And the Oscar goes to…
Es ist wieder mal soweit: Eine ganze Stadt, ach was sag ich – ein ganzes Land – ja eine ganze Branche steht weltweit Kopf. Verantwortlich hierfür ist ein kleines nacktes Männchen!
Was bei uns gelegentlich über die Fussball- oder Tennisplätze bzw. durch Promigärten huscht und weithin als „Flitzer“ bekannt ist, das ist im puritanischen Amerika eigentlich verpönt. Doch einmal im Jahr werden die in Gold gegossenen nackten Menschen (ob Männlein oder Weiblein – wer weiss! Einzig der Name lässt näheres erahnen!) herausgeholt, aufpoliert und vergeben. So manch eine dieser Figuren steht im Living Room, andere schmücken eine Toilette damit (passt so herrlich zu den goldenen Armaturen) und wieder andere stehen beim Pfandleiher. Fakt aber ist, dass der „Oscar“ die wohl wichtigste Auszeichnung ist, die das internationale Filmschaffen zu vergeben hat. Und diese Tatsache ist gar nicht mal so einfach, besitzt doch inzwischen jede Kleinstadt, die etwas von sich hält, ein eigenes Filmfest mit Preisen! Der „Oscar“ aber ist die Weltmeisterschaft, das olympische Feuer, das im Herzen brennt, die oberste Stufe am Trepperl – eben einfach das Grösste, wie es in den Vereinigten Staaten nun mal allerorts der Fall ist. Einmal gewonnen, so schnellen die Gagen plötzlich in ungeahnte Höhen – zumindest bei den Schauspielern und Regisseuren. Es ist die Glanzleistung des Einzelnen (und des geamten Teams, der Mutter, des Vaters, der Lehrerin in der 1. Klasse Grammar School, des Hundesitters, des Busfahrers,…), die damit ausgezeichnet werden und den oder die Beste unter den Besten ehren soll. Die Leistung, die Performance, die Inszenierung,… Wohl nichts ist alljährlich besser inszeniert, als die Oscar-Nacht. Die Filmwelt feiert sich selbst – aufwendig, konkurrenzlos, pompös! Und das, obwohl es eigentlich nichts neues mehr gibt, immer mehr Filmförderungen gestrichen werden und immer mehr Produktionsfirmen dicht machen müssen, auch wenn sie derzeit gerade im Dreh für den Film aller Filme stecken.
Bei diesem Brimborium rückt aber das Eigentliche, nämlich die erbrachte Leistung, immer mehr in den Hintergrund. Kennen Sie beispielsweise noch die Preisträger 2022, in dem Jahr als Will Smith den Moderator Chris Rock mit einer Ohrfeige bedachte, nachdem seine Frau von diesem beleidigt wurde? Oder wird schon Wochen zuvor gerätselt, was die Schönen und vermeintlich Reichen tragen werden! Dabei fallen die Nominierungen immer mehr unter den Tisch! Was soll’s – nur der Sieg zählt! Alle anderen haben umsonst vor dem Spiegel ihre Überraschten-Rede geprobt. Wichtig ist stets nur eines: Der Auftritt am Red Carpet! Dieser wird immer länger und breiter – einige Piloten sollen solche Teppiche bereits mit einer Landebahn verwechselt haben! Sorge ich hier – auf dieser roten Autobahn – für Aufsehen mit meinem ebenfalls ein-studierten Auftritt, den 100 wiederholten Wortmeldungen und v.a. der Robe, die nur die Superstars geschenkt bekommen (andere müssen sie danach wieder zurückbringen!), dann bin auch ich für wesentlich längere Zeit in aller Munde als so mancher Nominierte, der in diesem Wettkampf der Grossen als Grösster ausgezeichnet werden soll.
Die Stunden danach durchzustehen, dazu bedarf es eines wahrhaft grossen Steh- bzw. Sitzvermögens. Gerüchte besagen, dass einige auf dem Red Carpet gesehen wurden, danach waren sie von der Bildfläche verschwunden – erst als der beste Film seine Auszeichnung fand, catchten auch die vielen Kameras wieder ihr Antlitz! Kein Wunder, haben sie doch während dieser Stunden ihren nächsten Film abgedreht! Nicht zu tief ins Glas schauen, nicht zu häufig zum Rauchen in den Hinterhof verschwinden und immer mal wieder das Makeup nachziehen, denn die Kameras fangen wirklich alles ein – mit HD fatal! Und danach geht’s zum Puck – dort gibt’s die kleinen Männchen schliesslich zu essen!!!
