Unser Adel – Tradition verpflichtet

Ehrlich? Nein, ich bin nicht einer jener, die jede Woche in den Gazetten blättern und alles aufsaugen, was die zumeist Boulevardpresse von sich gibt. Dazu fehlt nicht nur die Zeit, sondern auch das Interesse! Dennoch stellte sich mir diese Woche die Frage. Was wurde eigentlich aus?! Nach-dem viele zuletzt wieder von den Werten sprachen und auf alte Tradi-tionen zurückblicken, möchte ich mir heute selbst mal einen Wunsch erfüllen und auf den Hochadel zurückblicken! Und: Was macht das „Blaue Blut“ heutzutage! Herzlich willkommen also zu einem History-Blog mit direktem Bezug zur Gegenwart! Alle, die sich übergangen fühlen, lade ich herzlich ein, mir eine Mail zu schicken oder auf Facebook unter „Stock macht den Blog“ zu posten! Vielen Dank.

Beginnen möchte ich in Österreich, da es hier eigentlich nur zwei Herr-schaftshäuser gab, die die Geschichte des Landes prägten: Die Baben-berger und die Habsburger.

Die Babenberger waren ein Ableger des Hauses Babenberg aus Bamberg im heutigen Oberfranken. Die Verwandtschaft dürfte wohl mütterlicher-seits bestanden haben. Ihr Stammbaum ist noch heute im Stift Kloster-neuburg zu bewundern. Das Geschlecht herrschte von 976 bis zum Aussterben des Mannstammes 1246 als Markgrafen und Herzöge über Österreich. Der erste Babenberger war vermutlich Luitpold, ein Nach-komme des bayerischen Herzogs Arnulf des Bösen. Luitpold wurde 976 Graf der Ostmark (Ostaricchi), das sich an die Ostgrenze Baierns anschloss. Nachdem er sich ganz besonders in der Niederwerfung des Baiern-Aufstandes hervorgetan hatte, schenkte ihm Kaiser Otto II. das Stück Land, das Luitpold recht rasch durch Gebietsgewinne gegen die Ungarn ausweitete Die nachfolgenden Generationen vergrösserten zumeist mit dem Schwert die Markgrafschaft, waren jedoch stets den Kaisern untertänig, was sich nicht wirklich nachteilig für sie auswirkte. Erst Leopold III. fiel etwas aus der Reihe. Entschied er sich doch im Machtstreit zwischen Heinrich IV. und dessen Sohn Heinrich V. zuerst für den Sohn, dann schwenkte er jedoch zurück und heiratete 1106 die Tochter Heinrichs IV., Agnes. Er kaufte viele Lehen auf, zog verfallene ein oder erbte fleissig. 1125 lehnte er die ihm angebotene Königswürde ab. Anstatt dessen gründete er ein Kloster nach dem anderen. Aufgrund dessen erhielt er den Beinamen „Leopold der Fromme“ und wurde durch Papst Innozenz VIII. heiliggesprochen. Er ist auch heute noch Landespatron von Niederösterreich. Leopold IV. erhielt 1139 von König Konrad III. das Herzogtum Bayern zugesprochen. Es war zuvor dem Welfen Heinrich dem Stolzen entzogen worden. Sein Nachfolger Heinrich Jasomirgott hat Bayern nach seiner Heirat mit der Witwe Heinrichs des Stolzen und der Teilnahme am 2. Kreuzzug wieder zurückgegeben. 1146 wurde Wien zur Hauptstadt (bislang war es Klosterneuburg) und Österreich ein Herzogtum. Jasomirgotts Sohn Leopold V. liess den englischen König Richard Löwenherz bei seiner Rückreise festnehmen, nachdem sich die beiden bei einem der Kreuzzüge zerstritten hatten. Leopold VI. (Der Glorreiche) machte Wien zum Zentrum des Heiligen Römischen Reiches. Sein Sohn Friedrich II. war das schwarze Schaf der Familie. Er legte sich quasi mit jedem an – auch mit seiner Mutter und seiner Schwester. 1236 wurde über ihn die Reichsacht ausgesprochen – er musste Österreich verlassen. Im Kampf gegen die Ungarn blieb Friedrich II. auf dem Schlachtfeld zurück – ohne Nachfolger. Übrigens wurde die Adelsdynastie erstmals Ende des 15. Jahrhunderts in einer Genealogie als „Babenberger“ bezeichnet. Die österreichische Staatsflagge geht auf die Lehensfahne des Geschlechts zurück. Mit den Babenbergern waren die Staufer und die Baden verwandt.

