Archive for Oktober, 2022

Ist bald Schluss?

„Zeige mir einen Wissenschaftler, der behauptet, es gebe kein Bevölkerungsproblem, und ich zeige dir einen Idioten.“

(Paul Ehrlich)

Ist das 6. globale Massensterben bereits unaufhaltsam in vollem Gange? Dieser Frage möchte ich heute nachgehen – Anlass hierzu liefert ein Inter-view des renommierten emeritierten Stanford-Professors Paul Ehrlich, das er bereits 2018 der britischen Zeitung „The Guardian“ gab. Dann kam Corona und nahezu nichts hat sich geändert – ja, vieles ist sogar noch schlimmer geworden! 

All jene unter ihnen, die ihn kennen, werden nun sicherlich meinen: Na ja – der Schmetterlingsforscher hat für die 70er- und 80er-Jahre ähnliches vorausgesagt, das dann nicht so eingetroffen ist. Doch dieses Mal geht Ehrlich (auch Experte für das Thema „Überbevölkerung“) seine Über-legungen von einer anderen Perspektive aus an: Der Chemiekeule! Dazu mehr etwas später. Dass aber derartige Theorien durchaus ernst zu nehmen sind und zumindest etwas geändert werden sollte, dürfte klar sein. Denn: Das berühmte „5 vor 12“ ist schon längst überschritten – es geht in Siebenmeilen-Stiefeln direkt auf die 12 zu. Das werde ich im Folgenden aufzeigen.  

Der letzte Kollaps liegt rund 750 Millionen Jahre zurück. Der Grund dafür war die Teilung des riesigen Kontinents Rodinia. Zugleich erreichte die Konzentration an Kohlendioxid seinen historischen Tiefststand. Es fand also der gegenteilige Effekt des Treibhauses statt: Die Vereisung, da die auf den Planeten auftreffende Strahlung nahezu ungehindert wieder in’s Weltall reflektiert wurde. Gletscher bedeckten einen Grossteil des Planeten. Verantwortlich dafür war das Basaltgestein, das durch dieses tektonische Auseinanderbrechen der riesigen Landmassen freigesetzt wurde. Es verwitterte und entzog dadurch der Atmosphäre das CO2. Zuvor herrschte ein extrem trockenes Klima auf diesem Superkontinent. Nach der Trennung ergossen sich allerdings die Fluten über den Planeten. Nach Berechnungen des „Centre national de la recherche scientifique“ reichten damals durchschnittlich knapp mehr als 8 Grad Celsius weniger, um diese eiszeitliche Katastrophe auszulösen. Jetzt bekommen Sie auch einen Anhaltspunkt, was die immer wieder erwähnten „2 Grad mehr“ für die Zukunft bedeuten werden. 

„Während einige in der Gesellschaft darauf hinweisen, dass wir auf einen Kollaps zusteuern und grundlegende Veränderungen ein-fordern, um das Schlimmste zu verhindern, sind es die Eliten, die genau diese Veränderungen verhindern.“

(Studie der NASA)

Querverweis zum Energieverbrauch in diesem Krisenjahr: Die 10 % der Reichsten der Weltbevölkerung verbrauchen 20 mal so viel Energie wie die ärmsten zehn Prozent (Studie der University of Leeds)! 

Der Biologe Paul Ehrlich nun hat gemeinsam mit seiner Frau Anne vor 50 Jahren den Bestseller „Die Bevölkerungsbombe“ auf den Büchermarkt gebracht. Dort prognostizierte er für die 70er und 80er-Jahre des vorher-gehenden Jahrhunderts gewaltige Hungerkatastrophen mit hunderten Millionen Todesopfern. Auslöser dafür sollte vornehmlich die Überbe-völkerung des Planeten, aber auch der grenzenlose Konsum sein. Ehrlich könnte Recht gehabt haben, doch bezog er einige Parameter in seine Theorie nicht ein. Die „grüne Revolution“ beispielsweise. Dieser Fach-begriff beschreibt den Anstieg der Nahrungsmittelproduktion durch den Einsatz von Agrarchemikalien, wie dem synthetischen Kunstdünger, und der Entwicklung ertragreicher Getreidesorten. Dennoch: In den Jahren zwischen 1968 und 2010 verhungerten 300 Millionen Menschen! 

