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O sole mio – Die Mittelmeer-Küche

Verdammt – diesen heutigen Blog hätte ich mir nicht antun dürfen! Als absoluter Fan der mediterranen Küche habe ich während des Schreibens dieser Zeilen mindestens fünf Kilogramm zugenommen! Schliesslich muss ich ja austesten, was ich anpreise! Und – Studien haben bereits 2018 nachgewiesen, dass die Südeuropäer ebenfalls immer dicker werden! As time goes by – oder? Schauen wir uns das doch mal heute etwas genauer an!

Bislang vollführten Ernährungswissenschaftler und Mediziner einen wahren Freudentanz, wenn der Patient (Kunde) meinte, er habe mit der Mittelmeerkost angefangen. Kein Wunder – besteht sie doch aus viel Obst und Gemüse, wenig rotem Fleisch – dafür mehr Fisch und v.a. Olivenöl!!! Jedes einzelne für sich schon sehr empfehlenswert. Tatsächlich ist die Mittelmeer-Küche gespickt voll mit Vitalstoffen. So mancher davon senkt das Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung, Krebs und Übergewicht, möglicherweise auch Diabetes mellitus-Typ 2.

Es ist das Zusammenspiel der unterschiedlichsten folgenden Faktoren:

.) Pflanzliche Lebensmittel

Die mediterrane Küche baut auf regionalem Obst, Salaten und Gemüse auf, das nur wenig bearbeitet ist. Es wird zumeist gedünstet, gedämpft oder bleibt gar roh. Sehr häufig werden Nüsse und Samen eingearbeitet. Dadurch erhält der Körper Ballaststoffe, die einerseits wichtig für die Verdauung sind, aber auch andererseits ein vorzeitiges Sättigungsgefühl vermitteln. Zudem spielen in der mediterranen Küche einige Nacht-schattengewächse eine ganz entscheidende Rolle: Paprika, Auberginen und v.a. Tomaten. Letzteren habe ich an dieser Stelle schon einmal Tribut gezollt. Tomaten sind reich an Vitamin C, Fruchtsäuren (wie Apfel- oder Zitronensäure), Mineralstoffen (wie Kalium, Kupfer und Eisen) und sekundären Pflanzenstoffen (wie Alpha- und Betacarotin, Cryptoxanthin und Lycopin). Eine aus dem Jahr 2018 stammende, portugiesische Studie kam zu dem Ergebnis, dass der rote Farbstoff Lycopin (auch in Wasser-melonen enthalten) das stärkste Antioxidans unter den Carotinen ist. Damit können Erkrankungen (wie jene des Herz-Kreislauf-Apparates) und der Alterung vorgebeugt werden. Je nach Region wird dies alles zudem durch Hülsenfrüchten (Linsen, Bohnen, Erbsen, …), Kartoffeln, Vollkorn-reis etc. ergänzt. Daneben finden Kräuter und Gewürze Anwendung, die in der mitteleuropäischen Küche nur selten oder ganz wenig verwendet werden: Basilikum, Oregano, Salbei, Minze, Rosmarin, Thymian, Kreuz-kümmel, Ingwer und Knoblauch, um nur einige zu nennen.

.) Beilagen

Zu nahezu jedem Gericht wird Brot gereicht. Brot bedeutet, man isst weniger von den Hauptspeisen. Negativ hingegen ist, dass fast aus-schliesslich Weissbrot verwendet wird. Besser wären Sesam- oder Roggenbrot bzw. Vollkornbrot.

.) Olivenöl

Olivenöl beinhaltet eine grosse Menge an einfach ungesättigten Fett-säuren (Ölsäure etwa), aber auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren (wie die Omega-3-Fettsäuren Linolen- und Eicosapentänsäure, aber auch der Linolsäure). Diese einzigartige Zusammensetzung senkt den schlechten LDL-Cholesterin-Spiegel im Blut, wodurch sich weniger Ablagerungen in Arterien und Venen bilden und die Produktion von Triglyzeriden her-untergefahren wird. Das senkt das Risiko einer Arteriosklerose (Gefäss-Verkalkung – „Plaques“) ganz eklatant. Doch ist das noch lange nicht alles: Vitamin E und weitere sekundäre Pflanzenstoffe wirken antioxidativ. Soll heissen, dass freie Radikale im Körper gebunden bzw. bekämpft werden, die u.a. auch so manche Krebsart auslösen können. Kalt-gepresstes Öl („natives Olivenöl“) ist zwar das teurere, aber auch gesündere Öl. Es wird bei unter 27 Grad gepresst, wodurch die tem-peraturempfindlichen Inhaltsstoffe (Vitamine, Aromen, …) erhalten bleiben. Die höchste Güteklasse ist dabei „Extra Virgin Olive Oil, Güte-klasse 1“ mit einem Anteil an freien Fettsäuren von unter 0,8 Prozent. Das normale Olivenöl ist zumeist eine Mischung aus solch kaltgepresstem und raffiniertem Öl. Hier gilt es, genau auf die Verpackungsangaben zu schauen, da es in dieser Klasse keine Produktionsvorschriften gibt. Oftmals kommt es gar aus China! Olivenöl ist sehr kalorienreich (etwa 9,3 Kilokalorien pro Gramm). Deshalb sollte es in der Küche zwar regel-mässig, aber zurückhaltend verwendet werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt max. 10-15 g Öl. Ein Esslöffel Öl entspricht rund 10 Gramm. Ein Tipp zur Zubereitung: Olivenöl sollte nicht zu stark erhitzt werden, schon gar nicht das kaltgepresste (max. 180 Grad C), das eher für Salate verwendet wird. Das Geheimnis: Die unge-sättigten Fettsäuren oxidieren mit zunehmenden Temperaturen, wodurch der positive Effekt nutzlos wird. Wer trotzdem nicht auf Olivenöl beim Braten oder Anbraten verzichten will, sollte dies nur mit raffiniertem Öl machen (bis 210 Grad C) und erst kurz vor dem Anrichten das kaltgepresste hinzugeben. Dann bleiben die Aromen erhalten. Übrigens: Ist eine Flasche kaltgepresstes Öl einmal geöffnet, muss es so rasch als möglich aufgebraucht werden (innerhalb von max. drei Monaten), da die ungesättigten Fettsäuren mit dem Sauerstoff reagieren – das Öl schmeckt in weiterer Folge bitter und die gesundheitsfördernden Eigenschaften gehen verloren. Sollte das Öl im Kühlschrank gelagert werden, beginnt es auszuflocken. Das ist unbedenklich – nehmen Sie es vorzeitig vor der Verwendung aus dem Kühlschrank, dann lösen sich die Flocken von selbst.

.) Fisch

Es ist schon längst kein Geheimnis mehr, dass Fisch um ein Vielfaches gesünder ist als Schwein, Rind, Lamm, …! Vor allem das Schlagwort „Omega-3-Fettsäure“ erklärt dies seit Jahrzehnten: Langkettige, mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren. Hinzu kommen: Vitamin D, Jod, Selen,… Allerdings gilt es auch hier zu unterscheiden: Es gibt Meeres- und Süsswasserfische, fettige und weniger fettige, … Keine Angst – in der mediterranen Küche kann durchaus auch mal über die Strenge geschlagen werden und ein fetter Fisch auf den Teller kommen: Makrele, Hering oder Thunfisch. Allerdings maximal zweimal die Woche!

Rotes Fleisch von Schwein und Rind wird durch weisses Fleisch vom Geflügel oder Fisch ersetzt.

Pizza und Pasta zählen nicht zur Grundlage der mediterranen Küche, da es bei der Pasta immer darauf ankommt, wie die Nudeln angerichtet werden: Carbonara etwa ist zwar lecker, aber nicht wirklich gesund.

Die mediterrane Küche ist nicht etwa eine neue Erfindung. Die ersten Untersuchungen reichen in die 1950er- und 1960er-Jahre zurück. In der „7-Länder-Studie“ wurden erstmals die Essgewohnheiten von 12.000 Männern aus sieben Ländern wissenschaftlich überprüft. Dabei zeigte sich, dass das Risiko der griechischen Männer bzw. jener von der Insel Kreta an der koronaren Herzerkrankheit (KHK) zu erkranken, rund 90 % geringer war als in den USA. Danach folgten weitere Studien, wie die „Lyon Diet Heart Study“, die „Predimed-Studie“ und die „DIRECT-PLUS-Studie“, die aufzeigten, dass etwa bei Herzpatienten, die ihre Ernährung umstellten, das Risiko eines Herzinfarktes um 30 % bzw. eines zweiten Infarktes um gar 70 % sank. Alle diese Untersuchungen kommen somit zum selben Ziel: JA – die mediterrane Küche hat was, ist gesünder und meist auch schneller zubereitet!

Wer seinem Körper noch einen zusätzlichen Gefallen tun möchte, der sollte öfters mal eine „Mittelmeer-Diät“ (“Kreta-Diät”) einlegen. Hat mit weniger essen eigentlich nicht sehr viel zu tun – wichtig ist hingegen, was gegessen wird.

Wenn zum Frühstück die Marmelade-Semmel oder das Mett-Brötchen durch ein leckeres, vollmundiges griechisches Joghurt mit Honig oder Nüssen ersetzt wird, so ist ein erster, aber durchaus wesentlicher Schritt getan. Beim griechischen Joghurt tropft die Molke wesentlich länger ab als bei unseren Joghurts. Das bedeutet einen wesentlich höheren Anteil an Eiweiss (3 %) und Fett (etwa 10 %), aber auch Calcium (18 %) und Milchsäurebakterien (S. Thermophilus, L. Bulgaricus, Lactobacillus, Bifidobacterium). Calcium ist für beispielsweise den Knochenaufbau wichtig, Milchsäurebakterien für den Darm. Dort unterstützen sie die natürlich vorhandene Darm-Flora (Mikrobiom). Ist die Darmflora (kann bei einem erwachsenen Menschen schon mal bis zu zwei Kilogramm wiegen) in Ordnung, so hat auch das Immunsystem etwas davon (Bildung von Antikörpern,…). Ja – auch u.a. Vitamin B12 ist stark vertreten. Deshalb greifen Leistungssportler gerne auf diesen kulinarischen Tages-beginn zurück: Die Aminosäuren werden sehr leicht in körpereigene Aminosäuren umgebaut (Proteinbiosynthese). Das Mehr an Fett ist inso-fern gar gesund, wird es doch in den zusätzlichen Aufbau von Muskel-zellen investiert, wo es die Bildung von Zellwänden und Hormonen begünstigt. Interessantes Detail: Bei der Herstellung von einem Kilo-gramm griechischem Joghurt werden vier Liter, bei herkömmlichem Naturjoghurt hingegen nur ein Liter Milch benötigt.

Zu Mittag empfiehlt der Küchenchef dann gebackenes oder gegrilltes Gemüse – möglicherweise mit Lachs zubereitet. Wichtig hierbei ist, dass bei der Zubereitung kein Öl verwendet wird.

Tja – und zum Abendessen? Gefüllte Tomaten! Mit Knoblauch, Schafskäse und viel Chili.

Damit Sie nicht verhungern, können Sie es vormittags als Zwischen-mahlzeit mal mit einer Melone, Feigen oder auch Erdbeeren versuchen. Am Nachmittag getrocknete oder frische Feigen und Datteln. Na – is(s)t das was?

Wie alles hat jedoch auch die mediterrane Küche ihre Schattenseiten: Inzwischen kommt der Fisch aus strandnahen Fischfarmen, ist krank oder stark mit Schwermetallen, Chemikalien oder Mikroplastik kontaminiert, Obst und Gemüse wird in Glashäusern in Äthiopien hergestellt, das Olivenöl sowie das italienische Heiligtum, die „Pomodoro“ und das Tomatenmark stammen aus China. Vieles davon ist inzwischen belastet, sodass man es sich vorher genau überlegen sollte, ob man im Super-markt zugreift, wenn das Ursprungsland der Ware nicht bekannt ist.

Wenn Sie sich aber gewiss sind, dass alle Zutaten tatsächlich aus dem Mittelmeerraum stammen, dann steht dem Schlemmen nichts mehr im Wege: Bohnensalat mit gebratenem Schafskäse, Bruschetta mit Garnelen oder auch der italienische Klassiker – Spaghetti Vongole. Mehr finden Sie in dem unten angeführten Kochbuch der Deutschen Herzstiftung. Guten Appetit!

