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Kamelreiten – NEIN DANKE!!!

†Bei Tripadvisor heisst es:

„Entspricht den Tierwohl-Richtlinien!“

Ob das tatsächlich so ist – dem werden wir heute auf den Zahn fühlen!!!

Aufmerksam wurde ich auf den Kamelmarkt von Birqash durch den Newsletter der Tierschutz-Lobbyisten von PETA.

In der Werbung der Reiseveranstalter heisst es:

„Die Kaufleute sehen ernst aus, sind in Galabiya (Tuniken) und Turbanen gekleidet und stehen in Gruppen oder sitzen auf Matten um Tabletts mit Teekannen und verhandeln über den Preis, während die Hirten die Bestien in der Schlange halten.“

(Cairo Top Tours)

„Die Bestien“?

Hier die offiziellen Werbebilder.

Tatsächlich kommen die meisten der armen Tiere zu tausenden in Kara-wanen aus dem benachbarten Sudan. Der erste Halt ist der Markt in Daraw nördlich von Assuan. Von dort aus werden die meisten der Tiere mit dem LKW nach Birqash transportiert. Bis nach Kairo sind es 636 Kilometer, Birqash liegt weitere 35 km nordwestlich von Kairo! Dass diese Fahrt keineswegs mit hiesigen Transportvorschriften und -forderungen nach Tierschutzmassnahmen vergleichbar ist, kann sich wohl jeder vor-stellen.

Wie in diesem Video zu sehen, sind die meisten Tiere abgemagert, verdreckt und teils auch verletzt. Von Wassertränken ist weit und breit nichts zu sehen. Bei PETA ist zu lesen:

„… aber der Ägypter hat zu Tieren nicht so ein romantisches und ethisches Verhältnis wie wir es gewohnt sind. Tiere sind Nutztiere und nur solange sie funktionieren erbringen sie auch ihren Nutzen. Esel, Pferde oder Kamele werden geprügelt und das ist völlig selbst-verständlich.“

Und damit endet auch das romantische Abenteuerbild für den Tourismus! Beim grössten Kamelmarkt Ägyptens gehört die Tierquälerei zur Tagesordnung. Fast alle Kamele weisen blutende Wunden auf. Schliesslich sind sie für die Einheimischen keine fühlenden Tiere sondern vielmehr Dinge, die – sofern sie in der Landwirtschaft oder dem Touristenreiten nicht mehr verwendet werden können – beim Schlachter landen. Die Beine der Tiere sind eng zusammengebunden, sodass sie sich kaum bewegen können. Manche werden schreiend vor Schmerz von LKWs oder Pickups über den Platz gezogen, andere immer wieder mit Stöcken brutalst geschlagen. Offenbar denken die Leute, die man nicht mehr als Menschen bezeichnen kann, dies amüsiere die Touristen, die den weiten Weg aus aller Welt bis nach Birqash gekommen sind. Es sind schreckliche Bilder die PETA Asia zusammengetragen hat!

Als ich die folgenden drei Videos erstmals sah, kamen mir die Tränen!

ACHTUNG: Die Aufnahmen enthalten brutale Bilder, die durchaus verstören können!

Doch nicht nur den Kamelen wird ihr Leben zur Hölle gemacht – auch Esel und Pferde werden auf das bestialischste misshandelt:

Dieser Blog beinhaltete ausnahmsweise weniger Text, da ich denke, dass solche erschreckenden Bilder wesentlich mehr aussagen als alle Worte. Gerade aus diesem Grund empfiehlt etwa der Reiseführer Lonely Planet den Markt in Birqash nicht für Touristen.

Was kann man nun gegen diese Grausamkeiten unternehmen?

  • Reiten Sie als Ägypten-Urlauber niemals auf Kamelen, Pferden oder Eseln. Nahezu jedes Tier hat unter der Decke oder dem Sattel schwere Wunden, die zumeist entzündet sind oder noch bluten
  • Zeigen Sie diese Bilder Bekannten und Verwandten, die eine Reise nach Ägypten planen
  • Kaufen Sie keine Produkte aus Kamelhaar – es stammt zuhauf aus schrecklich ausgebeuteten Tieren
  • Unterzeichnen Sie die Petition von PETA – ich habe es soeben getan! www.peta.de/aktiv/aegypten-pferdekutschen-petition

Jede einzelne Unterschrift kann Erfolg bringen. Nach der Veröffentlichung der ersten Bilder durch PETA sollen drei Kamelhändler festgenommen worden sein. Der Gouverneur von Gizeh, Ahmed Rashed, liess Über-wachungskameras installieren, versprach ein tierärztliches Team während der Marktzeiten und eine Aufklärung über den richtigen Umgang mit Tieren. Wie die erneuten Bilder aufzeigen, geschah freilich nicht wirklich viel!