1278 fiel das Erbe der Babenberger an das Haus Habsburg, nachdem sich Böhmen und Ungarn darum gestritten hatten. Die Habsburger waren ein Fürstengeschlecht mit Stammburg in der Gemeinde Habsburg im heutigen schweizerischen Kanton Aargau. Als Stammvater gilt der 973 verstorbene Etichone Guntram der Reiche (nach Acta Murensia) bzw. Guntram, Graf vom Oberrhein (nach einem anderen Stammbaum). Im Jahr 1273 wurde Rudolf I. zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt – der erste Habsburger auf diesem Thron. Im Gegensatz zu den Babenbergern verfolgten die Habsburger eine unheimlich effiziente Heiratspolitik (zurückgehend auf Kaiser Maximilian I.), die sie zum wichtigsten Königsgeschlecht Europas machte. So fielen Königshäuser, Herzogtümer, Grafschaften etc. meist durch Heirat an die Hausmacht der Habsburger („Bella gerant alii, tu felix Austria nube.“ – Kriege führen mögen andere, Du glückliches Österreich heirate). Durch die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen erhielten die Habsburger zusätzliche Gebiete, wie Kärnten und Tirol. 1526/27 folgten Böhmen, Kroatien und Teile Ungarns – Österreich wurde zum Kurfürstentum – damit bekamen sie auch die wichtigste Stimme unter den sieben deutschen Kurfürsten. Inzwischen erhielten die Habsburger zudem den deutschen Königs- sowie den Kaiserthron des Heiligen Römischen Reiches, den sie nahezu ohne Unterbrechung zwischen 1439 bis 1806 inne hatten. Das Geschlecht selbst teilte sich im 16. Jahrhundert in eine spanische Linie (inkl. der Überseeregionen), die jedoch 1700 mit dem Tod Karls II. ausstarb, und der österreichischen Linie, deren Mannstamm mit Karl VI. vierzig Jahre später ebenfalls ausstarb. Auf ihn folgte in Österreich die wohl bekannteste Habsburgerin, Maria Theresia. An ihrer Seite stand Franz I. Stephan aus dem Hause Lothringen. Da eine Frau damals nicht Kaiserin des Römischen Reiches werden konnte, übernahm dies ihr angetrauter Ehemann. 1806 zerfiel das Reich als Folge der Napoleonischen Kriege, der letzte römisch-deutsche Kaiser Franz II. gründete die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und damit das Kaiserreich Österreich. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg musste Kaiser Karl I. auf seinen Anteil an den Staatsgeschäften verzichten – er dankte aber niemals formell ab. Deshalb wurden die Habsburger-Gesetze geschaffen, die jedem Angehörigen der Familie, die nicht auf ihren Titel und Herrschaftsansprüche verzichteten, die Einreise und den Aufenthalt in Österreich untersagen. Karl zog sich mit seiner Familie ins Asyl in die Schweiz zurück. Später wurde er von den Alliierten verbannt. Er verstarb 1922 auf Madeira. Der älteste Sohn des Kaisers, Otto Habsburg-Lothringen, lebte vornehmlich in Bayern. Während des Zweiten Welt-krieges setzte er sich vehement dafür ein, dass Österreich als Opferstaat behandelt werden sollte. Er verhalf vielen Österreichern zur Flucht vor dem Naziregime. 1961 schliesslich verzichtete er auf seine Herrschafts-ansprüche. In weiterer Folge, verdiente sich Otto als Schriftsteller und sass über 20 Jahre lang für die bayerische CSU im Europaparlament. Das jetzige Oberhaupt des Hauses ist seit dem Jahr 2007 Karl Thomas Robert Maria Franziskus Georg Bahnam Habsburg-Lothringen. Karl war enger Mitarbeiter des Salzburgischen Landeshauptmannes Haslauer (ÖVP), sass ebenfalls über drei Jahre hinweg für die ÖVP im Europaparlament und war federführend in der Pan-Europa-Bewegung engagiert. Nach einem Spendenskandal, in den er durch seinen damaligen Generalsekretär indirekt verwickelt war, musste Habsburg-Lothringen auf seine politischen Ambitionen verzichten. Als Medienmanager und Medien-consultant verdient sich Karl Habsburg-Lothringen heute seine Brötchen (Radio 10, SLAM!-TV, SoundTraxx, …). Daneben bekleidet er sehr viele Positionen in den unterschiedlichsten Organisationen. Karl Habsburg-Lothringen durfte aufgrund der Habsburgergesetze lange Jahre nicht in Österreich einreisen. In seinem Reisepass stand: „Gültig für jedes Land der Welt, ausgenommen Österreich!“

