Das blutige Schlachten geht weiter
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Ich liebe Kanada! Ja, ganz ehrlich. Das Land lebt unter dieser Regierung vor, wie es gehen könnte. Doch in einem Bereich bin ich ein scharfer Gegner und erbitterter Kritiker: In der Fischerei und im Speziellen im „Seal Harvest“ – der Robbenjagd!
Wenn es um kleine Babies oder Kinder geht, wird sogar das Herz des härtesten Mannes weich! Tja – leider ein Irrglaube! Auch in diesem Jahr werden in Kanada Sattelrobben-Babies, sog. „Heuler“, auf die grausamste Art und Weise getötet! Die EU verhängte im Jahr 2009 ein Importverbot für „Waren“ aus dem kommerziellen kanadischen Robbenmassaker (Ver-ordnung (EG) Nr. 1007/2009). Nach Schätzungen konnten dadurch seit-her rund 4 Mio Robbenbabies gerettet werden. Zum Vergleich: Die russische Regierung hat die Jagd im Frühjahr 2009 per Gesetz verboten, zwei Jahre später folgte ein Einfuhrverbot für Robbenprodukte. Russland war der grösste Abnehmer der Felle.
„Das Fehlen internationaler Märkte, die zunehmend unsichere Eissituation und zuletzt Corona haben zu einer drastischen Verkleinerung der Jagd bei-getragen.“
(Andreas Dinkelmeyer, Campaignsmanager IFAW)
Norwegen strich 2014 alle Subventionen. Damit rentiert sich die kommer-zielle Jagd nicht mehr. Doch nimmt hier das blutige Treiben bizarre Züge ein: Unter https://www.bookyourhunt.com/de/grey-seal-hunting kann zwischen 19. Januar und 19. Februar eine Jagd auf Kegel-robben gebucht werden. Für 850,- € in Kanada, Norwegen oder Finnland, wo die Jagd nach wie vor erlaubt ist! Nicht das einzige Angebot: Auch TTA-Jagdreisen bietet derartige blutige Erlebnis-Urlaube an!
Nur in Kanada, auf den Faröern/Grönland und in Namibia werden die vermeintlichen Fischräuber noch kommerziell in grosser Zahl auf gross-teils bestialische Art und Weise getötet – in Jahren ohne Corona mehrere Zigtausend jedes Jahr!
Die Sattelrobbe (lat.: Phoca groenlandica ) entstammt eigentlich der Familie der Hundsrobbe und lebt bevorzugterweise in der Arktis, also in der Grönlandsee, dem Weissen Meer und im Golf des Sankt-Lorenz-Stromes. Die Säugetiere ernähren sich vornehmlich von Fischen und Krebsen, sind hervorragende Schwimmer und tauchen bis zu 200 m tief. Dies alles aber hilft ihnen auf dem Land nicht weiter – dort sind sie hilflos. Während die männliche Sattelrobbe ein silbergraues Fell mit einem schwarzen Kopf und einer schwarzen, hufeisenförmigen Markierung von den Schultern führend über beide Flanken besitzt, sind die Weibchen viel blasser und neigen ab und an zur Fleckenzeichnung. Dies macht das Fell der erwachsenen Tiere für die Jäger uninteressant! Sie haben es auf das weiche und weisse Fell der Jungtiere im Alter von zwei Wochen bis drei Monaten abgesehen. Diese Tiere können noch nicht schwimmen und sind deshalb ihren Mördern unmittelbar und hilflos ausgeliefert.
Robben wurden immer schon durch die Völker der Nordregionen (wie etwa den Inuits) wegen ihres Fleisches und des Fells gejagt. Doch sie taten dies um zu überleben. Und das unterscheidet die Inuits von den kommerziellen Robbenjägern: Die Ureinwohner töten keine Tier-Babies! Die kommerzielle Jagd hingegen begann im 16. Jahrhundert und erreichte ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert. So wurde nicht selten auf Neu-fundland der komplette Nachwuchs, eine ganze Generation ausge-löscht.
Um den Pelz nicht zu schädigen, werden die Tiere durch einen oder mehrere Hiebe mit der stumpfen Seite des Hakapiks auf den Kopf geschlagen. Dadurch soll der Schädelknochen brechen. Danach erfolgt ein tiefer Stich mit der spitzen Seite in das Gehirn. Durch einen Schnitt in die vorderen Gliedmaßen soll das Tier verbluten! Doch viele halten sich nicht daran! Damit das Fell nicht verschmutzt, wird meist nur der erste Schlag ausgeübt und das Kleine bei lebendigem Leib gehäutet. Es geht elendigst zu Grunde. Auch das Abschiessen ist nicht besser – oftmals werden die Tiere nur verletzt und können fliehen. Schätzungsweise treffen 50 % der Schüsse nicht richtig. Sie krepieren dann an der Verwundung oder ertrinken.
