Wenn ein Haustier gut tut

Alleine zu sein muss man mögen – vor allem aber können! Viele Menschen – etwa nach einer jahrzehntelangen Partnerschaft – möchten sich nicht mehr an einen neuen Menschen gewöhnen. Andere haben es satt, sich Zeit ihres Lebens nach anderen richten zu müssen. Aber es gibt auch andere: Jene, die gerne wieder eine Beziehung haben würden, sich aber nicht trauen! Wer mit solchen Lebenssituationen nicht umzugehen weiss, verfällt nicht selten in eine Depression! Dann sollten alle Alarm-glocken läuten – auch bei den unmittelbaren Bezugspersonen wie Familie oder Freunde!

Nein – keine Angst: Das wird kein wissenschaftlicher, schwer verdaulicher sozialpsychologischer Blog. Obgleich: Etwas Psychologie ist dabei! Nämlich jene Erkenntnis, dass Tiere solchen Situationen vorbeugen können! Ganz nach dem Motto: Mein bester Freund hat vier Pfoten!!! Und dies gilt nicht nur für einsame Menschen, sondern durchaus auch für Kinder und Familien, in welchen die Katze oder der Hund ein Familien-mitglied und nicht nur ein Haustier ist! Mein bester Freund hiess Chico, eine Mischung aus Deutschem Schäfer- und Berner Sennhund, mit ihm bin ich aufgewachsen!

Die harten wissenschaftlichen Fakten gleich vorweg! Viele wissenschaft-liche Studien, wie auch zuletzt jene der University of Florida bzw die Umfrage aus West Cheshire/UK aus dem Jahr 2015 haben inzwischen klargestellt: Haustiere haben einen positiven Effekt auf die menschliche Gesundheit. Physisch, aber auch psychisch! Daneben feiern immer mehr tiergestützte Therapien Behandlungserfolge, wo alles andere bereits versagt hat.

Zur physischen Gesundheit: Dies betrifft vornehmlich die Besitzer eines Hundes, die zumeist locker die von der WHO empfohlenen Bewegungs-ziele erreichen. Bereits 150 Minuten Bewegung in der Woche erzielen einen positiven gesundheitlichen Effekt. So auch das Ergebnis einer Untersuchung des Kardiovize 2030 Projects, wonach Haustierbesitzer eine höhere körperliche Aktivität aufweisen und sich alsdann gesünder ernähren. Vollkommen egal ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint – dieses Familienmitglied kann nicht einfach auf’s Klo gehen um sich zu erleichtern: Er muss drei- bis fünfmal pro Tag raus! Gassi gehen! Das sorgt nicht nur für Bewegung, die Herz-Kreislauf-Problemen, zu hohem Blutdruck oder Cholesterinspiegel, Übergewicht entgegenwirken kann und das Immunsystem stärkt, sondern auch für soziale Kontakte mit anderen Hundebesitzern und Spaziergängern! Wie schaut’s mit einem Aquarium oder Terrarium aus? Die Antwort hierauf überlasse ich Ihnen! Übrigens: Im Sommer sollten Sie entweder selbst den Barfuss-Test auf dem heissen Asphalt machen oder Ihrem Vierbeiner gleich Überzieher für die Pfoten besorgen! Was für Ihre Füsse zu heiß ist, ist es auch für den Hund! Im Winter müssen nach jedem Spaziergang Salzreste von den Pfoten gewaschen werden, da sich ansonsten nicht zuletzt aufgrund des Leckens des Hundes üble Entzündungen entwickeln können! Und: Hunde gehören im Wald und beim Wandern im Gebirge angeleint! Achten Sie gerade bei Zweiterem auch auf die Hinweise zur Muttertierhaltung!

Bei der „mentalen Gesundheit“ (psychischen Gesundheit) geht es weit tiefer! Dies sollten wir getrennt voneinander betrachten – und am Ende zu einem Ganzen zusammenfügen.

.) Emotionale Bindung

Wie zuvor beschrieben, sollte ein Haustier stets (nicht nur im besten Falle!) ein Mitglied der Familie sein! Wissenschaftliche Studien zum Sozialverhalten des Menschen haben schon vor Jahrzehnten nachge-wiesen, dass Gesprächspartner und Freunde immens wichtig sind für die jeweilige Entwicklung jedes Einzelnen. Das soll nicht heissen, dass jeden Abend nach der Arbeit bis in die frühen Morgenstunden im Stammlokal gebechert wird. Allerdings sollte Mann sich einen solchen Gesprächs-abend einmal die Woche durchaus gönnen! Auch Frau sollte den Mädels-abend wöchentlich einplanen! Ein(e) gute(r) Zuhörer(-in) erspart so manchen teuren Psychotherapeuten. Für all jene Menschen, die das nicht (mehr) machen möchten bzw. können oder alleine sind, ist das Haustier ein geduldiger Zuhörer! Das betrifft durchaus auch die Fische oder Leguane! Die Psychoanalyse baut auf dieser Therapie auf: Reden über Probleme, Erlebnisse, Traumata … – es entlastet! Auch wenn der Hund während eines mehrminütigen menschlichen Monologs eigentlich nur auf sein Leckerli wartet. Freunde hören zu – das schafft emotionale Bindung! Bewusst oder unbewusst. Doch Vorsicht: Vergreifen Sie sich mit Ihrem Vierbeiner nicht im Ton: Werden Sie laut, denkt Ihr Freund, dass er einen Fehler gemacht hat! Dieser Schuss geht nach hinten los!