In den Jahren 1742-1748 hatte als einziger Nicht-Habsburger zwischen 1439 und dem Ende des Römischen Reiches Karl VII. (Karl Albrecht von Bayern) aus dem Hause Wittelsbach die Kaiserwürde bis zu seinem Tod inne. Das Haus Wittelsbach ist eines der ältesten Herrscher-Geschlechter Deutschlands. Woher die Dynastie stammt, ist nach wie vor nicht geklärt. Eine Theorie geht auf Karl den Grossen zurück, eine andere sieht die Wittelsbacher ebenfalls als Seitenlinie der Luitpoldinger – wie ja auch die Babenberger. Die Familie selbst sieht ihren Ursprung im Grafen Otto I. von Scheyern rund um das Jahr 1000. Ihr Stammsitz war zuerst die Burg Scheyern in Bayern, im Jahr 1124 verlegte Pfalzgraf Otto V. den Sitz in die Burg Wittelsbach bei Aichach. Der erste Herzog des Geschlechts war 1153 Konrad I., Herzog von Meranien. 1180 folgte die Bezeichnung Herzöge von Bayern, nachdem sich Pfalzgraf Otto VI. während der Italienfeldzüge von Friedrich I. Barbarossa verdient gemacht hatte. Nachdem Otto II. König Phillip von Schwaben ermorden liess, wurde dieser geächtet und im Jahr 1209 erschlagen. Seine Söhne teilten das Haus in Nieder- und Oberbayern. Die niederbayerische Linie bestand mit dem Tod Johanns I. bis 1340. Danach beanspruchten auch die Habsburger das Herzogtum. Der Oberbayer Ludwig IV. (Der Bayer) schlug die Österreicher jedoch in der Schlacht von Gammelsdorf, sodass die Hausmacht wieder vereint war. Er wurde 1328 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, nachdem er die römisch-deutsche Königswürde bereits seit 1314 inne hatte. Nach seinem Tod 1347 regierten seine sechs Söhne gemeinsam, zwei Jahre später wurden die Besitzungen aufgeteilt. Auch in den Generationen danach erhielt jeder männliche Nachkomme immer ein Stück des Wittels-bacher Reiches. 1363 ging Tirol an die Habsburger verloren, 1373 musste Brandenburg abgegeben werden. 1433 folgte die Abtretung der holländischen Grafschaften an Burgund. Das Haus Wittelsbach engagierte sich auch im benachbarten Böhmen. In den Jahren 1619 und 1742 wurden dort jeweils Gegenkönige gestellt. Apropos: Ungarn, Schweden, Dänemark, Norwegen und Griechenland hatten ebenfalls Könige aus der Wittelsbacher-Dynastie – wenn auch manches Mal nur für kurze Zeit. Zweimal hatte zudem der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Wurzeln in Aichach. 1623 wurde Bayern zum Kurfürstentum – erster Kurfürst war Herzog Maximilian I. 1685 starb die Linie Pfalz-Simmern mit dem Tod Karls II. aus. Hier folgte die Linie Pfalz-Neuburg und schliesslich Pfalz-Sulzbach. Sie löste auch die bayerische Linie ab, die unter Maximilian III. Joseph im Jahre 1777 erlosch. 1799 schliesslich folgte Maximilian IV. aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler, dem auch Elisabeth „Sissi“ (die Gattin des österreichischen Kaisers Franz-Josephs I.) entstammte.. Er wurde 1806 zum König von Bayern gekrönt. Der wohl bekannteste Spross aus dem Hause Wittelsbach ist Ludwig II., der das Traumschloss Neuschwanstein errichten liess. Das Haus der Wittelsbacher wurde unmittelbar vor Ende des Ersten Weltkrieges während der Novemberrevolution abgesetzt. Ludwig III. beendete damit eine über 738 Jahre dauernde Herrschaft seines Geschlechtes in Bayern. Der König begab sich vorübergehend in’s Exil. Offiziell haben aber weder Ludwig III. noch seine Nachfolger Rupprecht und Albrecht von Bayern jemals auf den Thron verzichtet. Heutiges Oberhaupt des Hauses ist seit 1996 Franz Bonaventura Adalbert Maria, Herzog von Bayern. Er wurde im Oktober 1944 gemeinsam mit seinem Vater Albrecht Prinz von Bayern von der Gestapo verhaftet und nacheinander in die Konzentrationslager Sachsen-hausen, Flossenburg und Dachau verbracht. Nach dem Krieg studierte er an den Universitäten München und Zürich Betriebswirtschaftslehre und übernahm nach dem Tod seines Vaters 1996 die Vorstandschaft über den Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Hierzu gehören neben dem grossen Kunstschatz Ludwigs I. auch die Schlösser Hohenschwangau, Berchtes-gaden, Grünau und Sandersdorf. Hinzu kommt das Privatvermögen mit den Schlössern Tegernseer, Wildenwart, Leutstetten und Kaltenberg, sowie Immobilien, Industrieanteile und Land- und Forstwirtschafts Fläche von 12.500 Hektar.

