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So manches Privathaus würde abgerissen werden

All jene unter Ihnen, die sich während der Feiertage nicht vollends vom weihnachtlichen Glanz haben blenden lassen, werden die Tagesschlag-zeile in den Nachrichten mitverfolgt haben: Frankreich will am Atomstrom festhalten, die EU will ihn künftig gar als „klimafreundlich“ und somit nachhaltig bezeichnen, sofern sie den aktuellsten Standards entsprechen und bis 2050 eine Entsorgungsanlage für hochradioaktiven Abfall errichtet wird. Das stösst v.a. dem Nachbarn Deutschland mehr als sauer auf – wird doch hier an einer atomfreien Zukunft gearbeitet – ebenso wie in Österreich seit jeher. Alsdann wurde am 31. Dezember 2021 der letzte Block des Siedewasser-AKWs Grundremmingen abgeschaltet. Bundes-umweltministerin Steffie Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) meint durchaus zurecht, dass eine Technik, die gefährliche Abfälle hinterlasse, niemals nachhaltig sein könne! Aber auch aus dem Alpenland gibt es keine guten Worte hierfür, ist es doch förmlich umringt von Schrottmeilern – die meisten davon noch nach sowjetischer Bauart. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat unterdessen mit aller Vehemenz betont, dass sein Land die gesteckten CO2-Ziele nur mit der Hilfe der Atomkraft schaffen werde. Gesagt getan versprach er gleich darauf eine Milliarde Euro für die Kernkraft und den Bau neuer Reaktoren. Anbieter Électricité de France SA (EDF) nahm ihn beim Wort und legte die Pläne für sechs weitere Druck-wasserreaktoren auf den Tisch. Es wird also weitergehen in Frankreich.
Klimafreundlich? Unter Umständen, doch wird zu warmes Wasser in die Flüsse abgeleitet. Nachhaltig? Keineswegs, braucht doch der dabei ent-stehende, strahlende Atommüll mehrere tausend Jahre bis zur Halb-wertszeit.

Die Katastrophe von Fukushima liess die deutsche Kanzlerin eine 180-Grad-Kehrtwende beschreiten – ähnlich wie jenes kleine Flüchtlings-mädchen, das erstmals öffentlich im Fernsehen Emotionen bei Frau Merkel aufkommen liess. Danach folgte das allseits bekannte „Wir schaffen das!“. Doch Deutschland kann atomfrei planen – so lange die Nachbarn nicht mitmachen, erscheint alles eher sinnlos. So stehen rund um deutschen Boden nicht weniger als neun Kernkraftwerke mit ins-gesamt 20 Reaktoren – innerhalb von gerade Mal 100 Kilometer nach der Grenze. 100 Kilometer – ein Klacks für eine atomar verseuchte Staub-wolke. Wer damals den Super-Gau von Tschernobyl am 26. April 1986 miterlebt hat, wird sich noch erinnern können, wie es ist, wenn aufgrund des kontaminierten Fallouts die Kinder nicht in den Sandkisten spielen und keine selbstgesammelten Pilze oder Wildfleisch verzehrt werden darf. Dabei liegt der Katastrophenort 1.044 km von Wien und 1.147 km von Berlin entfernt. Tihange im benachbarten Belgien aber ist eines dieser 100-km-AKWs. Die Meiler befinden sich rund 70 km von Aachen ent-fernt. Sollte also aufgrund eines Defektes oder Unfalles Radioaktivität austreten, so gehören die beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit zu den ersten, die davon betroffen wären. Utopie? In keinster Weise – bei dieser Bausubstanz und dem Stand der Technik. So berichtete etwa die Tagesschau 2015 über einen Brand im Reaktorblock 1. Es war zwar ein Feuer im nicht-nuklearen Bereich, doch sollte dies nicht auf die leichte Schulter genommen werden: Der Block hat sich sofort automatisch selbst abgeschaltet, eine Gefahr soll nicht bestanden haben, versucht die Betreiberfirma Electrabel zu beruhigen. Erst kurz zuvor war – trotz grossem Protest aus Deutschland, der Reaktor-Block 2 wieder hochgefahren. Dieser sorgte 2012/2013 für sehr grossen Unmut, als tausende Risse im Reaktor-Druckbehälter sowie Erosionen an der Stahlbeton-Hülle festgestellt wurden – ebenso übrigens wie im 2. Schrottmeiler Belgiens, Doel-3! Im Reaktor 2 gab es immer wieder Probleme in den Jahren 1983, 1990, 2018 und 2019. Daneben wurde im Oktober 2014 bekannt, dass zwischen 2009 und 2012 ein polizei-bekannter Dschihadist dort gearbeitet hatte – als Techniker im Hoch-sicherheitsbereich. Die Druck-Behälter sind in den 70er-Jahren durch das niederländische Unternehmen Rotterdam Drydock geliefert worden, das inzwischen nicht mehr am Markt tätig ist. Baugleiche Typen standen auch in Deutschland (Philippsburg I und Brunsbüttel – beide sind inzwischen stillgelegt), den USA und der Schweiz. 2013 bekundete selbst die Atomaufsicht AFCN Bedenken gegen ein erneutes Hochfahren des Reaktors. Dennoch wurde es immer wieder ans Netz genommen.

Apropos Schweiz – auch bei den Eidgenossen stehen mehrere Schrott-meiler. So kommt es beispielsweise im regelmässigen Abstand von zwei Jahren zu Zwischenfällen am AKW Leibstadt, die jedoch zumeist auf menschlichen Fehlern beruhen. Anders zeigt sich da schon das AKW Gösgen bei Däniken. Rund 60 km von der deutschen und 200 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, kommt es hier immer wieder zu Zwischenfällen. einmal waren es zwei Ventile, die zu einer Schnell-abschaltung führten, ein anderes Mal eine nicht absperrbare „Speise-wasserleckage“ an einer Messleitung. Die zweitägige Reparatur verur-sachte einen Produktionsausfall von 57 Mio Kilowattstunden. Rund ein halbes Jahr später führte im selben Jahr 2019 ein Kurzschluss in der Schaltanlage zu einer zweiwöchigen Abschaltung, da ein Transformator gewechselt werden musste (Produktionsausfall: 409 Mio kWh). Das AKW Gösgen sei jedoch nach Angaben von Verwaltungsratspräsident Michael Wider in gutem Zustand und solle noch weitere 20 Jahre betrieben werden (Stand: 2020).
Diese Simulation zeigt die Auswirkungen bei einem möglichen Zwischenfall in Supergau-Grösse des inzwischen stillgelegten AKWs Mühleberg – ebenfalls nicht weit von der deutschen und österreichischen Grenze entfernt:

Auch das zweite Alt-AKW Beznau sorgt für grosse Bedenken: „…eines der gefährlichsten Atomkraftwerke der Welt“! Im Jahre 1969 erbaut befindet sich das AKW nur sechs Kilometer von der deutschen und 111 km von der österreichischen Grenze entfernt. Block 1 war der erste Atommeiler der Schweiz. Im Vergleich zu Mühleberg bestellte der Betreiber NOK (Nord-ostschweizerische Kraftwerke AG) Druckwasser-Reaktoren bei Westing-house aus den USA, ausgestattet mit Turbosätzen der Firma Brown, Boverie & Cie (BBC). Bereits beim Hochfahren des ersten Reaktors gab es Probleme mit der Abdichtung des Primärkreislaufes, mit den Wellen-abdichtungen der Pumpen, der Absauganlage im Sicherheitsbehälter etc. Zudem griff borisiertes Wasser die galvanisierten Schalungsbleche an. Eine Sanierung folgte. Und so ganz nebenbei wurde das Warmwasser, nachdem beide Blöcke den Vollbetrieb aufgenommen hatten, kurz vor deren Mündung in den Rhein in die Aare eingeleitet. Die Folge: Eine Überwärmung des Flusses. Die Serie an Zwischenfällen riss in all den Jahren nicht ab. Erste Korrosionserscheinungen am Block 1 wurden an den Dampferzeugern bereits 1971 festgestellt. „Der Tagesanzeiger“ berichtete 2016 von nahezu tausend Löchern im Reaktor-Stahl von Block 1 („Einschlüsse“). Nicht nur Mikro-Löcher – manche haben einen Durchmesser von bis zu einem halben Zentimeter. Daneben ist die Reaktorummantelung spröde geworden. Beznau hat an sich eine unbefristete Betriebsgenehmigung erhalten – beide Blöcke sollen 2030 abgeschaltet werden. Kommt in der Schweiz das dienstälteste, noch in Betrieb befindliche Kernkraftwerk zur Sprache, so weiss der Eidgenosse durchaus mit dem Ausdruck „Technikmuseum Beznau“ etwas anzu-fangen. Die Kernkraft-Gegner schreien indes immer lauter auf: Beznau gibt während des laufenden Betriebes krebserregende Strahlung ab. Etwa in Form des Kühlwassers der Aare, die dadurch mit Tritium kontaminiert wird. Bei einem Störfall sind hunderttausende Menschen betroffen – riesige Gebiete auf Dauer unbewohnbar! Die Schweiz übrigens zur Gänze! Trotz alledem erhielt das Kernkraftwerk Beznau im Jahre 2001 das ISO-Zertifikat 14001 – ein Hohn gegenüber der Zertifizierungspraxis. Seit 1995 gab es insgesamt 128 meldepflichtige Vorkommnisse!

Nur einen guten Kilometer westlich der deutsch-französischen Grenze befindet sich das älteste französische Kernkraftwerk Fessenheim. Die beiden Druckwasserreaktoren sollten eigentlich Ende 2016 stillgelegt werden, auch sie wurden durch die US-Amerikaner Westinghouse geliefert und gingen 1977 in Betrieb. Beide Blöcke dieses Schrottmeilers wurden gottlob im Jahr 2020 abgeschaltet. Doch verweilen wir noch etwas in Frankreich, das diskussionslos auch weiterhin auf die Atomkraft setzt. Im Januar dieses Jahres waren insgesamt zehn von 56 AKWs nicht am Netz. Darunter auch jene in Penly/Normandie und Civaux/Nouvelle Aquitaine sowie Chooz/Grand Est. Nach Angaben der stellvertretenden Leiterin des Instituts für Strahlenschutz und Atomsicherheit (IRSN), Karine Herviou, soll es sich um Risse im Sicherheitskühlsystem bzw. Korrosions-problemen handeln.
Das alles aber ist vergleichbar harmlos, betrachtet man sich die Vorkommnisse rund um das Vorzeige-Kernkraftwerk Flamanville/ Normandie. Im Jahr beschloss die zum grössten Teil im Staatsbesitz befindliche Electricité de France (EDF) den Ersatz des in die Jahre gekommenen Blocks 3 durch einen leistungsstarken Druckwasser-reaktors. Das Projekt wurde als „Rolls Royce du nucléaire“ in höchsten Tönen gelobt. Der Neubau sollte nach Angaben der Betreiberfirma 3,4 Milliarden Euro kosten. 15 Jahre später sprach der französische Rechnungshof von „… die eigenen Fähigkeiten und Kapazitäten überschätzt und die Kosten und ungelösten Probleme unterschätzt!“ Die tatsächlichen Kosten beliefen sich alsdann auf rund 19,1 Milliarden Euro. Aus der Inbetriebnahme im Jahr 2012 wurde … nichts! Er befindet sich nach wie vor im Bau – jetzt geplante Inbetriebnahme im Jahr 2023. „Sehr ernste Sicherheitsmängel“ haben das Ihre dazu beigetragen. So etwa fehlerhafte Schweissnähte im zentralen Reaktordruckbehälter oder einen zu hohen Kohlenstoffgehalt in der Stahldecke. Somit musste vor der Inbetriebnahme des Blocks bereits grossflächig saniert werden. Übrigens traten dieselben Probleme in Olkiluoto an der Westküste Finnlands auf, an dem auch die deutsche Siemens beteiligt ist. Ein weiterer solcher Druckwasserreaktor befindet sich im britischen Hinkley Point im Bau – geplante Inbetriebnahme 2025. Auch hier explodierten die Kosten von veranschlagten 20 auf vorerst 28,4 Milliarden Euro.