Diese daraus hervorgegangene Intensivlandwirtschaft jedoch hat auch seine Nachteile, die der heute 90-jährige in diesem Interview offenbarte. Die eingesetzten Chemikalien haben unseren Planeten vergiftet!  

„Es gibt Anzeichen dafür, dass die Gifte die Intelligenz von Kindern verringern!“

(Paul Ehrlich, emeritierter Professor an der Stanford University)

Auch damit hat Ehrlich nicht so ganz unrecht. Betrachtet man sich das in vielen Nahrungsmitteln inzwischen nachgewiesene Glyphosat und die angebliche interne Mail des Monsanto-Konzerns (jetzt Bayer AG) damals, wonach das Mittel entgegen vorher veröffentlichter Untersuchungs-ergebnisse doch die Entstehung von Krebs begünstige, so ist es nurmehr eine Frage der Zeit, wann sich die Menschheit selbst ausgerottet hat. Durch die Hungerkatastrophen und die Klimaänderung oder auch Kriege wird dies noch beschleunigt. Allerdings, so Ehrlich, werden die meisten dumm sterben. Viele der eingesetzten Chemikalien beeinflussen die menschliche Intelligenz. Negativ! So verwies der emeritierte Professor auf den republikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 und die anschliessende „Kakistokratie“ – die Herrschaft der Schlechtesten! 

Die beiden Neurowissenschafter Philippe Grandjean (Universität von Süd-dänemark in Odense) und Philip Landrigan (Harvard University) haben nachgewiesen, dass mindestens elf Chemikalien bei bereits früher Belastung zu Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern führen können. Darunter sind mehrere Pestizide und Lösungs-mittel, aber auch Produkte, die Blei, Mangan, Quecksilber und Fluor- bzw. Chlorverbindungen beinhalten. Grandjean und Landrigan betonen, dass bereits jedes zehnte Kind von Geburt an eine Entwicklungs- oder Verhal-tensstörung wie Autismus, Hyperaktivität, geistige Defizite aufweist und zudem später beispielsweise eine wesentlich höhere Aggressionsstufe hinzukommen kann. Dabei sind aber nur 30 bis max. 40 % durch genetische Defekte verursacht. Bei den restlichen müssten viele bereits im Mutterleib mit solcherlei Neurotoxinen in Kontakt gekommen sein. Das sich entwickelnde Gehirn ist gerade beim ungeborenen Kind besonders empfindlich. Durch die Versorgung mit mütterlichem Blut werden derartige Gifte direkt übertragen. So konnten im Jahr 2021 bei einer Studie von Aolin Wang et.al. von der University of California in San Francisco nicht weniger als 109 Industriechemikalien durch eine spezielle Massenspektrometrie des Nabelschnurblutes festgestellt werden: 40 stammen aus Weichmachern, 28 aus Kosmetika, 29 von Arzneimitteln und 25 aus Haushaltsmitteln, wie der Vergleich mit einer Referenzdatenbank ergab. Doch das war noch lange nicht alles: Gefunden wurden zudem 23 Pestizde, drei Flammschutzmittel und sieben polyfluorierte Alkyl-verbindungen. 55 Verbindungen wurden bis zu diesem Zeitpunkt noch nie im Blut nachgewiesen.