2009 wurden auf diese Art und Weise offiziell 338.200 Tiere gemordet – 2011 wurde mit 468.200 die höchste Quote freigegeben – massakriert wurden allerdings „nur“ 38.000 Tiere. Im Jahr 2017 waren es 82.341 Tiere (80.924 Sattelrobben, 1.417 Kegelrobben), 2019 32.102 – offiziell, die Dunkelziffer liegt weitaus höher! Im Jahr 2020 coronabedingt 388 – die Robbenjagd wurde am 15. März durch die Regierung gestoppt. Den Muttertieren sollte dadurch Zeit für die Aufzucht der Kleinen gegeben werden. Das aber sorgte für lautstarke Proteste der Jäger. Dieses Mal argumentierten sie jedoch nicht mit den Fellen der Jungtiere, sondern mit dem Fett der Mutterrobben, das in weiterer Folge zu Öl verarbeitet wird. Ein Barrel erzielt einen Preis von bis zu 257,- US-Dollar. Ist die Stillzeit vorüber, haben die meisten Muttertiere im wahrsten Sinne des Wortes „abgespeckt“! Dennoch ist dieses Massaker sinnlos, da der Verkauf von Robbenprodukten (inklusive des Öls) in der EU und den USA seit Jahren verboten ist, nur China nahm derartige Produkte noch ab – jedoch zuletzt immer weniger. Die Felle stapeln sich in riesigen Lagerhallen und vermodern. Einzige Ausnahme von diesem Einfuhrverbot der EU: Produkte der Inuits! Sie sind auch nicht Inhalt der scharfen Proteste der Tierschützer.
www.youtube.com/watch?v=E2nuyGa109o
Bereits in den 1960er Jahren kam erste Kritik an diesem blutigen Treiben auf. In den 80er Jahren wurde die breite Öffentlichkeit durch die Franz Weber Foundation aus der Schweiz auf diese Unmenschlichkeit aufmerk-sam gemacht, eine weltweite Unterschriftenaktion gestartet, das Ergebnis der kanadischen Regierung auf den Tisch gelegt. Doch jenseits des grossen Teiches rührte sich nichts! Protestkundgebungen gab es erneut während der Olympischen Winterspiele in Vancouver – auch auf das hin tat sich freilich nichts. Das ansonsten so hilfreiche und gast-freundliche Kanada verbittet sich eine Einmischung von ausserhalb – die Robbenjagd wird nach wie vor jährlich mit 2,5 Mio Dollar subventioniert – dies führte 2022 zu einem Gesamtpreis von rund 27 CAD$ (20 €) pro Robbe (2006 waren es noch 102 CAD$)! Die Rechtfertigung des Fischereiministeriums: Robben und Seelöwen fressen zu viel Fisch – v.a. Kabeljau. Dabei ist einzig und allein der Mensch für die Überfischung der Weltmeere verantwortlich (siehe hierzu die Fangquote Labradors und Neufundlands 2022 unter
https://www.inter.dfo-mpo.gc.ca/publications/reports_rapports/Cod_Morue_2022_eng.htm)!
Die Kabeljau-Bestände auf den Grand Banks vor Neufundland brachen bereits in den 1990er Jahren wegen Überfischung zusammen. Daneben wären tausende Menschen auf das Einkommen aus der Robbenjagd angewiesen – immerhin mache dies rund 25-35 % der Einkommen der Fischer aus. Dann stellt sich mir jedoch die Frage, weshalb die zumeist noch lebenden Tiere enthäutet und blutverschmiert, grauenvoll krepierend auf den Eisschollen zurückgelassen werden. Ab März werden jedes Jahr innerhalb nur weniger Tage offiziell zigtausende Tiere abge-schlachtet. Für 2022 belief sich die die Fangquote des Fischerei-ministeriums auf 400.000 (mehr als 1/3 der gesamten Jungtier-population) – Zahlen für heuer sind noch nicht bekannt.
