Das Kabinett des Grauens
Der nächste US-Präsident heisst Donald Trump! Das ist inzwischen klar. Bei seinem ersten Wahlkampf frohlockten seine Anhänger: Endlich ein US-Präsident mit (mehr oder weniger) Erfahrungen aus der Wirtschaft! Die Ernüchterung folgte auf dem Fusse: Die USA waren einst Weltmacht – während seiner Amtszeit verloren sie das Privileg – auch wirtschaftlich. Der auf den Thron gesetzte Egomane (ich verwende hier absichtlich nicht den Ausdruck „Narzisst“!) versagte auf allen Ebenen. Jetzt wurde er wiedergewählt und wird das Amt im Januar antreten. Vorweg gab er seine politische Richtung vor und stellte ein Kabinett zusammen, das wohl einer Verhohnepippelung jeglichen gesunden Menschenverstandes gleichkommt. Doch eines haben sie allesamt gemein: Sie sind ihrem Herrn in jeglicher Hinsicht treu und ergeben! Einzig beim reichsten Mann der Erde, Elon Musk, könnte es möglicherweise zu Reibereien kommen, da er ebenso wie sein Boss von Minute zu Minute seine Meinung ändert. Doch ist Musk geborener Südafrikaner und kann alsdann nicht am Stuhl seines Präsidenten sägen, da nur geborene US-Bürger auch Präsident werden können. Im folgenden werde ich Ihnen dieses „Kabinett des Grauens“ (die Bild z.B. bezeichnet sie als „schwurbelnde Wirrköpfe“) etwas genauer vorstellen!
.) Vizepräsident J.D. Vance
James Donald Bowman wurde am 02. August 1984 in Middletown/Ohio geboren – später benannte er sich selbst um. Aufgewachsen bei den Grosseltern mütterlicherseits (sein Vater hatte die Familie früh verlassen, seine Mutter war drogenabhängig), verpflichtete er sich bei den Marines. Zwischen 2003 und 2007 war er dort auch als Kriegsberichterstatter tätig. Danach studierte er an der Ohio State University Politikwissen-schaften und Philosophie und schloss den Bachelor summa cum laude ab. Im Anschluss daran absolvierte er zudem in Yale Jura. Später arbeitete er als Anwalt bei mehreren Investmentunternehmen. 2016 (während des Wahlkampfes I von Donald Trump) erschien sein autobiographisches Buch „Hillbilly Elegy“, in dem er die Geschichte seiner Familie und ihre sozialen und ökonomischen Probleme aufarbeitete. Im selben Jahr meinte Vance in einem Artikel für „The Atlantic“, dass Trump „ungeeignet für das höchste Amt der USA“ sei, da dieser selbst nie seine populistischen Pläne erklären konnte. Das Buch wurde zum Bestseller, über den auch die Trump nicht sonderlich zugeneigten Zeitungen New York Times und Washington Post in höchsten Tönen schrieben. 2022 kandidierte er als Senator für Ohio und widerlegte seine einstige Meinung über Trump. Vance steht für die weisse US-Unterschicht. Ein enormes Wählerpotential! Deshalb machte ihn Trump auf dem Parteitag der Republikaner am 15. Juli 2024 zum Vizepräsidentschaftskandidaten („Running Mate“). Vance gehört nach den Wahlen zum engsten Beraterkreis Trumps. Er könnte durchaus Trumps Thronfolger werden.
.) Aussenminister Marco Rubio
Der 1971 in Miami/Florida geborene Rubio wird ein international sehr wichtiges Ressort leiten. Als Sohn kubanischer Exilanten studierte er an der University of Miami Jura, das er cum laude abschloss. Im Jahr 2000 wurde er in das Repräsentantenhaus Floridas gewählt, wo er von 2006 bis 2008 als Sprecher des Hauses agierte. 2011 wurde er Senator für Florida. Fünf Jahre später stellte er sich der parteiinternen Vorwahl gegen Trump, der ihn damals als „Little Marco“ verspottete. Rubio wird von der Tea-Party unterstützt – er steht für den Waffenbesitz, steht hinter der israelischen Regierung, befürwortet die NATO und gilt als Hardliner gegen den Iran und China. Zuletzt allerdings stimmte er gegen die weitere Unterstützung der Ukraine.