„Es ist alarmierend, dass wir immer wieder Chemikalien finden, die von schwangeren Frauen an ihre Kinder weitergegeben werden.“

(Tracey Woodruff, University of California)

Im Rahmen einer früheren Überblicksstudie wurden mehr als 200 Chemikalien aus dem Nabelschnurblut herausgefiltert. Darunter das vorhin bereits angesprochene Blei und Quecksilber, aber auch Arsen, polychlorierte Biphenyle sowie das Lösungsmittel Toluol. Sind auch solche Vergiftungen nicht unmittelbar feststellbar, so führen sie zu grossen Problemen im Sozialverhalten, motorischen Störungen, eine geringere geistige Leistungsfähigkeit und möglicherweise zu einem kleineren Hirnvolumen. Andere Studien aus Kanada und Bangladesch zeigten unmittelbare Auswirkungen von Mangan auf die mathematischen Fähigkeiten und einer Hyperaktivität der Kinder auf, in Frankreich und den USA Tetrachlorethylen auf aggressives Verhalten, Hyperaktivität und psychische Erkrankungen. Bei drei weiteren Untersuchungen wurden Auswirkungen von Organophosphat-Pestiziden auf den Kopfumfang und Defizite in der geistigen und sozialen Entwicklung bestätigt. Sicherlich stehen auch schlechtere schulische Leistungen, Konzentrations-schwierigkeiten und eine verlangsamte Entwicklung in Korrelation mit Chemikalien – das jedoch ist derzeit noch nicht wissenschaftlich unter-mauert. Schäden, die das Kind durch eines oder mehrere dieser derzeit 214 Neurotoxine, die zumeist in grossen Mengen ausgebracht werden, aufweist, bleiben ein Leben lang bestehen. Volkswirtschaftler schätzen etwa die IQ-Einbussen in der EU nur aufgrund der Quecksilberbelastung auf jährlich 600.000 IQ-Punkte – ein ökonomischer Schaden von zirka zehn Milliarden Euro – ebenfalls pro Jahr! Und dieses Problem besteht nicht erst seit den letzten Jahren, da in den 70er Jahren mit dem Verbot des Pestizids DDT, das im Verdacht stand, bei Säugetieren Krebs zu erregen, beispielsweise fieberhaft nach neuen Mitteln gesucht wurde. Und die Babies dieser damaligen Zeit sind die Erwachsenen von heute!

Neben solchen neurotoxischen Pestiziden werden auch Herbizide, Fungi-zide, Düngemittel, Wachstumsregulatoren, Vorratsschutzmittel etc. in grossen Mengen auf die Felder und Äcker gesprüht. Wir atmen somit – v.a. im Umkreis von Ackerflächen – mit jedem Atemzug auch Giftstoffe ein, die der Körper (wenn überhaupt) nur sehr schwer abbauen und ausscheiden kann. Das Augenmerk gilt dabei vornehmlich den Insekti-ziden, die zwar auf ihren unmittelbaren Schaden bei Säugetieren, nicht jedoch auf pränatale oder schleichende Negativwirkungen hin überprüft sind. Ergo: Professor Ehrlich hat durchaus recht mit seiner Annahme, dass wir zuerst dumm werden und dann sterben.  

„Wir müssen weg von der irrigen Annahme, nach der neue Chemikalien und Technologien solange als ungefährlich gelten, bis das Gegenteil nachgewiesen wird.“

(Grandjean/Landrigan)

Zudem nehmen wir Giftstoffe auch über die Nahrung auf. So wurde beispielsweise Glyphosat bereits im Trinkwasser so mancher Region entdeckt. In einer Untersuchung des eidgenössischen Bundesamtes für Gesundheit aus dem Jahr 2013 wird darauf verwiesen, dass 92 % aller Giftstoffe über Nahrungsmittel tierischen Ursprungs aufgenommen werden (Milchprodukte beispielsweise 54%). Diese Gifte („persistente Umweltschadstoffe“) werden auch noch eine ganze zeitlang in der Nahrungskette bleiben. Schliesslich sind sie weiterhin im Boden oder Tierkörper, auch wenn eine spontane Absetzung erfolgt ist. Dennoch sollten alle Anstrengungen unternommen werden, langfristig auf derartige Chemikalien zu verzichten. 