Was die Wittelsbacher für Bayern, sind die Hohenzollern für Brandenburg-Preussen. Als Stammburg gilt die Burg Hohenzollern südlich von Hechingen/Baden-Württemberg. Erstmals namentlich erwähnt wird das Geschlecht 1061 in einer Chronik des Klosters Reichenau. Im Jahr 1111 erlangten die schwäbischen Hohenzollern den Stand der Grafen. Nach einer Erbteilung 1576 wurden 1623 die Grafen von Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen in den Reichsfürstenstand erhoben. Diese Fürstentümer fielen 1850 an Preussen, nachdem sie im Jahr zuvor im Rahmen einer Revolution aufgegeben werden mussten. Karl von Hohenzollern-Sigmaringen wurde 1866 zum Fürsten von Rumänien ernannt. Dieses Fürstentum entstand aus der Zusammenlegung der Donaufürstentümer Moldau und Walachei. Der letzte Hohenzollern auf dem Thron des Königtums, König Mihai, musste auf Druck der kommu-nistischen Regierung Groza am 30. Dezember 1947 abdanken. Heutiges Familienoberhaupt der schwäbischen Linie ist Karl Friedrich Emich Meinrad Benedikt Fidelis Maria Michael Gerold Prinz von Hohenzollern. Er studierte Betriebswirtschaft im schweizerischen Freiburg. 2010 übernahm seine königliche Hoheit nach dem Tode des Vaters die Geschäfte der Familie. Dazu gehört auch die Prinz von Hohenzollern Capital GmbH & Co. KG und die Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, einer der grössten Arbeitgeber im Raum Sigmaringen. Karl war bzw. Ist zudem Beitrags- bzw. Aufsichtsratsmitglied etwa der Gothaer Versicherung bzw. der Commerzbank. Als „Charly“ ist der Fürst von Hohenzollern begeisterter Jazzmusiker.