Vor einer durchaus ähnlichen Situation wie Deutschland steht auch Österreich. Im Umkreis von 150 km liegen nicht weniger als 12 Kernkraftwerke, alleine vier davon mit rund 200 km in unmittelbarer Nähe zum Ballungsraum Wien: Bohunice, Mochovce, Temelin und auch Dukovany. Ausgerechnet letzteres ist mit ca. 50 Kilometern Luftlinie zur österreichischen Grenze (zur deutschen sind es 175 km) eines der ältesten Tschechiens. Die drei anderen genannten liegen allesamt in der Slowakei. Temelin nur ca. 60 km von der österreichischen Grenze entfernt – doch wurde dieses erst im Jahr 2002 an’s Netz genommen. Sicherlich ist Dukovany im Vergleich zu den bisher angesprochenen Schrottmeilern ein Jungspund, doch zählt es zu jenen Kernkraftwerken, die nach sowjetischem Vorbild erbaut wurden. Ein Inspektor der IAEO meinte einst, dass in so manchem dieser AKWs Schalter noch mit Streichhölzern fixiert wurden! Block 1 dieses Schrottmeilers sollte eigentlich Ende 2015 vom Netz gehen (die anderen drei 2016 bzw. 2017), doch wurde die Betriebsdauer nun auf 50 bis 60 (!) Jahre verlängert. Und dies obgleich Sicherheitsvorkommnisse nahezu zur Tagesordnung gehören. Diese Druckwasserreaktoren russischer Bauart weisen einerseits viel zu geringe Wandstärken auf, andererseits fehlt ein stabiles Containment. Erwähnt man alsdann im Beisein eines Kernkraft-Experten die Worte „erdbeben-sicher“ und „gefeit gegen Flugzeugabsturze“ , so bricht dieser in ein nicht mehr enden wollendes, schallendes Gelächter aus. Zudem befindet sich das Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente ausserhalb des Sicherheitsbehälters, die Blöcke stehen (wie auch in Fukushima) zu nahe nebeneinander, die Kühltürme sind dermassen in Mitleidenschaft gezogen, dass sie extremen Wetterverhältnissen gar nicht mehr stand-halten würden. Ausserdem befindet sich auf demselben Gelände ein Endlager für schwach- und mittelaktiv-strahlenden Atommüll. Zuguter-letzt versuchen die Betreiber immer wieder Leistungserhöhungen zu erzielen. Dadurch sinken auch die Sicherheitsreserven – irgendwann wird dem gegenüber das Material nicht mehr standhalten. Ferner werden durch derartige Abbranderhöhungen auch mehr längerlebige Radio-nuklide produziert, die eine Kontamination im Störfall verstärken.

https://www.w24.at/Video/Dukovany-Hohes-Risiko-nach-Stoerfall/8239

Der Ausdruck „Bröckel-Reaktoren“ übrigens stammt nicht etwa von Kernkraftgegnern sondern nahm seinen Ursprung direkt in der Landesregierung NRWs, bei Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen). Im Hohen Haus in Berlin ist nicht selten auch von „Flick-Schusterei“ die Rede, da eine Generalsanierung oder grossflächige Reparatur wirtschaftlich zu teuer kommt und somit nicht rentabel ist.
Belgien hat nach Fukushima den Kernenergie-Ausstieg zugesagt, aller-dings nur dann, wenn andere ausreichende Energie-Reserven vorliegen. Die Schweiz – nach eigenen Aussagen das schönste und reichste Land der Erde – betreibt die ältesten und gefährlichsten Kernkraftwerke. Auch Fukushima änderte nichts an der Tatsache, dass weitere erbaut werden sollten. Doch wurde der Druck der Bevölkerung und der Nachbarn zu stark. In Deutschland sind derzeit noch sechs Kraftwerke in Betrieb – die ältesten wurden bereits abgeschaltet. Wie kurzsichtig Brüssel reagiert, ist am besten an der Milliarden-Subventionsspritze für das englische Kernkraftwerk Hinkley-Point aufzuzeigen. Weshalb Berlin in dieser Thematik nicht ebenso wie Wien Klage dagegen eingebracht hat, ist wohl nur im Bundeskanzleramt bekannt. Schliesslich ist auch in Deutschland die Atommüll-Endlagerung noch mit einem riesengrossen Fragezeichen behaftet. Ein Fass ohne Boden für deutsche Steuergelder. Ebenso übrigens wie die Sanierung von Uran-Minen. „Wismut“ im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Thüringen verschlang 6,5 Milliarden Euro! Und zudem wurde der Reaktortyp von Tschernobyl kurz vor der Katastrophe als „sicher“ erklärt! Ausserdem darf die Gefahr eines terroristischen Anschlages gerade jetzt nicht unterschätzt werden. Oder das Szenario eines Flugzeug-Absturzes! Seit Juni 2014 muss nicht mehr nur für Neubauten sondern auch für Betriebszeitenverlängerungen europaweit eine Umweltverträglichkeitsprüfung absolviert werden („Espoo-Konvention“). Allerdings sind diese zu 99 % nicht grenzüberschreitend, sodass auch die Nachbarländer eine Einspruchsmöglichkeit nutzen könnten. Atomenergie ist und bleibt eine nationale Angelegenheit!
Von 133 Kernkraftwerken in Europa gelten 62 als Hochrisikoreaktoren. Der Super-Gau von Tschernobyl hat es aufgezeigt: Bei anderer Witterung wäre die Giftwolke vielleicht gleich nach Westeuropa getrieben. Nicht auszudenken, was das für unsere Breitengrade bedeutet hätte. Voll-kommen gleichgültig also, ob ein solches Schrottkraftwerk 100 oder 200 km von der Grenze entfernt steht – bekommen die Bewohner dieser Kernzone Wind von einem schweren Störfall, so wird es für die meisten unter ihnen zu spät sein. Im August 2010 beispielsweise wurden in Fessenheim nicht weniger als 50 Kubikmeter radioaktiver Gase frei-gesetzt. Obgleich die Zerfallsaktivität nach Angaben der Autorité de sûreté nucléaire (ASN – staatliche französische Atomsicherheits- und Aufsichtsbehörde) nicht gemessen wurde, ist der Vorfall gerade mal mit INES 0 bewertet worden: „Ereignis ohne oder mit geringer sicher-heitstechnischer Bedeutung“. INES ist die Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse – sie reicht bis zum „Katastrophalen Unfall“ = INES 7! Kurz nach dem Unfall in Tschernobyl schalteten schwedische Atomkraftwerke automatisch ab, da zu hohe Strahlungswerte gemessen wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Sowjets noch gar keinen Störfall gemeldet!!!
Bei all dem sollte eine Schlagzeile nicht fehlen, die bei so manchem unter Ihnen für lautes Gelächter sorgen wird, anderen hingegen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt: 2008 bohrte im schweizerischen AKW Leibstadt ein Mitarbeiter sechs wanddurchdringende Löcher in das Primärcontainment, um daran Feuerlöscher aufzuhängen.
Tja und von „nachhaltiger Energie“ kann wohl nur dann gesprochen werden, wenn ein Rückbau zur sog. „Grünen Wiese“ erfolgt, aus dem Areal also tatsächlich wieder nicht belastete Grünfläche oder Ackerland gewonnen wird. Der Rückbau zur „braunen Wiese“ bedeutet die weitere Verwendung für industrielle Zwecke. Für den Rückbau werden mancherorts (Schweiz) Fonds bereits während der Laufzeit eingerichtet, andernorts übernimmt dies der Stromkunde oder Steuerzahler.

Lesetipps:

.) „Atomkraft – nein danke!“: Der lange Weg zum Ausstieg. Die Geschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung; Wolfgang Sternstein; Brandes & Apsel 2013
.) Kernenergie: Eine Technik für die Zukunft? (Technik im Fokus); Hrsg.: Julia Neles/Christoph Pistner; Springer 2012
.) Die Versicherung der Atomgefahr; Christoph Wehner; Wallstein Verlag 2017
.) Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft; Joachim Radkau/Lothar Hahn; oekom verlag 2013
.) Das Kreuz mit dem Atom: Die Debatte um die Kernenergie und die christlichen Grundwerte der CDU; Stefan Bürgel; LIT Verlag 2018
.) Störfall Atomkraft: Aktuelle Argumente zum Ausstieg aus der Kernenergie; Hrsg.: Ralph TH. Kappler/Karl W. Hoch/Astrid Schneider; VAS-Verlag für Akademische Schriften 2010
.) Der Traum vom eigenen Reaktor: die schweizerische Atomtechnologieentwicklung 1945-1969; Tobias Wildi; Chronos 2003

Links:

– www.bmub.bund.de
– www.umweltinstitut.org
– www.contratom.de
– www.mitwelt.org
– www.greenpeace.de
– rp.baden-wuerttemberg.de
– www.fanc.fgov.be
– www.electrabel.be/
– www.stop-tihange.org
– www.anti-akw-ac.de
– www.derbund.ch
– www.ensi.ch
– www.energiestiftung.ch
– www.bkw.ch
– www.kernenergie.ch
– www.axpo.com
– www.menschenstrom.ch
– www.nein-zu-neuen-akw.ch
– www.mesure-radioactivite.fr
– www.asn.fr
– www.irsn.fr
– www.cez.cz
– www.bmlfuw.gv.at
– www.unet.univie.ac.at
– www.global2000.at
– www.atomkraftfreiezukunft.at
– www.world-nuclear.org

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Die fünfte Jahreszeit

Der leider bereits verstorbene Kabarettist Dieter Hildebrandt meinte 2003 in der Sendung „Unter4Augen“:

„Mensch bedenke: Die Bakterien werden uns von der anderen Seite des Mikroskops aus beobachten!“

Ehrlich? Vor allem in der „Fünften Jahreszeit“ würde es mich durchaus interessieren, was so manch getreuer Vierbeiner angesichts der vielen Jecken und Narren von der Krone der Schöpfung und deren mehr als dubiosen Verhalten in diesen Wochen meint. Sei’s drum – leider sind auch heuer die meisten Grossveranstaltungen abgesagt, da sich nach wie vor einige unmaskierte Narren weigern, an Massnahmen zur Verbesserung jener Lage zu halten, gegen die sie höchstpersönlich auf die Strasse gehen. Aber – das ist wieder eine ganz andere Geschichte!
Lassen Sie uns heute doch mal einen Blick auf die Hintergründe dieses närrischen Treibens werfen, denn viele zwängen sich zwar alljährlich in ein Kostüm, wissen jedoch nicht warum! Fehlt hier der Zusammenhang – wird daraus tatsächlich ein sinnloses Tun! Dabei ist die Geschichte durch-aus interessant.
Der grundsätzliche Gedanke sowohl der Fasnächte als auch des Karnevals lag in dem Aufbrauchen verderblicher Lebensmittel vor dem Beginn der Fastenzeit – also in der christlichen Zeit, nicht wie oftmals angenommen in der vorchristlichen. Zu diesem Fress- und Trinkgelage wurden Freunde und Verwandte eingeladen. Aufzeichnungen lassen darauf schliessen, dass dies bereits im 12./13. Jahrhundert praktiziert wurde.
Je nach Region wird auch heute noch unterschiedlich gefeiert:

1. Die Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Eigentlich ist sie noch gar nicht so alt – dennoch der höchste Würden-träger unter allen Varianten: Die schwäbisch-alemannische Fastnacht zählt seit dem Jahr 2014 zum deutschen Verzeichnis des immateriellen Weltkulturerbes nach den Richtlinien der UNESCO. Gefeiert wird sie in Südwestdeutschland sowie der Nordost- bzw. Zentralschweiz. Dement-sprechend unterschiedlich sind auch die Schwerpunkte oder die Bezeichnungen. So schwanken diese zwischen Fasnacht, Fasnet, Fasnad oder auch Fasent. Historisch leitet sich Fasnet von der frühneuzeit- bzw. mittelalterlichen Fasnacht ab, deren Tradition im 20. Jahrhundert wieder ausgegraben wurde. In der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht treffen sich die „Narrenhäs-Träger“, also Menschen, die sich mit Larven oder „Schemen“ zumeist aus Holz verkleidet haben. Das Narrenhäs wird vom Träger über Jahre hinweg verwendet, manches Mal gar vererbt. Beginn des ganzen Zinnobers ist der Dreikönigstag, an welchem die Larven „abgestaubt“ werden. Den Höhepunkt stellt der „Schmotzige Dunnschtig“ dar, andernorts auch als „Gumpiger Donnerstag“ bekannt. Dann trifft man auf den Strassen oder bei so manchem Narrentreffen auf jede Menge „Schneller“ (Bodenseekreis), „Klepfer“ (Rottweil) oder „Häser“ (Villingen). Am oberen Neckar sind es die „Abstauber“ und in Rottenburg am Neckar die Hexen. Nahezu jedes Wochenende steigt in pandemiefreien Jahren eine Narrenversammlung. Der zweite wichtige Termin der schwäbisch-alemannischen Fasnet ist der 02. Februar – Maria Lichtmess. Die Anzahl der Veranstaltungen nimmt rasant zu. Da feiert man in Oberschwaben das „Maschgern“, im Schwarzwald das „Schnurren“, in Villingen das „Strählen“, in Oberndorf das „Hecheln“ und in Schömberg das „Welschen“. Andernorts heisst es auch ganz einfach „Aufsagen“! Inhalt dieses Auf-sagens sind die Ereignisse des letzten Jahres, die lustig aufbereitet als Vierzeiler oder Lieder von den maskierten Narren dem Volk dargeboten werden. Diese ziehen von Gasthaus zu Gasthaus, wo sie meist schon sehnsüchtigst erwartet werden. In früheren Zeiten wurde dies an unterschiedlichen Stationen auf der Strasse gezeigt.
Auch für den Schmotzigen Dunnschtig gibt es Namen, die nach Regionen variieren können: Gausaliger Donschdig, Schmitziga Dorschdich, Dicker Donnerstag, Glombiger Doschdig, … „Schmotzig“ bedeutet im Alemannischen „fettig“. Alsdann wurden an diesem Tag zumeist fette Speisen gereicht: Fasnetsküechle, Krapfen oder auch „Nonnenfürzle“. In Konstanz etwa wird die Bevölkerung bereits um 06.00 Uhr durch Trommler und Fanfarenzüge geweckt. Nachdem die Stadt- oder Gemeinderegierung beim Rathaussturm abgesetzt wurde, übernehmen die Narren das Kommando. Gefeiert wird mit unzähligen Umzügen und Strassenfasnachten. In Rottweil und Oberndorf sind dies auch heute noch die bekannten „Narrensprünge“. 1924 gründeten die Narrenzünfte die „Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte“ (VSAN). 1937 folgte der Verband oberrheinischer Narrenzünfte und schliesslich 1959 die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Die Aufgabe dieser Dach-verbände liegt vornehmlich in der Bewahrung des Brauchtums. Die Gestalt der Hexe kam erst 1933 mit der Gründung der Hexenzunft in Offenburg in’s Spiel – nicht unbedingt zum Wohlwollen der Brauchtum-schützer, die die Fasnacht dadurch gefährdet sehen. Sie beruht einerseits auf Märchen, andererseits auf den Überlieferungen über die mittelalter-lichen Hexen. Auch in Tirol gehört die Hexe als ein wichtiger Bestandteil zum Fasching. Dort jedoch bereits seit dem 18. Jahrhundert. Ähnlich ergeht es dem Treibermotiv, bei dem Narrenhäs-Träger eine Figur vor sich hertreiben. In Weingarten ist dies das „Fasnetsbuzzerössle“, in Rottweil das „Brieler Rössle“ und in Bad Waldsee „Werners Esel“. Dieses Motiv kam auch erst später hinzu. Der Teufel jedoch fand seinen Platz bereits vor dem 17. Jahrhundert. In Rottweil als „Federahannes“, im mittleren Schwarzwald als „Elzacher Schuttig“. Die „Alte Vettel“ ist ebenfalls typisch alemannisch: Schon im Mittelalter verkleideten sich Männer mit Frauenklamotten um als solche unerkannt ihr Unwesen zu treiben (“Verkehrte Welt“). Daneben spielten stets auch Sagen- und Tiergestalten, Narrenrufe, Sprüche etc. eine wichtige Rolle, auf die ich aus Platzgründen nicht näher eingehen möchte.