Lesetipps:

.) Mediterrane Küche – Genuss & Chance für Ihr Herz; Gerald Wüchner; Dt. Herzstiftung 2017

.) Mediterrane Küche Kochbuch: Die 330 besten Rezepte aus der mediterranen Küche; Maria Triztanzo/Lucia Rossini/Luisa Winkel; Independently published 2023

.) Mediterran: 100 kreative Rezepte rund ums Mittelmeer; Ali Güngörmüs; Dorling Kindersley Verlag 2021

.) Die mediterrane Küche – vielfältig, bunt und gesund: Die besten Rezepte aus dem sonnigen Süden: Italien, Spanien, Griechenland & Co; Hrsg.: Reader’s Digest; Verlag Das Beste GmbH 2022

.) 5 Zutaten mediterran – Einfach genial kochen; Jamie Oliver; Dorling Kindersley Verlag 2023

.) Ernährung und Fasten als Therapie; Hrsg.: R. Stange/C. Leitzmann; Springer 2010

.) Seven countries: a multivariate analysis of death and coronary heart disease; Ancel Keys; Harvard University Press 1980

Links:

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Liebe Leser dieser Zeilen,

an dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Treue bedanken! Ich hoffe, bei der Auswahl der Themen ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Ihnen wünsche ich ein frohes und hoffentlich gemütliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben und einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches 2024!

Den nächsten Blog gibt es am 06.01.2024!

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Rauhe Nächte – uralte Sitten

Die Winternächte in den Alpen können sehr kalt und verdammt einsam sein. Schon unsere Urahnen hatten deshalb Riten und Bräuche, die ihnen halfen, über diese Jahreszeit gut hinwegzukommen. Über einige habe ich an dieser Stelle schon geschrieben – konnte so manch andere jedoch nur kurz anschneiden, da es ansonsten den Rahmen gesprengt hätte: Die Rauhnächte beispielsweise! Die Recherche damals fesselte mich der-massen, dass ich mir vornahm, diese mystische Zeit in einem eigenen Blog nochmals abzuarbeiten.

Die Rauhnächte oder auch Glöckel- oder Rauchnächte sind in den unter-schiedlichsten Ausprägungen in ganz Europa seit Jahrhunderten gepflegt, dann wieder vergessen und erneut hervorgekramt worden. Bezeichnet werden so die zwölf Nächte zwischen dem Weihnachtstag (dem 25.12.) um 00:00 Uhr und dem Fest der Erscheinung des Herrn (Heilige Drei Könige am 06. Januar) um 24.00 Uhr. Die beiden genannten Nächte heissen übrigens „foaste Nacht“ – all dem, das in dieser Zeit geschieht, wird grössere Bedeutung zugeschrieben! Eine andere Version beginnt bereits am Thomastag (der Wintersonnwende am 21.12.) und endet mit dem Neujahrstag. Auch die Anzahl dieser sog. „Innernächte“ ist von Region zu Region verschieden. Die wichtigsten vier Rauhnächte sind somit die Thomasnacht (21./22.12.), die Christnacht (24./25.12.), die Silvesternacht (31.12./01.01) und die Vigilnacht (05./06.01.). Während dieser Tage sollte möglichst nicht gearbeitet werden. Anstatt dessen sass man mit der Familie zusammen und nahm wahr: Wie verläuft das Wetter, wie schmeckt das Essen, was tut sich in der Natur, was gab’s im ab-laufenden Jahr, …! Momente des Innehaltens während der Schwellenzeit. Alles hat dabei seine Bedeutung!

Sehr interessant ist übrigens die Thomasnacht, die „Winter-Sonnwende“. Der Apostel Thomas war als Zwillingsbruder von Jesus bekannt. Die beiden stehen alsdann für die Sommer- und Winter-Sonnwende. In so manchem Kirchenportal sind deshalb zwei Wölfe oder ein Wolfsdrache (Zwillingswölfe) abgebildet, die dies darstellen sollen.

Der Ursprung der Rauhnächte lässt sich leicht mit dem Abgleich des Mond- mit dem Sonnenjahr erklären. Das Mondjahr weist nur 354 Tage auf, das Sonnenjahr jedoch 365. Alsdann wurden die 11 „Toten Tage und 12 toten Nächte“ eingerichtet – die für den mystischen Anstrich des Ganzen verantwortlich zeichnen. Während dieser Zeit treiben der Sage nach behaarte Dämonen ihr Unwesen. Daher könnte auch die Bezeichnung stammen: „rüch“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „haarig“. Die weitaus gebräuchlichere Definition alsdann kommt vom Ausräuchern der Stallungen und des Wohnbereiches. Schriftlich ist dieses Ritual bereits im Jahr 1534 festgehalten, als Sebastian Franck schrieb:

Die zwolff naecht zwischen Weihenacht und Heyligen drey Künig tag ist kein hauß das nit all tag weiroch rauch in yr herberg mache / für alle teüfel gespenst vnd zauberey.“

Das Ausräuchern soll Vieh und Mensch vor Tod und Krankheit be-schützen. Somit also die alternative Bezeichnung der „Rauchnächte“. Verwendet wird dafür nicht nur Weihrauch – dieser kommt zumeist erst mit den Heiligen Drei Königen in’s Haus. Einerseits sollen die Kräuter-mischungen reinigen, andererseits energetisieren: Myrrhe, Bartflechte, Engelwurz, Eschsamen, Fichtenharz, Holunder, Lavendel, Wacholder, Mariengras, Meisterwurz, Salbei, Dammar,… Mit diesem Räucherwerk geht dann der Haushaltsvorstand dreimal gegen den Uhrzeigersinn durch die Wohnung, anschliessend dreimal im Uhrzeigersinn. Schliesslich werden alle Räume „mit Licht und Liebe“ erfüllt.

Das Glöckeln hat ebenfalls mit diesem alten Treiben zu tun – mit riesigen beleuchteten oder Spiegel-Hüten und Lärm wurde von Haus zu Haus gezogen um die Geister fortzutreiben. Mit dabei in vielen Regionen immer auch die Aperschnalzler mit ihren Peitschen.

Woher tatsächlich dieser Brauch kommt, ist nach wie vor umstritten. Auch die Rückführung auf die alten Germanen oder Kelten ist nicht nach-gewiesen. Inwieweit die frühchristliche Kirche hierbei Einfluss nahm, ist ebenfalls umstritten, schliesslich geht es ja auch um Angelegenheiten, die in der Kirche nichts zu suchen haben.

Genau zur Mitte der Zwölfnächte – in der Silvesternacht – tun sich die Tore zu anderen Welten auf – Dämone und die Seelen der Verstorbenen ziehen in Form einer „Wilden Jagd“ durch die Lande. In der Eifel, den Ardennen, aber auch in Bulgarien und Griechenland dachte man, dass sich jene Menschen in Werwölfe verwandeln, die mit dem Teufel einen Pakt eingegangen sind. Sie bedrohen das Leben von Mensch und Tier. Im Alpenraum finden hierzu jedes Jahr die Perchten- oder Tuiflläufe statt. Die vorhin angesprochenen Glöckler, aber auch das Silvesterfeuerwerk sollen mittels Lärm helfen, diese Geister und Dämonen zu verjagen. In Norddeutschland kennt das Brauchtum anstatt dessen das „Rummel-pottlaufen“.

In den Rauhnächten werden alsdann auch die unterschiedlichsten Orakel befragt – etwa das Bleigiessen zu Silvester. Selbstverständlich wird auch beim Orakeln geräuchert. Dazu eignen sich vornehmlich Alraunenwurz, Beifuss, Bilsenkraut, Lorbeer, Mistel und Schafgarbe. Dabei gelten jeweils zwei Stunden einer Rauhnacht für einen der kommenden Monate – jeden Tag. Andernorts stehen die Tage für jeweils einen Monat:

24.12. auf 25.12. – Januar (Basis-Grundlage)

25.12. auf 26.12. – Februar (innere Stimme, innere Führung, höheres Selbst)

26.12. auf 27.12. – März (Herzöffnung, Wunder zulassen)

27.12. auf 28.12. – April (Auflösung von Blockierendem)

28.12. auf 29.12. – Mai (Freundschaft)

29.12. auf 30.12. – Juni (Bereinigung)

30.12. auf 31.12. – Juli (Vorbereitung auf das Kommende)

31.12. auf 01.01. – August (Geburt des neuen Jahres)

01.01. auf 02.01. – September (Segen, Weisheit)

02.01. auf 03.01. – Oktober (Verbindung, Visionen, Eingebungen)

03.01. auf 04.01. – November (Loslassen, Abschied nehmen)

04.01. auf 05.01. – Dezember (Reinigung, Transformation)

Wie das Wetter an diesen Tagen der Rauhnächte, so soll es auch im entsprechenden Monat sein. Verwenden Sie zudem ein Traumbuch, in welchem Sie alles, was Sie in diesen Nächten geträumt haben, sofort schriftlich erfassen (nach fünf Minuten ist alles wieder verflogen!). Im Brauchtum heisst es nämlich, dass die Seele in diesen speziellen Nächten zwischen Weihnachten und Drei König erahnen kann, was sich im zuge-ordneten Monat des nächsten Jahres ereignen wird!

Gar wundersames tut sich aber zu Silvester auch im Stall: Die Tiere sollen zu Mitternacht plötzlich sprechen und die Zukunft vorhersagen können. Jedoch ist es dem Menschen untersagt, zuzuhören, da er ansonsten nur kurze Zeit danach sterbe. Ein spezieller Hausgeist lauscht in manchen Regionen den Tieren und bestraft deren Besitzer, wenn dieser das Vieh schlecht behandelt hat. Auch wird beispielsweise in der Bretagne, Wales oder Schottland nachgesagt, dass unverheiratete Frauen zu Mitternacht an so manchem magischen Ort oder auch im Kreuzgang ihren zu-künftigen Bräutigam sehen können. Während er vorbeiwandelt, darf er jedoch nicht angesprochen werden, da dies ebenfalls tödlich für die Frau enden würde. Apropos Frau – der 5. Januar ist der Hohe Frauentag. Ihm kommt deshalb eine sehr wichtige Bedeutung zu. Ebenfalls ein Schlüssel-tag ist der 28. Dezember – der Kindertag! Herrschte in der Familie zuvor der Streit, so sollte man sich dies an diesem Tag alles nochmals durch den Kopf gehen lassen. Anschliessend beleuchtete man die Stube mit zuerst weissem, dann violetten Licht. Und schon wandelte sich alles zum Positiven hin. Beiden Tagen kam deshalb zudem eine entscheidende Wirkung für das neue Jahr zu.

Rauhnacht san vier, zwoa foast und zwoa dürr.“

†(Essensspruch; zitiert von Rudolf Fochler)

Die Gläubigen verbrachten die meiste Zeit während dieser Tage und Nächte im Gebet. Zuvor jedoch musste noch Ordnung im Hause gemacht werden. In den vier wichtigsten Rauhnächten war Wäsche waschen tabu. Einerseits könnten sich die Reiter und Dämonen während der „Wilden Jagd“ in den gespannten Wäscheleinen verfangen, andererseits durch beispielsweise aufgehängte weisse Damen-Unterwäsche gar angelockt werden. Anderer weisser Wäsche wurde nachgesagt, dass sie gestohlen und in weiterer Folge als Leichentuch für deren Besitzer verwendet werden könne. Düstere Aussichten also zu einer Zeit, die eigentlich Glück und Hoffnung versprühen sollte. Kartenspielen war verboten, Frauen und Kinder durften nicht des nächtens alleine auf die Strasse gehen. Im Alpenraum überwachten Perchten die Einhaltung. Sie stehlen oder fressen der Legende nach die bösen Kinder auf, belohnen allerdings die guten! Die eigentliche Perchtennacht jedoch ist die letzte Rauhnacht – die Nacht auf das Fest der Heiligen Drei Könige – auch als „Erscheinungsfest“ („Epiphaniea“) bekannt. Im Alpenraum fanden hierzu die Perchtenumzüge oder -läufe statt, die heutzutage allerdings mehr der Volksbelustigung und des Tourismus dienen, deshalb auch schon im November beginnen. Im Allgäu übrigens gehören diese Perchten auch zur Begleitung des Nikolaus. Erst nach den darauf folgenden „Klossa“ (Krampus oder Knecht Rupprecht) erscheint der Heilige Mann mit der Bischofsmütze und den vielen Geschenken.

So manche Mär wird in diesen Tagen über diese Tage erzählt. Man möge an sie glauben oder auch nicht – etwas geheimnisvolles hat es allemal!

PS:

Wenn Sie mal wieder herzhaft lachen möchten, dann schauen Sie sich auf YouTube die ganzen selbstgemachten Videos der vielen selbsternannten Hexen, Schamaninnen, Zaubermeister etc. an. Es ist wirklich unglaublich, wie viel Schindluder mit der Esoterik getrieben wird!

Lesetipps:

.) Rauhnächte. Märchen, Brauchtum, Aberglaube; Sigrid Früh; Verlag Stendel 1998

.) Das Rätsel der Rauhnächte; Reinhardt Stiehle; Chiron Verlag 2011

.) Rauhnächte erzählen: Ein Lese- und Märchenbuch zu den zwölf heiligen Nächten im Jahr; Nina Stögmüller; Verlag Anton Pustet 2012

.) Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens; Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.); 1927–1942 (Nachdruck 2000)

.) Die Tiere in den sieben Nächten. Erzählzyklus; Georg Rendl; Deutsche Verlagsanstalt 1937

.) Die Lebendigen und die Toten: in Volksglauben, Religion und Sage; Rudolf Kleinpaul; G. J. Göschen’sche Verlagshandlung 1898

Links:

https://www.jahreskreis.info/

http://www.brauchtumskalender.at/

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Weihnacht‘ wie früher – mmmh lecker!!!