Links:

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So manches Privathaus würde abgerissen werden

All jene unter Ihnen, die sich während der Feiertage nicht vollends vom weihnachtlichen Glanz haben blenden lassen, werden die Tagesschlag-zeile in den Nachrichten mitverfolgt haben: Frankreich will am Atomstrom festhalten, die EU will ihn künftig gar als „klimafreundlich“ und somit nachhaltig bezeichnen, sofern sie den aktuellsten Standards entsprechen und bis 2050 eine Entsorgungsanlage für hochradioaktiven Abfall errichtet wird. Das stösst v.a. dem Nachbarn Deutschland mehr als sauer auf – wird doch hier an einer atomfreien Zukunft gearbeitet – ebenso wie in Österreich seit jeher. Alsdann wurde am 31. Dezember 2021 der letzte Block des Siedewasser-AKWs Grundremmingen abgeschaltet. Bundes-umweltministerin Steffie Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) meint durchaus zurecht, dass eine Technik, die gefährliche Abfälle hinterlasse, niemals nachhaltig sein könne! Aber auch aus dem Alpenland gibt es keine guten Worte hierfür, ist es doch förmlich umringt von Schrottmeilern – die meisten davon noch nach sowjetischer Bauart. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat unterdessen mit aller Vehemenz betont, dass sein Land die gesteckten CO2-Ziele nur mit der Hilfe der Atomkraft schaffen werde. Gesagt getan versprach er gleich darauf eine Milliarde Euro für die Kernkraft und den Bau neuer Reaktoren. Anbieter Électricité de France SA (EDF) nahm ihn beim Wort und legte die Pläne für sechs weitere Druck-wasserreaktoren auf den Tisch. Es wird also weitergehen in Frankreich.
Klimafreundlich? Unter Umständen, doch wird zu warmes Wasser in die Flüsse abgeleitet. Nachhaltig? Keineswegs, braucht doch der dabei ent-stehende, strahlende Atommüll mehrere tausend Jahre bis zur Halb-wertszeit.

Die Katastrophe von Fukushima liess die deutsche Kanzlerin eine 180-Grad-Kehrtwende beschreiten – ähnlich wie jenes kleine Flüchtlings-mädchen, das erstmals öffentlich im Fernsehen Emotionen bei Frau Merkel aufkommen liess. Danach folgte das allseits bekannte „Wir schaffen das!“. Doch Deutschland kann atomfrei planen – so lange die Nachbarn nicht mitmachen, erscheint alles eher sinnlos. So stehen rund um deutschen Boden nicht weniger als neun Kernkraftwerke mit ins-gesamt 20 Reaktoren – innerhalb von gerade Mal 100 Kilometer nach der Grenze. 100 Kilometer – ein Klacks für eine atomar verseuchte Staub-wolke. Wer damals den Super-Gau von Tschernobyl am 26. April 1986 miterlebt hat, wird sich noch erinnern können, wie es ist, wenn aufgrund des kontaminierten Fallouts die Kinder nicht in den Sandkisten spielen und keine selbstgesammelten Pilze oder Wildfleisch verzehrt werden darf. Dabei liegt der Katastrophenort 1.044 km von Wien und 1.147 km von Berlin entfernt. Tihange im benachbarten Belgien aber ist eines dieser 100-km-AKWs. Die Meiler befinden sich rund 70 km von Aachen ent-fernt. Sollte also aufgrund eines Defektes oder Unfalles Radioaktivität austreten, so gehören die beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit zu den ersten, die davon betroffen wären. Utopie? In keinster Weise – bei dieser Bausubstanz und dem Stand der Technik. So berichtete etwa die Tagesschau 2015 über einen Brand im Reaktorblock 1. Es war zwar ein Feuer im nicht-nuklearen Bereich, doch sollte dies nicht auf die leichte Schulter genommen werden: Der Block hat sich sofort automatisch selbst abgeschaltet, eine Gefahr soll nicht bestanden haben, versucht die Betreiberfirma Electrabel zu beruhigen. Erst kurz zuvor war – trotz grossem Protest aus Deutschland, der Reaktor-Block 2 wieder hochgefahren. Dieser sorgte 2012/2013 für sehr grossen Unmut, als tausende Risse im Reaktor-Druckbehälter sowie Erosionen an der Stahlbeton-Hülle festgestellt wurden – ebenso übrigens wie im 2. Schrottmeiler Belgiens, Doel-3! Im Reaktor 2 gab es immer wieder Probleme in den Jahren 1983, 1990, 2018 und 2019. Daneben wurde im Oktober 2014 bekannt, dass zwischen 2009 und 2012 ein polizei-bekannter Dschihadist dort gearbeitet hatte – als Techniker im Hoch-sicherheitsbereich. Die Druck-Behälter sind in den 70er-Jahren durch das niederländische Unternehmen Rotterdam Drydock geliefert worden, das inzwischen nicht mehr am Markt tätig ist. Baugleiche Typen standen auch in Deutschland (Philippsburg I und Brunsbüttel – beide sind inzwischen stillgelegt), den USA und der Schweiz. 2013 bekundete selbst die Atomaufsicht AFCN Bedenken gegen ein erneutes Hochfahren des Reaktors. Dennoch wurde es immer wieder ans Netz genommen.