2. Die Buurefasnacht (Alte Fasnacht)
Hier mischte einst die römisch-katholische Kirche gewichtig mit. Im Konzil von Benevent wurde der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage vorverlegt. Daran aber hielten sich vornehmlich evangelische Regionen bzw. einige ländliche Gebiete nicht – sie feierten bis zum Dienstag der 6. Woche vor Ostern. Dies ist auch heute noch als „Buurefasnacht“ bekannt. Die römisch-katholische Kirche hingegen sprach vom „civitas diaboli“ – dem Teufelstaat. Das Volk reagierte mit dämonischen, teuflischen Masken. Auch die Basler orientieren sich bis heute an der alte Fastenzeit, wonach die Sonntage nicht zur Fastenzeit gerechnet werden. Die katholischen Regionen hielten sich an die höchstkirchliche Anordnung – deshalb spricht man hierbei von der „Herren- oder Pfaffenfasnacht“.

3. Die Groppenfasnacht
In Ermatingen am schweizerischen Südufer des Untersees am Bodensee endet die Fasnacht erst drei Wochen vor Ostern, am „Sonntag Laetare“. Heuer übrigens wird sie zum 607. Mal begangen! Sie ist eine der traditionsreichsten Fasnächte der Ostschweiz.

Ganz allgemein war in der Fasnacht die Verkleidung meist simpel und einfach gewählt. Erst im 17. Jahrhundert wurde während des Barocks der Fantasie freien Lauf gelassen. Dies vor allem bei den Masken, die teilweise wahre Kunstwerke sind. Zudem wurde auch der Einfluss der italienischen Commedia dell’Arte immer wichtiger.

4. Der Karneval
Vielen wurde in der Zeit der Aufklärung die Fastnacht zu altbacken, manchen gar zu primitiv. Während der Romantik entwickelte deshalb das Bildungsbürgertum den Karneval. Das Wort „Karneval“ selbst leitet sich ab vom italienischen „carnevale“, das wiederum seinen Ursprung im kirchen-lateinischen „carnislevamen“ (Fleischwegnahme) hat. Die Enthaltsamkeit bezog sich übrigens im Mittelalter auch auf den Wein (nicht das Bier) und die Sexualität, weshalb diese ausschweifenden Tage wenig Anhänger in der Kirche fand. In der Karnevals-Hochburg Köln wurde er erstmals 1823 abgehalten. Der Haupttag des Karnevals ist stets der Rosenmontag, an dem kilometerlange Karnevalszüge durch die Städte ziehen. Daneben wird der Karneval selbstverständlich auch durch Sitzungen, v.a. aber in den Lokalen und Gasthäusern gefeiert. Der Karneval ist seit dem 19. Jahrhundert sehr politisch geworden. So wurden Kölner Karnevals-präsidenten wie Heinrich von Wittgenstein, Franz Raveaux oder auch der Bonner Universitätsprofessor und Büttenredner Gottfried Kinkel später Politiker. Büttenredner Karl Küpper beispielsweise erhob in der Saison 1937/38 auf dem Weg zur Bütt den rechten Arm zum „deutschen Gruss“ und sagte nicht „Heil Hitler“ sondern. „Nä, nä, su huh litt bei uns dr Dreck em Keller!“ (Nein, nein, so hoch liegt bei uns der Dreck im Keller!). Küpper erhielt lebenslanges Redeverbot, das 1944 wieder aufgehoben wurde. 1951 übrigens deutete er diesen Gruss erneut in der Bütt an und meinte: „Et es widder am rähne!“ Er meinte damit den Einfluss der NS-Elite in der neu gegründeten Bundesrepublik. Interessant ist übrigens die Tatsache, dass die Nationalsozialisten bis 1940 den Karneval nicht verboten hatten. Sie haben ihn instrumentalisiert. 1937 wurde der „Bund Deutscher Karneval“ gegründet. Karnevalsvereine, die diesem Dach-verband nicht angehörten, konnten fortan nurmehr geheim feiern. Männer durften nicht mehr in Frauenkleidern auftreten, antisemitische Parolen wurden in alle Reden eingebaut. 1938 erwähnte ein Büttenredner in der Mainzer Carnevalssitzung das Konzentrationslager Dachau, worauf die Live-Übertragung sofort abgebrochen wurde.

5. Der Fasching
In Österreich und Bayern wird Fasching gefeiert. Dieser setzt sich aus allen bislang aufgeführten Spielarten zusammen. Eingeläutet am 11.11. um 11.11 Uhr (die 11 ist seit jeher die „Narrenzahl“) werden zumeist ab dem 07. Januar Faschingssitzungen und Bälle abgehalten, während der Weihnachtszeit schläft der Fasching. Die grossen Strassenumzüge finden entweder am Faschingssonntag oder vor allem am Faschingsdienstag statt. Gereicht werden übrigens hierzu Faschings- oder Punschkrapfen. Auch im Fasching gibt es unzählige alte Brauchtümer, wie etwa das Fisser Blochziehen, bei dem ein 35 m langer Zirbenstamm gezogen werden muss oder der Ebenseer Fetzenzug, bei dem auf alten Frauenkleidern Lumpen genäht werden, die zu selbstgeschnitzten Holzmasken beim Umzug getragen werden. Beides gehört seit 2011 ebenfalls zum immateriellen Weltkulturerbe Österreichs nach UNESCO-Richtlinien. Ebenso wie der Ausseer Fasching mit seinem Flinserl, den Trommel-weibern und den Pless oder das Murauer Faschingsrennen, bei dem die bunten Figuren von Hof zu Hof marschieren. Viele dieser Faschings-Brauchtümer wurzeln jedoch in heidnischen Zeiten: Dadurch sollte Göttern gehuldigt und die bösen Geister vertrieben werden. Dies wird v.a. beim Allgäuer und Vorarlberger Brauch des Funkenabbrennens („Fast-nachtsfeuer“) am Sonntag nach Aschermittwoch bewusst. Auf einem riesigen Scheiterhaufen wird eine Hexe verbrannt. Explodiert sie laut, bedeutet dies Erfolg und Glück für das kommende Jahr. Fällt der Funken davor um, folgt ein Jahr voller Unheil. Der Vorarlberger Funken zählt seit 2010 zum immateriellen Weltkulturerbe nach UNESCO-Richtlinien. Fasching in Österreich ist also wesentlich mehr als Wiener Opernball oder Villacher Fasching.

Die Fastnacht, der Fasching und der Karneval haben sich inzwischen zu ganz entscheidenden Wirtschaftsfaktoren entwickelt. Alleine in Deutsch-land geben Frau Schmidt und Herr Müller jährlich rund 300 Millionen Euro nur für Kostüme und Verkleidungen aus, der Gesamtumsatz am Kölner Karneval wird alljährlich auf rund 460 Mio € geschätzt.
Auch in vielen anderen Ländern wie Frankreich, Italien, Polen, Kroatien, Brasilien und sogar Syrien wird diese Fünfte Jahreszeit gefeiert – ein mögliches Thema eines anderen Blogs.
Für die nächsten Wochen wünsche ich allen Narren und Jecken eine ausgelassene und närrische Zeit, wenn auch unter anderen Voraus-setzungen. Um Dieter Nuhr aus seinem Jahresrückblick zu zitieren:

„Im nächsten Jahr auch wieder mit den Ungeimpften, die dann ja wohl genesen oder nicht mehr unter uns sein werden!“

Lesetipps:

.) Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Ursprünge, Entwicklungen und Erscheinungsformen organisierter Narretei in Südwestdeutschland; Werner Mezger; Theiss 1999
.) Zur Geschichte der organisierten Fastnacht. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte; Wilfried Dold/Roland Wehrle u. a., DoldVerlag 1999
.) Schwäbisch-alemannische Fasnacht; Wilhelm Kutter; Sigloch 1976
.) Fastnacht/Karneval im europäischen Vergleich. (Mainzer Vorträge 3); Hrsg.: Michael Matheus; Franz Steiner Verlag 1999
.) Elf Uhr elf; Hrsg.: Theodor Barth, Ute Behrend, Thekla Ehling, Dirk Gebhardt, Matthias Jung, David Klammer, Frederic Lezmi, Nadine Preiß, Wolfgang Zurborn; Kettler 2014
.) Fastnacht, Fasching, Karneval. Das Fest der „verkehrten Welt“; Dietz-Rüdiger Moser; Edition Kaleidoskop 1986
.) Was auch passiert: D’r Zoch kütt! Die Geschichte des rheinischen Karnevals; Hildegard Brog; Campus 2000
.) Kölner Karneval. Zur Kulturgeschichte der Fastnacht; Peter Fuchs/Max-Leo Schwering; Greven Verlag 1972
.) Unangepasst und widerborstig. Der Kölner Karnevalist Karl Küpper, Fritz Bilz; Edition Kalk 2020
.) Die großen Fasnachten Tirols; Hans Gapp; Edition Löwenzahn 1996
.) Fasnächtliches Uri; Rolf Gisler-Jauch; Gisler 2005

Links:

– www.kulturrat.de
– www.alemannische-seiten.de
– www.vsan.de
– www.groppenfasnacht.ch
– www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/fastnacht
– www.schwarzwald.com
– koelnerkarneval.de

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Trinkwasser – unser höchstes Gut gehört geschützt

Eine kleine Bewegung am Wasserhahn – schon läuft das klare Nass. Wie von selbst! Doch ist dem ganz und gar nicht so. Tatsächlich steckt ein immenser Aufwand dahinter, der mit dem Fassen der Quelle beginnt und in regelmässigen Qualitätskontrollen endet. In weiten Teilen Mittel-europas erfüllt das durchsichtige Gold die höchsten Qualitäts-anforderungen. Gesetzlich geregelt wird dies in Deutschland, der Schweiz und Österreich durch die jeweilige Trinkwasserverordnung, in der EU durch die „Richtlinie über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch“ (COM/2017/0753 final – 2017/0332 (COD)). Doch kann sich dieses Blatt sehr rasch wenden: Schlagwetter, Murenabgänge, Über-flutungen, Verkeimungen, Legionellen, Nitrate uvam. Ist es geschehen, sehen sich von einer Sekunde auf die andere hunderte Haushalte mit dem Problem konfrontiert: Woher nehme ich auf die Schnelle jene rund 130 l, die ein Mensch pro Tag an Wasser in Deutschland verbraucht. Zirka 70 Liter davon sind Brauchwasser, die durch die Toilettenspülung, die Waschmaschine oder die Dusche den Weg in’s Abwasser-Kanalsystem finden. Dies ist auch bei verkeimtem oder verschmutztem Wasser bis zu einem gewissen Grad noch verwendbar. Schwieriger wird’s da jedoch mit dem Wasser für den Saft, dem Kaffee oder Tee, dem Wasser zum Kochen oder Nahrungsmitteln reinigen, dem Wasser zum Zähneputzen – jenem Wasser also, das über den Mund in unseren Körper Einlass findet und dort für gesundheitliche Beeinträchtigungen oder gar teils ganz erheb-liche Krankheiten verantwortlich zeichnen kann. Die Folgen sind meist sehr kosten-, material- und personalaufwendig, schliesslich muss das komplette Netz gereinigt und gespült werden.
Im Folgenden werde ich etwas auf einige Umstände aufmerksam machen, die teils bewusst, teils unbewusst in Kauf genommen werden, jedoch verheerende Auswirkungen mit sich bringen können.

Schlagwetter und Murenabgänge
Die Klimakrise zeigt sich mannigfaltig. So auch bei Wetterereignissen mit Starkregen und Überflutungen. Zu viel Wasser in zu kurzer Zeit zeigt sich alsdann beim Grundwasser bzw. Quellwasser. Es kommt zu Trübungen durch Schlammpartikel. Auch Verkeimungen durch etwa Kolibakterien oder sonstigen Krankheitserregern werden immer wahrscheinlicher mit der Zunahme vor allem lokaler Gewitterzellen und fehlendem Wind. Maß-nahmen hiergegen zu setzen, ist zumeist unmöglich!

Rohrbrüche im öffentlichen Netz
Auch hiergegen kann nur wenig unternommen werden! Die Erfahrungen allerdings zeigten, dass bei privatisierten Wasser- und Abwasser-systemen die Zahl der Rohrbrüche eklatant ansteigt, da sich die Unter-nehmen wenig um die Instandhaltung der Systeme kümmern. Die Gewinne freilich werden eingestreift.

Landwirtschaftliche Intensivnutzung
Durch industrielle landwirtschaftliche Betriebe fallen Unmengen an Gülle und Mist an. Wird beides vor Regen oder zu häufig ausgebracht, sickert dies gemeinsam mit dem Regenwasser in das Grundwasser bzw. im Quellenschutzgebiet auch in das Quellwasser. Immer wieder werden deshalb zu hohe Nitratwerte im Trinkwasser gemessen. Dasselbe gilt übrigens auch für Pestizide, Fungizide oder Herbiziden, wie auch Glypho-sat!

