Todesfahrer auf der Autobahn
Beruflich musste ich dieser Tage in den Osten Österreichs nahe Wien. Ich machte mir bereits im Vorfeld so meine Gedanken, da ich des nächtens zumeist die ARD-Hitnacht höre, bei der nahezu alle zwei Stunden eine Geisterfahrer-Meldung durchgegeben wird und ich sieben der acht-stündigen Rückfahrt bei Dämmerung bzw. Dunkelheit zurücklegen musste. Dabei führte mich mein Weg auch über das deutsche Eck! Auf der Hinfahrt über das kleine. Allerdings war ich bis München unschlüssig, ob ich nicht doch über Passau (also über das grosse) fahren sollte. Ich entschied mich jedoch für Salzburg – im Nachhinein betrachtet mein Glück! Rund eine Viertel Stunde, nachdem ich München-Süd passiert hatte, kam eine Unfallmeldung für München-Süd! Grossen Dank an die schützende Hand des über mich wachenden Kumpels mit den grossen Flügeln. Dann wurde es so richtig interessant: Wenige Minuten später erneut eine Verkehrsmeldung: „… Autobahn A 94 Passau-München kommt Ihnen zwischen … ein Geisterfahrer entgegen…!“ Soll ich dies nun Glück oder Vorsehung nennen? Auf der Rückfahrt hörte ich von einem Unfall beim kleinen deutschen Eck mit einem Zeitverlust von einer drei-viertel Stunde. Offenbar hatte es mein Schutzengel auch dieses Mal gut mit mir gemeint, schliesslich wäre dies meine Strecke gewesen – 1,5 h später hätte es möglicherweise mich erwischt! Ich entschied mich spontan für das grosse deutsche Eck und quälte mich in Dunkelheit und Schneegestöber über die Autobahn-Kilometer. Nachdem ich Deggendorf passiert hatte, fesselte mich erneut eine Verkehrsmeldung an die Lautsprecher: „…A 94 München-Passau kommt Ihnen auf Höhe Deggendorf ein Geisterfahrer entgegen!…“ Scherzhalber dachte ich noch für mich: „Ich war’s nicht!“ Doch – wie soll ich diesen meinen Betriebs-ausflug benennen? „Schwein gehabt!“ vielleicht? Ist eine Autobahnfahrt inzwischen der Fingerzeig dafür, wie kurz das Leben doch ist und wie schnell es vorbei sein kann?
Tatsächlich – ich kann es nicht leugnen: Als ich nun für diesen Blog recherchierte, lief es mir eiskalt den Rücken runter! Vor Jahren kam ich selbst auf der Brenner-Autobahn/Tirol in einen Unfall. Es handelte sich allerdings nicht um einen Geisterfahrer-Crash. Ein PKW-Lenker wollte die Spur wechseln, übersah jedoch dabei ein überholendes Fahrzeug. Der Lenker dessen krachte gegen die Leitschiene. Während er und die beiden Kinder zwar verletzt aber vergleichbar glimpflich davon kamen, durch-bohrte die Mittelleitschiene ein Bein der Mutter am Beifahrersitz – es musste amputiert werden. Ausserdem verlor sie ihr ungeborenes Kind. Ein solches Bild vergisst man nicht so schnell. Zudem war ich damals an drei Tagen der Woche auf der Autobahn unterwegs. Beim Anschauen der Videos kamen all die Erinnerungen wieder hoch.
Neben dem in grossen Teilen Deutschlands durchgeschaltetem Radio-programm der ARD (gut als Hintergrundbeschallung bei der Arbeit) wechsle ich des nächtens auch gerne mal auf SWR 1 (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bremen, Hessen und Teile Nordrhein-Westfalens). In beiden Programmen ist mir die dramatische Zunahme solcher Falsch- oder Geisterfahrermeldungen aufgefallen. Nicht nur während der Nachtstunden, sondern vor allem tagsüber! Inzwischen muss wohl jederzeit mit einem solchen entgegenkommenden „lebensgefähr-lichen Vollpfosten“ (verzeihen Sie mir bitte diesen Ausdruck – er kommt allerdings von Herzen!) gerechnet werden. Obgleich derartige Meldungen oberste und rascheste Priorität bei den Radiostationen haben, können sie nicht immer frühzeitig warnen. Zudem gibt es auch Autofahrer, die die ARI-Kennung ausgeschaltet und bei Wagners „Ring der Niebelungen“ oder Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ mit 200 Sachen ihrem Ziel entgegenrasen! Für alle, die es nicht kennen sollten: Durch dieses ARI mit dem sog. „Hinz-Triller“ wird das laufende Programm (egal ob Stream, MP3, CD oder auch ein anderes Radioprogramm) durch eine möglicher-weise lebensrettenden Verkehrsmeldung unterbrochen. Eine mehr als wichtige technische Einrichtung, die stets eingeschaltet sein sollte!!!