Wer nun denken sollte: „Na ja – dann bekommen die Kleinen eben Fisch!“, macht genau einen Schritt in die falsche Richtung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Granada/Spanien. Die Studienleiter haben einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem vermehrten Konsum von Meeresfischen und der geistigen Leistungsfähigkeit bei Vorschulkindern im Alter von vier Jahren festgestellt. In den Haaren der Kinder wurden teils unwahrscheinlich hohe Quecksilberkonzentrationen nachgewiesen. Das wirkte sich v.a. bei den Gedächtnisleistungen und dem sprachlichen Ausdrucksvermögen aus. Diese Untersuchungen wurden durch die Kollegen von der Universität Barcelona untermauert. Kinder mit viermaligem Fischkonsum pro Woche enthielten wesentlich höhere Quecksilberkonzentrationen in den Haaren. Das gilt übrigens auch für Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft viel Fisch aßen. Die deutsche Meeresstiftung veröffentlichte vor geraumer Zeit eine Untersuchung, wonach in den Meeren rund um Europa nicht weniger als 114.000 Tonnen atomarer Müll in teilweise bereits verrosteten Fässern lagern. Oder auch darunter: So wurden im vergangenen Jahr in der Nähe des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark 60 m unter dem Meeres-grund der Baltischen See bereits rostende Fässer mit nicht weniger als 2.800 to radioaktiven Materials aus den 70er- bzw. 80er-Jahren gefunden. Es dürfte sich um schwach- bis mittelradioaktiven Abfall aus der medizinischen bzw. militärischen Industrie handeln. Dieses muss nun kostenaufwendig für eine sichere Lagerung saniert werden. Dennoch: Die Meere müssen immer mehr als Müllkippe herhalten. Durch die Fische gelangen schliesslich diese Schadstoffe auch wieder auf den Mittagstisch. 

„Kurz gefasst, bisher wurde noch nichts wirklich Relevantes unternommen, um das Schlimmste zu verhindern!“

(Arne Mooers, Professor für Biodiversität Simon Fraser Universität/ Kanada)

Was bleibt also zu tun? Sofortiges Verbot von Agrarchemikalien, Rückkehr zur nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion und Kontrolle des Bevölkerungswachstums. Durch das Verbot von Fluorchlorkohlenwasser-stoffen (FCKW) als Kühlmittel beispielsweise ging das Loch in der vor gefährlichen Strahlung schützenden Ozonschicht auf das Niveau von 1988 zurück. 

Lobend erwähnt werden muss auch das Verbot von drei Insektiziden durch die EU (spät aber doch noch). Sie beinhalten Neonicotinoide, die v.a. für das grosse Bienensterben verantwortlich sind. Der Rechtsstreit zwischen dem Konzern Bayer und der EU dauerte acht Jahre und endete im vergangenen Jahr mit einer Bestätigung des Verbots durch den Europäischen Gerichtshof.

Es gibt viele Alternativen zu Agrarchemikalien, die jeder im Garten verwenden kann: Kaffee etwa ist ein Supermittel. In Blumenbeeten ausge-brachter, gebrauchter Kaffeesatz hält Schnecken fern. In Buchsbäumen gestreut, ist er auch ein probates Mittel gegen den Buchsbaumzünsler. Und schliesslich ist Kaffee ein perfekter Dünger. Alleine durch etwas, das ansonsten weggeworfen wird, können drei unterschiedliche Chemikalien ersetzt werden!!!