Fracking
Beim Fracking (Gewinnung von Erdöl und Erdgas oder auch der Geothermie) werden Millionen Liter eines Sand-Wasser-Chemikalien-Gemisches (bis zu 600 unterschiedliche, grossteils hochgiftige Chemi-kalien) mit hohem Druck durch eine Bohrung in den Boden eingeleitet, damit Risse im Gestein entstehen oder bestehende Risse erweitert werden. Normalerweise geschieht dies in mehreren hundert oder gar tausend Metern Tiefe, sodass das Grundwasser davon nicht betroffen sein sollte. Dennoch kann es durch beispielsweise einem Absenken des Grundwasserspiegels oder Folgen des Drucks geschehen, dass sich diese hochgiftigen Substanzen mit dem Wasser mischen. Fracking ist in Österreich noch erlaubt, in Deutschland können bundesweit zu wissen-schaftlichen Zwecken vier derartige Versuchsmassnahmen in Schiefer-, Ton-, Mergel- oder Kohleflözgesteinen durchgeführt werden. Unter-suchungen in den USA brachten zu Tage, dass in manchen Regionen das Wasser derart verseucht war, dass es nicht mehr verwendet werden konnte. Mancherorts war es gar brennbar.

Bleirohre
Die Verwendung von Bleirohren war lange Zeit sowohl in Österreich als auch Deutschland im Wassernetz- und dem Hausbau Standard. Wasser-analysen hingegen zeigten, dass das Wasser durch das sich lösende Schwermetall schleichend und dauerhaft vergiftet wurde. Eine Bleiver-giftung zeigt sich vornehmlich durch Beeinträchtigungen des Nerven-systems, der Blutbildung und möglicherweise auch der Nierenfunktion. Dies führte 1973 in Deutschland zum bundesweiten Verbot solcher Rohre, in Süddeutschland gar schon vor 130 Jahren. In Österreich wurde die Verwendung von Bleirohren ebenfalls in den 1970er-Jahren verboten – in Wien begann der Ersatz im öffentlichen Wassernetz im Jahr 2007. Dennoch gibt es sie noch in Altbauten. Hier legt die Österreichische Trinkwasserverordnung BGBl. 304/2001 (in Umsetzung der oben genannten EU -Richtlinie 98/83 EG) seit 1. Dezember 2013 den Grenz-wert auf max. 0,01 Milligramm pro Liter fest. Für Vermieter besteht eine grundsätzliche Behebungspflicht.

Quellfassungen und Hausbrunnen
Vor allem in Streulagen (ländlicher Raum) mit hoher landwirtschaftlicher Nutzung ist das eigene Wasser unerlässlich, liegt doch der Wasser-verbrauch eines Bauernhofes weit über dem Normalverbrauch. In Niederösterreich beispielsweise verfügen rund 10 % der Einwohner über einen eigenen Hausbrunnen. Bei derartigen Einzelwasserversorgungs-anlagen ist der Besitzer selbst für die Wasserqualität und damit zusammenhängenden Massnahmen verantwortlich. Geht man nun davon aus, dass der Wasserbedarf einer 4-köpfigen Familie bei einer Quell-fassung mit 1 l/min getilgt wird, muss bei einer niedrigeren Ergiebigkeit ein Speicherbehälter angeschafft werden. Hier nun sollte auf jeden Fall eine Aufbereitungsanlage (etwa eine UV-Entkeimungsanlage) zwischen-geschaltet werden. Um eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten und aus hygienischen Aspekten verfügen jedoch inzwischen viele auch über einen Anschluss an das öffentliche Hochdrucknetz – vornehmlich für das Wasser im Haushalt. Bei Häusern nahe der öffentlichen Versorgung besteht zumeist Anschlusszwang.

Retension
Hauptsächlich in Regionen mit hohem Regenaufkommen ist sog. „Retension“ (Retentionszisternen oder mit Rigolensystemen) beim Hausbau verpflichtend. Dies sind zumeist Sickerschächte oder Tanks, die im Garten in den Boden eingelassen sind und das Regenwasser vom Dach, aber unter Umständen auch das Sickerwasser bei versiegelten Flächen aus dem Garten zurückhalten oder in tiefere Bodenregionen weitergeben sollen, damit das Kanalnetz bei Schlagwetter nicht überlastet wird. Das Wasser soll dann gedrosselt zu einem späteren Zeitpunkt in das Kanalnetz abgegeben oder selbst als Giesswasser im Garten verbraucht werden. Ein Sickerschacht sollte mindestens 10, besser jedoch 40-50 m von einem eigenen Hausbrunnen oder einem Keller entfernt sein. Vor allem für den Sickerschacht, aber auch den Regenwassertank gilt: Es sollte nur das Dachregenwasser eingeleitet – alles andere muss gefiltert werden.

Nun gibt es jedoch so manchen Besitzer einer Hausquelle oder eines Retensionsbeckens, der sich Wasser- und v.a. Abwassergebühren sparen möchte und zu Regenzeiten oder der Schneeschmelze Wasser mittels einer Hochdruckpumpe zurück in das öffentliche Netz pumpt! Eine Unart, die geahndet werden muss. Schliesslich ist die öffentliche Hand für die Qualität dessen verantwortlich, was aus dem Wasserhahn in der Küche bzw. dem Bad Einsatz findet. Werden Hausquellen zumeist regelmässig geprüft, so handelt es sich bei Wasser aus Retensionsbecken um stehendes, nicht gesiebtem und alsdann unbehandeltem Regenwasser, das eigentlich in das Abwasserkanalsystem gepumpt oder zur Garten-pflege herangezogen werden sollte. Hier haben Keime, aber auch Legionellen beste Lebensvoraussetzungen. Wird dieses Wasser in das Trinkwassernetz gepumpt, so kann dies nicht nur für die eigene, sondern auch die Versorgung der weiteren Wassernutzer verheerende Konse-quenzen haben. Die öffentliche Hand reagiert inzwischen mit dem Einbau von Wasserzählern mit einem Rückflussverhinderer, wie dies auch beim Bau von Hydranten Einsatz findet. Dabei kann das Wasser nur in einer Richtung fliessen.

Ist nun das Trinkwasser belastet, ist das Abkochen des Wassers (5 Minuten auf Meereshöhe bei 100 Grad C – pro 1000 m Höhe 3,75 min länger, da der Siedepunkt pro 1000 m Höhe um 3,3 Grad C abnimmt) eine Massnahme, die allerdings nur in der ersten der folgenden Gruppen hilft:

.) Pathogene Mikroorganismen
– Bakterien (Escherichia coli, Salmonella typhimurium, Enterokokken, Vibrio cholerae, Legionellen
– Viren (Hepatitis A, Norwalk-Virus, Rota-Virus, Polio-Virus)
– Protozoen (Entamoeba histolytica, Giardia intestinalis, Cryptosporidium Parvum)
Beginnend bei Magen-Darm-Infekten, Salmonellen- und Legionärser-krankung bis hin zur Cholera und Ruhr werden durch solche Keime über-tragen.

.) Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber
Diese lassen sich nur durch Destillation oder Flockung entfernen.

.) Dünger, Pestizide, Herbizide
Hierfür bedarf es eines Aktivkohlefilters.

.) Schwebestoffe
Zuerst filtern, dann durch etwa Chlor desinfizieren

Vor allem, wenn sich Babies im Haushalt befinden, sollte mit erhöhter Vorsicht agiert werden, da das Immunsystem der Kleinen noch nicht gegen solche Eindringlinge vorgehen kann. Aber auch bei Diabetikern sollte vor Gebrauch vor allem am Morgen das Wasser relativ lange laufen, sodass kein Standwasser (Stagnationswasser) getrunken wird. Sofern zuvor keine der angeführten Belastungen stattgefunden haben, müsste dies ausreichend sein.

Filmtipps:

– „Ist unserem Trinkwasser noch zu trauen?“ – WDR 2021
– „Wie belastet ist unser Trinkwasser“ – SWR 2020
– „Wie gut ist unser Trinkwasser?“ – WDR 2019
– „Mission Trinkwasser“ – ZDF (2021)
– „Gasland“ von Josh Fox (2010)

Lesetipps:

.) Pathogene Mikroorganismen im Grund- und Trinkwasser: Transport – Nachweismethoden – Wassermanagement; Hrsg.: Adrian Auckenthaler; Springer 2002
.) Vom Leitungswasser zu gesundem Trinkwasser: Dein Weg zu gesundem Wasser einfach & verständlich; dr. Michael Scholze; epubli; 2. Edition 2019
.) Wasseraufbereitung; Stefan Wilhelm; Springer 2008
.) Legionellen in Trinkwasser-Installationen: Gefährdungsanalyse und Sanierung; Arnd Bürschgens; Beuth 2018
.) Gebäudetechnik für Trinkwasser – Fachgerecht planen – Rechtssicher ausschreiben – Nachhaltig sanieren; Thomas Kistemann/Werner Schulte/ Klaus Rudat/Wolfgang Hentschel/Daniel Häußermann; Springer 2012

Linktipps:

– http://www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2001/BJNR095910001.html#BJNR095910001BJNG000201310
– https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20001483
– https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A52017PC0753
– https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/2017/153/de
– info.bmlrt.gv.at/themen/wasser/nutzung-wasser/wasserversorgung/Trinkwasser.html
– www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser
– www.ages.at/themen/umwelt/wasser/trinkwasser/
– https://www.trinkwasserinfo.at
– unicef.at/news/einzelansicht/21-milliarden-menschen-haben-keinen-zugang-zu-sauberem-trinkwasser/

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Frohe Weihnachten!!!

Liebe Leser dieses Blogs!

Zum Jahresende möchte ich mich für Ihre Treue und die vielen Clicks bedanken! Ich bin stets bestrebt, das Spektrum der Bereiche möglichst breit zu halten, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes, frohes Weihnachts-fest und einen guten Rutsch in ein gesundes Jahr 2022 mit vielen glücklichen Momenten – davon hatten wir im ablaufenden Jahr wahrhaft zu wenig!
Den nächsten Blog gibt’s am 07. Januar 2022!

Bleiben Sie gesund und munter!

Ulrich Stock

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Sehr geehrte Leser und Leserinnen,

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Ulrich Stock

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Ouch – gestochen!!!