Allerorts in der christlichen Welt wird die Geburt von Jesus Christus gefeiert! Allerorts jedoch komplett anders. Herzlich willkommen zu einem Blog über die lukullischen Weihnachten, wie sie früher einmal waren und teilweise noch sind!

In Österreich wird bereits in der Vorweihnachtszeit geschlemmt und gut getrunken! Auf den unzähligen Weihnachtsmärkten locken die unter-schiedlichsten Düfte: Heisse Maroni und Kartoffeln (Erdäpfel), Kiachln mit Sauerkraut oder Marmelade, Glühwein und Punsch. Am 06. Dezember kommt für die Kleinen der Nikolaus und belohnt brave Kinder traditionell mit Mandarinen, Nüssen und Schokolade. In manchen Bundesländern auch mit dem „Klosama“ – einem Hefeteiggebäck in Form eines Menschen mit Rosinen als Augen. Am 24. Dezember, dem Heiligen Abend, wird nach der Bescherung gegessen. Meist ohne Kinder, da die mit den Geschenken beschäftigt sind. Auch so mancher Vater soll das Mahl verpasst haben, als er mit dem Aufbau der Carrera-Rennstrecke oder der elektrischen Eisenbahn für seinen Sohn beschäftigt war. In den meisten Haushalten allerdings fällt das Essen eher dürftig aus: Frankfurter (Wiener Würstchen) mit Kartoffelsalat. Dies aus zweierlei Gründen: Erstens geht die Familie nach dem Essen noch zur Christmette in die Kirche. Und zudem kommen endlich die leckeren Kekse (Plätzchen) auf den Tisch, die Muttern die letzten Wochen über an die Küche gefesselt haben. Nur im Burgenland verbringt zumeist die Mutter den Tag am Herd: Gansl mit Sauerkraut und Erdäpfeln. Im benachbarten Kärnten serviert man Selch-würsteln ebenfalls mit Sauerkraut und Schwarzbrot. Im westlichsten Bundesland Vorarlberg setzt sich immer mehr das Raclette durch. Am Weihnachtstag werden dann keine Kosten und Mühen gescheut: Meist sitzt die ganze Familie am Tisch. Es gibt Weihnachtsgansl, Karpfen, Rollbraten, … Oftmals mit Rotkraut und Semmel- oder Serviettenknödel, manches mal auch mit Kartoffelknödeln. Am Stephanstag schliesslich, dem 2. Weihnachtsfeiertag, werden häufig Freunde zum Essen einge-laden. Auch hier wird alles aufgetischt, was den Gaumen so richtig jubeln lässt. Erinnert mich meist an den Wettkampf der kochenden Mütter!!!

Ähnlich wird in Deutschland die Küche zu Weihnachten drangsaliert. In der Vorweihnachtszeit werden je nach Region neben den Plätzchen auch Nürnberger Lebkuchen, Aachener Printen, Liegnitzer Bomben und natür-lich der Stollen gebacken. Auch in deutschen Landen erfreuen sich die Weihnachts- oder Christkindles-Märkte grosser Beliebtheit. Anstatt der Kiachln jedoch gibt es oftmals Rostbratwürste mit Sauerkraut oder Schaschlik-Spiesse. Am Heiligabend serviert Muttern entweder einen Eintopf oder ebenfalls Würstchen mit Kartoffelsalat. Dieser wird im Norden mit Mayonnaise, im Süden mit Essig und Öl sowie Brühe zube-reitet. In Niederschlesien entlang der Oder wird zudem der „Breslauer Mehlkloß“ gereicht. Die grosse Ausnahme bildet das Erzgebirge und das Vogtland. Hier freut sich die Familie bereits auf das „Neunerlei“: Ein Menü mit neun Gängen, bestehend aus Bratwurst mit Sauerkraut und Klößen, Gänse- oder Schweinebraten mit Nüssen und Pilzen. Der Tradition entsprechend werden nach dem Essen Münzen unter die Teller gelegt. Am Christtag wird auch im Rest der Bundesrepublik ganz gross aufge-kocht – jedoch regional unterschiedlich. In Altbayern etwa gibt’s den „Weihnachter“ – zumeist einen Schweinebraten, wobei das Tier eigens für Weihnachten gemästet wurde. Seltener kommt die Weihnachtsgans auf den Tisch.

Wer nun denken sollte, dass die Schweizer nur das Käse-Fondue im Kopf haben, liegt völlig falsch! Ein traditionelles eidgenössisches Gericht zu Weihnachten ist das “Schüfeli“ mit Sauerkraut oder grünen Bohnen und Kartoffeln. Die flache Schweineschulter ist im benachbarten Südbaden bzw. dem Elsass auch als Schiifele oder Schiifeli bekannt – die meisten anderen sagen „Kasseler“ dazu. Gekocht je nach Geschmack mit „Saucissons“ (Rohwürsten), Speck am Stück, Rippli oder Rinderzunge. Die Weihnachtsgans ist nur in deutsch-stämmigen Familien angesagt – immer beliebter wird jedoch der in der Romandie gebräuchliche Truthahn. Oder der Kapaun mit Senfsauce aus dem Tessin, mit Ravioli in Bouillon als Vorspeise und Panettone als Nachspeise – einem luftigen Kuchen mit kandierten Früchten. Doch ganz ohne Fomdue geht’s nicht: Trendy ist das „Foundue Chinoise“ mit Bouillon und Gemüse. Dabei werden Ravioli in die Bouillon getaucht und mit verschiedenen Saucen verfeinert gegessen. Alles weitere ist sehr regional geprägt: Im Bernerland etwa wird die „Berner Platte“ mit verschiedenem Fleisch, Dörrbohnen, Sauerkraut und Kartoffeln gereicht, im Aargau „Pastetli mit Milken“ (Blätterteig-pasteten mit Kalbsbries). Natürlich gibt es auch in der Schweiz die Kekse – sie heissen „Guetzli“.

In Frankreich ist der 24. Dezember ein ganz normaler Arbeits- und Schultag. Erst mit der Mitternachtsmesse, die schon mal früher beginnen kann, startet auch dort das Weihnachtsfest. Danach kommt hier der Gaumen auf seine Kosten: „Le réveillon“, ein Truthahn gefüllt mit Kastanien oder ein Kapaun mit Pflaumen. Zusätzlich stellt der Ober Austern bzw. die gestopfte Gänseleberpastete („foie gras“), kandierte Maroni, Fisch und Käse auf den Tisch. Ja, richtig gelesen: Die Franzosen essen nicht selten im Restaurant! Getrunken wird dazu natürlich Champagnerm abgerundet mit dem Weihnachtsbaumkuchen („bûche de Noël“). Der Name resultiert aus dem alten Brauch, am Weihnachtstag einen Baumstamm zu verbrennen und die Asche auf den Feldern zu ver-teilen – für eine gute Ernte! Die Bescherung übrigens findet am Weihnachtstag statt, der Stephanstag ist in La Nation kein Feiertag mehr.

Ola – in Spanien geht’s so richtig ab!!! Dort gibt es ganze 21 traditionelle Weihnachtsgerichte – jedes davon ein kulinarischer Hochgenuss. Weihnachten ist auf der Iberischen Halbinsel das schönste Fest des Jahres – doch unterscheidet sich die Köche ganz eklatant nach den Provinzen. Eines haben alle gemeinsam: Fisch! Die Weihnachtszeit beginnt bereits am 08. Dezember, dem Tag der unbefleckten Empfängnis („La Inmaculada Concepción“) und endet mit den Heiligen Drei Königen. In dieser Zeit werden solche Vorspeisen gereicht wie etwa „Ajoblanco“ mit Mandeln und Weintrauben (eine Art Gazpacho mit viiiiel Knoblauch), „Escudella de Nadal“ mit Galets (eine Nudelsuppe mit verschiedenen Fleischsorten, Gemüse und Kichererbsen), die „Andalusischen Chicharrones“ (gebratenes Schweinefleisch mit Salz, Pfeffer Zitrone und Olivenöl), Jamón (Serrano Schinken) etc. Nun zum Fisch und damit der Hauptspeise: Allseits beliebt ist der Seehecht („Merluza“) – im Baskenland in grüner Sauce („Merluza en Salsa Verde“). Daneben gibt es aber auch den Kabeljau („Bacalao“) – in der Pfanne mit verschiedenem Gemüse zubereitet („Bacalao al Ajoarriero“) in Nordspanien, in Zentralspanien den „Besugo“ (eine spezielle Art der Seebrasse), mit Zitrone und Zwiebeln im Ofen gebacken und mit Kartoffeln angerichtet („Besugo al Horno“) usw. Auch Fleischgerichte gehören natürlich dazu, wie der Fleischeintopf „Carna Guisada“, das geschnittene Spanferkel „Cochinillo“ oder „Cordero Asado“ oder der Truthahn-Braten „Pavo al Horno“ bzw. in Katalonien auch das Topffleisch „Carn d’olla“ etc. Dort übrigens werden die Überreste des Weihnachtstages am 2. Feiertag „San Esteban“ als „Canelons“ zubereitet. Das sind grosse Nudelrohre mit Fleisch gefüllt, übergossen mit Béchamelsauce und im Ofen gebacken. Kekse gibt’s in diesem Sinne keine, allerdings †„Turrón“ (Schokolade mit Mandeln oder ohne), „Polvorones“ (einem Pulver, das vor dem Essen fest in den Handflächen gerollt werden muss) und den „Mantecados“ (wie die Polvorones, allerdings mit Butter, Mandeln und weihnachtlichen Gewürzen wie Zimt hergestellt). Sehr beliebt sind auch die kandierten Früchte („Frutas Confitadas“).

Damit in den Norden – nach Schweden. Dort heisst das Weihnachtsessen „Julmat“ und besteht zumeist aus demJulbord“. Das ist ein Buffet („Smörgåsbord“) mit den unterschiedlichsten Gerichten, bei dem sich jeder nach Geschmack bedienen kann. Es ersetzte Anfang des 20. Jahrhunderts das traditionelle Weihnachtsessen mit Brötchen, Stockfisch (“Lutfisk“) und Reisschleim als Nachspeise. Das Buffet besteht aus kalten und warmen Vorspeisen und Hauptgerichten. Als Vorspeise gilt etwa eingelegter Hering („SpeisInlagd sill“), Heringssalat („Sillsallad“), geräucherter oder gekochter Lachs („Gravad“) und natürlich Stockfisch („Lutfisk“). Die Hauptgerichte sind zumeist die warmen Speisen wie Weih-nachtsschinken („Julskinka“), Fleischbällchen („Köttbullar“), Rippchen von Schwein („ Revbensspjäll“), unterschiedlichste Würste oder ein Auflauf aus Kartoffeln und Anchovis sowie die unterschiedlichsten Kohlsorten. Daneben gehören Eier, Rote Beete, Leberpasteten und etwa auch Käse dazu. Regional gibt es auch dort Unterschiede. Die Nachspeisen sind Reisbrei („Risgrynsgröt“), Käsekuchen („Ostkaka“) oder auch Safranpfann-kuchen („Saffranspannkaka“) etc. Zwischendurch darf natürlich ebenso bei den Schweden genascht werden: Lebkuchen („Pepparkaka“), Safranzöpfe („Saffranssnurror“) oder beispielsweise auch Zuckerstangen („Polkagris“). Getrunken wird dazu ein Weihnachtsbier („Julöl“), Glühwein („Glogg“) oder der hochprozentige †„Snaps“.

Zuletzt noch ein kurzer Blick auf andere Kontinente: In den USA bringt Santa Claus ebenfalls erst am Weihnachtstag die Geschenke. Gegessen wird zumeist Truthahn. Daneben gibt es aber auch Spezialitäten aus dem guten alten Europa, wie dem Baumstammkuchen oder den Punsch. Die Kekse („Cookies“) sehen etwas anders aus als jene aus dem mittel-europäischen Backöfen – sie werden zumeist Nachbarn oder Freunden geschenkt. Aus den USA stammt übrigens die Tradition, einen Teller voller solcher Cookies und ein Glas Milch für Santa Claus auf den Kamin oder Tisch zu stellen. Das machte übrigens eine Freundin von mir. Als ich mit ihrem Sohn langsam voraus zur Kirche ging, leerte sie das Glas Milch auf einen Zug – danach war ihr fürchterlich übel.

