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Wildkräuter – Aus Omas Küche

Die Zeiten ändern sich: Wusste Grossmuttern in früheren Zeiten für jedes Plesierchen ein Hausmittel, so greift man heutzutage auf zumeist chemische Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel zurück, die nicht selten ebenfalls chemisch produziert wurden und viel Geld kosten.

Über heimisches Superfood habe ich an dieser Stelle ja bereits berichtet. Dafür braucht es nicht wirklich Früchte oder Gemüse aus allen Ecken dieser Erde, mit tausenden Kilometern auf dem Buckel. Doch leider noch zuhauf unterbewertet sind die Kräuter! Und insbesondere Wildkräuter, die man zumeist während eines Spazierganges fast direkt vor der Haustüre finden kann. Und das beinahe zu jeder Jahreszeit. Deshalb möchte ich heute gemeinsam mit Ihnen in die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) hineinschnuppern.

Die TEM kennt vier Charaktertypen:

– den Choleriker

– den Melancholiker

– den Phlegmatiker

– den Sanguiniker

Während die ersten drei Typen wohl jedem geläufig sein dürften. handelt es sich beim Sanguiniker um das lebenslustige, kreative und voller Taten-drang steckende Temperament. Unter “Sanguis” versteht man die Kraft des Blutes. Dies kann verglichen werden mit dem Chlorophyll der grünen Pflanzen. Es wird in der Photosynthese gebildet und ist für die grüne Farbe der Pflanzen verantwortlich. Doch nicht nur dies: Chlorophyll besitzt antioxidative Eigenschaften, beugt durch Freie Radikale verur-sachten Zellschäden vor und überbrückt einen etwaigen Eisen- bzw. Magnesiummangel. Besonders viel des Chlorophylls enthalten grüne Wildkräuter. Jener Mensch, der besonders viel des Chlorophylls vornehm-lich durch solche Wildkräuter oder grünes Gemüse zu sich nimmt, beugt dadurch vielen Krankheiten vor und trägt in ganz entscheidendem Maße seinem Wohlbefinden bei. So unterstützt es nicht nur den Blutaufbau, sondern beinhaltet Carotinoide und Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballast- und Nährstoffe sowie die angesprochenen Antioxidantien. Und ja – auch die grüne Farbe zeigt ihre Wirkung! Das wusste bereits Hildegard von Bingen: Grün wirkt beruhigend und fördert die Konzentration.

Bevor Sie nun hinaus in die Natur gehen um zu ernten, gibt es noch einen ausserordentlich wichtigen Tipp: Meiden Sie Kräuter von gedüngten Wiesen, entlang von Strassen oder auf Hunde-Gassirouten. Vor dem Gebrauch sollten sie stets ordentlich gewaschen und trockengeschleudert werden!

Und damit anhand einiger weniger Beispiele mitten hinein in’s Detail!

.) Löwenzahn

Das Bitterkraut ist ein wahres Gesundheitstonikum für den menschlichen Körper. So regen die Bitterstoffe den Gallenfluss und die Leber an (toni-sierend). Hierdurch beginnt die Entgiftung aufgrund des Abbaus der Stoffwechselendprodukte. Die Verdauung (v.a. Fettverdauung) wird ange-regt, die Mineralstoffe wirken zudem entwässernd. Geht es der Ver-dauung gut, steigt auch die Laune des Betroffenen oder haben Sie schon mal einen lebenslustigen Menschen mit Magen-Darm-Problemen gesehen? Löwenzahn ist besonders empfehlenswert bei chronischen Leberentzündungen, Problemen mit der Bauchspeicheldrüse, Störungen der Milz, Diabetes und nicht zuletzt ständiger Abgeschlagenheit.

.) Gänseblümchen

Naturmediziner bezeichnen das Gänseblümchen gerne als “Immun-Booster”, da es viele Stoffe enthält, die das menschliche Immunsystem ankurbeln. Daneben fördert es den Stoffwechsel und wirkt appetit-anregend. Die Blüten können getrocknet und als Tee getrunken werden. Zur Blütezeit können sie frisch über Salate oder Suppen verteilt werden, damit auch das Auge etwas davon hat. Übrigens: Schliesst das Gänse-blümchen die Knospen, wird es Regen geben.