Die Erde ist eigentlich auf zwei Milliarden Menschen ausgelegt. Derzeit sind es bereits 7,96 Milliarden (Stand: Juli 2022)! Und jährlich kommen mehr als 66 Millionen hinzu (täglich 180.000). 2050 werden somit 9,7 Milliarden Menschen auf dem Globus leben, 2100 gar 10,9 (Zahlen: Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen). Ehrlich spricht in diesem Zusammenhang von „andauerndem Wachstum als Merkmal von Krebszellen“! Er verfolgt auch hier einen sehr interessanten Ansatz: Bildung und Gleichberechtigung der Frauen weltweit – sie sind keine „Geburtsmaschinen“, die durch möglichst viel Nachwuchs die Zukunft der Familie sichern sollen. Zugang zu modernen Verhütungsmitteln in den Entwicklungsländern sowie eine grossflächige Umverteilung des Reichtums. Durch den exzessiven Konsum der Industriestaaten werden die Dritte Welt und die Schwellenländer immer mehr ausgebeutet. 

„Der Mensch ist gemacht aus Wasser, Erde und Luft. Wenn er aufhört, die Elemente zu achten, vergiftet und tötet er schließlich sich selbst.“

(Indianische Weisheit)

Dieses 6. Globale Massensterben ist somit durch den Menschen gemacht. Jene zuvor war die natürliche Kontrolle der Erde durch Vulkanausbruch, Eiszeit oder auch einen Meteoriteneinschlag vor 65 Millionen Jahren. Das Sterben hat schon vor einigen Jahren bei den Insekten begonnen. Ganze Pflanzenpopulationen verschwinden nach und nach. Die Klimaerwärmung vernichtet zudem komplette Ernten. Auch mit dem Ziel von +2 Grad Celsius sind alsdann ganze Regionen ernährungstechnisch bedroht: Afrika und Südamerika werden von Dürrekatastrophen heimgesucht, Asien droht in den Fluten der Taifune unterzugehen. Hitzephasen wie zuletzt werden auch Europa in die Knie zwingen. 

Ehrlich bezeichnet den Weltwirtschaftsgipfel in Davos als „Treffen der Weltzerstörer“! In seinen Ansichten wird der Professor von nicht weniger als 15.364 Wissenschaftlern/-innen aus 184 Ländern unterstützt, die vor einigen Jahren einen Brandbrief unterschrieben („Warnung an die Menschheit“). Ein erster Versuch im Jahr 1992 mit 1.700 unter-zeichnenden Wissenschaftler (darunter viele Nobelpreisträger) blieb nahezu ungehört! 

„Schon bald wird es zu spät sein, den falschen Kurs zu korrigieren.“

(Brandbrief der Wissenschaft unter Federführung von William Ripple, Professor für Ökologie an der Oregon State University)

Demnach steht die Erde unmittelbar vor einer ökologischen Katastrophe. Die Weltbevölkerung ist innerhalb von nur 25 Jahren um 2 Milliarden Menschen angestiegen. Der Ressourcenverbrauch ist immens. Es muss dringendst etwas gegen die Klimaveränderungen, die Entwaldung, das Artensterben und die Todeszonen in den Ozeanen unternommen und der Zugang zu Süsswasser für alle gesichert werden. Während beispielsweise das Süsswasser in den letzten 25 Jahren um 26 % abgenommen hat (Schmelzen des polaren und Gletschereises), nahmen die Todeszonen in den Meeren, die für jedwedes Leben zu heiss, sauerstoffarm oder zu giftig sind, um 75 % zu. Die meisten Wasserquellen haben ihren Ursprung im Wald – 121 Millionen Hektar wurden im vergangenen Viertel Jahrhundert abgeholzt (pro Jahr etwa 13 Millionen Hektar)! Insekten, Tiere, Amphibien, Vögel, Fische – sie sterben zu Millionen. Das „ökologische Armageddon“ stehe unmittelbar bevor; der verstorbene Stephen Hawking meinte, die Menschheit müsse innerhalb der nächsten 600 Jahre den Planeten verlassen, wenn sie überleben möchte!