Die fränkische Linie wurde nach der Heirat Friedrich III. Graf von Zollern mit Sophia von Raabs durch Kaiser Heinrich VI. 1191 mit der Burggraf-schaft Nürnberg belehnt, die zuvor vom österreichischen Adelsgeschlecht von Raabs geführt wurde, deren Mannstamm jedoch ausgestorben war. Aufgrund einer sehr cleveren Erbpolitik konnte das Herrschaftsgebiet rasch ausgebaut werden. Dies jedoch rief die Wittelsbacher auf den Plan, die 1420 die Burggrafenburg zerstörten. Die Hohenzollern zogen nach Ansbach, das Burggrafenamt Nürnberg wurde verkauft. Albrecht von Preussen, der Sohn des Hohenzollern Friedrich V. Markgraf von Ansbach und Sofia Jagiellionka, einer Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. Jagiello und Elisabeth von Habsburg, verursachte einige Wirren rund um das Haus Hohenzollern. Einerseits trat er zur Reformation über, anderer-seits weigerte er sich, den Lehnseid an den polnischen König Sigismund abzugeben. Albrecht hatte inzwischen die Grafschaft Ansbach zum Ordensstaat des Deutschen Ordens (Deutschmeister) umgebaut. Als polnische Reitertruppen einfielen, gelang es dem Hochmeister mit Hilfe der Dänen, einem deutschen Söldnerheer und der Drohung, dass das verbündete Russland eingreifen könnte, die Polen zwar nicht zurückzu-schlagen, jedoch trat ein vom Papst arrangierter Waffenstillstand in Kraft. Martin Luther überzeugte schliesslich Albrecht aus dem Ordensstaat ein Fürstentum zu machen und sich dem polnischen König zu unterwerfen. Albrecht leistete den Huldigungseid vor Sigismund. So wurde aus der Grafschaft Ansbach das Herzogtum Preussen. Es fiel 1618 an den brandenburgischen Zweig der Hohenzollern. Erster preussischer König wurde Friedrich III. Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., machte aus Preussen eine europäische Grossmacht. 1871 wurde das Deutsche Reich gegründet – die Hohenzollern stellten mit Wilhelm I. nicht nur den ersten, sondern bis 1918 alle deutschen Kaiser (insgesamt 3). Mit der November-revolution und der Ausrufung der Republik endete schliesslich die kaiserliche Herrschaft der Dynastie über Deutschland. Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. dankte am 28. November 1918 ab, erhoffte sich aber stets, wieder auf den Thron zurückkehren zu können. Er lebte und starb im Exil in den Niederlanden. Heutiges Oberhaupt der preussischen Linie ist Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen, der Ururenkel Wilhelms II. Georg ist studierter Betriebswirt (TU Freiberg). Er übernahm nach dem Tode seines Grossvaters Louis Ferdinand von Preussen 1994 die Familiengeschäfte, da sein Vater bereits 1977 verstorben war. Recht interessant übrigens ist noch, dass Louis Ferdinand nur der zweitälteste war. Der Thronfolger wäre eigentlich Wilhelm gewesen, der jedoch 1940 im Frankreich-Feldzug fiel; zudem hatte er eine Bürgerliche geheiratet, was ihn nach dem Hausgesetz von der Thronfolge ausschloss. Hitler selbst verbot deshalb per „Prinzenerlass“ den Einsatz von Angehörigen des Hauses Hohenzollern an der Front. Louis Ferdinand aber arrangierte sich mit dem Widerstand und war als neues Staatsoberhaupt nach dem misslungenen Hitlerattentat Graf von Stauffenbergs in Diskussion. Das Hausgesetz der Hohenzollern aus Preussen schloss viele Nachfolger aus. Sie hätten eine durch den Vater akzeptierte ebenbürtige Adelige ehelichen sollen. Als der Sohn aus der Ehe von Christian Sigismund und einer niederrangigen Gräfin, die aber von seinem Vater als hausgesetz-mässig anerkannt wurde, Friedrich Wilhelm nach dem Tod seines Grossvaters einen Erbschein beantragte, klagte der Sohn dessen Bruders Louis Ferdinand jr., da nur dieser eine hausgesetzmässig ebenbürtige Frau hatte. Der Bundesgerichtshof wies den Fall zurück an das mit der Erbfolge beauftragte Landgericht Hechingen. Dagegen legte jedoch der zweitälteste Sohn Louis Ferdinands eine Beschwerde am Bundesver-fassungsgerichtshof ein, das das Urteil des Bundesgerichtshofes aufhob, da ein Familienvertrag des Adels nicht dem Grundgesetz der Republik Deutschland entspreche. Somit kam das persönliche Testament Louis Friedrichs zum Zuge, das Georg Friedrich begünstigte, der jedoch Pflichtteile abzugeben hatte. Somit untersteht ihm nun ein Teil der Burg Hohenzollern, das komplette Immobilien- und Anlagevermögen, das zum grossen Teil nach der Enteignung durch die DDR vom Grossvater wieder zurückerstritten wurde und die Kunstsammlung des Hauses Preussen.