Schliesslich zu den ausgeflippten Aussies – nach Australien. In Down Under wird der Weihnachtstag nicht selten mit dem Grill am Strand gefeiert („BBQ“) – dort ist zu dieser Zeit ja Hochsommer. Santa Claus bringt die Geschenke am Morgen des 25sten durch den Kamin. Der 2. Weihnachtstag ist der „Boxing Day“, der Startschuss für den Sommer-urlaub. Gegessen wird ein Sammelsurium aus allen möglichen europäischen Ländern – das meiste jedoch stammt aus Grossbritannien. Zu Heiligabend serviert Muttern einen Putenbraten bzw. Fisch oder sonstige Seefrüchte. Alsdann darf der „Plumpudding“ nicht fehlen, ein gekochter oder gedämpfter Pudding mit Nüssen und Rindernierenfett (heute vermehrt Pflanzenfett), getränkt in Brandy – lecker schmecker! Ich erinnere mich an eine Anekdote: Diesen Plunpudding wollte ein hochehrenvoller Professor des Akademischen Senats an der Universität Innsbruck als Abschluss des Abendessens bei einem Besuch in London verzehren. Der Ober machte ihn darauf aufmerksam, dass dies nicht wirklich eine Nachspeise ist. Dann kam der Teller! …

Nun – ich hoffe, Sie haben unsere kulinarische Rundreise genossen und bei so manchem ist Ihnen das Wasser im Munde zusammengelaufen! Was auch immer Sie davon bevorzugen, denken sie bitte daran, dass die ganze Arbeit nicht nur bei einer Frau anfallen sollte. Arbeitsteilung auch nach dem Essen gehörte für mich schon immer zu Weihnachten dazu. Zudem ist Weihnachten das Fest des Friedens – die Scheidungsquote jedoch ist ebenso wie nach dem gemeinsam verbrachten Sommerurlaub sehr hoch!

Mahlzeit!!!

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Wo bleibt denn die Buchstabenfee???

Fiel im 20. Jahrhundert das Wort “Pisa”, so dachten wohl die meisten unter uns an den Schiefen Turm, Sonne, italienisches Flair und vielleicht so manch einer auch an Pizza und Pasta! Das allerdings hat sich in den Jahren seit der Jahrtausendwende schlagartig geändert, denn der Schiefe Turm ist zwischenzeitlich umgefallen – zumindest bildungstechnisch!!!

Unter “PISA” versteht der Eingeweihte bzw. Interessierte inzwischen eine Erkenntnis, die alle drei Jahre eintritt, wenn eine spezielle Studie veröffentlicht wird: Die Erkenntnis, dass es mit der Bildung in den zivi-lisierten Staaten offenbar bergab geht! Doch wäre es verfrüht, vom Unter-gang Roms zu sprechen, denn noch kann der Karren aus dem Schlamm gezogen werden – mit gemeinsamen Bemühungen! Im dreijährigen Zyklus veröffentlicht die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) das “Programme for International Student Assessment”; Schuluntersuchungen, die messen sollen, was unsere 15- bzw. 16-jährigen Kinder eigentlich alles draufhaben, wenn es um die alltags- und berufsrelevanten Kenntnisse geht! Offiziell heisst dies: „das Wissen, die Fähigkeiten, die Kompetenzen, … die relevant sind für persönliches, soziales und ökonomisches Wohlergehen“ (OECD 1999). Dabei soll das Wissen bereichsspezifisch eingesetzt werden um authentische Probleme zu lösen. Soll heissen, die Aufgaben werden in “Persönliche oder kulturelle Kontexte eingebettet!”. Die Aufgaben werden teilweise in Multiple Choice oder als offene Fragen gestellt. In jedem teilnehmenden Staat werden zumindest 5.000 Stichproben gezogen, die Studien selbst im Auftrag der Regierungen durchgeführt und sind beliebig erweiterbar – etwa durch Bundesländervergleiche (PISA-E) oder ein nochmaliges Testen derselben Klasse ein Jahr später (PISA-International Plus) bzw. auch durch die Hinzunahme der Eltern (PISA-Elternstudie). Dabei werden insgesamt drei Bereiche abgefragt: Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissen-schaften! Mittels Schwerpunktsetzung sollen diese auch alle drei Jahre betont werden: Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften und schliesslich wieder Lesen! Damit sind wir in der Gegenwart gelandet: Beim letzten Test 2022 war das Lesen an der Reihe, 2025 sind es die Naturwissen-schaften! Die erst kürzlich veröffentlichte Studie behandelt (nicht nur, aber vorzugsweise) das geschriebene Wort! Und da erlebte dieser Tage so mancher Bildungs-Verantwortliche sein blaues Wunder!

Kurz zu den Lese-Schwerpunkt-Ergebnissen, die anderen seien hier nur gestreift: 81 Staaten (im Jahr 2000 waren es noch 32 Staaten), darunter 37 der 38 OECD-Länder und 25 von 27 Mitgliedsstaaten der EU, mehr als 690.000 Schüler/-innen beteiligten sich heuer daran. In Deutschland waren es 6.116 aus 257 Schulen, in Österreich 6.151 per Zufalls-Code ausgesuchte Probanden von 302 Schulen. Österreich erzielte mit 480 Punkten einen Schnitt, der über dem OECD-Schnitt (476) und jenem der EU (472) liegt. In Mathe waren es 487 Punkte (OECD 472, EU 474), in den Naturwissenschaften 491 (OECD 485, EU 483). Im Lesen schnitten die Mädchen, in den beiden anderen Bereichen naturgemäss die Burschen besser ab. In Deutschland liegen alle drei Werte im Vergleich zu 2018 darunter: Lesen 480 Punkte, Mathe 475 und Naturwissenschhaften 492.

Jubel also im Alpenstaat? Weit gefehlt – es gilt, noch viel anzupacken. Schliesslich nahmen hier zwei der drei Werte im Vergleich zu 2018 ab: -4 im Lesen, gar -15 in der Mathematik und +1 in den Naturwissenschaften. In Deutschland ist grosses Trübsalblasen angesagt: -18 im Lesen, -25 in Mathe und -11 in den Naturwissenschaften! Padauz – die schlechtesten Werte seit lang, langer Zeit! Die Gründe dafür sieht Berlin in den pandemiebedingten Einschränkungen und der heterogenen Herkunft der Schülerschaft – etwa aus Familien mit sozialen Risikolagen.

“Die Befunde der PISA-Studie sind besorgniserregend!“

(Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes-ministerium für Bildung und Forschung)

Nun – auch andere Staaten haben mit diesen Gründen zu kämpfen – so ist der OECD-Schnitt ebenso leicht gesunken. Doch zum Vergleich:

  1. Singapore (Lesen 543, Mathe 575, Naturwissenschaften 561)
  2. Japan (Lesen 516, Mathe 536, Naturwissenschaften 547)
  3. Südkorea (Lesen 515, Mathe 527, Naturwissenschaften 528)

Weiters:

  • Estland – bester EU-Staat (Lesen 511, Mathe 510, Naturwissenschaften 526)
  • Schweiz (Lesen 483, Mathe 508, Naturwissenschaften 503)

Das sind ganz andere Welten!

DAS Problem ist das sinnergreifende Lesen – das Lesen also, bei welchem man im Nachhinein zusammenfassen kann, was gelesen wurde.

Schon vor Jahren meinte etwa der Bildungsforscher Klaus Klemm von der Universität Duisburg-Essen, dass zwischen 2000 (dem 1. PISA-Test) und 2003 (dem 2. PISA-Test) ein riesiger Sprung nach vorne gemacht werden konnte, danach aber dümple Deutschland nur so vor sich hin. Einzelne gesetzte Massnahmen im Bildungssektor haben gegriffen – andere wiederum nicht. Das kognitive Lesen etwa richtet sich sehr stark nach der Herkunft – dem sozialen Umfeld des Jugendlichen. Dieses lässt sich nicht – wie etwa die Mathematik – innerhalb nur weniger Stunden lernen. Und das Lesen ist der Schlüssel zur Welt, so Klemm. Starten etwa Kinder mit migrantischen Hintergrund in erster Generation in der Grundschule ganz normal, so brechen sie am Ende der 2. Klasse ein – wenn dem Lesen eine tragende Rolle zukommt (zuwanderungs- und sozialbedingte Dispari-täten). Sie liegen mit rund 60 Kompetenzpunkten gegenüber gleichalten Schulkameraden zurück, die zuhause Deutsch sprechen – das sind umge-rechnet etwa 1,5 Schuljahre (vor 20 Jahren waren es noch 3 Jahre). Nach wie vor ist zu beobachten, dass Kinder aus Akademikerfamilien bessere Schulleistungen erbringen. ABER – auch hier sinkt das Verhältnis!

Interessant ist zu vermerken, dass die Verwendung moderner Medien (also etwa des Internets) keinerlei Auswirkungen auf die Testleistungen zeigt. So wird der Computer seit Jahren vermehrt in die moderne Päda-gogik eingebaut! Allerdings kommt auch dem Buch wieder eine wesentlich grössere Bedeutung zu. So sollen Kinder aus sozial schwachen und bildungsfremden Familien möglichst früh an Bücher herangeführt und deren Eltern zum Vorlesen motiviert werden. Mit dem Bildungs-monitoring und dem Vorschlag etwaiger Massnahmen betraut ist das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. Der erste Schwer-punkt – und da sind sich offenbar alle einig – ist die Stärkung der Basis-kompetenzen. Für Kinder mit Migrationshintergrund etwa bedeutet dies eine gezielte Sprachförderung in der frühen Bildung und zudem eine gezielte Unterstützung von sozial benachteiligten Kindern und Jugend-lichen etwa durch das Start-Chancen-Programm, das jedoch selbst nicht wirklich unumstritten ist.

All diese Probleme gibt es selbstverständlich auch in Österreich! Hier wurde PISA bereits zu einem festen Bestandteil der qualitätssichernden Massnahmen im Bildungsbereich und der damit befassten Bildungspolitik. Direkt dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung unterstellt ist das IQS – das Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen. Hier werden wohl viele Köpfe rauchen, gilt es doch, nach all den bejubelten, allerdings anscheinend eher halb-seidenen Reformen im Schulsystem endlich Lösungen zu finden, die den Alpenstaat wieder auf Spur bringen.

Sowohl für Deutschland als auch für Österreich gilt es allerdings primär ein grosses Problem als erstes anzugehen: Den Lehrermangel! Gab es in früheren Zeiten eine Lehrerschwemme, so gehen die Baby-Boomer nun alle in Pension. Lehramtsstudenten und zurückgeholte Pensionisten müssen aushelfen. In manchen Bundesländern wird mit Prämien, Wohnung, etc. um entsprechendes Personal geworben. Das allerdings fehlt dann wieder am Herkunftsort. Hinzu gesellt sich der Image-Verfall des Berufstandes an sich. Früher hochangesehen, heute für viele Eltern, die offenbar selbst nicht in der Lage sind, ihre Kinder richtig zu erziehen, Fussabstreifer! So unterstrich schon vor mehr als 10 Jahren der Bildungspolitiker Andreas Salcher gegenüber der Tageszeitung „Öster-reich“ den Unterschied zur damaligen europäischen Nummer 1 (der OECD-Nummer 2 nach Korea): In Finnland ist der Beruf des Lehrers hoch angesehen. Nur die besten Studienabsolventen würden angenommen (von zehn im Schnitt nur einer). Damit zählen diese Pädagogen auch zur geistigen Elite des Landes. Daneben müssen sie sich restriktive weiterbilden und werden bei der Ausübung Ihres Berufes von einem Netz von anderen Spezialisten unterstützt: Sozialarbeitern, Medizinern und etwa auch Psychologen! Ausserdem erhält jedes Kind sozusagen einen eigenen Lehrplan – bedingt durch ein leistungsorientiertes und talentdifferenziertes Kurssystem.
Was geschah seither in Österreich?

Die Wissenschafter betonen immer wieder, dass PISA nicht etwa als Leistungsranking anzusehen ist. Vielmehr sollen Stärken und Schwächen der einzelnen Bildungssysteme ausfindig gemacht werden! Alle drei Jahre wird somit eine neue Diskussion über den Bildungssektor eingeläutet. Hierbei treffen die Meinungen von Experten beinhart aufeinander. Dabei sollte allerdings eines nicht vergesen werden: Der Jugendliche selbst! Er steckt mitten in der Sturm und Drang-Phase der Pubertät. Somit sollte dies in die Ursachenforschung mit einbezogen werden: Den Unterricht für diese Altersgruppe interessant zu machen, den Unterricht erlebenswert aufzubauen! Das stupide Stucken, das unsereins noch machen musste um das Abitur/die Matura zu bestehen – das sind Unterrichtsmethoden aus dem Jahr Anno Schnee!!!

PISA 2025 wird webbasiert, also Online, stattfinden. In Österreich ist die Teilnahme am Test verpflichtend, wenn man ausgelost wurde. Wenn Sie sich, liebe Leser, selbst testen wollen, hier geht es zu den freigegebenen Beispielaufgaben:

https://iqs.gv.at/pisa-freigegebene-aufgaben

Nettes Detail am Rande: Die PISA-Studie wurde von einem Deutschen entwickelt, dessen schulische Leistungen in der Grundschule einen Wechsel ins Gymnasium nicht zuliessen!

PS: Tipp- und Rechtschreibfehler sind durchaus beabsichtigt; schliesslich kommt der Autor aus Österreich!!!