Apropos Schweiz – auch bei den Eidgenossen stehen mehrere Schrott-meiler. So kommt es beispielsweise im regelmässigen Abstand von zwei Jahren zu Zwischenfällen am AKW Leibstadt, die jedoch zumeist auf menschlichen Fehlern beruhen. Anders zeigt sich da schon das AKW Gösgen bei Däniken. Rund 60 km von der deutschen und 200 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, kommt es hier immer wieder zu Zwischenfällen. einmal waren es zwei Ventile, die zu einer Schnell-abschaltung führten, ein anderes Mal eine nicht absperrbare „Speise-wasserleckage“ an einer Messleitung. Die zweitägige Reparatur verur-sachte einen Produktionsausfall von 57 Mio Kilowattstunden. Rund ein halbes Jahr später führte im selben Jahr 2019 ein Kurzschluss in der Schaltanlage zu einer zweiwöchigen Abschaltung, da ein Transformator gewechselt werden musste (Produktionsausfall: 409 Mio kWh). Das AKW Gösgen sei jedoch nach Angaben von Verwaltungsratspräsident Michael Wider in gutem Zustand und solle noch weitere 20 Jahre betrieben werden (Stand: 2020).
Diese Simulation zeigt die Auswirkungen bei einem möglichen Zwischenfall in Supergau-Grösse des inzwischen stillgelegten AKWs Mühleberg – ebenfalls nicht weit von der deutschen und österreichischen Grenze entfernt:

Auch das zweite Alt-AKW Beznau sorgt für grosse Bedenken: „…eines der gefährlichsten Atomkraftwerke der Welt“! Im Jahre 1969 erbaut befindet sich das AKW nur sechs Kilometer von der deutschen und 111 km von der österreichischen Grenze entfernt. Block 1 war der erste Atommeiler der Schweiz. Im Vergleich zu Mühleberg bestellte der Betreiber NOK (Nord-ostschweizerische Kraftwerke AG) Druckwasser-Reaktoren bei Westing-house aus den USA, ausgestattet mit Turbosätzen der Firma Brown, Boverie & Cie (BBC). Bereits beim Hochfahren des ersten Reaktors gab es Probleme mit der Abdichtung des Primärkreislaufes, mit den Wellen-abdichtungen der Pumpen, der Absauganlage im Sicherheitsbehälter etc. Zudem griff borisiertes Wasser die galvanisierten Schalungsbleche an. Eine Sanierung folgte. Und so ganz nebenbei wurde das Warmwasser, nachdem beide Blöcke den Vollbetrieb aufgenommen hatten, kurz vor deren Mündung in den Rhein in die Aare eingeleitet. Die Folge: Eine Überwärmung des Flusses. Die Serie an Zwischenfällen riss in all den Jahren nicht ab. Erste Korrosionserscheinungen am Block 1 wurden an den Dampferzeugern bereits 1971 festgestellt. „Der Tagesanzeiger“ berichtete 2016 von nahezu tausend Löchern im Reaktor-Stahl von Block 1 („Einschlüsse“). Nicht nur Mikro-Löcher – manche haben einen Durchmesser von bis zu einem halben Zentimeter. Daneben ist die Reaktorummantelung spröde geworden. Beznau hat an sich eine unbefristete Betriebsgenehmigung erhalten – beide Blöcke sollen 2030 abgeschaltet werden. Kommt in der Schweiz das dienstälteste, noch in Betrieb befindliche Kernkraftwerk zur Sprache, so weiss der Eidgenosse durchaus mit dem Ausdruck „Technikmuseum Beznau“ etwas anzu-fangen. Die Kernkraft-Gegner schreien indes immer lauter auf: Beznau gibt während des laufenden Betriebes krebserregende Strahlung ab. Etwa in Form des Kühlwassers der Aare, die dadurch mit Tritium kontaminiert wird. Bei einem Störfall sind hunderttausende Menschen betroffen – riesige Gebiete auf Dauer unbewohnbar! Die Schweiz übrigens zur Gänze! Trotz alledem erhielt das Kernkraftwerk Beznau im Jahre 2001 das ISO-Zertifikat 14001 – ein Hohn gegenüber der Zertifizierungspraxis. Seit 1995 gab es insgesamt 128 meldepflichtige Vorkommnisse!