.) Verteidigungsminister Pete Hegseth
1980 in Minneapolis/Minnesota geboren, absolvierte Hegseth 2003 Princeton mit dem Bachelor of Arts. Nach seinem Militärdienst auf Kuba, im Irak und Afghanistan machte er 2013 auch den Master of Public Policy an der Harvard University. 2014 heuerte er bei Trumps Lieblingssender Fox News an. Dort interviewte er Trump auch des öfteren. Trotzdem unterstützte er zunächst Rubio, dann Ted Cruz und schliesslich erst Donald Trump. In seinen Sendungen gab er sich betont Trump-freundlich und kritisierte auch lautstark den Sonderermittler Robert Mueller zu seinen Untersuchungen über die Einflussnahme Russlands auf die Wahlen 2016. 2020 forderte er Trump auf, den Iran zu bombardieren. Hegseth steht für eine „männlichere Armee“ – Offiziere, die sich für das sog. „DEI-Programm“ (Diversity, Equity and Inclusion) einsetzen, will er aus dem Dienst entlassen. Seine dritte Frau (das aussereheliche Verhältnis mit einer Fox-Kollegin) heiratete er im August 2019 im Golf-Club Colts Neck von Donald Trump.
.) Innenminister Doug Burgum
1956 in Arthur/North Dakote geboren, ist Burgum eines der älteren Semester im Kabinett. 1978 schloss er die North Dakota State Univeristy mit einem Bachelor in University Studies ab und erhielt zwei Jahre später den MBA an der Stanford University. 1983 gründete er das Unternehmen Great Plains Software in Fargo, das er 2001 um 1,1 Mrd. Dollar an Micro-soft verkaufte. Nachdem er in verschiedenen Unternehmen tätig war, gewann er 2016 die Wahl zum Governor von North Dakota. Der Milliardär gilt als einer der wenigen als besonnen auftretend. Übrigens fällt in sein Ressort auch ein für Trump immens wichtiger Bereich: Die Öl- und Gas-Förderung!
.) Justizminister Matt Gaetz – Justizministerin Pam Bondi
Seine Nominierung löste auch parteiintern einige Diskussionen aus. Schliesslich war Gaetz federführend an der Absetzung des damaligen republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, beteiligt. Der 1982 in Hollywood/Florida geborene Gaetz bezeichnet sich selbst als „Aussiedler und Unruhestifter“. Gegen ihn wurde bereits wegen Menschenhandels und Unzucht mit Minderjährigen ermittelt. Gaetz studierte von 2000 bis 2003 Geschichte und Politik-wissenschaft an der Florida State University, danach Jura am College of William and Mary. Einige Jahre arbeitete er als Anwalt. Ab 2010 war er Mitglied des Repräsentantenhauses Floridas, ab 2016 im US-Repräsen-tantenhaus. Noch im November sah ihn Trump als Kandidaten für den Posten des US-General-Staatsanwaltes. Jetzt sollte er Justizminister werden! Kritiker Trumps vermuten, dass er den juristischen Rachefeldzug seines Meisters durchwinken sollte. Aufgrund der Vorwürfe zog Gaetz aber seine Kandidatur zurück. Er wird ersetzt durch die frühere General-staatsanwältin für Florida, Pam Biondi. Die 59-jährige vertrat Trump bereits bei seinem ersten Amtsenthebungsverfahren. Sie ist grundsätzlich von der Unschuld ihres Mandanten in allen Punkten und Vorwürfen überzeugt.
.) Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr.
Der nächste Paukenschlag! Trump bezeichnete ihn einst als „dümmsten aller Kennedys“! Jetzt sind sie ein Herz und eine Seele. Robert F. Kennedy Jr. ist der Neffe des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy; sein Vater Robert F. Kennedy fiel ebenso später einem Attentat zum Opfer. 1954 geboren, schloss er an der Harvard University Politikwissenschaften ab, studierte zudem an der Londoner School of Economics und besitzt einen Abschluss in Jura. In den 1980er Jahren fiel er wegen Drogen-besitzes mehrfach auf. Kennedy trat zunächst als unabhängiger Kandidat zur letzten Wahl an. Als dies erfolglos schien, schloss er sich Trump an, der sich dadurch die eine oder andere demokratische Stimme erhoffte. Kennedy gilt als allgemeiner Impfgegner (Masern-Vakzine würden Autis-mus auslösen!) – er verbreitete jede Menge Verschwörungstheorien (Bill Gates würde bei Impfungen Chips implantieren, WLAN verursache Krebs, CoVid19 soll durch die 5G-Technologie verbreitet werden, …) und wird künftig auf folgende Schwerpunkte setzen: Psychedelika, Stammzellen, Rohmilch, Vitamine, Sonne und Bewegung.