.) Brennessel

Hier ist Fingerspitzengefühl erforderlich – ansonsten wird es sehr schmerzhaft (die Brennhaare verursachen Quaddeln). Meist wird die Brennessel als Unkraut mit dem Drimmer weggeschnitten. Ein grosser Fehler! So hilft sie nicht nur im Garten als Schädlingsfeind, sondern auch beim Menschen. Die Pflanze wirkt blutreinigend, entgiftend und ent-wässernd und regt die Verdauung an. Das bewirken die Flavonoiden, die die Pflanze in grosser Menge besitzt. Schon im Mittelalter wurden die Samen für das besondere Wohlempfinden in so manchem Schlafzimmer verwendet.

.) Schafgarbe

In früheren Zeiten nannte man sie aufgrund ihres Aussehens auch „Augenbrauen der Venus“. Sie wächst bevorzugt am Wegesrand und auf Wiesen. Schon unsere UrUrUr…-Grosseltern wussten ihre Heilwirkung zu schätzen. So wirkt sie entzündungshemmend, krampflösend und anti-septisch. Daneben ist die Schafgarbe eine Wohltat für den Verdauungs-trakt: Verdauungsfördernd, stoffwechselanregend, harntreibend. Die ätherischen Öle bewirken, dass Gase, die bei der Verdauung entstehen, rasch entweichen können.

.) Johanniskraut

An Weg- und Waldesrändern fühlt sich das Johanniskraut so richtig wohl. Um es von anderen Pflanzen zu unterscheiden: Die Finger verfärben sich rot, wenn man die Blüten zerquetscht! Dafür verantwortlich ist der Inhaltsstoff Hypericin. Er beeinflusst vornehmlich die Stimmung des Menschen und wird deshalb therapiebegleitend bei Depressionen einge-setzt. Negativ: Es beeinflusst auch die Lichtempfindlichkeit! Deshalb: Vorsicht vor direkter Sonne, sollten Sie eine entsprechende Behandlung mit Johanniskraut durchführen.

.) Brombeerblätter

Die Brombeere ist ein Strauch, gehört somit nicht zu den Wildkräutern. Der Vollständigkeit halber möchte ich sie in diesem Zusammenhang aber nicht unerwähnt lassen. Durch die enthaltenen Flavonoiden, Gerbstoffe und organischen Säuren (Apfelsäure, Ascorbinsäure, Bernstein- und Zitronensäure) werden Brombeerblätter zur innerlichen Anwendung als Tee bei Durchfallerkrankungen und zur äusserlichen als Gurgelmittel bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes eingesetzt. Die Gerbstoffe wirken antibakteriell, antiviral, entzündungshemmend und zusammen-ziehend (adstringierend). Dabei übergiesst man die frischen oder getrockneten Blätter mit siedendem Wasser und lässt dies über 10 Minuten lang ziehen. Der Tee kann mehrmals am Tag getrunken werden. Ein solcher Aufguss findet auch bei Durchfallerkrankungen von Pferden, Kühen, Hunden und Kleintieren Verwendung.

Neben diesen Kräutern hatte der grossmütterliche Garten noch vieles mehr im Angebot! Das aber findet sich in den heutigen Gärten so gut wie gar nicht mehr! Hier sollte ein grosses Umdenken erfolgen: Weg von den englischen, geschniegelten Gärten, hin zu den Bauerngärten früherer Zeiten, in denen sich übrigens auch die Nützlinge unter den Insekten und die Vögel sehr wohl fühlten! Sie waren nicht nur nachhaltiger, sondern beinhalteten auch viele Pflanzen, die heute fast bereits ausgestorben scheinen!

Bleiben Sie gesund!

Hinweis:

Kräuter ersetzen nicht den Arzt, wenn Sie wirklich krank sind! Sie können begleitend oder präventiv eingesetzt werden.

Lesetipps:

.) Wildkräuter im Herbst und Winter; Janine Hissel/Riesa Rechenburg; Ulmer Verlag 2022

.) Wildkräuter vor Deiner Haustüre; Marion Reinhardt; Ars Vivendi 2022

.) Wildkräuter entdecken, erkennen und verarbeiten: Der praktische Wegbegleiter; Marjolein Holtkamp; Landwirtschaftsverlag Münster 2018

.) Wildkräuter – meine Lebensretter; Ralf Brosius; Bassermann 2022

.) Wildkräuter – bestimmen, sammeln, zubereiten; Martina Merz; Becker Joest Volk Verlag 2022

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