Weshalb es im 2020 und 2021 „nur so wenige“ waren, liegt nicht etwa an den weltweiten Protesten, sondern vielmehr an den Auswirkungen der Corona-Pandemie. So mussten viele der Workshops und Trainingscamps abgesagt werden – ein Präsenzbesuch ist jedoch für die Jäger verpflichtend. Die beiden Pelz-Verarbeitungsbetriebe auf Neufundland waren ebenfalls wegen CoVID-19 geschlossen. Daneben hatte im April 2020 das Fischereiministerium das Fischen in Küstennähe bis zum 01. Mai untersagt. Umwelt- und Tierschutzaktivisten deuten dies als ein positives Zeichen dafür, dass ein Ende der Robbenjagd endlich bevor-stehen könnte. Vor allem, da auch die Tiere sehr unter den Klima-änderungen zu leiden haben – 2021 starben bereits viele der Neugeborenen, die auf dem Eis zur Welt gebracht wurden. Das Eis im Golf des St. Lorenzstroms war schlichtweg zu dünn.
Das Einfuhrverbot für Produkte aus der kommerziellen Robbenjagd besteht seit Anfang 2010. Deren Inkrafttreten war von heftigen Protesten aus Kanada begleitet. 2013 allerdings entschied die Welthandels-organisation (WTO), dass dieses Einfuhrverbot mit den WTO-Gesetzen übereinstimme, da öffentliche, moralische Bedenken dem zugrunde liegen. Kanada unternahm im Rahmen des Freihandelsabkommens CETA einen erneuten Versuch, das Ganze zu kippen, scheiterte jedoch. Erhielt ein „Jäger“ vor diesem Verbot noch rund 100,- € pro Fell, so waren es zuletzt nurmehr 9,- €. Das macht dies auch nicht mehr unbedingt lukrativ – 2006 gingen noch 5.594 auf die Jagd – zehn Jahre später waren es nurmehr 1.000 – offiziell!
Auch die Modeindustrie reagierte darauf – als erster der verstorbene Karl Lagerfeld, der schon 2010 in seinen Shows Kunstpelze präsentierte und betonte, dass dies ein hervorragendes Ausgangsmaterial für die Produktion wundervoller Bekleidung wäre. Trotzdem gibt es nach wie vor Menschen, die sich ein totes Tier um den Hals oder über die Schultern hängen! Bitte verstehen Sie mich dabei nicht falsch: Ich will den Berufsstand der Kürschner hiermit nicht verteufeln! Es liegt in der Natur des Menschen, dass er sich das Tier zum Untertan macht und es im wahrsten Sinne des Wortes auch „verwertet“. Hat ein solches Geschöpf ein erfülltes Leben gehabt, lasse ich mit mir reden! Doch: Werden kleine Babies abgeschlachtet, nur um damit die vollen Rendite zu machen, dann hört zumindest bei mir der Spass auf. Das gilt auch für Namibia, wo ab dem 01. Juli wieder tausende Robben am Strand abgeschlachtet werden (jährlich bis zu 100.000 – zuletzt ebenfalls weniger).
Viele Umweltorganisationen haben auf die alljährlich stattfindenden Grausamkeiten hingewiesen, doch blieb ihr Ruf meist ungehört. Der IFAW hat vor acht Jahren eine Petition gestartet – die 97.144 Unterschriften wurden jedoch in Ottawa offenbar ignoriert. Ich habe – im Rahmen der damaligen Unterschriftenaktion von Franz Weber – auch meine Schule mit eingebunden – mit Ausnahme von zwei Personen haben inklusive des Lehrkörpers alle unterschrieben – die Foundation bedankte sich in einem Schreiben persönlich bei mir. Einige Jahre später protestierten auch Paul McCartney und Pamela Anderson gegen die Robbenjagd. Bereits 1976 war es Brigitte Bardot, die sich für die Heuler stark machte. Aufgrund der heutigen Möglichkeiten ist dies doch weitaus besser und komfortabler online zu bewerkstelligen! Deshalb bitte ich Sie: Unterstützen sie Organisationen wie den IFAW oder die Franz Weber Foundation bei deren Arbeit – es muss nicht immer unbedingt mit Geld sein! Zeitweise hilft auch eine einfache Unterschrift in einer Petition!!!
oder
www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/artenschutz/robbenjagd
Bitte – im Sinne der kleinen Heuler!!!
PS: Ich habe auf Facebook eine Gruppe mit dem Titel „Schluss mit dem Massaker“ gegründet. Ein Beitritt von Ihnen würde mich sehr freuen.
Links:
– www.harpseals.org
– www.ffw.ch
– www.tierschutzbund.de
– www.ifaw.org
– www.peta.de
– www.robbenschutz.de
– www.stopptdierobbenjagd.de
– www.greenpeace.de
– www.oceancare.org
– www.animal-spirit.at
– www.fondationbrigittebardot.fr
– www.rspca.org.uk
– www.humanesociety.org
– www.nfl.dfo-mpo.gc.ca/
– www.gov.nl.ca/ffa/fishaq/sealing/
– www.nhes.org/will-canada-end-seal-hunting/
– www.sealharvest.ca