Lesetipps:

.) Die Pisa-Studie – Ein kritischer Blick hinter die Ergebnisse; Sandra Schülke; GRIN 2012

.) Die PISA-Studie; Maike Wörsching; GRIN 2013

.) Menschenbild der PISA-Studie für Erwachsene; Anja Franz; VDM 2010

.) Die PISA-Studie und das Bildungskonzept der OECD im Kontext neoliberaler Gouvernementalität; Christoph Schwarz; GRIN 2008

.) Die Pisa-Studie: Fluch oder Segen? Darstellung kontroverser Standpunkte anhand eines Unterrichtsentwurfs; Maurice Gangl; GRIN 2019

.) Die Konsequenzen der PISA-Studie für die deutsche Bildungspolitik; Kerstin Felkel; GRIN 2013

Links:

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Weltklimagipfel – Erneutes Eingeständnis der Ohnmacht???

Ein Schelm, der erwartet, dass bei der Weltklimakonferenz COP 28 in Dubai ein durchschlagender Erfolg für das Klima, für unsere Umwelt erzielt werden könnte! Anstatt dessen werden sich die Vertreter von knapp 200 Staaten dieser Erde erneut auf einen faulen Kompromiss einigen – dafür werden schon Russland, China und Saudi Arabien verant-wortlich sein. Erstere werden sich gegen alles stellen, was aus dem Westen kommt, China hat Angst vor einem weiteren Einbruch seiner Wirtschaftszahlen und die Saudis wollen ohnedies stets den Reibach machen. Anders ist die Drosselung der Förderquoten, die diese Woche festgelegt wurde, damit der Rohöl-Preis wieder steigt, nicht zu erklären. Russland und Saudi Arabien werden es sehr rasch umsetzen, einige andere OPEC-Mitglieder jedoch nicht! Ähnlich wie die Zusammenkünfte zuvor ist auch in Dubai keinerlei Einigung zu erwarten – auch hier droht eine Verlängerung des Gipfels. Kommt es alsdann dieses Mal zu einem seit Jahren ohnedies gewohnten Eilverfahren durch den Präsidenten von COP-28, Sultan al-Dschaber, um zumindest die Gipfeldokumente ab-zeichnen zu können? Aber – dies ist ja sowieso vollkommen gleichgültig. Schliesslich sind die Zusagen auf dieser Veranstaltung nicht verbindlich. Soll heissen, dass die Versprechen etwa zu Kyoto oder Paris von den meisten Ländern nicht eingehalten wurden. Vorbildlich etwa Japan und Kanada: Beide Länder sind vor einigen Jahren aus dem Vertrag ausge-treten, um auf freiwilliger Basis unter die vereinbarten Werte zu kommen. Ob sie es geschafft haben, sei dahingestellt.

Gefeiert wurde allerdings das Versprechen zu Beginn der Konferenz: Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate (Gastgeber) werden jeweils 100 Mio US-Dollar in den Klimafonds einzahlen! Ähnliche Zusagen kamen auch von Grossbritannien (75 Mio), den USA (25 Mio) und Japan (10 Mio)! Sollte allerdings Donald Trump wieder US-Präsident werden, so wird beim zweitgrössten CO2-Ausstosser, den USA, wohl nur warme Luft davon übrig bleiben. Und China als weltgrösster CO2-Produzent? Kurz mal nachgedacht und sofort verworfen! Aus diesem Fonds übrigens werden Schäden beglichen, die aufgrund des Klimawandels durch Natur-ereignisse vornehmlich in der Dritten Welt angerichtet werden. Ein Tropfen auf den heissen Stein, denn: Sollte es so weitergehen, werden viele Inseln und Festland-Uferregionen im Meer untergehen. Und dies sehr rasch. Schon für 2030 werden die Kosten der Schäden durch Trockenperioden, Überschwemmungen, Erdrutsche etc. auf 580 Milliarden Euro geschätzt – jedes Jahr. Deshalb muss sich in den Ländern selbst vieles ändern – Deutschland und auch Österreich etwa werden die gesteckten Klimaziele nicht erreichen. Trotz des Ausbaus der Wind-energie und der E-Mobilität.

Es ist mehr als bedenklich, schliesslich geht es um unseren Planeten!

Die Rede des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz fand am Samstag statt. Scholz forderte alle Staaten zum raschen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern auf – allen voran der Kohle und dem Öl. Daneben verwies er nochmals auf die Bildung eines „Klimaclubs“, den er bereits beim G7-Gipfel in Ellmau vorgestellt hatte. 33 Staaten interessierten sich dafür.

Neu in Dubai ist der Klimaschutz im Agrarsektor. Obgleich dieser Sektor in vielen Schattierungen für den Klimawandel verantwortlich zeichnet (Methan, CO2, Grundwasser,…), war der Bereich bislang gänzlichst von allen Verträgen ausgenommen. Dieser Tage unterzeichneten jedoch mehr als 130 Staaten die „Emirates Declaration on Sustainable Agriculture, Resilient Food Systems and Climate Action“, die auch Massnahmen in der Landwirtschaft und dem Lebensmittelsektor vorsieht.

EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen klopfte sich selbst auf die Schulter und schlug das CO2-Bepreisungsmodel der EU im Emissionhandel allen anderen Staaten und Staatenbünden vor. Es wäre das mächtigste System um klimaschädliche Emissionen zu reduzieren, bei trotzdem steigender Innovation und Wirtschaftskraft. Einerseits seien in den 18 Jahren des Bestehens des EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) die dadurch erfassten Emissionen um fast 40 % gesunken, andererseits wurden mehr als 175 Milliarden Euro eingenommen, die dem Klima-schutz, der Innovation oder auch den Entwicklungsländern zugute kamen. Dieser Emissionsrechtehandel wurde im Jahr 1966 durch Thomas Crocker von der University of Visconsin/Milwaukee erfunden. Eine Ober-grenze an unterschiedlichen Emissionen darf innerhalb einer speziellen zeitlichen Spanne (etwa ein Jahr) für eine gewisse Region (etwa Deutschland) nicht überschritten werden. Hierfür werden Zertifikate bis hin zu dieser Obergrenze ausgegeben. Soll nun der Ausstoss an Abgasen reduziert werden, stehen im kommenden Jahr weniger dieser Verschmutzungsrechte zur Verfügung. Jedoch kann eine Region, die solche Zertifikate nicht zur Gänze braucht, diese an die Klimaver-schmutzer weiterverkaufen. Der Handel allerdings ist begrenzt. Die europäischen Länder und auch Japan haben sich dazu verpflichtet, diese nicht verbrauchten Verschmutzungrechte nicht zu verwenden. Polen wollte einst die Papiere trotzdem weiterverkaufen, was aber im Endeffekt dann doch verhindert werden konnte.

Dennoch gehen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ganz im Gegenteil zu den Saudis mit gutem Beispiel voran. So hat Staatspräsident Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan versprochen, einen Investment-fonds für den Ausbau regenerativer Energie einzurichten. Die Einlage: 30 Milliarden US-Dollar! Der Fonds soll durch andere Investoren auf bis zu 250 Milliarden ansteigen.

Bei alledem muss die Frage gestellt werden: Muss diese Konferenz wirklich stattfinden? Über 70.000 Delegierte sind vorort – das ist doppelt so viel wie noch im Vorjahr im ägyptischen Scharm El-Scheich. Was das für das Weltklima bedeutet – eine Berechnung für die deutsche Dele-gation (Quelle: myclimate.org): 250 Regierungsmitarbeiter mit Personen-schützern, zudem Bundestagsabgeordnete und private Teilnehmer! 9.200 km von Berlin nach Dubai! Ein Flug in einem Airbus A-330 über diese Strecke verursacht 3,1 Tonnen CO2 in der Premium Economy, in der Business Class gar 8,1 to! Ich überlasse es gerne Ihnen, dies auf die notwendigen Hin- und Retour-Flügen auszurechnen, da ja nicht alle in ein- und demselben Flugzeug sitzen!

Das Jahr 2023 brach alle dagewesenen Rekorde. Es wird nach ersten Ein-schätzungen das wohl wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Ob die angestrebte Grenze von 1,5 Grad Temperatur-Erhöhung im Jahr 2100 eingehalten werden kann, ist mehr als fraglich. Hätten die Verschmutzer ihre Zusagen eingehalten, stünden wir heute in einer anderen Ausgangs-position. Doch wurde viel zu lange dahingewartet – jetzt die Ziele erreichen zu wollen, bedeutet wohl umgreifende Änderungen im täg-lichen Leben eines jeden Einzelnen. Um nicht zu sagen: Das ist unmög-lich! „Hallo?“ werden nun einige lauthals schreien: „Ich fahre mit dem Bus!“ Ja, sehr löblich – wirklich. Doch wie viele Produkte haben Sie aus China in Ihrem Haushalt stehen oder liegen? Bevorzugen Sie auch im Winter T-Shirt-Raumtemperaturen? Apropos – wie sieht’s mit den Dämm-werten Ihres Hauses aus? Wohin fliegen Sie in Ihrem Urlaub?

Was nützt all das Geld dem kleinen Bauern, der Jahre gebraucht hat, um eine Ernte zu erhalten, von welcher er gerade mal so leben kann, wenn diese und seine Wohnhütte innerhalb von Minuten von Wasser oder Muren zerstört wird – anstatt weltweit die Emissionen von Treibhaus-gasen stark einzuschränken, wodurch die Ursache bekämpft worden wäre.

Es ist zwar sehr schön, wenn Deutschland bzw. Österreich die Kyotoziele möglicherweise doch einhalten, andere Staaten aber nach wie vor aus vollen Schornsteinen ballern!

Kohlen- und Schwefeldioxid oder auch Methan kennen keine Grenzen. Die Insel der Seeligen wird es zumindest klimatologisch nicht geben. Im Gegenteil: Die Erdatmosphäre wird sich bis ins Jahr 2100 um geschätzte vier Grad erwärmen! Viele Paradiese, die auf Atollen entstanden, werden aufgrund der Schmelze der Polkappen und der Gletscher auf Grönland untergehen. Überflutungen in ehemaligen Urwaldgebieten werden tau-sende Opfer fordern. Der Regenwald als Wasserspeicher ist ja nicht mehr da! Dürrekatastrophen werden für grosse Hungersnot sorgen. Auch Europa hat bereits mit Naturerscheinungen wie Hurricanes oder Wind-hosen Bekannschaft machen.

Gilt somit auch heuer wieder:

Ausser Spesen nichts gewesen?

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Grippe – nicht auf die leichte Schulter nehmen

Für viele ist der Herbst die schönste Zeit des Jahres. Die Natur zeigt sich in all ihrer farblichen Pracht, es ist nicht mehr zu heiss für Wanderungen, zuhause wird es am heimischen Ofenfeuer wieder kuschelig, …

Doch – mit der kalten Jahreszeit kommt leider wieder die Grippezeit. Durch die beheizten Räume trocknen nämlich die menschlichen Schleim-häute in den oberen Atemwegen wie Nasen- und Nebenhöhlen sowie im Rachen aus. Hier werden eindringende Keime und Erreger aus der Luft normalerweise als erstes bekämpft und unschädlich gemacht. Das Immunsystem des Menschen ist somit geschwächt. Hinzu kommt ausser-dem, dass sich mehr Menschen zugleich in geschlossenen Räumen auf-halten. Deshalb können auch ansonsten sehr gesunde Menschen rascher erkranken. Die Wissenschaft ist sich noch nicht wirklich einig, doch sollte dies tatsächlich der Grund für die vielen Krankenstände sein. Nicht die Annahme, dass sich die Erreger im kalten Milieu rascher vermehren.

Ist es dann geschehen, so gilt es einiges zu beachten, damit die Erkrankung richtig therapiert werden kann. Dabei liegt der grösste Fehler zumeist in der Unterscheidung der wirklichen Grippe („Influenza“) mit dem grippalen Infekt (Erkältung).

