: Ein Möbelhaus aus Schweden, eine Suchmaschine und eine Kaffeehaus-Kette aus den USA. Letztere übrigens betreibt alleine in Grossbritannien unheimlich viele Filialen, die jedoch stets tiefrote Zahlen schreiben. Trotzdem kommen immer mehr Standorte hinzu! Im Vergleich: Diese zweitgrösste Gastro-Kette der Welt erzielt immer wieder nur auf britischen Inseln Umsätze in Milliarden-Höhe!

Andere stecken das Geld, das sie nicht brauchen in riskante Anlagen. Binnen kürzester Zeit kann hier viel Geld gewonnen, aber auch alles wieder verloren werden. Mit dem Wort „Hedging“ – also Risikoab-sicherungstaktiken – hat dies beileibe nichts zu tun. Hedgefonds sind meist an Offshore-Firmenplätzen zu finden. In einem Geflecht von Finanzstrategien und -instrumenten ist es selbst für Fachleute meist schwer, hier durchzublicken. Im Mittelpunkt stehen u.a. Derivate und Leerkäufe. Die Idee zu diesen Fonds hatte anno 1949 Alfred-Winslow Jones. Er verkaufte Aktien leer, um sie wenig später wieder zu einem geringeren Preis zurückzukaufen. Den Gewinn investierte er in sichere, steigende Aktien. Detaillierter möchte ich hier in die Sache gar nicht eintauchen. Wenn dies Privatpersonen mit ihrem eigenen Geld machen, sollte gemäss des Mottos „Selber schuld!“ niemand etwas dagegen haben. Auch wenn sie ihre nicht vorhandenen Rechte bei Verlustgeschäften vor Gericht einklagen wollen!!! Beteiligen sich jedoch Geldverwalter wie Banken, Finanzdienstleister, … daran, so ist dies moralisch mehr als verwerflich. Schliesslich wird hier das Geld der Sparer riskiert, die dies gar nicht beeinspruchen können. Es gilt: Wenn es der Sparer/Anleger wünscht – selbst schuld. Doch wird dabei auch mit dem Ersparten von Mindestrentnern gefeilscht. Und dies ist – nach meinem Rechtsver-ständnis – strafrechtlich auf das Härteste zu verfolgen und abzuurteilen. Denn schlussendlich hat der Sparer auch nichts davon, wenn Gewinne erzielt werden. Sein Geld arbeitet dann zwar (Lieblingssatz meines Bank-Kundenbetreuers) – doch leider nicht für ihn! Und wird er über seine Steuergelder sogar ein zweites Mal zur Kasse gebeten. Und Irgendwo in seinem Penthouse sitzt der Spekulant und verspielt das Geld, das tausende Kleinsparer ihr Leben lang zusammengetragen haben, während eines Augenzwinkerns!

Ist das Leben nicht herrlich???

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