Ebenfalls aus Franken stammt das wohl älteste deutsche Adelsgeschlecht, gemeinsam mit den Kapetingern, die vornehmlich in Frankreich eine Rolle spielen, obgleich auch sie aus dem fränkischen Raum kommen, und den Reginären aus Belgien: Die Welfen! Auch heute noch wird zwischen den älteren und jüngeren Welfen unterschieden. Die älteren teilen sich zudem in die burgundische Linie (Rudolfinger), aber auch die schwäbische Linie mit Stammburg bei Weingarten/Altdorf. Die älteren Welfen fanden erst-mals im 8. Jahrhundert mit Graf Ruthard Erwähnung. Sie dürften ursprünglich der fränkischen Herrschaftsschicht entstammen. Er erwarb mit dem Segen der kaiserlichen Karolinger das Gebiet an Maas und Mosel. Als Stammvater des Geschlechtes gilt Welf I. Mitte des 8. Jahrhunderts kam in Oberschwaben der Besitz bei Altdorf hinzu. Diese Stammburg wurde später in die Veitsburg nach Ravensburg verlegt. Im Jahr 888 wurden die Welfen vom inzwischen verwandten Kaiserhaus mit dem Königtum Burgund belehnt. Welf I. hatte seine beiden Töchter jeweils mit einem Karolinger verheiratet: Mit Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Grossen, und dessen Sohn Ludwig dem Deutschen. Welfs Sohn Konrad übernahm das Königreich Burgund und begründete die burgun-dische Linie, die jedoch bereits 1032 mit Rudolf III. erlosch. Welf II. übernahm die Güter in Oberschwaben. Auch dieser Mannstamm starb im Jahre 1055 mit Welf III., Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona aus. Seine Schwester Kunigunde heiratete mit dem Markgrafen Alberto Azzo II. in die oberitalienische Familie d’Este ein und sicherte zumindest den Fortbestand einer Welfenlinie, die der jüngeren Welfen. Karl der Grosse hatte das Haus der Este, ebenfalls einem fränkischen Geschlecht, mit Grafschaften in der Lombardei belehnt. Aus dieser Linie stammen die Herzoge von Bayern (1070 bis 1180) und die Herzoge von Sachsen (1137 bis 1180) sowie ab 1235 die Herzoge von Braunschweig-Lüneburg. Nach heftigstem Streit mit den Staufern wurde 1120 Judith, Schwester Heinrichs des Stolzen und Welfs VI. mit Friedrich von Staufen, Herzog von Schwaben verheiratet. Aus dieser Ehe ging Friedrich Barbarossa hervor. Unter ihm wechselten auch die Welfen-Stammgüter in Altdorf und Ravensburg in’s Hause der Staufer. Nachdem es zu erneuten Streitig-keiten zwischen dem Kaiser und dem Welfen Heinrich dem Löwen kam, musste dieser zu den Verwandten seiner Frau nach England in’s Exil fliehen. Mathilde war die Schwester Richard Löwenherz, sie stammt aus dem Hause Plantagenet. Zwar erfolgte 15 Jahre später die Versöhnung der beiden, jedoch erhielt Heinrich nur einen Teil seiner vormaligen Güter zurück. Das Verhältnis zwischen Welfen und Staufern blieb auch in den nächstfolgenden Jahren und Generationen angespannt. Einer der Höhe-punkte dieses Streites war zweifelsohne der Kampf um die Kaiserwürde. 