2019 erschien eine Studie der IPBES, der „Intergovernmental Science-Policy-Platform in Biodiversity and Ecosystem Services“. Über drei Jahre hinweg haben 150 Wissenschaftler aus 50 Ländern mit weiteren 310 Experten nahezu 15.000 Studien und Berichte ausgewertet. Das Ergebnis: Innerhalb der nächsten Jahrzehnte werden bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten nahezu oder komplett ausgerottet werden. Die Ursachen: Luftverschmutzung, keine bestäubenden Insekten, mangelndes Trink-wasser, Überfischung. Auch der Küstenschutz vor dem Ansteigen des Meeresspiegels spielt eine enorm wichtige Rolle. Dieses Sterben hat schon längst begonnen.  

Im Mai wurde der 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC veröffentlicht (https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/). Demnach ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad bis 2100 (Pariser Klimaabkommen) noch möglich – aber nur mit rigorosen Massnahmen, da wertvolle Zeit schlichtweg verschlafen wurde. Entscheidende Schritte müssten in allen Weltregionen und Sektoren gesetzt werden – beginnend bei der Land- und Forstwirtschaft, über Verkehr und Industrie bis hin zu den Energiesystemen. Zudem müssten nach Meinung der IPCC-Experten auch Technologien wie CCS (Carbon Capture and Storage, also Abscheidung und Speicherung von CO2) bzw. CDR (Carbon Dioxide Removal – das dauerhafte Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre) grossflächig und kostenaufwendig betrieben werden. Kritiker jedoch sind der Ansicht, dass hierdurch keine Minderung des CO2-Ausstosses erreicht werden würde. 

Im Klima-Update der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 09. Mai 2022 wird die Wahrscheinlichkeit mit 50 % angegeben, dass diese 1,5 Grad-Steigerung bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre überschritten sein wird. Zwar nahmen die THG-Emissionen seit 2010 mit rund 1,3 % pro Jahr etwas langsamer zu, sind aber nach wie vor die höchsten in der Geschichte. 

Die nächste UN-Klimakonferenz (COP 27) findet vom 07. bis 18. November im ägyptischen Scharm asch-Schaich statt. Das Motto hierzu lautet „Gemeinsam für eine gerechte, ambitionierte Umsetzung JETZT“! Betrachtet man sich den CO2-Fussabdruck dieses Spektakels, das ohnedies wieder keine greifbaren Ergebnisse liefern wird, wäre es wohl besser, die Veranstaltung abzusagen oder als Video-Konferenz durchzuführen. Die Russen unter Putin werden alles blockieren, die befreundeten Staaten sich dem anschliessen, die rechtspopulistisch regierten Länder interessieren sich nicht für Klimaschutz,… In der ganzen Tragik um die menschengemachte Vernichtung dieses Planeten und die derzeitige Energienot aufgrund des Ausbleibens fossiler Brennstoffe, muss ernsthaft die wohl wichtigste Frage gestellt werden: Was wurde die ganzen Jahre hindurch nach der lautstark verkündeten Energiewende eigentlich unternommen? Wo bleiben die Taten zu den bei Klimatreffen gemachten Versprechungen?

„Die Sorge, die ich habe, ist, dass die guten Menschen nicht wirksam genug kooperieren werden. Man muss existierende Parteien und Bürokratien mit an Bord holen, sonst bleibt das alles hier ein Debattierclub.“

(Sonja Puntscher-Riekmann, Professorin für Politische Theorie und Europäische Politik an der Universität Salzburg)

Sollten auch die Ehrlichs erneut nicht recht haben, so müssen dringend Überlegungen angestellt werden, wie den globalen Problemen entgegen zu kommen ist. Viele werden nun sagen: „Nun – an mir liegt’s ja nicht!“ Doch! Weil sich das alle denken. Wenn jeder Wasser oder Energie einspart, ist schon viel getan. Den Industriebossen ist es egal, ob die Lebensmittel aufgebraucht oder weggeworfen werden. Hauptsache die Kasse stimmt! Machen Sie sie zu dem, was sie wirklich sind und wie sie heissen: Lebensmittel! Es sind keine Wegwerfmittel! Wer braucht um 18.00 Uhr noch ofenfrisches Brot in den Supermärkten? Kaufen Sie nur so viel ein, wie Sie auch tatsächlich aufbrauchen. Wird weniger konsumiert, geht auch die Produktion zurück – das Gesetz des Marktes! 