.) Finanzminister Scott Bessent
Auch diese Nominierung sorgt für einiges Rauschen im Blätterwald. Einerseits ist Bessent bekennend homosexuell. Andererseits war der 62-jährige als Hedgefonds-Manager und Investor tätig – zuletzt als Gründer und CEO der Key Square Group. Trump sieht ihn als „einen der weltweit führenden internationalen Investoren und geopolitischen und wirtschaft-lichen Strategen“! Er wurde zuvor auch bereits mehrfach durch Bessent wirtschaftlich beraten. 1984 schloss Bessent sein Politikwissenschafts-studium an der Yale University mit dem Bachelor of Arts ab. Danach arbeitete er für unterschiedliche Firmen, so auch für Soros Fund Management. Als Fundraiser war Bessent auch für die Demokraten Al Gore, Hillary Clinton und Barack Obama tätig. 2016 spendete er schliesslich 1 Mio $ an das Presidential Inaugural Committee von Donald Trump. Im Wahlkampf 2024 war er massgeblich an der Wahlkampfkasse seines Herrn beteiligt.
.) Arbeitsministerin Lori Chavez-DeRemer
Die 56-jährige trägt eine grosse Verantwortung. Schliesslich hat ihr Chef den Aufschwung der Wirtschaft und damit jede Menge neuer Arbeits-plätze versprochen. Die 1968 in Santa Clara County/Kalifornien Geborene schloss ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Bachelor of Science an der California State University. Danach war sie als Lehrerin und Unternehmerin tätig. Politisch arbeitete sie sich von der Lokalpolitikerin hinauf bis ins US-Repräsentantenhaus2023. Mit den letzten Wahlen zum Kongress aber verlor sie ihren Sitz.
.) Wohnungsbauminister Scott Turner
Der bislang einzige schwarze Minister in Trumps Regierung könnte auch der bislang einzige wirklich qualifizierte Minister sein. Neun Saisonen lang spielte der heute 52-jährige als Cornerback in der NFL. Danach versuchte er es erstmals 2006 bei den Kongresswahlen für den 50sten kalifornischen Distrikt – erfolglos. 2012 wurde er jedoch in das texanische Repräsentantenhaus gewählt. Während der ersten Amtszeit Trumps hatte er die Geschäftsführung des White House Opportunity and Revitalization Council inne. In dieser Einrichtung geht es um die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes. Ein durchaus heikles Thema, da viele Häuslebauer beim Platzen der Immobilienblase 2007/08 ihr mehr-fach beliehenes Haus verloren haben und auf solche leistbare Wohnungen angewiesen waren und nach wie vor sind.
.) Verkehrsminister Sean Duffy
1971 in Hayward/Wisconsin geboren, besuchte er das Saint Mary’s College in Winona/Minnesota, das er mit dem Bachelor abschloss. Danach studierte Duffy am William Mitchell College of Law in Saint Paul Jura. Währenddessen agierte er als Darsteller in einem Reality-Format des Musiksenders MTV. Nach seinem Studium war Duffy zunächst Rechts-anwalt, dann Bezirksstaatsanwalt und Moderator beim Sportkanal ESPN. Zwischen 2011 und 2019 sass er im US-Repräsentantenhaus, legte sein Mandat aber selbst nieder und begann als Moderator beim Fox Business Network. Mit seiner Frau Rachel Campos-Duffy hat er nicht weniger als neun Kinder!