.) Verantwortungsbewusstsein

Jeder, der sich ein Tier zulegt, muss sich um dieses kümmern – es sorgt für einen geregelten Tagesablauf! Auch Tiere haben Bedürfnisse! Werden sie nicht entsprechend gehalten (Meerschweinchen etwa stets zu zweit), so sollte man dies besser anderen Menschen überlassen. Heisst aber keineswegs, dass man sie aussetzt und darauf verlässt, daß dies andere übernehmen! Das betrifft die Würgeschlange gleichermassen wie den Hund, der an der Leine an einem Baum oder Strassenpfahl angebunden wird. Psychologisch gesehen: Jeder, der Verantwortung übernimmt, hat neben dem Gefühl gebraucht zu werden auch ein Ziel und eine Aufgabe! Viele gehen darin auf! Manche allerdings zu sehr, wie immer wieder in den Gazetten zu lesen ist! Eine Vermenschlichung des Haustieres zählt für mich bereits zur Tierquälerei! Wenn etwa der Chihuahua (der Lieblingshund vieler Stars und Sternchen) bekleidet wird wie das Frauchen oder der Pudel nach seinem wöchentlichen Coiffeur-Besuch eher bemit-leidenswert ausschaut!

.) Wohlbefinden

Interaktion mit dem Tier beugt Stress vor (Abbau des Stresshormons Cortisol) und steigert das Wohlbefinden. Eine entsprechende Studie der Ruhr-Universität Bochum zeigt auf, dass Haustiere glücklich machen. So wirkt das Schnurren der Katze bei vielen Menschen als beruhigend und angstlösend. Das gilt selbstverständlich auch am Arbeitsplatz, obgleich die Vorstellung eines Fliessbandarbeiters mit seinem Vogel in der Produktionshalle etwas komisch anmutet – so gilt dies vornehmlich für Büroumgebungen (Bürohund). Allerdings muss zuvor abgeklärt werden, dass der Chef und die Kollegen nichts dagegen haben und die Hygiene-vorschriften eingehalten werden. Keiner Zustimmung übrigens benötigen Assistenzhunde. Auch das Kuscheln mit dem Haustier kann für ein positives Wohlbefinden sorgen und Depressionen vorbeugen. Dabei wird das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet, das ein Gefühl der Geborgenheit und Nähe vermittelt sowie Blutdruck und Puls senkt. Allerdings bewies die Studie aus Bochum auch, daß eine finanzielle Belastung durch das Haustier und damit eine persönliche Einschränkung genau das Gegenteil bewirken kann. Daneben verringern Tiere das Ein-samkeits- und stärken das Sicherheitsgefühl. Interessant auch die Erkenntnis, daß Bewohner von Seniorenheimen, die einen Wellensittich halten, oftmals mehr Besuch der Hausmitbewohner bekommen, als die anderen.

.) Erhalt der kognitiven Fähigkeiten

Dies betrifft neben anderen etwa die Wahrnehmungs-, Lern- und Konzentrationsfähigkeit, ebenso wie die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und die Kreativität! Tiere können die Konzentration fördern – so das Ergebnis einer EEG-gestützten Untersuchung, die im März dieses Jahres veröffentlicht wurde. So nahmen beim Spielen oder Gassigehen mit dem Therapiehund die Alpha-Wellen zu (entspannte Wachheit), beim Streicheln und Kuscheln hingegen die Beta-Wellen (erhöhte Konzen-tration). Bei allen Probanten war der Stresslevel deutlich niedriger.

.) Tiergestützte Therapien

Einige Tagesschulen sind inzwischen dazu übergegangen, v.a. während der Hausaufgaben Therapiehunde im Klassenzimmer einzusetzen. In so manchen Krankenhäusern oder Pflegeheimen wurden ebenfalls Erfolge damit erzielt. In der Suchtklinik Vielbach in Rheinland-Pfalz dienen Tiere als Motivationskatalysatoren – Patienten, die während der Therapie Kontakt zu Tieren haben, halten länger durch. Und nicht zuletzt: Tiere in der Therapie können den Zugang zu einem Patienten erleichtern. Allerdings müssen solche Therapeuten gut ausgebildet bzw. qualifiziert sein, damit beispielsweise nicht das Tierwohl unter der täglichen Aufgabe leidet!

Das Haustier kann sich durchaus zum Partner und Stütze im Alltag entwickeln. Und genau so sollte es auch sein! Manches Mal ist es ein Partner- oder Kindesersatz – gerade bei älteren Menschen. Allerdings gilt es, vor einer solchen Anschaffung einige Fragen zu klären. Bin ich der Verantwortung gewachsen? Was geschieht mit dem besten Freund im Urlaub oder im Krankenfall? Ist das Tier den ganzen Tag über alleine zuhause etc.!?

Das Haustier muss ins Leben passen!!!

Lesetipps:

.) Die Wirkung von Haustieren auf das Leben alleinstehender, älterer Menschen; Astrid Mayerhofer; Diss. Universität Wien 2013

.) Tiere als Therapie – Mythos oder Wahrheit? Zur Phänomenologie einer heilenden Beziehung mit dem Schwerpunkt Mensch und Pfer; Andrea Förster; ibidem-Verlag 2005

.) Der Mensch und seine Haustiere. Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung; Michael Baales/Norbert Benecke; Archäologische Informationen 1997

.) Das Haustier: Vom Nutztier zum Familientier; Maren Möhring; De Gruyter 2014

Links:

www.nature.com/articles/s41598-019-41254-6

academic.oup.com/eurjpc/article/25/1/54/5926083?login=false

journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0298384

www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/08927936.2019.1569907

habri.org/international-hab-survey/

pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38287372/

www.cdc.gov/pcd/issues/2015/15_0204.htm

fachkrankenhaus-vielbach.de/

www.vdh.de/home/

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