Die Unfallbilanz mit Geisterfahrern ist nämlich sehr blutig!!!
Am 23. März dieses Jahres gerät ein vollbesetzter PKW bei Emstek/Niedersachsen auf der B72 auf die andere Fahrspur und prallt gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug aus den Niederlanden. Neben dem Geisterfahrer selbst sterben auch dessen Beifahrer und der Lenker des entgegenkommenden Fahrzeuges. Acht weitere Personen werden teils lebensgefährlich verletzt. Unfallzeit: 18:30 Uhr!
Am 29. Oktober 2023 kollidierte ein 77-jähriger Mann aus dem Raum Deggendorf auf der A92 auf Höhe von Dingolfing mit einem richtig fahrenden Auto. Der Senior hatte sich nicht angeschnallt – er verstarb noch an der Unfallstelle. Die beiden Insassen des anderen Fahrzeuges wurden nur leicht verletzt.
In Deutschland kommt es nach einer Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV – veröffentlicht im August 2023) zu durchschnittlich 2.000 Geisterfahrermeldungen pro Jahr – rund sechs pro Tag. Etwa 80 Unfälle mit Geisterfahrerbeteiligung gibt es per anno. Knapp die Hälfte der Falschfahrer waren 60+, 41 % 75+ Jahre alt. Erschreckende 45,9 % der Falschfahrten erfolgten bewusst. Die Studie untersuchte 288 Unfälle aus dem Jahr 2015! Leider konnte ich trotz intensiver Suche keine exakten bundesweiten Zahlen für das Jahr 2023 finden. Deshalb konzentriere ich mich auf das Datenmaterial des Bayerischen Landesamtes für Statistik – 2023 kam es in Bayern zu 45 Geisterfahrerunfällen mit vier Todesopfern – und auf das Datenmaterial, welches das Bayerische Innenministerium auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks 2020 für den Freistaat veröffentlichte. Insgesamt kam es im Jahr 2019 im Freistaat zu 335 Falschfahrermeldungen (2018 waren es noch 285). Die meisten davon entfallen mit jeweils 44 Meldungen auf die A3 und die A73. Knapp 20 % der Geisterfahrer konnten gestellt werden. Dabei stellte sich heraus, dass der überwiegende Teil davon männlich war und die Senioren ab 70 Jahren eine erhöhte Risikogruppe darstellen. Bei 14 Unfällen mit Falschfahrern gab es 19 Verletzte und 4 Todesopfer. Soweit zum Jahr 2019!
In der Nacht auf den 07. September 2024 knallt ein 47-jähriger kurz vor der Ausfahrt Vorchdorf auf der Westautobahn auf das Fahrzeug eines 19-jährigen, der in richtiger Fahrtrichtung unterwegs war. Dabei wurde das Auto des jungen Oberösterreichers auf die Fahrerseite geworfen und komplett demoliert. Der Mann erlag etwas später im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Am 19.10.2023 fährt ein Lenker in Niederösterreich in verkehrter Richtung zwischen Stockerau und Krems auf die S5 auf. Bald wird bekannt, dass es sich bei dem Falschfahrer um den betrunkenen früheren Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek gehandelt haben soll, dessen späterer Tod nach wie vor noch nicht aufgeklärt ist.
Am 13. Februar 2023 gibt es zwei Schwerverletzte bei einem Geister-fahrerunfall auf der A9 bei Rottenmann/Stmk. Ein 81-jähriger war zuvor bei der Mautstelle Ardning falsch aufgefahren und krachte nach acht Kilometern gegen einen anderen PKW. Die Pyhrnautobahn musste für zwei Stunden gesperrt werden.
Besonders spektakulär verlief die Geisterfahrt eines 19-jährigen Kroaten mit Begleiterin am 04. Februar 2023 auf der Welser Westspange der A8. Der Mann kehrte bei einer Vignettenkontrolle um und flüchtete gegen die Fahrtrichtung. Bei Sattledt verunfallte der Wagen. Die beiden Insassen flüchteten zu Fuss, wurden durch einen Hubschrauber entdeckt und später festgenommen. Das Auto war bei der slowenischen Polizei als gestohlen gemeldet. Personen kamen gottlob keine zu Schaden.