Der Sommer ist in unseren Breiten die wohl schönste Jahreszeit: Baden am See oder Meer, Gemütlichkeit im Biergarten oder auch mit Nachbarn und Freunden beim Grillen den Abend auf der heimischen Terasse geniessen: Was gibt es herrlicheres!!!
Als ich meinen Dienst bei einer Radiostation an der Adria versah, wunderte ich mich am ersten Abend nicht schlecht, daß ein LKW durch Grado fuhr, der ganz gewaltig Dampf abzulassen schien. Am nächsten Morgen wusste ich auch weshalb. Es schien, als hätten die kleinen Blut-sauger geradezu auf mich gewartet und alle Stechmücken der nördlichen Adria zum feierlichen Festtagsmenü geladen haben – ein Flashmob der Stechbiester! Alter Schwede – habe ich ausgesehen! Mein erster Gang führte mich dann auch direkt in der Supermarkt, wo ich mir ein Fläschchen für die Steckdose besorgte. Zu Beginn meines dritten Tages am italienischen Meer weigerte ich mich anfangs noch vor dem Blick in den Spiegel, konnte jedoch dann erfreut aufatmen. Jeder, der dies alles schon mal mitgemacht hat, kann sich in meine Haut versetzen.
Insekten haben durchaus ihre Existenzberechtigung, wenn auch für viele unverständlich. Sie spielen in den meisten Fällen eine wichtige Rolle im Kreislauf des Lebens auf unserem Planeten. Schliesslich sorgen sie dafür, dass wir nicht alle im Bio-Müll untergehen, indem sie die biogenen Abfälle verarbeiten. Das gilt im Speziellen für die Ameisen, aber auch für Mistfliegen oder Borkenkäfer. Deshalb ist ihre Aufgabe dermaßen ernst zu nehmen und das Insektensterben als eklatantes Warnsignal von Mutter Natur zu verstehen. Dennoch denken die meisten bei dem Wort „Insekt“ sofort an die Stechmücken oder Wespen, da viele bereits mehr als negative Erfahrungen mit diesen Biestern haben machen müssen.
Für die Population v.a. der Stechmücke spielt der Winter eine immens wichtige Rolle: Gibt es nur wenige oder gar keine Frosttage mit scharfen Minusgraden, so überleben die meist in Pfützen oder Feuchtgebieten abgelegten Eier – der nächste Sommer verspricht ein Mückensommer zu werden. Aufgrund des Klimawandels müssen wir künftig vermehrt damit rechnen. Ganz vermeiden lässt sich das auch im heimischen Garten kaum – dennoch können im Spätherbst einige Präventivmassnahmen getroffen werden, auf die ich später etwas genauer eingehen werde.
Im Mittelpunkt dieses heutigen Blogs jedoch stehen die Insektenstiche: Wie man erkennt, welches Insekt gerade zugestochen hat, wie man das Geschehene am besten übersteht und in welchen Fällen der Gang zum Arzt ratsam erscheint.
Eines gleich vorweg: Sofern Sie nicht zur Gruppe der Allergiker zählen, sind in den meisten Fällen Stiche harmlos. Allergiker sollten jedoch Orte mit v.a. verstärktem Wespen- oder Bienenaufkommen meiden und stets ihr Alarmpaket (Epi Pen) mit sich führen. Daneben ist es wichtig, daß die Mitmenschen von der Allergie wissen, damit sie entsprechend handeln und notfalls rasche ärztliche Hilfe herbeirufen können. Eine Sensibili-sierung erfolgt mit dem ersten Stich – erst auf den zweiten erfolgt dann die allergische Reaktion. Etwa drei Prozent der Bevölkerung erleiden einen allergischen Schock (Bewusstlosigkeit, Blutdruckabfall, Kreislauf-versagen). Problematisch sind vornehmlich Wespen und Honigbienen, weniger Hornissen, Hummeln oder Ameisen. Nur ganz vereinzelt kommt es bei Stechmücken, Gelsen oder Bremsen zu allergischen Reaktionen.
Allerdings können gerade Wespen auch für Nicht-Allergiker lebens-gefährlich werden. Schliesslich lieben sie ebenso wie wir Menschen Eis, Obst und kühlende Getränke. Sticht eine solche Wespe oder auch eine Biene in den Hals oder wird gar mitgegessen oder geschluckt, so besteht höchste Gefahr für die Atemwege. Kommt es zu einer Schwellung, kann dies durchaus Atemnot oder gar Erstickung bedeuten. Dementsprechend muss raschest möglich gehandelt werden. Erfolgt der Stich in den Arm oder das Bein, so ist dies zwar eine sehr schmerzhafte Erfahrung, jedoch nicht lebensbedrohend. Hierbei sollte bekannt sein, dass bei einem Bienenstich der Stachel in der Haut verbleibt, die Biene reisst sich diesen mitsamt der Giftblase vom Leib und verstirbt danach. Den Stachel sollten Sie deshalb mit einer Pinzette vorsichtig entfernen, damit diese Giftblase nicht zerstört wird und auch das restliche Gift in die Stichwunde fliesst. Anders bei einer Wespe oder Hornisse. Diese ziehen den Stachel wieder heraus und geben somit auch nur einen Teil ihres Giftes ab. Kämpft das Insekt jedoch um sein Leben, heisst es auch hier: Alles oder nichts! Dies bekam ich bei einer Hornisse zu spüren, die es sich auf der Armlehne meines Bürosessels gemütlich gemacht hatte. Ich hatte sie nicht gesehen und sie förmlich erdrückt. Noch Tage danach plagten mich starke Schmerzen im Sticharm.
Übrigens stehen Wespen unter Artenschutz. Wer sie also erschlägt oder chemisch bzw. biologisch vernichtet, macht sich strafbar, was schon recht teuer werden kann. Wespennester dürfen von Laien nur im Winter entfernt werden, da sie ausschliesslich einjährig genutzt werden und die Wespen im Herbst sterben oder im Winter erfrieren. Sie stechen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, angepustet oder durch wilde Bewegungen abgewehrt werden! Es hilft eine Sprühflasche mit Wasser. Wird die Wespe angesprüht, geht sie von Regen aus und fliegt in’s Nest zurück.
Stechmücken sind hierzulande meist harmlos. Allerdings sollte nicht übersehen werden, daß sich gerade jene Arten (wie beispielsweise die Tigermücke oder die Asiatische Buschmücke) auch auf Mitteleuropa ausbreiten, die Krankheiten übertragen können. In südlicheren Gefilden bzw. Asien ist mit ihnen nicht zu spaßen, da Krankheiten wie Malaria, das Dengue- oder auch das Gelbfieber durch den Stich auf den Menschen übertragen werden.
In den meisten Fällen führt ein Insektenstich zu Rötungen, Jucken, Brennen und auch leichten Schwellungen. Das klingt zumeist bereits nach einigen Stunden, spätestens aber einigen Tagen wieder ab. Wichtig hierbei ist es, die Stelle nicht durch Kratzen zu bearbeiten. Das führt zu Beschädigungen der schützenden Haut wodurch Erreger in den Körper eindringen können. Eine Entzündung ist meist die logische Konsequenz. Klingen diese Symptome jedoch nicht ab und die Schwellung bleibt bestehen oder wird gar grösser, es folgen Unwohlsein oder Fieber, so sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden. Der Mediziner spricht hierbei von einem „Lymphödem“ – soll heissen, daß sich an der Einstichstelle zu viel Lymph-Flüssigkeit ansammelt, die nicht mehr abtransportiert werden kann. Wird dies entsprechend medizinisch behandelt, geht auch die Schwellung zumeist wieder rasch zurück. Die Lymph-Flüssigkeit ist eigentlich für den Transport von Wasser, Eiweissen, Fett, Zellen und Bakterien durch unseren Körper verantwortlich. Entsteht ein Stau kommt es zu einer solchen Schwellung. Bei Patienten mit einer angeborenen oder chronischen Lympherkrankung ist deshalb nach einem Stich besondere Vorsicht geboten, da sich das Bindegewebe verhärten kann und sich die Einstichstelle stets entzündet.
Beim Stich einer Stechmücke werden Gifte auf Proteinbasis in die Haut gespritzt. Sie fordern meist das Lymphsystem heraus, da sie nicht abtransportiert werden können. Hier hilft – Sie werden es nicht glauben – Hitze. Eiweisse werden ab ca. 40 Grad Celsius zerstört. Zur Eigenbe-handlung (nicht bei anderen Personen, da Verbrennungs- oder Verbrühungsgefahr besteht) empfiehlt sich deshalb das Abtupfen der entsprechenden Stelle mit einem Löffel, der zuvor in sehr warmes, nicht aber kochendes Wasser gehalten wurde. Das Jucken bzw. der Schmerz sollte sehr rasch nachlassen, da die Proteine dadurch zerstört werden und das Gift nicht mehr wirkt. Auch ein Kompressionsverband hilft, da er die Flüssigkeit durch den Druck in nicht beschädigte Gefässe weiterleitet, sodass die Schwellung nicht größer werden kann. Tja – und schliesslich Grossmutters Notfalltipp: Kühlen! Am besten ein kleines Handtuch oder einen Waschlappen aus dem Eisfach auf die Stelle legen – das verschafft in den meisten Fällen Linderung. Auch essigsaure Tonerde wirkt schmerzlindernd. Das Auflegen einer aufgeschnittenen Zwiebel hilft nur gegen Entzündungen. Das Gift selbst bleibt davon unbeeindruckt.
Erste Hilfe-Massnahmen bei erfolgten Stichen – sofern keine Allergie vorliegt:
– Wespenstich – Stelle kühlen
– Bienenstich – Entfernung des Stachels – Stelle kühlen
– Gelsen oder Bremsenstiche – Stelle kühlen
– Zeckenbiss – die Zecke mit einer stumpfen Pinzette senkrecht zur Bisstelle entfernen – die Stelle über zehn Tage hinweg beobachten – bildet sich ein roter Wundkreis sollte eine Borreliose-Behandlung durch einen Arzt erfolgen
– Ameisenbiss – Stelle kühlen – hält der Schmerz an sollte ein Arzt aufgesucht werden, der zumeist Kortison verschreibt
– Bettwanzen – mehrere Stellen an einer Körperregion – Auftragen eines Aloe Vera-Gels
Übrigens kann die Reaktion auf einen Stich auch bis zu acht Stunden später auftreten. Setzt ein Gefühl der Beklemmung, ein Kribbeln in den Händen oder Füssen bzw. gar Atembeschwerden, durch beispielsweise eine geschwollene Zunge ein, muss der Notarzt gerufen werden – das kann ansonsten lebensgefährlich werden.
Zuletzt nun noch einige Tipps, wie Sie unter Umständen den Sommer ohne Insektenstich überstehen können:
– Vermeiden Sie Essen oder Abfalleimer im Garten
– Decken Sie Gläser, Dosen oder Flaschen stets ab
– Schliessen Sie den Mund, wenn eine Wespe oder Biene in Ihrer Umgebung ihre Kreise zieht
– Besonders bei Kindern Hände und Gesicht waschen, da oftmals Essens- oder Eisreste auf der Haut verbleiben
– Ziehen Sie keine Blumenhemden oder -blusen an, vermeiden Sie zudem die Farben rot, gelb und blau in Ihrer Bekleidung
– Sammeln Sie Fallobst so rasch als möglich ein
– Verwenden Sie Schuhe
– Benutzen Sie keine Parfüms und stark riechenden Sonnenschutzmittel bzw. Body-Lotions, wesentlich besser sind sog. „Repellents“, wie Diethyl-benzamid, Icaridin, Dimethylphthalat oder Permethrin
– Meiden Sie Insektennester (Wespen- oder Hornissennester müssen von Experten entfernt bzw. umgesiedelt werden)
Übrigens lockt Obst, das schon langsam zu gären beginnt, auch im Haus Insekten an. Sie können aber auch Duftnoten setzen: Wespen können gar nicht mit Nelkenduft, Ameisen mögen keinen Zimt und Motten hassen Zirbenduft!
Im heimischen Garten sollten Sie im Herbst mögliche Brutstätten trockenlegen oder abbauen. Dazu zählen Weiher oder Teiche, aber auch Pfützen oder offene Regentonnen. Allerdings ist Vorsicht geboten, schliesslich nehmen Sie dadurch auch den Nützlingen die Brutstätte weg. Wenn Sie also wissen, welche nützliche Insekten sich bei Ihnen einge-mietet haben, sollten Sie sich zuvor erkundigen, wie und wo diese überwintern oder die nächste Generation abgelegt haben. Alle anderen können Sie auch mit biologischen Waffen, wie etwa Räuber, Schmarotzer oder Krankheitserregern schlagen. Pestizide und Insektizide sollten nicht verwendet werden, da sie auch Nützlinge wie die Honigbiene töten. Und schliesslich können Sie die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich Vögel und Fledermäuse in Ihrem Garten ansiedeln. Vögel bevorzugen die Raupen, Fledermäuse vertilgen pro Tag bis zu 2000 der bei Einbruch der Dunkelheit aktiv werdenden Stechmücken.

Lesetipps:

.) Warum juckt der Mückenstich?: 99 Fragen, die die Welt bewegen; Dieter Thierbach; Ullstein Taschenbuch 2006
.) Großmutters Gesundheitstipps: Band 19; Autor unbekannt; Rhino 2014
.) Der KOSMOS Insektenführer; Dr. Heiko Bellmann; Franckh Kosmos Verlag 2018

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Wenn die wahre Realität verloren geht

„Jeder meint, dass seine Wirklichkeit die richtige Wirklichkeit ist.“
(Hilde Domin, dt. Schriftstellerin)

Die aktuelle Corona-Krise hat es wohl in aller Härte wie bislang noch nie aufgezeigt: Das Internet kann verrückt machen! Die Hamsterkäufe von Toilettenpapier, Mehl, Hefe etc. waren allesamt das Produkt von Panik-mache über die Social Medias mit dem Effekt, dass die Produkte nun teurer werden. . Durch die Ausgangsbeschränkungen waren noch weitaus mehr Menschen noch weitaus länger im World Wide Web als in normalen Zeiten. Da schaukelt man sich gegenseitig emotional hoch – ein wahr-haftiges Paradies für Fake News-Maker. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko, schliesslich droht hier der Realitätsverlust!
Wer sich trotz all dieser Negativmeldungen zum Einkauf in den Super-markt traut, wird feststellen können, dass von allem noch (oder wieder) genug da ist. Er wird jedoch auch feststellen können, wenn er zum Beispiel im Discounter einkaufen sollte, dass gewisse Gesellschafts-schichten anfälliger sind als andere. Wissenschaftler warnen schon seit Jahren vor dem exzessiven Gebrauch von beispielsweise PCGames, aber auch dem Internet. In beiden Fällen droht der Verlust des Realitätssinns – die Sucht wird deshalb seit Juni 2018 durch die WHO als „substanzun-gebundene Sucht“, also als psychische Krankheit im Rahmen der ICD-11-Erkrankungen eingestuft – tritt mit dem 1. Januar 2022 in Kraft. Besonders problematisch in dieser Hinsicht ist die sog. „Gaming Disorder“, also die Computerspielesucht. Auf diese möchte ich heute aber nicht im Speziellen eingehen, sondern das Problem allgemeiner halten. Wenn Sie die nun folgende Frage mit „Ja!“ beantworten können, sollten Sie auf jeden Fall diesen Blog bis zum Ende durchlesen:

„Sind Sie öfter als 30 Stunden die Woche im Internet?“

Facebook, Twitter, Instagram oder vor allem WhatsApp – in den Social Medias ist jegliches Zeitgefühl zumeist sehr schnell verloren! Dennoch lässt es sich nicht genau bestimmen, ab wann der Zeitvertreib zur Sucht wird. Deshalb gehen die meisten Experten inzwischen von einem anderen Erscheinungsmuster aus: Tritt ein Kontrollverlust mit erheblichen Aus-wirkungen auf das soziale Leben und die Arbeitsfähigkeit ein, so ist die Schwelle zur Sucht überschritten! Das kann beim Mann in den Midlife-Crises sein, der stets neue Sexfotos oder -filme sucht, bei den Kaffee-tanten, die sich via SoMes jede Neuigkeit sofort zusenden müssen oder auch beim Teen, der nahe am Kollaps steht, wenn das Handy verlegt wurde und somit nicht gechattet werden kann. Es ist dieser nicht zu unterbindende innerliche Drang, stets einen Computer (in welcher Grösse oder Erscheinungsform auch immer) in greifbarer Nähe haben und ihn bedienen zu müssen. Betroffene Menschen reagieren oftmals stark gereizt und nervös. Das stärkste Zeichen einer Sucht jedoch ist es, wenn jemandem diese Sucht bewusst ist, man ihr aber hilflos gegenüber steht, dies also nicht in den Griff bekommen kann. Ob Drogen, Alkohol, Nikotin oder Computer – diese Abhängigkeit bleibt immer gleich.
Doch – was steckt wirklich dahinter? Ähnlich wie bei den Drogen oder dem Alkohol ist es vornehmlich die Flucht vor der Realität. In eine Welt, die vermeintlich besser ist, in welcher man Gleichgesinnte findet oder wo man sich als jener ausgeben kann, der man immer schon sein wollte. In die Risikogruppe fallen vornehmlich Menschen mit Problemen im privaten Bereich, der Arbeit oder Schule und jene, die unter einem mehr oder weniger starken Minderwertigkeitskomplex leiden. Auch Personen ohne soziale Kompetenz, mit nur eingeschränktem Freundeskreis sind gefährdet! Millionen User alleine im deutschsprachigen Raum sind hiervon betroffen. Alleine in Deutschland sind über 100.000 Menschen bereits als virtuell-süchtig gemeldet.
Sie flüchten in eine Scheinwelt, aus der viele nurmehr schwer heraus-finden. Vor allem nicht ohne Unterstützung. Übrigens steht dieser Realitätsverlust auch am Beginn der Schizophrenie und der organischen Psychose.
Wie bei jeder exzessiven Sucht hinterlässt auch die Computersucht tiefe Spuren in der Psyche eines Menschen. So mancher Experte weiss zu berichten, dass die Online-Sucht schwieriger und gar gefährlicher als die Alkohol- und Nikotinsucht ist. Wenn ein klärendes Gespräch keine oder nur wenig Wirkung zeigt, sollten Experten zu Rate gezogen werden. Auch Suchthilfeorganisationen können hierbei weiterhelfen. So betont die Spielsuchtberatung der Stadt Klagenfurt (auch zuständig für Internet-sucht), dass es teilweise bis zu zehn Jahre dauere, bis sich ein Spiele-Süchtiger die Sucht eingesteht. Inzwischen haben sich Schulden ange-häuft, ist das Aggressionspotenzial gestiegen und die reale Welt durch die Spielewelt ersetzt worden, betont die Psychologin Petra Hinteregger von der Suchtberatung. Keinesfalls sollten die Symptome auf die leichte Schulter genommen werden. Vor allem Kindern und Jugendlichen droht oftmals gar der Realitätsverlust, betont der Neurobiologe und Autor Gerald Hüther! So fehle dem wachsenden Kind oder Jugendlichen mit jeder Stunde vor dem Computer auch eine Stunde, sich im wirklichen Leben weiterzuentwickeln, so Hüther. Irgendwann überwiegt die Schein-welt gegenüber der Realwelt – die Grenze ist überschritten. Nach den Untersuchungen der JIM-Studie 2019 (Jugend, Information, Medien) besitzen 95 % der deutschen Jugendlichen zwischen 12-19 Jahren ein Handy bzw. Smartphone. 96 % der Mädchen und 95 % der Jungen sind zumindest täglich im Internet – 91 % der Mädchen und 90 % der Jungen nutzen dafür das Smartphone. Insgesamt erklärten die befragten Jugendlichen, täglich bis zu 205 Minuten im Internet zu sein (2018 waren es noch 214 Minuten). Hinzu kommen aber noch die anderen Bildschirm-zeiten vor dem Fernseher oder dem PC! Alles in allem beläuft sich die Bildschirmzeit auf dieselbe Dauer wie die tägliche Schulzeit!
Diese Menschen finden sich zumeist in der wirklichen Gesellschaft nicht mehr zurecht – sie greifen nurmehr auf ihre digitale Friends zurück. Hüther bezeichnet dies als „Verinnerlichung virtueller Vorstellungs-welten“. Hirnforscher machten die Entdeckung, dass jene Hirnregion, die die Bewegungen der Daumen steuert, aufgrund des exzessiven Handy-gebrauchs seit geraumer Zeit wächst. Das Gehirn strukturiert sich nach neuen Erfordernissen um. Gleiches stellten Wissenschaftler in bereits älteren Tests mit Gaming, Alkohol und Cannabis fest. In allen drei Bereichen führen die positiven Belohnungen zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin (klassische Konditionierung). Somit versucht der Betroffene immer mehr des Dopamins zu erheischen (siehe hierzu auch mein Blog zum Thema „Glück“). Süchtige können recht leicht erkannt werden: Sie sind aggressiver als ihre Altersgenossen. Zudem lassen Leistungen in Schule und Arbeit nach.
Na cool!, höre ich nun viele Eltern sagen. Der hat ja keine Ahnung. Stimmt möglicherweise, doch besitzen viele der Antworten von ausge-wiesenen Experten denselben Inhalt. So betont beispielsweise der Stressmediziner und Endokrinologe am Medizinischen Zentrum Ulm, Alfred Wolf: Hunderte Dinge können nebenbei nicht erledigt werden. Ich kann nicht wirklich frühstücken und ständig in’s Smartphone oder das Pad schauen. Wenn jemand joggen will, soll er mal für eine halbe Stunde nicht erreichbar sein. Jeder soll sich auf eine Aufgabe konzentrieren, dann wird diese auch besser erledigt und die Welt wird entschleunigt! Das können Sie auch Ihren Kindern mit auf den harten Weg des Lebens geben!

Lesetipps:

.) Computersüchtig – Kinder im Sog der modernen Medien, Wolfgang Bergmann / Gerald Hüther; Walter Verlag 2013
.) Digitale Hysterie – Warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen; Georg Milner; Beltz Verlag 2016

Links:

– www.psychiatrie.med.uni-goettingen.de
– www.uke.de
– www.klagenfurt.at/leben-in-klagenfurt/gesundheit/suchtberatung.html
– www.onlinesucht.de/
– www.suchtvorbeugung.net
– suchthilfekompass.oebig.at
– www.medicinicum.at

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Extremisten in Uniform

„Jeder, der in irgendeiner Art und Weise radikal bei der Bundeswehr auffällt, hat in dieser Bundeswehr keinen Platz.“
(Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesverteidigungsministerin)

Sein Name ist David Maaß. Seine Berufung die Polizei! Seit Ende Februar, nach den Anschlägen von Hanau, ist der Polizeigewerkschafter aus dem Saarland zumindest deutschlandweit bekannt. In einem Post auf Face-book meinte er:

„Die AfD ist eine der geistigen Brandstifterinnen des Rechts-extremismus. Sie ist keine Alternative, sondern eine Schande für Deutschland! Kein Fußbreit den Faschisten!“

Hätte er das alles im zivilen Outfit kundgetan, hätte wohl kein Hahn danach gekräht – die Social Medias sind voll mit derartigen Videos. Maaß jedoch trug dabei seine Uniform. Und das brachte die AfD auf den Plan. So forderte etwa der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Saarland, Rudolf Müller, ein Disziplinarverfahren gegen Maaß, da sich dieser politisch geäussert hat – in Uniform. Der Polizist musste auch direkt zum sog. „Sensibilisierungsgespräch“ beim Landespolizeidirektor antreten. Maaß verteidigte sich in einem Interview für den TV-Sender RTL mit den Worten:

„Die Polizei hat ihren Eid auf die Verfassung abgelegt. Sie verteidigt die Demokratie.“

Deshalb sei es auch seine Pflicht, sich gesellschaftspolitisch zu äussern. Sein Post wurde einige zigtausende Male geliked, allerdings auch mit Hassmeldungen überhäuft, einige davon liegen jetzt zur Prüfung beim Staatsschutz. Maaß selbst ist nun bekannt als „Der Antifaschist in Uniform“!
In diesen heutigen Zeilen möchte ich mich allerdings nicht dem Recht auf freie Meinungsäusserung widmen, da so manches Gericht in seiner Strafsprechung auch unterschiedlicher Auffassung zur Trennung dieser von der üblen Nachrede, der Beleidigung oder gar der Drohung ist. Des-halb beschäftige ich mich mit der wesentlich interessanteren Thematik des Rechts- und Linksextremismuses bei der Polizei und der Bundeswehr.
Schon die damalige Verteidigungsministerin Deutschlands und heutige EU-Kommissionspräsidentin, Ursula von der Leyen, musste sich im Mai 2017 mit dem Thema des Rechtsextremismuses bzw. Rechtsidealismuses in deutschen Bundeswehrkasernen beschäftigen, nachdem im Rahmen von Terrorermittlungen gegen den Oberleutnant Franko A. vom Jäger-bataillon 291 in Illkirch-Graffenstaden Nazi- und Wehrmacht-Devotionalien in mehreren Bundeswehrkasernen aufgetaucht sind und an’s Licht der Öffentlichkeit gelangte, dass dort Gedenkveranstaltungen für Wehrmachtsangehörige abgehalten wurden. So dürfen sich etwa seit dem Jahr 1981 Anhänger des Jagdpiloten Werner Mölders auf dem Gelände des Bundeswehrflugplatzes Neuburg an der Donau (Wilhelm-Frankl-Kaserne) treffen, wo zu dessen Ehren auch ein Gedenkstein aufgestellt wurde. Oberst Mölders beteiligte sich ab 1938 als Mitglied der „Legion Condor“ am spanischen Bürgerkrieg und kämpfte auch bei den Angriffen Hitlerdeutschlands auf England und die Sowjetunion. 1941 verstarb er bei einem Absturz. Soweit so gut, versah er doch (mit Aus-nahme in Spanien) seine soldatischen Pflichten. Die NS-Propaganda-maschine erkürte ihn jedoch zum Vorzeigehelden. Das Gutachten eines Bundeswehr-Historikers aus dem Jahre 2004 kam schliesslich zum Urteil, dass Mölders das „Muster eines NS-konformen Soldaten“ erfüllte. Daraufhin musste das bis dahin bekannte „Jagdgeschwader Mölders“ eine Namensänderung durchführen. Die Mitglieder der sog. „Mölders-Vereinigung“ jedoch durften die Kaserne auch weiterhin für ihre Veranstaltungen nutzen. Der Gedenkstein zählt inzwischen zur militär-historischen Sammlung der Bundeswehr. Ähnliche Treffen übrigens gibt es auch in vielen anderen Kasernen – wie etwa bei der Kreta-Feier der Gebirgsjäger in Bad Reichenhall. Die Wehrmacht verübte dort nach der Einnahme der Insel im Jahr 1941 ein Massaker an der Zivilbevölkerung. Derartige Feiern müssen allerdings klar von den Gefallenen-Gedenkfeiern (wie beispielsweise der Brendtenfeier in Mittenwald) abgegrenzt werden. Dort beispielsweise wird den Gefallenen beider Weltkriege gedacht – ohne politischen Hintergrund. Ursula von der Leyen sprach 2017 von einer „Säuberung der Bundeswehr“. Sie schickte einen neuen Traditionserlass auf den Weg, der eine mögliche Vorbildfunktion der Nationalen Volks-armee und der Wehrmacht in den Reihen der Bundeswehr untersagte.
Nun hat auch ihre Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit NS-Nachlassenschaften zu tun. So wurde im vergangenen Herbst ein Unter-offizier der Eliteeinheit „Kommando Spezialkräfte“ (KSK) nach monate-langer Ermittlung des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) vom Dienst suspendiert. Dem Feldwebel werden rechtsextremistische Umtriebe vorgeworfen. Der Soldat war mehrere Male im Afghanistan-Einsatz. Die Ermittlungen hatten begonnen, nachdem ein Bundeswehrmitarbeiter in einem Post auf Instagram eine Wehrmachtsuniform als „Modetrend“ bezeichnete. Auf einer Feier sollen zudem zwei Stabsoffiziere der Einheit den Hitlergruss gezeigt haben. Der MAD spricht inzwischen von rund 20 Fällen – alleine beim KSK. Durch die Corona-Berichterstattung gelangte dieser neuerliche Skandal in’s Hintertreffen. Gegen den Unteroffizier läuft zudem nun ein Verfahren wegen Geheimnisverrates.
Bereits seit zwei Jahren berichten immer wieder unterschiedlichste Medien über rechtsextreme Netzwerke bei der Bundeswehr. Dort sollen nach Angaben des MADs gar Pläne für den Tag X angelegt worden sein. Etwa durch das PREPPER-Netzwerk „Nordkreuz“ („be prepared“ – PREPPER-Szene). In diesem Zusammenhang fiel auch immer mal wieder eine Vereinigung mit Namen „UNITER“ („In eins verbunden“). Der Verein war bis Anfang 2020 in Stuttgart ansässig, verlegte jedoch dann seinen Sitz nach Rotkreuz im schweizerischen Kanton Zug. In den Statuten des offiziell eingetragenen Vereins heisst es:

„Der gemeinnützige Verein UNITER ist ein Netzwerk, das dem Grundgesetz, den Menschenrechten und dem Frieden verpflichtet ist.“

In Stellungnahmen wird betont, dass man Abstand von jeglicher Parteipolitik nehme und sich von jeder Art von Extremismus distanziere. Der Verein zählt rund 18.000 Mitglieder, darunter aktive und ehemalige Soldaten, Polizisten und andere Behördenvertreter. Inzwischen wird er vom Verfassungsschutz beobachtet – die Gemeinnützigkeit wurde ihm entzogen.
Fakt ist, dass nach Ermittlungen und Disziplinarverfahren bereits im Jahr 2017 18 offenbar rechtsextremistische Soldaten aus der Bundeswehr entlassen wurden. Der MAD sprach im April 2018 von mehr als 400 Ermittlungen (inzwischen sind es 550) – ein hochrangiger Bundeswehr-Offizier meint hierzu: „Nur die Spitze des Eisbergs!“ Etwa ein Viertel der insgesamt 1.500 MAD-Mitarbeitern geht der Verfolgung von Extremisten in den eigenen Reihen nach. Der Chef des MAD, Christof Gramm, betont jedoch, dass es zu keiner Zunahme von extremistischen Kräften in der Bundeswehr und auch zu keiner Vernetzung von „Verfassungsfeinden“ gekommen sei.