.) Die Influenza

Die Inkubation liegt bei 1-2 Tagen – damit bricht diese Erkrankung spontan aus. Die Symptome sind:

– Hohes Fieber

– Hitzewallungen

– Schüttelfrost

– Atemnot

– Schmerzen in Kopf, Hals und den Gliedmaßen

– Abgeschlagenheit

– Appetitlosigkeit

Die wirkliche Grippe sollte nicht unterschätzt werden, da sie den Körper gewaltig beansprucht und somit schwächt. Deshalb ist bei diesen Symp-tomen ein Arztbesuch stets empfehlenswert, damit die richtigen Medika-mente verwendet werden, da beispielsweise Antibiotika in den meisten Fällen von Viruserkrankungen nicht helfen. Die wirkliche Grippe wird durch die Orthomyxoviren ausgelöst, die in die Typen A, B, C und D (um die Wichtigsten zu nennen) unterteilt werden. Die Subgruppen A und B sind hierzulande relevant. Bei Influenza A-Viren richtet sich die Namens-gebung nach den Subtypen – wie etwa A(H1N1) der Spanischen Grippe, A(H2N2) der Asiatischen Grippe, A(H3N2) der Hongkong-Grippe oder A(H7N9) der Vogelgrippe. Der Typus B wird in die Victoria- und die Yamagata-Linie unterteilt. Typ C (FLUC) weist zu wenige Unterschiede auf, sodass es hierbei zu keinen weiteren Unterteilungen kommt. Typ D gleicht Typ C, infiziert aber vornehmlich Schweine und Rinder. Typisch für die meisten dieser Viren ist die spikeartige Oberflächenstruktur. Die Übertragung erfolgt in den häufigsten Fällen durch die Luft (Aerosol – Tröpfcheninfektion) oder durch Körperkontakt, wobei dies jedoch auch über beispielsweise Türgriffe oder Haltegriffe in öffentlichen Verkehrs-mitteln geschehen kann. Ein unmittelbarer Körperkontakt ist also nicht erforderlich. Das hohe Fieber ist der Hinweis darauf, dass das Immun-system des Körpers auf Hochtouren läuft und alle Gegenmassnahmen ergriffen werden, die Eindringlinge zu bekämpfen. Während der Grippe ist Bettruhe unbedingt vonnöten. Damit der Körper wieder mehr Flüssigkeit auch für die Schleimhäute produziert, sind Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte empfehlenswert. Gegen die Appetitlosigkeit hilft zumeist Oma’s Lieblingsrezept: Die Hühnersuppe – oder auch eine andere kräftige Suppe. Zudem sollte viel geschlafen werden, da der Körper dann mehr Reserven zur Bekämpfung der Erkrankung mobilisieren kann. Von sport-licher Betätigung ist abzuraten – dies kann zu einer Herzmuskel-entzündung (Myokarditis) führen, die durchaus lebensbedrohend ablaufen kann. Die durchschnittliche Dauer der Erkrankung liegt nach dem Ausbruch bei 5-7 Tagen, die wirkliche Grippe kann aber auch mehrere Wochen andauern. Während dieser Zeit sollte zudem keiner Arbeit nachgegangen werden, da einerseits der Erkrankte schon einen Tag vor dem Ausbruch und mehrere nach dem Abklingen der Grippe ansteckend bleibt. Andererseits bedingt Stress die raschere Vermehrung sowie die leichtere Infektion durch die Erreger.

.) Der grippale Infekt

Vieles des bei der wirklichen Grippe bereits geschilderten gilt auch für den grippalen Infekt. Dennoch gibt es einige wichtige Unterschiede: Die Erkältung ist zumeist eine Erkrankung der oberen Atemwege, also der Nasen- und Nebenhöhlen sowie der Rachenschleimhaut. Die Grippe hin-gegen zeigt sich auch in den unteren Atemwegen – der Lunge. Nach der Inkubation (12 Stunden bis drei Tage) kündigt sich der grippale Infekt über mehrere Tage vorher mit seinen Symptomen (Husten, Frösteln, Krankheitsgefühl, rinnende Nase, …) an, bei ihm entfällt zudem in den meisten Fällen das hohe Fieber, obgleich auch hier eine erhöhte Körper-temperatur auf die Arbeit des Immunsystems hinweist. Und schliesslich sind für die Übertragung mehr als 200 unterschiedliche Viren wie etwa die Corona-, Parainfluenza- oder Rhino-Viren verantwortlich. Nur einige wenige schaffen auch den Weg in die Bronchien, wo sie eine Bronchitis auslösen können. Die typische Erkältung dauert über eine Woche bis zehn Tage an. Ein Arztbesuch ist zumeist nur dann notwendig, wenn die Krankheit länger andauert oder ständig wiederaufkeimt.

Während eine Erkältung in den meisten Fällen harmlos vonstatten geht, kann die wirkliche Grippe schwerwiegende Folgen v.a. für Risiko-Patienten aufweisen. So ist bei Kindern das Immunsystem noch nicht voll-ständig ausgebaut, weshalb bereits ein grippaler Infekt zumeist heftiger als bei einem Erwachsenen vonstatten geht. Auch bei Senioren, durch Vorerkrankungen geschwächte Menschen oder Patienten mit einer Immunschwäche wie Aids etwa ist erhöhte Vorsicht geboten. Hier empfehlen Mediziner die jährliche Impfung.

Das Serum wird aufgrund der virologischen Situation des vorange-gangenen australischen Winters zusammengestellt. Für die Produktion gelangen zumeist Hühnereier zur Anwendung, weshalb sich Menschen mit einer entsprechenden Allergie oder Veganer nach Ersatzlösungen erkundigen müssen. Die Erreger werden schliesslich abgetötet oder nur Teile davon gespritzt. Eine Erkrankung an diesen Viren ist somit nach der Impfung nicht möglich.

Die Abgeschlafftheit jedoch ist das richtige Signal dafür, dass der Körper die Eindringlinge bekämpft und Abwehrstoffe aufbaut. Allerdings kann sich das Grippevirus leicht verändern. Die erste Grippewelle findet zumeist im Oktober/November statt. Danach begibt sich das Virus auf Erdumrundung und kehrt gegen Februar wieder zurück (nur in tropischen Gebieten besteht eine Ganzjahres-Saison). Inzwischen nun können sich Subtypen gebildet haben, die durch die Impfung nicht abgedeckt werden. Während solcher Grippewellen werden zwischen 5-20 % der Bevölkerung infiziert. Eine besonders starke Grippewelle trat 2012/13 auf – weltweit gab es 20.000 Todesfälle, alleine in Deutschland 30.000 Krankenhaus-Einweisungen. Gegen eine Erkältung wird grundsätzlich nicht geimpft.

Damit Sie einer möglichen Infektion durch Grippe- oder Erkältungsviren vorbeugen können, sollten Sie mehrere Massnahmen während der kalten Jahreszeit berücksichtigen:

  • Stärken Sie Ihr Immunsystem – †Bewegung im Freien, Sport, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung durch vermehrten Obst- und Gemüse-konsum, Wechselduschen und Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
  • Hygiene – Waschen Sie sich öfters am Tag ausgiebig die Hände mit Seife. Vor allem nach Personenkontakten, nach dem Toilettengang und vor dem Essen. Vermeiden Sie Berührungen der Hände mit Mund, Nase und Augen – hier kann es zu Übertragungen kommen. Verwenden Sie Einmal-Taschentücher und entsorgen diese nach Gebrauch auch sofort.
  • Frischluft – Zuhause und auf der Arbeit sollte öfters kurz gelüftet werden – nicht mit gekipptem, sondern mit weit geöffnetem Fenster, da nur auf diese Weise ein wirklicher Luftaustausch erfolgt.
  • Soziale Kontakte – Meiden Sie den Kontakt zu erkrankten Personen, machen Sie einen grossen Bogen um Menschenansammlungen und halten Sie Abstand zu Ihrem Gegenüber. Auch das Schütteln von Händen sollte in Grippezeiten möglichst unterlassen werden.

Daß mit der wirklichen Influenza nicht zu spaßen ist, zeigt die Melde-pflicht: In Deutschland muss die Grippe nach einem Direktnachweis der Influenzaviren durch den Arzt gemeldet werden. In Österreich besteht eine Meldepflicht für „Infektionen mit Influenza A/H5N1 oder anderem Vogelgrippevirus“ („Vogelgrippe“). In der Schweiz nur bei der Entdeckung eines neuen A-Subtypus mit „pandemischen Potenzial“.

Zuletzt noch ein wichtiger Hinweis für alle Arbeitnehmer:

Ist ein arbeitsunfähiger Mitarbeiter durch den Arzt krankgeschrieben, so muss er nach einem Urteilsspruch des deutschen Bundesarbeitsgerichtes (November 2016) auch nicht zu einem Personalgespräch erscheinen. Doch Achtung: Krankmeldung heisst nicht automatisch Arbeitsunfähig-keit – das entscheidet der Arzt. Gilt auch für Österreich! Liegt keine Arbeitsunfähigkeit vor, so kann auch ein krankgemeldeter Arbeitnehmer durchaus zum Erscheinen am Arbeitsplatz verpflichtet werden. In beiden Fällen – arbeitsunfähig oder krankgemeldet – muss der Mitarbeiter erreichbar sein. Allerdings nicht unbedingt zuhause. Hier zählt die Ansage des Arztes: Bettruhe etwa bedeutet Bettruhe! Alle Aktivitäten, die eine Genesung gefährden, können zum Kündigungsgrund werden. Werden Sie beispielsweise während einer Krankschreibung aufgrund eines Bandscheibenvorfalles im Fitnessstudio im Kraft- oder Ausdauerbereich anstelle bei der Physiotherapeutin oder bei Bronchitis in Ihrer Stamm-kneipe beim Rauchen ertappt, so ist dies nicht wirklich von Vorteil. Der Arbeitgeber kann auch jemanden vorbeischicken oder einen Detektiv beauftragen (wie mehrfach in der Schweiz geschehen) – es besteht jedoch keine Einlasspflicht. Die Krankmeldung muss am ersten Krankheitstag erfolgen – das ärztliche Attest muss spätestens am 3. Arbeitstag dem Arbeitgeber vorliegen – hier allerdings kann es dienstvertragliche Aus-nahmen geben. Der Durchschlag des Attestes ist für den Arbeitgeber, das Hauptblatt für die Krankenkasse, damit bei längerem Krankenstand das Krankengeld beantragt werden kann.

Lesetipps:

.) Influenza: Virologie, Epidemiologie, Klinik, Therapie und Prophylaxe; Werner Lange/Georg E. Vogel/Helmut Uphoff; Blackwell Wissenschafts-Verlag 1999

.) Alles über die Grippe, die Influenza und die Impfungen; Stefan Lanka; Wissenschafftplus 2008

.) Keine Chance für Grippe und Erkältung: So wird Ihr Immunsystem unbezwingbar; Dr. Joel Fuhrmann; riva 2018

.) Grippe und Erkältungen natürlich heilen: Vorbeugen – behandeln – auskurieren; Markus Sommer; Freies Geistesleben 2009

.) Grippe und Infekte (Yang Sheng 4): Gesund leben mit Chinesischer Medizin: Rezepte, Übungen und mehr (Yang Sheng / Die Kraft in mir); Johannes Bernot/Andrea Hellwig-Lenzen u.a.; oekom verlag 2019

Links:

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Aspartam – die gefährliche Süsse?

An dieser Stelle wurde bereits das Risiko von zu viel weissem Zucker (Haushaltszucker) für die menschliche Gesundheit erörtert (Übergewicht, Diabetes, …). Doch – was wäre so manches Produkt ohne Süssmacher? Also begaben sich so manche Lebensmittel-Chemiker auf die Suche nach einem Ersatz-Süssstoff. Mit Erfolg! Neben vielen anderen Lösungen entstand u.a. C14H18N2O5 – Aspartam! Allerdings eher unbeabsichtigt. Gefeiert wie eine Revolution, birgt dieser Süssmacher allerdings einige mögliche Risiken in sich! Ob auf ihn oder auf Produkte mit ihm zuge-griffen wird, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Allerdings sollte jeder Konsument informiert sein, welche möglichen Folgewirkungen von ihm ausgehen können – auch wenn Industrie und Politik stets darauf hinweisen: Die Tagesdosis macht’s aus!

Aspartam ist der Metylester des Dipeptids L-Aspartyl-L-phenylalanin – klingt schon mal recht gesund! 1965 versuchte sich der Chemiker James M. Schlatter an der Synthese des Peptidhormons Gastrin. Dabei stiess er aus purem Zufall auf diesen süssen Stoff. Seinem Unternehmen, der G.D. Searle & Company, half dies freilich nicht viel, führten doch Tierversuche an Ratten zu dem Resultat, dass der Stoff möglicherweise karzinogen ist und somit Krebs erregen kann. Die US-Behörde Food an Drug Administration (FDA) liess den Stoff deshalb über Jahre hinweg nicht zu – das Unternehmen wurde 1985 von Monsanto und schliesslich von Pfizer übernommen. Erst 1981 erhielt Aspartam unter dem Namen “NutraSweet” die Zulassung, nachdem im Jahr zuvor eine Gruppe unabhängiger Wissenschafter Aspartam als möglichen Auslöser von Gehirntumoren ausschloss – allerdings nach wie vor auf die Karzinogenität bei Ratten hinwies. Zwei Jahre später wurde Aspartam zuerst in kohlesäurehaltigen Getränken wie Limonaden, zehn Jahre später anderen Getränken sowie Süss- und Backwaren hinzugefügt – später auch ohne Verwendungs-beschränkung. In Deutschland wurde Aspartam durch die Zusatzstoff Zulassungs-Verordnung vom 13. Juni 1990 zugelassen. Das Patent auf Aspartam ist bereits 1992 abgelaufen – jeder kann es seither erzeugen. Deshalb ist Aspartam inzwischen unter den Bezeichnungen “NutraSweet”, “Equal” und “Canderel” erhältlich.