Insgesamt 444 Geisterfahrermeldungen wurden im Jahr 2023 auf dem österreichweiten Radiosender Ö3 durchgesagt. Die höchste Zahl seit Jahren – 54 Meldungen mehr als noch im Jahr zuvor. Bei vierzehn Unfällen mit Geisterfahrerbeteiligung gab es acht Schwer-, fünfzehn Leicht-verletzte und zwei Todesopfer. Auf der A2 bei Krumpendorf in Kärnten kracht am 26. Januar eine 48-jährige, alkoholisierte Lenkerin frontal gegen einen LKW. Am 04. November prallen auf der Westautobahn auf Höhe Pucking/OÖ zwei PKW aufeinander – der 26-jährige Geisterfahrer aus Ungarn erliegt noch an Ort und Stelle seinen Verletzungen.
Im Bundesländer-Ranking führt Niederösterreich (93 Meldungen), bei den Strecken die Südautobahn A2 mit 73. Übrigens ist die A22 Donauufer-autobahn mit einer Geisterfahrerdichte (Falschfahrer im Verhältnis zum Jahr und Kilometer) von 0,37 die gefährlichste Strecke. Der geisterfahrer-trächtigste Tag ist der Samstag (86 Meldungen an diesem Wochentag), die meisten Meldungen an einem Tag gab es am 23. Dezember mit nicht weniger als acht!
In den frühen Morgenstunden des 17. März 2024 fuhr ein 25-jähriger aus dem Bezirk Jura-Nord auf der A1 zwischen Estavayer-le-Lac und Yverdon mit seinem Fiesta in falscher Richtung. Im Tunnel des Bruyères krachte er auf den PKW eines 24-jährigen. Der Geisterfahrer erlag noch an der Unfallstelle seiner Verletzungen, der andere Mann wurde mit Ver-letzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus geflogen.
Kurz nach 17.30 Uhr kollidierten am 25. Juli 2023 zwei Fahrzeuge auf der A2 beim Plattitunnel auf Höhe Silenen/UR seitlich miteinander. In Folge verwickelten sich weitere zwei PKW in den Unfall. Dabei wurde ein Lenker schwer, ein weiterer leicht verletzt. Der Geisterfahrer flüchtete zu Fuss, wurde jedoch kurz danach durch die Kantonspolizei Uri dingfest gemacht. Es stellte sich heraus, dass das Fahrzeug mit Luzerner Kontroll-schildern zuvor entwendet worden ist.
In vielen Fällen kommen der Polizei beim Stoppen von Falschfahrern Trucker zur Hilfe. Sie fahren mit ihren LKW entweder nebeneinander oder stellen den Sattelzug zur Gänze quer.
Untersuchungen haben ergeben, dass rund 50 % der Falschfahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen. Danach folgen mit Fahranfängern, älteren Menschen oder auch Ortsunkundigen die überforderten Lenker. Dies geschieht vor allem in den Nachtstunden, wenn andere Orientierungshilfen aufgrund der Dunkelheit nicht oder zu spät wahr-genommen werden. Schliesslich folgen jene Fahrzeughalter, die das Risiko bewusst in Kauf nehmen und wenden, weil sie etwas vergessen haben oder sie sich mit einem grossen Crash aus dem Leben verabschieden wollen.
Eine Wahnsinnstat, die mir partout nicht in den Kopf will: Weshalb soll ich bei meinem Selbstmord unschuldige Menschen mit in den Tod reissen?! Diese können ja schliesslich am wenigsten dafür, dass ich mein Leben nicht in den Griff bekommen habe und deshalb feige aus diesem scheide (schwere, unheilbare Krankheiten ausgeschlossen – jedoch nicht auf diese Art!). Psychiater, die sich mit dem Thema intensiver befassen, nennen vornehmlich zwei Gründe: Verschleierung der wahren Suizid-Hinter-gründe oder Inszenierung des eigenen Abganges. Zweiteres ist immer wieder auch bei Amokläufern zu erkennen. Dadurch soll darauf hingewiesen werden, dass das Umfeld dem Betroffenen ein grosses Unrecht zugefügt hat. Experten sprechen vom F60.8 im ICD 10 oder einer Cluster-B-Störung nach DSM-IV – einer narzißtischen Persönlichkeits-störung. Perfekt übrigens durch Michael Douglas auf die Leinwand gebracht („Falling down“). Auslösender Reiz in diesem Fall war dessen Kündigung. Durch einen aufwendigen oder aussergewöhnlichen Selbst-mord versucht der Betroffene ein letztes Mal Aufmerksamkeit zu erhaschen. Das gekränkte Ego soll mit einem lauten Knall besänftigt werden. Die Anderen – Pech: Zur falschen Zeit am falschen Ort! Eine Studie der Universität Würzburg zeigt beispielsweise auf, dass sehr viele, die schon einen Suizid-Versuch unternommen, diesen jedoch überlebt haben, tatsächlich bei Verkehrsunfällen um’s Leben kommen. Gibt es etwa einen kausalen Zusammenhang? Verkehrsexperten sind sich einig: Gegen Amokfahrer helfen keine Hinweisschilder, keine Fangnetze und keine hochfahrende Barrieren. Sie finden immer eine Möglichkeit.