„Dennoch für Extremisten gibt es keinen Platz, weder für rechts wie für links als auch nicht für islamistisch. Jeder einzelne Fall wird dann auch rausgefiltert.“
(Henning Otte, Verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag)

In einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ betonte Gramm, dass derzeit 184.000 Soldaten und Soldatinnen sowie rund 80.000 Zivil-personen ihrem Dienst in der Bundeswehr nachgehen. Im Jahr 2019 kam es 743 Ermittlungen, davon stammen jedoch 383 Verdachtsfälle noch aus dem Jahr 2018. Diese Zahlen werden mit einem grösseren Budget des MAD und mehr Personal begründet. 80 % der Verdachtsfälle sind dem rechtsextremen Lager zuzuordnen (ohne Reichsbürger). Von den 49 im Jahr 2019 entlassenen Personen wurden 46 aufgrund ihrer rechts-extremen und 3 aufgrund islamistischer Einstellung entlassen. Derzeit ist alsdann von einem linksextremen Problem zumindest in der Bundeswehr nichts bekannt – nur einer der 743 Verdachtsfälle zielt auf eine links-extremistische Weltanschauung. Bundeswehr und auch Polizei entsprechen nicht den Vorstellungen der linksextremen Szene, da sie ein Teil des von ihr gehassten polizeistaatlichen Systems sind. Ein entlassener ehemaliger Oberleutnant und Bekannter von Franko A. ist heute Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten. 2019 gab es nach Angaben des Wehrbeauftragten des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), 200 Meldungen rechtsextremer Umtriebe durch Soldat(en)-innen. So etwa auch jener 147-Seiten-starke Bericht des inzwischen unehren-haft-entlassenen Unteroffiziers Patrick J., der eigens im Verteidigungs-ausschuss des Bundestages thematisiert wurde. In vergleichbaren 788 rechtsextremistischen Verdachtsfällen bei Reservist(en)-innen arbeiten zwischenzeitlich MAD und Verfassungsschutz in der „AG Reservisten“ zusammen. Der Militärhistoriker Wolfram Wette schrieb dazu im Januar 2020 in der Süddeutschen Zeitung:

„In der Summe bedeutet das: Es gibt in der Bundeswehr eine Grauzone mangelnder Aufklärungswilligkeit. Sie stellt womöglich das eigentliche Problem dar. Werden rechtsradikale Vorkommnisse öffentlich bekannt, wiegelt die militärische Führung meist reflexartig ab.“

Brenton T., der Attentäter von Christchurch/Neuseeland, hatte in seinem Facebook-Profil Artikel über rechtsradikale Soldaten bei der Bundeswehr geteilt. Immer wieder verschwinden zudem Dienstwaffen spurlos – v.a. halbautomatische Pistolen P8, Schnellfeuergewehre G3 sowie Sturm-gewehre G36. Daran ausgebildete Extremisten jeglicher Art stellen ein sehr hohes Bedrohungspotential dar.
Doch nicht nur bei der Bundeswehr. Der Gründer des vorhin bereits erwähnten PREPPER-Netzwerkes „Nordkreuz“ ist der ehemalige Bundes-wehrscharfschütze und späterhin langjährige SEK-Polizist beim LKA Mecklenburg-Vorpommern, Marko G. Bereits 2017 ermittelte die Bundes-staatsanwaltschaft gegen Mitglieder dieser Vereinigung wegen Verdachts auf eine schwere staatsgefährdende Gewalttat nach § 89 a StGB – Terror (möglicherweise Geiselnahme und Ermordung bekennender links-gerichteter Politiker). Einer der beiden war ebenso Polizist. Marko G. galt damals noch als „nicht tatbeteiligter Dritter“. Bei Razzien der GSG-9 in sechs Haushalten wurden neben Zivilschutz-Vorräten auch Waffen und Munition konfisziert. Allerdings waren alle Waffen angemeldet, da die Betroffenen entweder bei den Sportschützen oder als Jäger gemeldet waren. Damals betonte der Verfassungsschutz, dass es bedenklich ist, wenn sich Mitglieder der Polizei lieber auf ein Untergangsszenario vorbereiten als den Rechtsstaat vor einem solchen zu schützen. Interessanter jedoch verlief eine Razzia im September 2019 im Hause von Marko G. Dort stiessen die Fahnder auf Leichensäcke und über 40.000 Schuss Munition, sowie eine Maschinenpistole (Uzi) und zwei Pistolen (Glock 17 und Ruger 512). Das genügte der Staatsanwaltschaft Schwerin für eine Anklage (die Uzi ist eine Kriegswaffe) – Marko G. gilt inzwischen als Gefährder des Staatssystems. So soll er in einem Naheverhältnis mit der NSU gestanden und auch für andere Mitglieder Waffen und Munition aus den Beständen der Bundeswehr, der LKAs und anderer Polizei-dienststellen besorgt haben. G. wurde wegen des Verstosses gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zu einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt. PREPPER streiten übrigens stets die gegen sie erhobenen Beschuldigungen ab. Es gehe nie um Umsturzpläne, sondern vielmehr um die Vorbereitung auf den Tag X, wenn die Staatsordnung aus einem anderen Grunde zusammenbricht.
Bereits im Jahr 2002 gründete ein V-Mann des Verfassungsschutzes in einem Ort bei Schwäbisch-Hall eine Gruppierung des Ku-Klux-Klans. Nach seiner Aussage gab es eine Unzahl an Interessenten aus dem Bereich der Polizei. Auch zwei Kollegen der am 25. April 2007 in Heilbronn im Rahmen der NSU-Fahndung ermordeten Michele Kiesewetter sollen dieser Vereinigung angehört haben. Der NSU-Untersuchungsausschuss beleuchtete zudem in Hessen ein mögliches Naheverhältnis zweier Polizisten zu einer weiteren rechtsextremen Gruppierung.
Am Ende dieser Ausführungen wieder zurück zum Anfang:
Polizeigewerkschafter Maaß meint:

„Ich möchte keinen AfD-Wähler oder Sympathisanten vorverurteilen…!“

Trotzdem spielten einige Politiker gezielt mit Ängsten zum Ziel der Stimmungsmache. Deshalb sei es umso wichtiger, mit ALLEN Teilen der Gesellschaft im Gespräch zu bleiben, damit eine Spaltung dieser verhindert werden könne.
In einem Bericht der Bildzeitung vom Januar 2019 heisst es, dass von den damals 35.000 AfD-Mitgliedern nicht weniger als 2.100 Berufssoldaten sind, von den 91 AfD-Bundestagsabgeordneten 11 frühere Berufs- oder Zeitsoldaten. Unter ihnen etwa: Andreas Kalbitz (Ex-Fallschirmjäger mit MAD-Vermerk in der Akte); Joachim Wundrak (Ex-Oberbürgermeister-kandidat der AfD für Hannover und Luftwaffen-Generalleutnant a.D.), Uwe Junge (Fraktionschef der AfD im Landtag von Rheinland-Pfalz und Oberstleutnant a.D. im Zentrum für Operative Kommunikation), Rüdiger Lucassen (Vorsitzender der AfD NRW, MdB und Obmann des Verteidigungsausschusses des Bundestags sowie Oberst a.D. im General-stab bei der NATO und im Verteidigungsministerium), Gerold Joachim Otten (MdB und Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie Major a.D. als Ausbildungslehrer am Kampfbomber Tornado) u.v.a.m.
Um eine Überlänge des heutigen Blogs zu vermeiden, habe ich absichtlich die Szene in der Schweiz und Österreich (noch) nicht beleuchtet. Doch – was nicht ist, kann ja noch werden.
Dennoch ist es nicht Zweck dieser Zeilen, eine Pauschalverurteilung abzugeben oder vielleicht gar eine Panik zu erzeugen. Die offiziellen Fallzahlen bewegen sich angesichts der Beschäftigtenzahlen bei Bundes-wehr und Polizei im einstelligen Prozentbereich bzw. gar darunter. Schlussendlich sollten sie aber nicht unterschätzt werden. Auch die RAF und ihre Sympathisanten mit linksextremistischen Anschauungen lagen in den 1970/80er Jahren in etwa bei dieser Grösse. Dass hingegen Extremismus und Terrorismus niemals kleingeredet werden darf, zeigte damals das schreckliche Ausmaß ihrer Anschläge. Ähnlicher Attentate wie jenes auf den Regierungspräsidenten von Kassel, auf die Synagoge in Halle, auf die Shisha Bars in Hanau oder die Mordserie der NSU.

PS:
Bei den Recherchen zu diesem Blog stiess ich auf Kampfpamphlete von Rechts- und Linksextremisten! Auch wenn sich die Wortwahl manches Mal unterschied, so konnte ich als sinnergreifender Leser kaum einen Unterschied feststellen! Nicht nur der Nazi glaubt an eine bessere Welt zwischen der damaligen Machtergreifung und dem anschliessenden Untergang – auch der Trotzkist tut dies! Extremismus ist und bleibt Extremismus – er hat in einer demokratischen Weltordnung nichts verloren!

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Was kostet uns Corona???

„Die Entwicklung in diesem Jahr stellt eine krasse Ausnahme-situation dar. Die Produktionseinbußen sind der Reflex auf einen massiven exogenen Schock, für den es in der jüngeren Wirtschafts-geschichte keine Vergleichsmuster gibt!“
(IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths)

CoVid-19 hat die Welt derzeit voll im Griff. Unglaublich, was möglicherweise nur ein Koch/eine Köchin in Wuhan/China ausgelöst haben könnte, indem höchstwahrscheinlich Fledermausfleisch nicht gut gekocht angeboten wurde. Mein Mitgefühl gilt all jenen, die einen geliebten Mitmenschen in den letzten Wochen verloren haben oder selbst erkrankt sind. Diese Gefühle jedoch zu Papier zu bringen, das wird wohl niemandem auch in Zukunft gelingen. Deshalb möchte ich mich heute einem Thema zuwenden, das uns ebenfalls die nächsten Wochen – ja vielleicht gar die kommenden Jahre beschäftigen wird: Was geschieht wirtschaftlich und finanziell während und nach Corona?! Und das wird nun ebenfalls heftig!

Beginnen wir vielleicht mit Österreich als kleinstem Wirtschaftsland im deutschsprachigen Raum. Der emeritierte Universitätsprofessor Dr. Dr.h.c.mult Friedrich Schneider vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler-Universität in Linz (Abt. für Wirtschaftspolitik/ Forschungsinstitut für Bankenwesen) hat erste Berechnungen angestellt. Innerhalb von nur zwei Wochen wird die österreichische Volkswirtschaft nicht weniger als 2,5 Milliarden Euro verlieren. Er gliedert dies wie folgt auf:
.) Tertiärer Bereich (Dienstleistungssektor wie Handel, Gastronomie, Tourismus)
Hier entsteht ein Wertschöpfungsverlust von rund 3,2 Milliarden Euro – sofern nur ein Drittel heruntergefahren wird. Berücksichtigt sind die exorbitanten Zuwachsraten durch Hamsterkäufer im Handel. Schneider betont, dass nach der Krise sehr rasch wieder eine Milliarde gutgemacht werden kann.
.) Sekundärer Sektor (produzierendes Gewerbe)
Fährt die Industrie und produzierende Wirtschaft auf ein Fünftel runter, so rechnet Schneider mit rund 800 Mio € für zwei Wochen. Anschliessend könnten wieder etwa 300 Mio € gut gemacht werden. Danach jedoch wird’s happig: Jede weitere Woche wird Verluste von 1,25 Mrd. verursachen. Deshalb ist es wichtig, für kurze Zeit nahezu komplett dicht zu machen um danach wieder durchstarten zu können. Dies hat beispielsweise auch der Vorarlberger Möbelbeschläge-Weltmarktführer Blum eingesehen und seine Fabrikstore geschlossen.

https://www.blum.com/at/de/

.) Primärer Sektor („Urproduktion“ wie Land- und Forstwirtschaft bzw. Rohstoffgewinnung)
Gehen die Rohstoffe aus, so stehen auch die beiden anderen Sektoren. Hier können jedoch keine Zahlen angeführt werden, da die meisten Land- und Forstwirte selbständig sind und somit aus eigenen Interessen weiterarbeiten werden. Dennoch spitzt sich auch hier die Lage insofern zu, dass keine ausländischen Billigarbeitskräfte als Erntehelfer eingesetzt werden können. Dies betrifft als erstes die Spargel-, danach auch die Obst-, Salat- und Gemüseernte.
Hinzu kommen allerdings noch die zusätzlichen Kosten für das Gesund-heitssystem wie für Spitäler und Krankenhäuser. Bei einer Steigerung von 10 % sind dies rund 370, bei 20 % bis zu 740 Millionen € an Mehr-belastungen pro Woche. Nicht nur um Akutbetten frei zu halten, sondern auch um diese Mehrbelastungen möglichst gering zu halten, wurden verschiebbare medizinische Behandlungen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt.
Während in anderen Staaten wie Italien oder den USA bereits Verstaatlichungen angedacht werden (siehe später im Text), ist dies für den Alpenstaat vorerst noch kein Thema. Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Sozialpartnern einen „Krisenbewältigungsfonds“ in der Höhe von vier Milliarden € eingerichtet. Hieraus sollen rasch und unbürokratisch Hilfsmassnahmen gesetzt werden, wie etwa Kredit-garantien, Überbrückungskredite, Exportförderung, Kinderbetreuung oder Kurzarbeitsmodelle.

Als sehr düster erweisen sich die Prognosen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel für die deutsche Wirtschaft: Hier rechnet man mit einem Konjunktureinbruch von bis zu neun Prozent. Während der Krisen-situation, die sich hoffentlich ab Mai langsam entspannen sollte, werde das Brutto-Inlandsprodukt um 4,5 % fallen, bei einer Entspannung erst im August gar um 8,7 %. Das wäre der grösste Einbruch seit der Welt-wirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre (“Grosse Depression“). Die Wertschöpfung im ersteren Fall würde um 150 Milliarden einbrechen.
Ökonomen unterscheiden nun drei Szenarien:
– V-Szenario – die dämpfenden Massnahmen nehmen ab Mai ab – innerhalb der nächsten sechs Monate klingen die Produktionsausfälle ab
– U-Szenario – der Lockdown dauert bis August, die Erholung nochmals länger
– L-Szenario – es geht bis Ende des Jahres steil bergab – die Produktionsausfälle bleiben für längere Zeit auf niedrigem Niveau stehen, die Nachfrage ebenso
Mit grossflächigen Aufholeffekten im V- und U-Szenario ist erst im Jahr 2021 zu rechnen: Dann sollte eine Steigerung von 7,2 bis 10,9 % erfolgen.
Die Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Deutschland fallen alsdann ebenso mehr als triste aus: 2,356 Mio Menschen (90.000 mehr als im Vorjahr) werden als Folge der Corona-Krise arbeitslos werden. Sollte sich der Zustand erst bis zum Jahresende normalisieren, so könnten dies gar bis zu 3 Mio werden. Die Zahl der Kurzarbeiter könnte im Jahresschnitt bei 635.000 liegen, bei einem kurzzeitigen Ausfall von bis zu 50 %. Insgesamt rechnet das IAB mit einem Wirtschaftsrückgang von 2 % für das Jahr 2020 – kurzzeitig gar von 6 %.
Auch der Daimler-Konzern hat den Ernst der Lage richtig erkannt und grosse Teile seiner Produktion und Verwaltung geschlossen.

https://www.daimler.com/konzern/news/weitere-massnahmen-covid-19-pandemie.html

Neben der Lufthansa haben bereits Automobil-Hersteller nach Staats-hilfen gerufen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat inzwischen unbe-grenzte Kreditprogramme (Barkredite der KfW bis auf 50 Milliarden, Garantien bis zu 600 Milliarden), Steuererleichterungen, Flexibilisierung des Kurzarbeitergeldes sowie ein Investitionspaket in Höhe von 12,5 Milliarden zugesagt. Zudem wurde ein Notfallfonds für Freiberufler und Ein-Personen-Unternehmen (EPU) eingerichtet. Daneben stehen auch Soforthilfemassnahmen der Bundesländer zur Verfügung.