1198 wurde Otto IV., der Sohn Heinrichs und Mathildes als Gegenkönig zu Philipp von Schwaben aufgestellt. Der Staufer wurde 1208 ermordet, worauf Papst Innozenz III. ein Jahr später Otto zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches krönte – dem einzigen aus dem Hause der Welten. Ihm setzten 1212 wiederum die Staufer mit Friedrich II. einen Gegenkönig vor, der nach Ottos Tod 1218 Kaiser wurde. †1692 wurde das Teil-fürstentum Calenberg-Göttingen zum Kurfürstentum von Braunschweig-Lüneburg (später Hannover) aufgewertet und beim Wiener Kongress schliesslich 1814 zum Königtum erklärt. Bis 1837 regierten hier die Könige von England, da 1714 der Welfe Georg I. in London das Erbe der Stuarts auf dem Thron angetreten hatte. Bis 1901 hatten die Welfen also auch im Buckingham Palace das Hausrecht. Das Königreich Hannover wurde schliesslich 1866 nach der Niederlage im Deutschen Krieg durch Preussen annektiert. Parallel dazu regierte eine andere Linie der Familie das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1814 zum Herzogtum erhoben wurde. 1884 starb dieser Mannstamm jedoch aus – das Herzog-tum ging an die Linie aus Hannover, die seit der Annexion im Exil in Österreich lebte. Nun aber mischte sich der erste Reichskanzler des Deutschen Reichs, Otto von Bismarck, ein. Bis 1913 regierten deshalb Prinzen aus Preussen und Mecklenburg das kleine Herzogtum. Erst nachdem Prinz Ernst August die einzige Tochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., Viktoria Louise, ehelichte, kamen die Welfen wieder zu ihrem Erbe. Der letzte regierende Herzog der Welfen, Ernst August, musste im Rahmen der Novemberrevolution am 08. November 1918 abdanken und ging wie sein Vater zuvor in’s österreichische Exil auf Schloss Cumberland in Gmunden. Sieben Jahre später kehrte die Welfen-Familie wieder nach Braunschweig zurück. Sie erhielt nurmehr das Schloss Blankenburg und die Domäne Hessen im heutigen Landkreis Harz zugesprochen. Während des Ersten Weltkrieges wurden der deutschen Linie durch das englische Königshaus alle Titel und Erbberechtigungen aberkannt. Im Zweiten Weltkrieg besetzten die Sowjets die Blankenburg, die Familie zog sich auf die Marienburg zurück. Der Urenkel des letzten deutschen Kaisers, Ernst August von Hannover verblieb in Österreich, sein 1983 geborener Sohn, Ernst August (VI.) Erbprinz von Hannover Herzog zu Braunschweig und Lüneburg Königlicher Prinz von Groß-britannien und Irland („der Pippi-Prinz“), ist aktuelles Familienoberhaupt der Welten. Aufgrund der Geschichte seines Geschlechtes versteht nun sicherlich so manch einer die Schlagfertigkeit Ernst Augusts. Er studierte Geschichte und Volkswirtschaft in New York und Florenz und war seither als Investmentbanker tätig. 2004 überschrieb ihm sein Vater die Güter. Ernst August VI. verwaltet die Ländereien in der Domäne Calenberg. Hierzu zählt alsdann das Fürstenhaus Herrenhaus. Sehr viel mehr ist vom vormaligen Vermögen der Welten nicht übrig geblieben. Reichskanzler Bismarck hatte es damals eingezogen, grosse Teile der Freigabe gingen spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg verloren, da sich die Familie in der Rüstungsindustrie des Dritten Reiches eingesetzt hatte und dort auch Zwangsarbeiter arbeiten mussten. Rund um Schloss Marienburg gab es zwischen Vater und Sohn grossen Streit. Der Sohn wollte das Schloss verkaufen, da grosse Sanierungen anstanden. Das Land Niedersachsen wollte es für einen symbolischen Euro aufkaufen und die Sanierungs-kosten von rund 27 Millionen Euro im Rahmen des Denkmalschutzes übernehmen. Ernst August sen. jedoch widerrief daraufhin seine Schenkung von 2004 und forderte diese wegen „grossen Undanks“ zurück. Der Junior verzichtete auf den Verkauf. Das Schloss wurde 2019 in eine Stiftung überführt.