Über das chemische Verfahren zur Herstellung von Aspartam, möchte ich mich heute nicht auslassen – dies kann für alle interessierten Chemiker und Hobby-Chemiker in der Fachliteratur nachgelesen werden. Nur soweit noch zu den Eigenschaften: Süss, farblos, kristallin, in Wasser löslich, Schmelzpunkt 248-250 Grad Celsius. Sein Energiegehalt liegt bei 17 kJ pro Gramm – ähnlich jenem von Zucker. Allerdings mit der 200-fachen Süsskraft von Zucker. Beim Backen kann sich Aspartam in seine Einzelkomponenten zerlegen – L-Asparaginsäure, L-Phenylalanin und Methanol! Dadurch verliert der Stoff seine Eigenschaft als Süssmacher.

Aspartam wird inzwischen in mehr als 2.500 Nahrungsmitteln und Getränken in Europa verwendet (Pudding, Fertiggerichten, Kaugummi, Frühstücksflocken,…). Besonders beliebt in Diät- und Light-Produkten, obgleich die Weltgesundheitsorganisation WHO schon vor geraumer Zeit darauf hingewiesen hat, dass sich Aspartam nicht zum Abnehmen eignet, da aufgrund der enorm starken Süsskraft nur geringe Dosen eingesetzt werden. Zucker sorgt beim Verzehr ab einem gewissen Zeitpunkt für ein Völle-Gefühl – chemisch hergestellte Süssmacher jedoch nicht: Die meisten werden sofort wieder ausgeschieden. Dadurch kann es zu einer Abhängigkeit führen, da das Hungergefühl durch den Verzehr nicht gesenkt wird.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) führte in diesem heurigen Jahr eine Untersuchung zum Süssstoffgehalt bei energie- und zucker-reduzierten Erfrischungsgetränken durch. Dabei kam es zu folgenden Resultaten: In 67 von 92 untersuchten Getränken befand sich Aspartam in unterschiedlichen Konzentrationen – Teekaltgetränke 31,8 mg/l, Limo-naden 0,05-117, Cola- und Colamischgetränke 11-492 und schliesslich Energydrinks 144 mg/l.

Nun zum Problem: Die “Metabolisierung”! Der Aspartat-Phenylalanin-Methylester wird durch eine intestinale Esterase in AsPhe und Methanol gespaltet. Das Methanol wird direkt zu Kohlenstoff-Dioxid bzw. Formaldehyd verstoffwechselt. AsPhe hingegen zu den proteinogenen Aminosäuren Phenylalanin und Asparginsäure. Aspartam wird also im Darm nahezu komplett abgebaut. Nur ein geringer Energieanteil gelangt in den Blutkreislauf. Phenylalanin hemmt jedoch die Produktion eines Enzyms, das im Darmepithel gebildet wird und die sog. “Intestinale Alkalische Phosphatase” (IAP) senkt – die Aufnahme von Endotoxinen und dadurch beispielsweise die Gefahr eines metabolischen Syndroms bei zu fettreicher Nahrung. In Tierversuchen wurde beobachtet, dass die Tiere zu Fettleibigkeit und gestörter Glukosetoleranz neigten. Menschen mit der angeborenen Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie müssen deshalb auf Produkte mit Aspargam verzichten. Auf allen Waren mus somit in den Inhaltsstoffen auf Aspargam hingewiesen werden (in Deutschland etwa §5 der Lebensmittelzusatzstoff-Durchführungs-verordnung), beispielsweise durch den Hinweis E951.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 befasste sich mit den Auswertungen von zahlreichen Untersuchungen zum Zusammenhang von Aspartam und dem neuro-physiologischen Befinden (Depressionen, Migräne, Kopfschmerzen, …). Hier blieben jedoch viele Fragen offen.

Die durch die EU festgesetzte Erlaubte Tagesdosis (ETD) sollte 40 mg/kg Körpergewicht nicht überschreiten (in den USA 50 mg/kg Körpergewicht). Das Problem: Aus allen Nahrungsmitteln, die Aspartam enthalten, muss die eingenommene Menge addiert werden! Wer kann das und wer macht dies?!

Übrig bleibt letztlich die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation, dass Aspartam “möglicherweise krebserregend” ist und nicht zur Körpergewichtsreduzierung taugt. Grundsätzlich – so die Gesundheits-experten – kann der Verzehr von Süssstoffen zu Typ2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen führen.

Links:

Lesetipps:

.) Naturstoffchemie – Eine Einführung; Gerhard Habermehl/Peter Hammann/Hans Christoph Krebs; Springer 2008

.) Handbuch Süssungsmittel – Eigenschaften und Anwendung; Hrsg.: Gert-Wolfhard von Rymon-Lipinski; Behr 1991

.) Lehrbuch der Lebensmittelchemie; Werner Grosch/Peter Schieberle; Springer 2008

.) Handbuch Lebensmittel-Zusatzstoffe; Kuhnert/Muermann/Salzer; Behr 1991

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Was können denn die Gänse dafür???

Warnung: Der heutige Blog ist nichts für Zartbesaitete! Leser/-innen mit schwachen Nerven sollten v.a. Abstand von den verlinkten Videos nehmen. Trotzdem wieder mal ein trauriger Fingerzeig darauf, was Menschen an unschuldigen und wehrlosen Tieren verbrechen!

Der heilige Martin von Tours war ein gar bescheid’ner Mann! Als ihn das Volk von Tours zum Bischof wählen wollte, soll er sich in einem Gänse-stall versteckt haben. Einem Bettler gab er seinen Mantel, den Kranken half er, die Sterbenden begleitete er. Sein Namenstag wird am 11. November gefeiert! Weshalb hingegen sehr viele der armen Gänse ausgerechnet rund um diesen Tag ihr meist qualvolles Leben beenden müssen, ist noch nicht ganz geklärt. Denn: Auch die Gänse sind Geschöpfe Gottes (Genesis, Moses 2-19), die nicht auf diese unmensch-liche Art gehalten oder getötet werden sollten – besonders nicht zu Ehren von Heiligen! Doch wie ist es möglich, hier einen Bezug herzustellen?!

Einerseits begann in früheren katholischen Zeiten am 11. November eine vierzehntägige Fastenzeit. Davor wurde nochmals so richtig geschlemmt. Andererseits ist der 11. November ein sog. „Zinstag“. Hier begannen und endeten etwa Pachtverträge, Arbeitsverhältnisse,… Das musste natürlich gefeiert werden. Auch die Lehnspflicht („Martinsschoss“) war am 11. November fällig. Sie bestand meist aus einer oder mehreren Gänsen. Viele Bauern wollten ihre Tiere zudem nicht durch den Winter füttern. Die Legende vom Heiligen Martin besagt ferner, dass eines schönen Tages eine ganze Gänseschar die Predigt des Bischofs störte. Das Federvieh wurde eingefangen und zu einer Mahlzeit für die Kirchengemeinde verarbeitet – andere Zeiten, andere Gebräuche.

Somit lässt sich also das Naheverhältnis zwischen dem Heiligen Martin und der Martinigans erklären. Und schön knusprig gebraten, mag sie vielleicht auch tatsächlich ausgezeichnet schmecken, kann ich mir vor-stellen. Hatte der Vogel ein erfülltes Leben, habe ich eigentlich auch nichts gegen diese Schlachtungen. Doch werde ich in diesem Blog auf-zeigen, dass dies in den meisten Fällen nicht so ist.

Viele der Gänse sterben noch bevor sie ein Jahr alt sind. Zeit ihres Lebens wurden sie wegen Ihrer Daunen gerupft oder mussten im Akkord Küken produzieren. Das jedoch war schon einmal Inhalt einer meiner Aus-führungen. Die Schlachtung ist dann vielfach eine Erlösung für die armen Geschöpfe.

Und dann gibt es die anderen. Jene, die gemästet werden. Glücklich können sich jene schätzen, die wie in diesem Video genügend Auslauf haben.

https://www.ardmediathek.de/video/natuerlich/wo-sich-bio-gaense-wohlfuehlen/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE1NzM1MTU

Andere hingegen verbringen die Hölle auf Erden – v.a. wenn sie gestopft werden. Diese Tiere sollen keinen Auslauf haben, da es weniger um ihr Fleisch als vielmehr um ihre Leber geht. In Frankreich eine gern gesehene Delikatesse („Foie gras“) – auch hierzulande finden sich immer wieder sog. „Kulinarische Feinspitze“, die zu Gabel und Messer greifen und sich dieses grausame Machwerk der Tierhaltung schmecken lassen. Aus der Fettleber entsteht übrigens auch die Gänseleberpastete („Paté de Foie“). Bei diesem „Stopfen“ („Gavage“) wird dem Tier über drei bis vier Wochen 3- bis 4-mal täglich ein 50 cm langes Rohr in den Hals geschoben. Durch dieses wird ein stark gesalzener Futterbrei direkt in den Magen gepumpt – jede Fuhr entspricht rund 20 % des Gesamtgewichtes der Vögel! Der Brei besteht zu 95 % aus Mais und zu 5 % aus Schweineschmalz. Meist sind auch Antibiotika enthalten. Die mechanisierte Fütterung dauert drei Sekunden – so können pro Stunde rund 400 Tiere gestopft werden. Ein Gummiband um den Hals soll das Erbrechen der Tiere verhindern. Eine solche gestopfte Leber wiegt bei der Schlachtung zwischen einem bis zwei Kilogramm, eine normale im Vergleich hingegen nur 300 Gramm. Der Fettgehalt liegt alsdann bei 40-50 %. V.a. Triglyceride lagern sich in dem Organ an. Eine solche Überfütterung der Vögel fand bereits im alten Ägypten gegen 2500 v. Chr. statt. Frankreich ist in der „Produktion“ mit 75 % Weltmarktführer. Damit Sie eine Vorstellung über das Ausmass des Ganzen bekommen: Jedes Jahr werden alleine in Frankreich, Ungarn, Spanien und Bulgarien mehr als 24.000 Tonnen (!) Fettleber produziert, rund 96 % davon kommt von Enten. Mehr als 25 Mio Tiere mussten hier-für ihr Leben lassen. Zirka 30.000 Menschen sind in diesem Industrie-zweig vornehmlich im Elsass und im Perigord beschäftigt. Haupt-abnehmer der traurigen Delikatesse ist neben Frankreich selbst auch Spanien. Doch Deutschland liegt mit 121 Tonnen (im Jahr 2004) bereits an Stelle Nummer 5 – Verbrauch übrigens steigend. Bis zu 70,- € muss der Konsument für ein Kilogramm Stopfleber auf den Tisch blättern. 70,- € für sechs Monate Höllenqualen eines Tieres! Und nun zur perversen Tatsache: In 22 der 27 EU-Staaten (darunter auch Deutschland und Österreich, aber auch die Schweiz) ist das Stopfen verboten (so auch in Australien, Argentinien, Israel und der Türkei) – der Verkauf der Produkte jedoch genehmigt! Eigentlich ist die Herstellung von Stopfleber in der EU grundsätzlich verboten, da dies gegen die EU-Richtlinie 98/58CE verstösst (Schutz von Tieren auf Zuchtfarmen – „Die Art des Fütterns und Tränkens darf den Tieren keine unnötigen Leiden oder Schäden verur-sachen.“) – in Deutschland auch gegen § 17 sowie § 3 TSchG. Deshalb hat die Tierschutz-Lobby-Organisation PETA Anfang 2022 gegen viele Restaurantbetreiter, die die Stopfleber auf ihrer Speisekarte haben/hatten Strafanzeige wegen „Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung“ erstattet. Man möchte es nicht glauben – doch hat die indische Regierung als bislang einzige den Import dieser Produkte untersagt – ein gutes Beispiel. In der Schweiz wurde ein solches Einfuhrverbot in den Jahren 2017 bis 19 diskutiert – der Ständerat jedoch lehnte eine entsprechende Gesetzesvorlage ab. Immer wieder gab es auch in unseren Breitengraden Initiativen: So erstattete die Tierschutzorganisation PETA anno 2008 Strafanzeige gegen rund 50 Restaurants und deren Köche – erfolglos. Im Oktober 2012 scheiterten mehrere EU-Parlamentarier bei ihrem Versuch, die Herstellung von Stopfleber zu verbieten – selbes Spiel im Juli 2019, als einige dänische Abgeordnete vor dem Hintergrund der moralischen Grenzen ein Importverbot durchsetzen wollten. In Frankreich ist die „Gavage“ gar seit 2004 „Nationales und gastronomisches Kulturerbe“ und damit von etwaigen Tierschutzgesetzen ausgenommen. Enten etwa werden innerhalb von nur 7-8 Wochen dermassen gemästet, dass ihre Leber zum Schlachtzeitpunkt 4-5mal grösser als das normal Organ ist.