Für die komplette Schweiz wurde am 17. März der Notstand ausgerufen. Auch hier sagte der Bundesrat bereits einen Fonds zur Unterstützung der Wirtschaft in der Höhe von 40 Milliarden Franken zu. Damit sollen Lohnfortzahlungen, Kurzarbeitsgeld getätigt und finanzielle Engpässe bei KMUs bewältigt werden. Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Finanz-minister Ueli Maurer betonten aber, dass es bei Bedarf kein Limit geben werde, wenn beispielsweise die Arbeitslosenversicherung ALV in Finanz-nöten kommen sollte. Zudem stehen aus Bern Kreditgarantien bis zu 20 Milliarden Franken zur Verfügung. Eines der grössten eidgenössischen Unternehmen, Glencore (Rohstoffhandel), hat ebenfalls bereits reagiert, aber noch nicht geschlossen:

https://www.glencore.com/media-and-insights/news/update-on-COVID-19

Im vergangenen Jahr lag die Lohnsumme der eidgenössischen Wirtschaft bei rund 400 Milliarden Franken – 30-35 Milliarden pro Monat. Sollte die Wirtschaft um 20 % zurückgefahren werden, so bedeutet dies einen Einbruch von rund 6 bis 7 Milliarden Franken pro Monat. Übernimmt der Bund zwei Drittel dieser Rückgänge, so würde die Bundeskasse mit 4 – 4,5 Milliarden zu Rate gezogen werden. Ein erstes Opfer gibt es bereits: Die Restaurantkette Vapiano ist zahlungsunfähig – betroffen davon sind 10.000 Mitarbeiter.

Insgesamt sprechen alle Experten unisono von schlimmeren Aus-wirkungen als bei der Finanzkrise 2008/2009. Deshalb wird allerorts eine Rezession vorausgesagt, wobei jedoch das Produktionstal im Vergleich zur Finanzkrise wesentlich rascher überwunden sein sollte. Analysten der Berenberg-Bank rechnen bis Ende 2020 mit einem Einbruch des BIP um 3,5 % in der Eurozone – im Bad-Case um 5,0 %. Spätestens ab 2021 wird’s jedoch wieder bergauf gehen – Staatshilfen, Zinssenkungen sowie Anleiheankäufen durch die Zentralbanken werden dies ermöglichen. Die EZB (Europäische Zentralbank) etwa hat bereits ein 750 Milliarden schweres Anleihenkauf-Paket in Aussicht gestellt. Die Europäische Kommission hat alsdann eine „Corona Response Initiative“ in der Höhe von 25 Milliarden Euro angekündigt. Das BiP wird nach dem Virus um zwei bis vier Prozent steigen. Dies gilt jedoch nur für die Eurozone – die Weltwirtschaft wird weitaus weniger sinken und rascher und stärker wieder ansteigen. Auch die Aktienkurse haben sich weltweit bereits leicht, bis Ende des Jahres komplett erholt. Dies meinen zumindest die Analysten der schweizerischen UBS. Im Vergleich zur Finanzkrise des ersten Jahrzehnts des 3. Jahrtausends habe die Politik zumeist schnell und richtig reagiert („Lockdown“). Je länger dieser Lockdown jedoch andauert, desto mehr Insolvenzen werde es schliesslich geben.
DIE Sorgenkinder in der Eurozone sind aber Italien und Spanien. In Italien ist die Produktion von nicht-lebensnotwendigen Gütern faktisch auf Null zurückgefahren worden. Die explosiv ansteigenden Todesopferzahlen machten dies notwendig. Ökonomen der deutschen Commerzbank schocken mit der Aussicht, dass der 500 Milliarden schwere ESM, der Schutzschirm für EU-Mitglieder, die von der Euro-Krise betroffen waren (Griechenland etwa) Italien gerade mal für ein Jahr helfen würde. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte reagiert mit Verstaatlichungen. So wurden alleine in die Fluglinie AllItalia seit 2008 neun Milliarden € gesteckt – jetzt sind erneut hunderte Millionen nur für die Flugbranche notwendig. Für die Airline wird schon seit einiger Zeit ein Käufer gesucht. Als erste Massnahme reagierte die Europäische Kommission mit 50 Mio € für die Anschaffung medizinischer Geräte, Schutzausrüstungen und Masken. Auch in Spanien spitzt sich die Lage derzeit zu.
Im Vergleich dazu die Vereinigten Staaten. Hier wurde noch zu Beginn des Jahres mit einem Wachstum von zwei oder mehr Prozent gerechnet. Nun stehen die USA für die ersten beiden Quartale vor einer Rezession. Für das Jahr 2020 wird insgesamt eine Stagnation vorausgesagt. Allerdings breitet sich das Virus derzeit ähnlich rasch wie in Europa aus. Präsident Trump spricht von einem Notpaket in der Höhe von 850 Milliarden Dollar – alleine 50 Milliarden seien für Fluglinien, Hersteller (wie Boeing) und Flughäfen vorgesehen.

Wie sich die Wirtschaft jedoch tatsächlich entwickeln wird, hängt einzig und allein vom Konsumenten ab! Niemals zuvor war es dermaßen wichtig, regional einzukaufen um damit Unternehmen und Arbeitsplätze retten zu können! Helfen auch Sie mit, das Leben nach Corona wieder zu ermöglichen: Kaufen Sie regional!!!

Hotlines des Deutschen Bundeswirtschaftsministeriums:
.) Für Unternehmen 030-18 615 1515
.) Für Bürger 030-18 615 6187.

Hotline der österreichischen Wirtschaftskammer für Unternehmen:
05 90900-4352

Schweizerisches Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)-Infoline für Unternehmen:
058 462 00 66

Links:

– www.ifw-kiel.de/de/
– www.wko.at
– www.iab.de
– www.iwkoeln.de
– www.seco.admin.ch
– www.kfw.de

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Non-24 – Selten aber nervraubend

Sie kennen sicherlich den Erschöpfungszustand, wenn Sie in der Nacht zuvor mit Schlafstörungen zu kämpfen hatten. Jeder Mensch verbringt rund ein Drittel seines Lebens schlafend. Stellen Sie sich den Schlafentzug als Dauerzustand vor! Der Experte spricht bei einer besonderen Form vom „Hypernykthemeralen Syndrom“ – besser bekannt als „24-Stunden-Schlaf-Wach-Syndrom“ oder „Non-24“. Diese Krankheit ist zwar selten (rund 0,03 % der Bevölkerung leiden darunter), kann aber einen Menschen in seiner ganzen Existenz fertig machen. Dabei handelt es sich um eine Störung des zirkadianen Rhythmus („Rings um den Tag“). Der Betroffene hat mit einer Verzögerung der Einschlaf- und Aufwachzeit zu kämpfen. Beide beginnen Minuten oder Stunden später. Am darauf-folgenden Tag erneut später – die Zeiten des Nichteinschlafens addieren sich immer mehr. Dies wirft vornehmlich dann Probleme auf, wenn die Betroffenen zu einer bestimmten Uhrzeit zur Arbeit bzw. zur Schule müssen.
Es scheint, daß vor allem blinde Personen davon betroffen sind, da hier die Steuerung der Schlaf- und Wachphasen durch das Sonnenlicht fehlt. Doch folgt bei diesen auch der Blutdruck, die Herzfrequenz und die Körpertemperatur einzig der inneren Uhr. Der Wach-Schlaf-Rhythmus, der durch diese innere Uhr geregelt wird, gibt jedoch stets eine etwas grössere Tageslänge voraus. Sehende Menschen orientieren sich deshalb an der äusseren Uhr durch die Hell-Dunkel-Wahrnehmung, die alle anderen Vorgänge im Körper stets synchronisiert. Eine derartige Mög-lichkeit jedoch fehlt blinden Menschen. Deshalb leiden rund 70 % von Ihnen an Non-24. Dabei driftet dieser sog. „Endogene Rhythmus“ um eine fixe Zeitspanne immer weiter auseinander, bis er den normalen 24-Stunden-Tag wieder erreicht hat. Allerdings laufen beide nur ganz kurz synchron. Danach beginnt das Spiel von neuem.
Dieses Prozedere ist v.a. für berufstätige Menschen sehr belastend, da sie tagsüber zumeist übermüdet sind und nachts nicht schlafen können („intermittierend ausgeprägte Schlafstörung“). Dadurch kommt der Hormonhaushalt ordentlich durcheinander und die Tagesleistung nimmt ab. Daneben kann der Schlafentzug zu einer Depression, ADHS, Fibromyalgie, Diabetes, Krebs und selbstverständlich einer allgemeinen Erschöpfung führen. Alsdann leidet das Immunsystem unter dem ständigen Schlafentzug – die Menschen werden krankheitsanfälliger.
In zwei Forschungsprojekten in den spanischen Kliniken Hospital Universitario Fundación Jiménez Díaz sowie L’Hospitalet de Llobregat versuchen Wissenschaftler nähere Details über die Krankheit heraus-zubekommen.
Eine Non-24-Diagnose ist sehr schwierig, da auch eine Schlafapnoe oder ein Periodic Limb Movement Disorder (PLMD) zu Schlafstörungen führen können. Patienten müssen ein Schlaftagebuch führen. Zudem wird eine Schlafanamnese geführt und mittels eines Fragebogens weitere Eigenheiten ausfindig gemacht. Auch kann eine Aktigraphie eine Diagnose erleichtern. Hierbei werden über ein Armbanduhr-grosses Messgerät Daten über Bewegung, Helligkeit und Temperatur gesammelt. Zugleich wird eine Melatoninbestimmung durchgeführt, damit andere Hintergründe für die Schlafstörung ausgeschlossen werden können. Konnte schliesslich Non-24 diagnostiziert werden, so empfehlen Ärzte eine Behandlung mit Melatonin sowie eine Lichttherapie. Das Hormon Melatonin wird vornehmlich in der Zirbeldrüse nach den Vorgaben der inneren Uhr gebildet. Der Körper reagiert hierauf mit einer Absenkung des Blutdrucks und des Stoffwechsels. Tagsüber ist die Ausschüttung gering – es überwiegt das „Wachhormon“ Cortisol – in der Nacht hingegen sehr groß. Das Licht des Tages unterdrückt dessen Produktion. Da eine Synchronisation mit Melatonin in Deutschland nicht genehmigt ist, verschreiben die meisten Mediziner Hypnotika, Antidepressiva und Sedativa für die Nacht sowie Stimulanzien für den Tag. Dies birgt aber eine Unzahl an Nebenwirkungen. Erfolgsversprechend jedoch scheint der Melatoninrezeptor Tasimelteon. In den beiden Studien SET und RESET konnten 59 % der Probanden innerhalb von sieben Monaten synchronisiert werden, bei 57 % nahm der Nachtschlaf zu. Als Nebenwirkungen werden jedoch Kopfschmerzen, erhöhte Leberenzyme und anomale Träume und Albträume angeführt (näheres siehe Arznei-verordnungsreport 2017). Der Schlafmediziner an der Berliner Charité, Prof. Dr. Ingo Fietze weist jedoch auch auf eine andere Möglichkeit hin: In Tierversuchen konnten nachtaktive Versuchstiere wie etwa Ratten oder Mäuse auf tagaktiv umgepolt werden, wenn sie nur tagsüber etwas zu fressen bekamen. Die Nahrungsaufnahme wäre somit die erste Therapie-möglichkeit, die man für die Synchronisation verwenden könnte.
In schweren Fällen hilft nur die Rückkehr zum natürlichen Rhythmus des Körpers, das jedoch die meisten Arbeitgeber und Partner nicht verstehen werden. In den USA sind Schulen und Arbeitgeber nach dem „Americans with Disabilities Act“ verpflichtet, Möglichkeiten wie Teilzeit, Homeoffice oder angepasste Arbeitszeiten zu setzen.
Weshalb auch sehende Menschen an Non-24 erkranken, ist bislang nicht geklärt.
Den Non-24-Service erreichen Sie in Deutschland unter der Telefonnummer 0800 24 321 06! Obgleich auch in Österreich und der Schweiz die Zahl der Schlafstörungen ganz allgemein eklatant zugenommen hat, konnte ich bei meinen Recherchen jedoch keine vergleichbare Hotline ausfindig machen. Dafür aber stieß ich auf einen Facebook-Post der Barmer-Krankenkasse. Da stand im Jahr 2019 zu lesen:

„Wenn du mal wieder nicht schlafen kannst, dann leg einfach mal selbst Hand an oder hol dir ein Spielzeug dazu, dann kommt der Schlaf ganz von alleine!“

Die Anfragen, ob denn diese Sex-Spielzeuge auch von der Kasse übernommen werden, wurde jedoch verneint!

Links:

– non-24.de
– www.dbsv.org
– schlafmedizin.charite.de
– www.circadiansleepdisorders.org
– www.je-dors-trop.fr
– www.narkolepsie.at
– www.fjd.es

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