Sie sehen nun, dass aufgrund der Heiratspolitik nahezu alle Herrschafts-häuser eigentlich verwandt sind. Dies erklärt auch das grosse Auf-kommen bei Hochzeiten oder Trauerfällen. Ob es eine Fortsetzung dieses History-Blogs auf Fürstenebene gibt, entscheide ich, sobald ich mich von der Recherche zu diesem Blog erholt habe!!!

Lesetipps:

.) Die Babenberger. Aufstieg einer Dynastie; Stephan Vajda; Orac Verlag 1986

.) Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren; Georg Scheibel-reiter; Böhlau Verlag 2010

.) Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246; Karl Lechner; Böhlau 1996

.) Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer europäischen Dynastie; Adam Wandruszka; Herder 1989

.) Die Habsburger. Eine Europäische Familiengeschichte; Walter Pohl/Karl Vocelka; Styria 1992

.) Die Welt der Habsburger: Glanz und Tragik eines europäischen Herrscherhauses; Dietmar Pieper/Johannes Saltzwedel; Spiegel-Buch-verlag/DVA, 2010

.) Habsburg. Geschichte eines Imperiums; Pieter M. Judson; C.H. Beck 2017

.) Die Kaiser des Mittelalters. Von Karl dem Großen bis Maximilian I.; Bernd Schneidmüller; C.H.Beck 2012

.) Die Wittelsbacher. Geschichte unserer Familie; Adalbert Prinz von Bayern; Prestel 1980

.) Die Wittelsbacher. Staat und Dynastie in acht Jahrhunderten; Ludwig Holzfurtner; Kohlhammer 2005

.) Die Wittelsbacher – Eine europäische Dynastie-eine deutsche Chronik; Hans F. Neubauer; Moewig 1979

.) Die letzten Wittelsbacher; Herbert Eulenberg; Phaidon 1929

.) Die schwarzen Schafe der Wittelsbacher. Zwischen Thron und Wahn-sinn; Christian Dickinger; Piper 2005

.) Das Haus Hohenzollern 1918–1945; Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen; Langen Müller 1985

.) Das Fürstenhaus Hohenzollern; Hubert Krins; Fink, Josef 2013

.) Die Hohenzollern; Wolfgang Neugebauer; Kohlhammer 2003

.) Die Grafen u. Fürsten von Hohenzollern; Maximilian Schmitz-Mancy; Liehner 1895

.) Die Welfen. Von der Reformation bis 1918; Hans-Georg Aschoff, Kohlhammer 2010

.) Die Welfen. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart; Thomas Vogtherr; Beck 2014

.) Staufer und Welfen. Zwei rivalisierende Dynastien im Hochmittelalter; Hrsg.: Werner Hechberger/Florian Schuller; Pustet 2009

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