Nur einen guten Kilometer westlich der deutsch-französischen Grenze befindet sich das älteste französische Kernkraftwerk Fessenheim. Die beiden Druckwasserreaktoren sollten eigentlich Ende 2016 stillgelegt werden, auch sie wurden durch die US-Amerikaner Westinghouse geliefert und gingen 1977 in Betrieb. Beide Blöcke dieses Schrottmeilers wurden gottlob im Jahr 2020 abgeschaltet. Doch verweilen wir noch etwas in Frankreich, das diskussionslos auch weiterhin auf die Atomkraft setzt. Im Januar dieses Jahres waren insgesamt zehn von 56 AKWs nicht am Netz. Darunter auch jene in Penly/Normandie und Civaux/Nouvelle Aquitaine sowie Chooz/Grand Est. Nach Angaben der stellvertretenden Leiterin des Instituts für Strahlenschutz und Atomsicherheit (IRSN), Karine Herviou, soll es sich um Risse im Sicherheitskühlsystem bzw. Korrosions-problemen handeln.
Das alles aber ist vergleichbar harmlos, betrachtet man sich die Vorkommnisse rund um das Vorzeige-Kernkraftwerk Flamanville/ Normandie. Im Jahr beschloss die zum grössten Teil im Staatsbesitz befindliche Electricité de France (EDF) den Ersatz des in die Jahre gekommenen Blocks 3 durch einen leistungsstarken Druckwasser-reaktors. Das Projekt wurde als „Rolls Royce du nucléaire“ in höchsten Tönen gelobt. Der Neubau sollte nach Angaben der Betreiberfirma 3,4 Milliarden Euro kosten. 15 Jahre später sprach der französische Rechnungshof von „… die eigenen Fähigkeiten und Kapazitäten überschätzt und die Kosten und ungelösten Probleme unterschätzt!“ Die tatsächlichen Kosten beliefen sich alsdann auf rund 19,1 Milliarden Euro. Aus der Inbetriebnahme im Jahr 2012 wurde … nichts! Er befindet sich nach wie vor im Bau – jetzt geplante Inbetriebnahme im Jahr 2023. „Sehr ernste Sicherheitsmängel“ haben das Ihre dazu beigetragen. So etwa fehlerhafte Schweissnähte im zentralen Reaktordruckbehälter oder einen zu hohen Kohlenstoffgehalt in der Stahldecke. Somit musste vor der Inbetriebnahme des Blocks bereits grossflächig saniert werden. Übrigens traten dieselben Probleme in Olkiluoto an der Westküste Finnlands auf, an dem auch die deutsche Siemens beteiligt ist. Ein weiterer solcher Druckwasserreaktor befindet sich im britischen Hinkley Point im Bau – geplante Inbetriebnahme 2025. Auch hier explodierten die Kosten von veranschlagten 20 auf vorerst 28,4 Milliarden Euro.