.) Bildungsministerin Linda McMahon
Die ehemalige Wrestling-Unternehmerin soll die USA zur „Nummer eins bei Bildung in der Welt machen“, meint Trump. Sie erhält damit den Vorsitz über ein Ministerium, das der künftige Präsident eigentlich ab-schaffen wollte. Die 1948 in New Bern/North Carolina geborene McMahon studierte Französisch im Lehramt, war jedoch nie an einer Schule tätig. Sie heiratete sehr früh Vince McMahon und gründete mit ihm das Unter-nehmen World Wrestling Entertainment. Ab 2009 war sie im Schulaus-schuss für Connecticut tätig. Danach kandidierte sie zweimal für den Senat, unterlag jedoch beide Male, trotz des Einsatzes von rund 100 Mio Dollar aus ihrem Privatvermögen. Forbes schätzte übrigens das Vermögen des Ehepaares McMahon 2017 auf 2,8 Mrd. Dollar. 2016 schliesslich holte Trump sie als Leiterin der Small Business Administration in sein erweitertes Team. Zuvor hatten die McMahons übrigens 6 Mio Dollar für dessen Wahlkampf gespendet. Eigentlich wollte McMahon Handelsministerin werden.
.) Handelsminister Howard Lutnick
Das Ziel des Wallstreet-Managers und Milliardärs war eigentlich das Finanzministerium. Der 1961 geborene Finanzexperte konnte gleich ein zweites Mal Geburtstag feiern. Als Chef des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald befand sich das Unternehmen in den oberen Stockwerken im World Trade Center. Er überlebte 9/11 nur deshalb, weil er an diesem Morgen seinen Sohn in den Kindergarten brachte. Lutnick war Fundraiser für die Trump-Wahlkämpfe 2020 und 2024.
.) Energieminister Chris Wright
Mit seiner Nominierung setzte Trump ein klares Zeichen: Nein zu alter-nativen Energien, Ja zu fossilen Brennstoffen. Der 1965 in Colorado geborene Wright ist Fracking-Unternehmer und Klima-Skeptiker. Zuletzt war er CEO des Unternehmens Liberty Energy. Mit ihm erwartet sich Trump ein „Goldenes Zeitalter des amerikanischen Wohlstands und des Weltfriedens“. Welche Innovationen er dabei allerdings vorantreiben wird – diese Überlegung überlasse ich gerne Ihnen!
Um heute den Rahmen nicht zu sprengen, hier noch die weiteren Mitglieder:
.) Stabschefin: Susan Wiles – Aufgabe: Vorzimmer-Bulldogge Trumps
.) Vize-Stabschef Stephen Miller – Aufgabe: Enge Beratung des Präsidenten mit grossem Einfluss
.) Nationaler Sicherheitssprecher im Weissen Haus Mike Waltz – Aufgabe: U.a. rasche Beendigung des Ukraine-Krieges
.) Heimatschutzministerin Kristi Noem – Aufgabe: U.a. Aufsicht über Einwanderung und Grenschutz
.) Regierungssprecherin Karoline Leavitt
.) Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard (ehemalige Demokratin)
.) CIA-Direktor John Ratcliffe
.) Haushaltsdirektor Russel Vought – Aufgabe: Kostensenkung und Deregulierung
.) Grenzschutzbeauftragter Tom Homan – Aufgabe: Massenab-schiebungen und Grenzaufsicht
.) UNO-Botschafterin Elise Stefanik
.) NATO-Botschafter Matthew Whitaker – Aufgabe: Stärkung der Beziehungen zu den anderen NATO-Mitgliedern
.) Telekommunikationsaufsicht Brendan Carr – Aufgabe: Beenden der Regularien, die die Wirtschaft der USA eingebremst hat
.) Chef der US-Umweltbehörde Lee Zeldin – Aufgabe: „die sauberste Luft und das sauberste Wasser der Welt für die USA“
.) Department of Government Efficiency Elon Musk und Vivek Ramaswamy – Aufgabe: Kürzung der Regierungsausgaben bis 2026
Alle genannten Ministerkandidaten müssen noch durch den Senat bestätigt werden. Dort haben die Republikaner die Mehrheit. Allerdings könnten wohl auch einige Republikaner gegen die eine oder andere Personalentscheidung stimmen. Die Demokraten sprechen von zum Teil „unqualifiziert“ bis gar „gefährlich“! Um eine solche Ablehnung eines Kandidaten zu verhindern, könnte Trump seine Kandidaten in der Parlamentspause ernennen („recess appointments“). Auch die Demokraten machten von diesem oftmals Gebrauch – allerdings jeweils für politische Beamte der unteren Ebene – niemals für Ressort-verantwortliche!