Falschfahrer durchbrechen den Vertrauensgrundsatz. Deshalb sind solche Unfälle zumeist die schlimmsten. Doch nicht immer steckt ein Selbst-mordversuch dahinter. Im Folgenden wollen wir dies etwas genauer beleuchten.
Bei einem Unfall auf der A 1 in Rheinland-Pfalz (ein Vater und zwei Kinder starben), behauptet die Unfalllenkerin, eine damals 60-jährige Frau, felsenfest, dass ein Monster sie verfolgte. Unfassbar ist auch der Anruf einer Lenkerin von der A8 (Salzburg-München). Sie meldet am 17. März 2006, dass ihr „jede Menge Geisterfahrer“ entgegen kämen. Die Polizei konnte die Frau stoppen – offenbar hatte die psychisch Verwirrte ihre Medikamente nicht genommen.
Riesige Autobahnkreuze machen es so manchem Autofahrer nicht unbedingt einfach. Einmal falsch abgebogen befindet sich die nächste Abfahrt mit viel Glück schon nach nur 10 Kilometern, sehr häufig jedoch sind es mehr. Panik greift um sich. Dabei geht es weniger um die verlorene Zeit und das Mehr auf dem Kilometerstand. Vielfach setzt das logische Denken des Einzelnen aus – es wird schlicht und einfach auf offener Strecke gewendet.
Auch Baustellen können dies verursachen. Als auf der A3 bei Würzburg gebaut wurde, bog ich falsch ab und befand mich plötzlich auf der Route Nürnberg-München (A 9), obwohl ich in Richtung Ulm-Lindau (A 7) musste. Sh… happens!, dachte ich mir und wartete auf die nächste Abfahrt. Fazit: 25 km mehr! Doch wäre mir niemals ein Umkehren oder Rückwärtsfahren auf dem Pannenstreifen in den Sinn gekommen.
Für solche orientierungslose Autofahrer haben die Verkehrsplaner eigens grosse Hinweisschilder an besonders schwierigen Stellen angebracht. Doch helfen diese bei Nebel oder schlechter Sicht durch starken Regen bzw. in der Nacht vergleichbar wenig. Hier können Navigationsgeräte recht sinnvoll sein. Allerdings sollte man auch diesen nicht unbedingt blind vertrauen: so wurde beispielsweise eine Lenkerin zum Umdrehen aufgefordert – mitten im Tunnel (und sie tat es auch noch!!!).
Ein weiterer Grund ist Alkoholeinfluss bzw. Drogenkonsum. Oder auch eine Mutprobe/Stammtischwette. Hintergründe, die an einer grundsätz-lichen Fahrtauglichkeit eines Autofahrers zweifeln lassen. Denn: Gemäss § 315 c StGB ist das Falschfahren in Deutschland eine Gefährdung im Strassenverkehr und stellt einen Angriff auf das Leben anderer dar. Das Urteil lautet auf Freiheitsentzug bis zu fünf Jahre bzw. eine Geldstrafe und der Entzug der Fahrerlaubnis (Führerschein). In Österreich ist dies nach § 177 StGB fahrlässige Gemeingefährdung (1 Jahr Freiheitsentzug, hohe Verwaltungsstrafen und Entzug der Lenkerberechtigung), in der Schweiz nach Art. 90 Satz 2 Strassenverkehrsgesetz ein abstraktes Gefährdungsdelikt und bringt bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Kommt es zu einem Unfall, so greift noch jeweils eine Vielzahl an anderen Gesetzen.