Vor einer durchaus ähnlichen Situation wie Deutschland steht auch Österreich. Im Umkreis von 150 km liegen nicht weniger als 12 Kernkraftwerke, alleine vier davon mit rund 200 km in unmittelbarer Nähe zum Ballungsraum Wien: Bohunice, Mochovce, Temelin und auch Dukovany. Ausgerechnet letzteres ist mit ca. 50 Kilometern Luftlinie zur österreichischen Grenze (zur deutschen sind es 175 km) eines der ältesten Tschechiens. Die drei anderen genannten liegen allesamt in der Slowakei. Temelin nur ca. 60 km von der österreichischen Grenze entfernt – doch wurde dieses erst im Jahr 2002 an’s Netz genommen. Sicherlich ist Dukovany im Vergleich zu den bisher angesprochenen Schrottmeilern ein Jungspund, doch zählt es zu jenen Kernkraftwerken, die nach sowjetischem Vorbild erbaut wurden. Ein Inspektor der IAEO meinte einst, dass in so manchem dieser AKWs Schalter noch mit Streichhölzern fixiert wurden! Block 1 dieses Schrottmeilers sollte eigentlich Ende 2015 vom Netz gehen (die anderen drei 2016 bzw. 2017), doch wurde die Betriebsdauer nun auf 50 bis 60 (!) Jahre verlängert. Und dies obgleich Sicherheitsvorkommnisse nahezu zur Tagesordnung gehören. Diese Druckwasserreaktoren russischer Bauart weisen einerseits viel zu geringe Wandstärken auf, andererseits fehlt ein stabiles Containment. Erwähnt man alsdann im Beisein eines Kernkraft-Experten die Worte „erdbeben-sicher“ und „gefeit gegen Flugzeugabsturze“ , so bricht dieser in ein nicht mehr enden wollendes, schallendes Gelächter aus. Zudem befindet sich das Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente ausserhalb des Sicherheitsbehälters, die Blöcke stehen (wie auch in Fukushima) zu nahe nebeneinander, die Kühltürme sind dermassen in Mitleidenschaft gezogen, dass sie extremen Wetterverhältnissen gar nicht mehr stand-halten würden. Ausserdem befindet sich auf demselben Gelände ein Endlager für schwach- und mittelaktiv-strahlenden Atommüll. Zuguter-letzt versuchen die Betreiber immer wieder Leistungserhöhungen zu erzielen. Dadurch sinken auch die Sicherheitsreserven – irgendwann wird dem gegenüber das Material nicht mehr standhalten. Ferner werden durch derartige Abbranderhöhungen auch mehr längerlebige Radio-nuklide produziert, die eine Kontamination im Störfall verstärken.