Doch damit zu diesem Jahr! Am 11. März (bei uns – am 10.03. in L.A.) beginnt die Nacht der Nächte im Kodak Theatre mit grossen Fanfarenklängen. Zum bereits 96. Mal werden die Academy Awards (wie der „Oscar“ eigentlich richtig heisst) vergeben. Heuer in nicht weniger als 23 Kategorien – die wichtigsten darunter selbstverständlich: Bester Film, bester männlicher Hauptdar-steller, beste weibliche Hauptdarstellerin und beste Regieleistung. Daneben wurde der „Oscar“ für das Lebenswerk bereits am 09. Januar 2024 an die Schauspielerin Angelka Bassett, das Multitalent Mel Brooks sowie die Filmeditorin Carol Littleton vergeben. Dies allerdings findet getrennt von der Hauptveranstaltung beim „14. Governors Awards“ statt. Bassett brillierte etwa 1994 in „Tina – What’s love got to do with it?“ und 2023 in „Black Panther: Wakanda forever“! Wer Mel Brooks nicht kennt, hat einiges nachzuholen!!! Und Littleton schrieb beispielsweise 1983 für „E.T. – Der Ausserirdische“.
Der Top-Favorit bei dieser Verleihung (und da lacht das Herz des Autors dieser Zeilen) ist ein Historienfilm: „Oppenheimer” von Christopher Nolan mit Nominierungen in 13 Kategorien, gefolgt von den beiden Historien-dramen „Poor Things” (Giorgos Lanthimos) mit 11 und „Killers of the Flower Moon” (Martin Scorsese) mit 10 Nominierungen. Letzterer wurde bereits neun Mal als bester Regisseur nominiert – ein absoluter Rekord. „Oppenheimer” ist auch in den Kategorien „Beste Regie” und „Bester männlicher Hauptdarsteller” enthalten – er könnte also durchaus drei der vier wichtigsten Männchen abstauben. Beste weibliche Hauptdarstellerin könnte Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon”) bzw. Emma Stone („Poor Things”) werden. Doch dies ist derzeit nur Spekulation. Öster-reicher ist heuer keiner nominiert, die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller allerdings kann sich Hoffnungen machen, ist sie doch mit dem Justizdrama „Anatomie eines Falls” („Anatomie d’une chute”) bei den besten Hauptdarstellerinnen im Rennen. Weitere Deutsche unter den Nominierten: Wim Wenders mit „Perfect Days” bzw. „Das Lehrerzimmer” von İlker Çatak – beide in der Kategorie „Bester internationaler Film”.
Zuletzt sorgte der in acht Kategorien nominierte Streifen „Barbie” von Greta Gerwig für einige Diskussionen: Feministisch – ja oder nein? Es reichte zumindest aus, dass der Film in manchen muslimischen Ländern wie etwa Algerien verboten wurde!
Moderieren wird die Veranstaltung der US-amerikanische Comedian, Talker, Produzent und Moderator James „Jimmy” Christian Kimmel. ABC überträgt in über 200 Länder. Ich wünsche vorweg schon mal allen Beteiligten: Alles Gute!
Nachdem ich mich glücklich schätze sagen zu können, dass ich sehr viele Bekannte und gute Freunde habe, die den Beruf des Schauspielens gewählt haben: Nehmt mir diese Zeilen nicht allzu übel! Ihr wisst ja, dass ich versuche, aus der Position des neutralen Beobachters zu schreiben! Die Branche lebt von der Show – auch wenn dahinter nicht wenige klasse Menschen stecken, welchen diese Show selbst auf den Senkel geht. Trotzdem gehört sie dazu, denn schlussendlich darf Mann/Frau nicht wählerisch sein, ansonsten bleiben die Engagements aus! Nur die oberen 100 können sich ihre Rollen selbst aussuchen. Ob SIE diese dann auch wirklich verdient haben – das entscheidet der Kinogeher und die wie immer neutrale Academy!!! Dieser gehören auch Deutsche und Öster-reicher an, wie Christoph Waltz, Michael Haneke etc.. Daneben sind heuer durchaus klingende Namen als Juroren, aber auch als Laudatoren vertreten: Al Pacino, Nicolas, Cage, Michelle Pfeifer, Jamie Lee Curtis oder auch Matthew McConaughey.
Let the Show of the Shows begin – bei der die meisten Kandidaten wirk-lich alles tun, um ihrer Berufung alle Ehre zu machen!!!