Wie aber kann nun der Strassenerhalter bei solchen Lenkern reagieren, die nicht nur schwerwiegend gegen geltende Gesetze verstossen, sondern auch die Hoffnung auf einen gesunden Menschenverstand verpuffen lassen. 2009 und 2010 wurden Versuche mit Fangnetzen absolviert. Hier dachten zunächst die Verantwortlichen, auf das Ei des Columbus gestossen zu sein. Stellte sich dann doch nicht als die Lösung par excellance dar. In Österreich wurden sog. „Krallen“ an exponierten Stellen angebracht. Diese werden bei Druckkontakt durch falsches Auffahren ausgefahren und zerstörten die Reifen. Solche Metallzacken kommen auch in den USA und der Türkei zum Einsatz. In dieser Hinsicht sehr effektiv. Was jedoch, wenn Feuerwehr- oder Rettungsdienste auf einem gesperrten Teilstück entgegengesetzt auffahren müssen? Daneben kam es durch Eis oder Schnee zu Funktionsausfällen. Und schliesslich ist diese Massnahme aus Kostengründen nicht realisierbar: Rund 2.000 Auffahrten gibt es in Deutschland, hinzu kommen Parkplätze und Raststationen – ein unmögliches Unterfangen! Im Alpenstaat sowie auch in Bayern setzt man deshalb seit 1997 auf übergrosse Warntafeln. Sie sollen zumindest die unachtsamen oder orientierungslosen Kraftfahrer am Weiterfahren hindern. Auf der Rückseite ist Werbung angebracht, die normalerweise im Autobahn-Bereich verboten ist, jedoch die Hinweis-tafeln finanziert. Der normale Autolenker sieht also die Werbung, der Falschfahrer hingegen die grosse Hand mit dem Fahrverbotsschild. Immer mehr gelangt auch das „Ghost Rider Information System“ (GRIS) zur Diskussion. Durch elektronische Sensoren sollen Geisterfahrer bereits an den Auffahrten ertappt und direkt an die Exekutive bzw. den Verkehrs-funk gemeldet werden.
Wie reagiere ich – als normaler Autobahn-Benutzer?! Wichtig ist zu allererst, dass der Verkehrsfunk aktiviert ist. Wird nun tatsächlich eine Geisterfahrermeldung durchgegeben, sollte so rasch als möglich die äusserst rechte Fahrspur aufgesucht und das Tempo gedrosselt werden. Der Abstand zum Vordermann sollte erhöht und im besten Falle ein Parkplatz bis zur Entwarnung angefahren werden.
Passiert dann tatsächlich ein Fahrzeug in verkehrter Richtung, bleibt das Herz des Fahrers erstmal kurz stehen: „Was wäre geschehen, wenn ich nun überholt hätte?!“ Sehen Sie zwei Lichter auf sich zukommen, so können Sie die Lichthupe betätigen – doch auf gar keinen Fall aufblenden. Dadurch könnte der Falschfahrer die Sicht verlieren. Sollte es ihnen selbst nun geschehen sein (durch einen Verkehrsunfall etwa), dass sich das Auto gedreht hat, muss die Warnblinkanlage eingeschaltet und der nächste Fahrbahnrand aufgesucht werden. Niemals die Fahrbahn kreuzen oder rückwärts fahren bzw. wenden. Ansonsten empfiehlt die Polizei, das Fahrzeug an der Mittelleitplanke stehen zu lassen. Die Insassen sollten sich auf den Grünstreifen retten und sofort die Polizei alarmieren.
In Österreich wurde mit dem Gefahrenzeichen „Achtung Falschfahrer!“ (StVO § 50 Abs. 14a) unter dem damaligen Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FPÖ) auch eine Hinweistafel aufgenommen, die etwa durch das Overhead-Autobahn-Informationssystem oder Wechselverkehrszeichen-anlagen direkt an den Lenker weitergegeben werden kann.
Weniger Probleme mit Falschfahrern haben mautpflichtige Autobahnen wie jene in der Schweiz, Italien oder auch Frankreich. Und übrigens: Die meisten der Geisterfahrermeldungen sind Scherze. Die Polizei in Deutschland geht davon aus, dass nur rund 300 pro Jahr ernstzu-nehmende Meldungen sind. Herzlichen Dank an all die Scherzbolde, die eine Notfall-Einrichtung, die Leben retten kann, derart missbrauchen.
Links:
– www.stmi.bayern.de
– oe3.orf.at/verkehr/
– www.adac.de
– www.oeamtc.at
– www.tcs.ch
– www.asfinag.at