https://www.w24.at/Video/Dukovany-Hohes-Risiko-nach-Stoerfall/8239

Der Ausdruck „Bröckel-Reaktoren“ übrigens stammt nicht etwa von Kernkraftgegnern sondern nahm seinen Ursprung direkt in der Landesregierung NRWs, bei Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen). Im Hohen Haus in Berlin ist nicht selten auch von „Flick-Schusterei“ die Rede, da eine Generalsanierung oder grossflächige Reparatur wirtschaftlich zu teuer kommt und somit nicht rentabel ist.
Belgien hat nach Fukushima den Kernenergie-Ausstieg zugesagt, aller-dings nur dann, wenn andere ausreichende Energie-Reserven vorliegen. Die Schweiz – nach eigenen Aussagen das schönste und reichste Land der Erde – betreibt die ältesten und gefährlichsten Kernkraftwerke. Auch Fukushima änderte nichts an der Tatsache, dass weitere erbaut werden sollten. Doch wurde der Druck der Bevölkerung und der Nachbarn zu stark. In Deutschland sind derzeit noch sechs Kraftwerke in Betrieb – die ältesten wurden bereits abgeschaltet. Wie kurzsichtig Brüssel reagiert, ist am besten an der Milliarden-Subventionsspritze für das englische Kernkraftwerk Hinkley-Point aufzuzeigen. Weshalb Berlin in dieser Thematik nicht ebenso wie Wien Klage dagegen eingebracht hat, ist wohl nur im Bundeskanzleramt bekannt. Schliesslich ist auch in Deutschland die Atommüll-Endlagerung noch mit einem riesengrossen Fragezeichen behaftet. Ein Fass ohne Boden für deutsche Steuergelder. Ebenso übrigens wie die Sanierung von Uran-Minen. „Wismut“ im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Thüringen verschlang 6,5 Milliarden Euro! Und zudem wurde der Reaktortyp von Tschernobyl kurz vor der Katastrophe als „sicher“ erklärt! Ausserdem darf die Gefahr eines terroristischen Anschlages gerade jetzt nicht unterschätzt werden. Oder das Szenario eines Flugzeug-Absturzes! Seit Juni 2014 muss nicht mehr nur für Neubauten sondern auch für Betriebszeitenverlängerungen europaweit eine Umweltverträglichkeitsprüfung absolviert werden („Espoo-Konvention“). Allerdings sind diese zu 99 % nicht grenzüberschreitend, sodass auch die Nachbarländer eine Einspruchsmöglichkeit nutzen könnten. Atomenergie ist und bleibt eine nationale Angelegenheit!
Von 133 Kernkraftwerken in Europa gelten 62 als Hochrisikoreaktoren. Der Super-Gau von Tschernobyl hat es aufgezeigt: Bei anderer Witterung wäre die Giftwolke vielleicht gleich nach Westeuropa getrieben. Nicht auszudenken, was das für unsere Breitengrade bedeutet hätte. Voll-kommen gleichgültig also, ob ein solches Schrottkraftwerk 100 oder 200 km von der Grenze entfernt steht – bekommen die Bewohner dieser Kernzone Wind von einem schweren Störfall, so wird es für die meisten unter ihnen zu spät sein. Im August 2010 beispielsweise wurden in Fessenheim nicht weniger als 50 Kubikmeter radioaktiver Gase frei-gesetzt. Obgleich die Zerfallsaktivität nach Angaben der Autorité de sûreté nucléaire (ASN – staatliche französische Atomsicherheits- und Aufsichtsbehörde) nicht gemessen wurde, ist der Vorfall gerade mal mit INES 0 bewertet worden: „Ereignis ohne oder mit geringer sicher-heitstechnischer Bedeutung“. INES ist die Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse – sie reicht bis zum „Katastrophalen Unfall“ = INES 7! Kurz nach dem Unfall in Tschernobyl schalteten schwedische Atomkraftwerke automatisch ab, da zu hohe Strahlungswerte gemessen wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Sowjets noch gar keinen Störfall gemeldet!!!
Bei all dem sollte eine Schlagzeile nicht fehlen, die bei so manchem unter Ihnen für lautes Gelächter sorgen wird, anderen hingegen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt: 2008 bohrte im schweizerischen AKW Leibstadt ein Mitarbeiter sechs wanddurchdringende Löcher in das Primärcontainment, um daran Feuerlöscher aufzuhängen.
Tja und von „nachhaltiger Energie“ kann wohl nur dann gesprochen werden, wenn ein Rückbau zur sog. „Grünen Wiese“ erfolgt, aus dem Areal also tatsächlich wieder nicht belastete Grünfläche oder Ackerland gewonnen wird. Der Rückbau zur „braunen Wiese“ bedeutet die weitere Verwendung für industrielle Zwecke. Für den Rückbau werden mancherorts (Schweiz) Fonds bereits während der Laufzeit eingerichtet, andernorts übernimmt dies der Stromkunde oder Steuerzahler.

Lesetipps:

.) „Atomkraft – nein danke!“: Der lange Weg zum Ausstieg. Die Geschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung; Wolfgang Sternstein; Brandes & Apsel 2013
.) Kernenergie: Eine Technik für die Zukunft? (Technik im Fokus); Hrsg.: Julia Neles/Christoph Pistner; Springer 2012
.) Die Versicherung der Atomgefahr; Christoph Wehner; Wallstein Verlag 2017
.) Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft; Joachim Radkau/Lothar Hahn; oekom verlag 2013
.) Das Kreuz mit dem Atom: Die Debatte um die Kernenergie und die christlichen Grundwerte der CDU; Stefan Bürgel; LIT Verlag 2018
.) Störfall Atomkraft: Aktuelle Argumente zum Ausstieg aus der Kernenergie; Hrsg.: Ralph TH. Kappler/Karl W. Hoch/Astrid Schneider; VAS-Verlag für Akademische Schriften 2010
.) Der Traum vom eigenen Reaktor: die schweizerische Atomtechnologieentwicklung 1945-1969; Tobias Wildi; Chronos 2003

Links:

– www.bmub.bund.de
– www.umweltinstitut.org
– www.contratom.de
– www.mitwelt.org
– www.greenpeace.de
– rp.baden-wuerttemberg.de
– www.fanc.fgov.be
– www.electrabel.be/
– www.stop-tihange.org
– www.anti-akw-ac.de
– www.derbund.ch
– www.ensi.ch
– www.energiestiftung.ch
– www.bkw.ch
– www.kernenergie.ch
– www.axpo.com
– www.menschenstrom.ch
– www.nein-zu-neuen-akw.ch
– www.mesure-radioactivite.fr
– www.asn.fr
– www.irsn.fr
– www.cez.cz
– www.bmlfuw.gv.at
– www.unet.univie.ac.at
– www.global2000.at
– www.atomkraftfreiezukunft.at
– www.world-nuclear.org

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