Und damit leider noch kein Ende! Nach all dieser lebenslangen Tortur hat sich in Rouen und Umgebung eine weitere grausame kulinarische Spezialität gebildet: Die Blutente („Canards au sang“)! Hier wird die Ente in einem Vakuumkasten erstickt. Somit bleibt das Blut im Körper – es sorgt für ein etwas rötliches Fleisch. Das Tier muss innerhalb von zwei Stunden nach seinem Tod zubereitet werden und wird hierfür nur kurz angebraten, damit das Blut und das Eiweiss nicht gerinnt. Das deutsche Tierschutzgesetz verbietet diese Tötungsart, das Lebensmittelgesetz das Schlachten ohne Blutentzug. In Österreich ist dies hingegen durch die Schlachtverordnung v.a. für rituelle Tötungen genehmigt. Nach EU-Gesetz dürfen jedoch auch Blutenten hierzulande verkauft werden.

Lobend zu erwähnen sei, dass der US-Promi-Starkoch mit öster-reichischen Wurzeln, Wolfgang Puck, seit 2006 keine Gänseleber mehr anbietet. Zudem wurde 2004 in Kalifornien ein Gesetz auf den Weg geschickt, das die Herstellung und den Verkauf mit Federn oder anderer Produkte von gestopften Enten und Gänsen verbietet. Eine Klage dagegen wurde durch den Supreme Court zurückgewiesen. Es trat zum 01. Juli 2012 in Kraft. Wieso ist es dort machbar – in unseren Breitengraden jedoch nicht? Die Unterschrift unter dieses Gesetz hat übrigens kein Geringerer als der 38. Gouverneur des Landes, der in Österreich geborene Arnold Schwarzenegger gesetzt. Auch der Stadtrat von Chicago versuchte ein solches Verkaufsverbot durchzudrücken – die Verordnung wurde jedoch zwei Jahre später anno 2008 wieder aufgehoben. In New York City jedoch untersagt seit Oktober 2019 ein Gesetz den Verkauf. Bei Missachten der Verordnung droht ein Bussgeld von bis zu 2.000 US-Dollar.

Welche Qualen diese Tiere durchzumachen haben, war ihnen anzusehen. Immer mehr Prominente unterstützen deshalb Initiativen, die an die Gaumenfreude unserer Mitbewohner appellieren: Nein zur Martini-Gans und v.a. Nein zur Stopfleber. So meinte beispielsweise der Obmann des Tierschutzvereins „Animal Spirit“, Dr. Franz-Joseph Plank:

„Es ist unmoralisch, ein ‚Luxus‘-Produkt zu verkaufen bzw. zu verzehren, welches so viel Leid verursacht hat!“

Auch die beiden durch die UNO anerkannten Tierschutzorganisationen „WSPA“ und †„Advocates for Animals“ haben zum Verzicht auf französische Gänseleber-Produkte aufgerufen.

†Auf dieser Website können Sie eine Petition in Deutschland unterschreiben, um den Bundes-Landwirtschafts- und Verbraucherminister Cem Özdemir vom Bündnis 90/Die Grünen zu weiteren Massnahmen „anzuregen“ – verpflichten kann man ihn leider nicht.

Zurück zum Heiligen Martin: Jedes Jahr landen alleine in Österreich vornehmlich zu Martini oder zu Weihnachten rund 300.000 Gänse auf den Festtagstischen. Und mit „heimischer Produktion“ ist da leider nicht viel los: Etwa 90 % stammen von industriellen Mastbetrieben aus Ungarn, Polen oder Frankreich. Keulen und Brust sind in der Stopfleber-Produktion zumeist Abfallprodukte – finden sich jedoch nicht selten auf den Tellern der Feinspitze wieder. Auch in Deutschland werden 7 von 8 Gänsen importiert. In diesen Dunstkreis der Tierfolter fallen nun auch jene Gänsebauern, die Ihren Tieren sechs Monate „Leben“ ermöglichen. Mit Auslauf, normaler Nahrung und der benötigten Weidemöglichkeit. Deshalb sollte es doch auch im Interesse jener Bauern sein, wenn solche grauenhafte Tierhaltung und der Handel der daraus entstehenden Pro-dukte verboten wird. Da lobe ich mir den Martini-Brauch in Süd-deutschland, wo die Kinder, die gerade vom Martini-Laternenumzug zurückkommen, kleine Martinigänse aus gebackenem Keks- oder Hefeteig erhalten.

Die Gans hat in den Legenden und Sagen immer wieder eine herausragende Bedeutung. Gänse haben im alten Griechenland die Tempel bewacht, das römische Capitol soll aufgrund des Geschnatters der Gänse vor dem Angriff der Gallier gerettet worden sein. Julius Cäsar rühmte den Anmut und den Geist der Gänse, Konrad Lorenz baute seine Verhaltenspsychologie nicht etwa auf Beobachtungen der Spezies „Mensch“ auf, sondern verdankt seine Erkenntnis den Graugänsen. Wieso vergehen sich dann ausgerechnet jene Menschen an den anmutigen Vögeln, die von sich aus behaupten, etwas besseres zu sein und sich diesen Luxus leisten wollen? Zudem – weshalb schiessen Jäger zusätzlich Wildgänse aus Skandinavien, die in Bundesländern wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt überwintern möchten (im Jahr 2001 waren es nicht weniger als 35.000 Vögel, nach Angaben des Komitees gegen den Vogelmord). Darunter auch sehr viele Kraniche. Immer wieder jagen Hobbyschützen ausserdem in Naturschutzgebieten – 2003 wurden 27 solcher illegaler Jäger angezeigt.

PS: Achten Sie beim Kauf einer Ente oder Gans darauf, dass auch die Innereien enthalten sind. Fehlen diese, so könnte es sich um eines dieser armen Tiere handeln, das die schlimmste Tortur durchgemacht hat, die man einem Tier nur antun kann. Hier können Sie überprüfen, ob dies der Fall ist:

https://media.4-paws.org/3/4/1/c/341c447033b172d0db2c64cf0cf4711bd1372637/20170327_Positivliste_deutsch_aktualisiert__2_.pdf

PPS: Angesichts solcher Bilder, solcher Zahlen empfinde ich es als mehr als geschmacklos, dass der Morgenmoderator eines bayrischen Rundfunksenders einst meinte, dass er nun auch alle Martinigänse begrüsse, an diesem Tage, der ihr letzter sein werde!

Links:

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Das Märchen von der Gleichberechtigung

In Österreich wurde am 31. Oktober der „Equal Pay Day“ (EPD) begangen – „Gefeiert“ ist in diesem Zusammenhang absolut der falsche Ausdruck! Doch was bedeutet dieser ganz besondere Tag, der inzwischen in nahezu jedem Land der westlichen Hemisphäre als Mahndatum gelten soll? In Österreich gar zweimal – in der islamischen Welt hingegen undenkbar!

Der „Equal Pay Day“ ist in diesem Falle jener Tag, ab dem Frauen statistisch gesehen für den Rest des Jahres kostenlos arbeiten. In der Frühjahrsversion jener Tag, bis zu dem … – in Deutschland das nächste Mal am 06. März 2024! Beides im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Anders ausgedrückt: Bis zu diesem Tag im Herbst haben Männer das verdient, was Frauen für das komplette Jahr ausbezahlt bekommen. Zwei Monate bzw. regional sogar noch mehr, in welchen Männer mehr Geld auf dem Lohnzettel stehen haben als ihre Kolleginnen mit vergleichbarer Qualifikation in vergleichbaren Jobs! Hallo? Wir schreiben das Jahr 2023!!!

Dieser Missstand ist auch als „Geschlechter-Gehaltsschere“ bekannt. Beschämend der EU-Indikator „Gender Pay Gap“: Dieser Lohnunterschied im Jahres-Brutto-Einkommen bei Vollbeschäftigung lag 2021 im Alpen-staat bei 18,8 % (derzeit bei 16,9) während sich der EU-Schnitt im selben Jahr bei 12,7 % bewegte. V.a. das westlichste Bundesland Vorarlberg schlägt dabei aber sowas von zu: Der Equal Pay Day lag dort dieses Jahr beim 02. Oktober (22 %) – in Wien hingegen erst am 21. November!!!

https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Gender_pay_gap_statistics

Nur Estland ist mit 20,5 % in der EU noch schlechter. Am anderen Ende der Tabelle liegt Luxemburg mit -0,2 (Frauen verdienen hier ein paar Cent mehr als Männer), gefolgt von Rumänien mit 3,6 und Slowenien mit 3,8 %. Deutschland bewegt sich gleich nach Österreich bei 17,6, die Schweiz bei 17,7 % (alle Zahlen 2021). Eine Schande für reiche Industrie-staaten, die eigentlich diesen Gleichheitsgrundsatz jeweils in der Verfassung/dem Grundgesetz verankert haben.

Dass gar nichts getan wird, stimmt nicht: Es wird zu wenig und zu lang-sam für gleiche Bezahlung unternommen!

“Lohndiskriminierung ist ungerecht und schwächt unsere Gesellschaft als Ganze. †Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern ist ein zentrales Verfassungsversprechen, das es endlich einzulösen gilt.”

(Alain Berset, Bundesrat, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern EDI)

Der Equal Pay Day wurde bereits 1966 in den USA eingeführt; organisiert durch das „National Committee on Pay Equity“ (NCPE), dem unter-schiedliche Frauenorganisationen, die Gewerkschaften uvam. angehören. Der Hintergrund: Damit sollte, drei Jahre nach dem Beschluss der Gleich-behandlung durch die US-Regierung, auf die ungerechte Ungleich-behandlung der Frauen, insbesondere aber der afro-amerikanischen Frauen hingewiesen werden. Auf dem europäischen Kontinent waren 3.800 Frauen im belgischen Herstal die ersten: Sie legten am 16. Februar 1966 ohne Vorwarnung die Arbeit nieder. Eigentlich sollte der Streik nur einen Tag lang dauern – daraus wurden aber 12 Wochen. 2007 folgte Deutschland mit der “Red Purse Campaign” nach Vorbild der USA, wonach mit roten Taschen auf die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz hinge-wiesen werden sollte, ein Jahr später kam der EPD. Die Eidgenossen setzten ihn erstmals 2009 fest – dort trat am 01. Juli 2020 ein Gesetz zur besseren Durchsetzung der Lohngleichheit in Kraft. In Österreich wurde der Equal Pay Day erstmals im Jahr 2010 berechnet (ein Jahr später auf Initiative der EU-Kommission in Europa) – damals lag er beim 29. September, 2022 beim 30. Oktober – also nur einen Tag vor dem diesjährigen. Diese auf der nationalen Einkommensdifferenz berechnete Zahl wird vom Jahr abgezogen – ob hinten oder vorne ist eigentlich gleichgültig. Hinten jedoch erweckt einen sensibleren Eindruck! Am 06. Juni 2023 trat eine neue EU-Richtlinie in Kraft, die bis 2026 derartige Lohnunterschiede transparenter machen und damit abschaffen soll. Definiert werden alsdann “gleiche” und “gleichwertige” Arbeit. Enthalten ist zudem die Pflicht zu Einkommensberichten (auch in kleineren Unter-nehmen) und eine Aufschlüsselung der durchschnittlichen Gehälter. Arbeitnehmer-Vertretungen fordern die sofortige Umsetzung der Richtlinie – nicht so eilig hingegen haben es naturgemäss die Arbeit-geber.

Die Ursachen für diese Ungleichbehandlung sind vielfältig: Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit als Männer (Haushalt, Kindererziehung, Ehren-amt,…), haben zumeist eine geringfügige oder Teilzeit-Beschäftigung (“Care-Beschäftigung” für die Familie), arbeiten oftmals in Niedriglohn-Branchen, haben schlechtere Aufstiegschancen, erhalten tatsächlich ein geringeres Gehalt, …!

Was kann veranlasst werden? Neben dem Meinungswechsel der Chefs bedarf es auch eines Ausbaus von Kinderbetreuungs-Einrichtungen, Ganztags-Schulen etc., sodass Frauen nach der Karrenz wieder in’s Berufsleben einsteigen bzw. Vollzeit arbeiten können. Die Handhabung der letzten Jahrzehnte führt automatisch im letzten Lebensabschnitt vieler Frauen zur Altersarmut. Davon sind vor allem alleinstehende Frauen betroffen.

Den verantwortlichen Sozialpolitikern der DACH-Länder sei deshalb etwa Island an’s Herz gelegt: Verpflichtende Papa-Karenz, Wochenends- und Nacht-Kitas (für die Schichtarbeiter) und gleiches Gehalt bei gleicher Arbeit für Frau und Mann per Gesetz. Island lag übrigens 2021 im EU-Gehaltsscheren-Vergleich bei 10,4 %.

Lesetipps:

.) Gender Pay Gap – Vom Wert und Unwert von Arbeit in Geschichte und Gegenwart; Hrsg.: Rainer Fattmann; Dietz 2023

.) Arbeit, Entlohnung und Gleichstellung in der Privatwirtschaft; Hrsg.: Hans-Böckler-Stiftung; edition Sigma 2010

.) Frauen auf dem Sprung. Wie junge Frauen heute leben wollen. Die Brigitte-Studie; Pantheon 2009

.) Sieben Jahre Equal Pay Day – Eine Forderung wird zur Kampagne; Hrsg.: BPW Germany; BWV Berliner Wissenschafts-Verlag 2015

Links:

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