„In den USA leben sie, als hätten wir fünf Planeten. In Europa leben wir, als hätten wir drei Planeten.“

(Graham Maxton, briticher Ökonom und ehemaliger Generalsekretär des Club of Rome)

Und gerade Tieren können Sie unsägliches Leid ersparen. Apropos: Für die „Produktion“ eines Kilogramms Rindfleisch sind rund 15.500 l Wasser erforderlich, für die Herstellung einer Jeans 6.000 l! Senken Sie den Fleischkonsum pro Woche, leben Sie nicht nur gesünder, sondern reduzieren auch den Süsswasser-Verbrauch v.a. in Staaten, die auf sauberes Trinkwasser angewiesen sind. Wechseln Sie Ihre Garderobe nicht jedes Jahr, tun Sie auch hier der Umwelt Gutes und ersparen sehr vielen Billigstlöhnern in Fernost ein Leben mit 12-16 Stunden Arbeit pro Tag! Wenn nicht jeder seinen Konsum ändert, wird es keinerlei Veränderungen geben. Forscher appellieren seit geraumer Zeit, eine Konsum-Kehrtwende in der Grössenordnung von 2/3 in der westlichen Welt durchzuziehen. 

Schon 2025 wird die 50 %-Zerstörungsmarke der kleineren Ökosysteme erreicht sein. Mit Ihnen werden auch die grossen kollabieren, warnt der Biologe Anthony Barnosky, emeritierter Professor der Universität von Kalifornien! Nach diesem „Point of no return“ bedarf es nahezu unmög-licher Massnahmen, noch etwas ausrichten zu können. Der im vergangenen Juli verstorbene James Ephraim Lovelock, Mediziner, Biophysiker, Mathematiker und Chemiker an der Oxford University sowie Bestseller-Autor, setzt den Untergangspunkt noch vor das Jahr 2100 – 80 % der Menschheit werden dies nicht überleben. Nicht schleichend – es wird sehr plötzlich kommen. Es sei keine Zeit mehr für Windkraftwerke – die Menschheit solle anfangen, Archen zu bauen, so Lovelock! Sind es schon unsere Töchter und Söhne? Vielleicht unsere Enkel, die durch unser bisheriges, ruinöses Schaffen sterben werden! Während wir noch stolz waren auf die Errungenschaften unserer Eltern und Grosseltern nach dem 2. Weltkrieg, werden uns unsere Nachfahren verfluchen!

Wir haben’s wahrlich weit gebracht!!!

Lesetipps:

.) Die Bevölkerungsbombe; Paul Ehrlich/Anne Ehrlich; Hanser, Carl GmbH + Co. 1982

.) Wir sind dran; Ernst Ulrich von Weizsäcker/Anders Wijkman; Gütersloher Verlagshaus 2017

.) Was verträgt unsere Erde noch?: Wege in die Nachhaltigkeit; Hrsg.: Klaus Wiegandt; FISCHER 2007

.) Grenzen des Wachstums – Das 30-Jahre-Update; Donella H. Meadows/Jørgen Randers/Dennis Meadows; Hirzel 2015 

.) Ein Prozent ist genug – Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen; Jørgen Randers/Graeme Maxton; Oekom 2016

.) Was wird aus unserer Umwelt? – Die Zukunft des Menschen zwischen Glaube und Natur; Hans Dietrich Engelhardt; Tectum Verlag 2017

.) BiodiversiTOT – Die globale Artenvielfalt jetzt entdecken, erforschen und erhalten; Vreni Häussermann/Michael Schrödl; Books on Demand 2017

.) Katastrophen der Erdgeschichte – Globales Artensterben; József Pálfy; Schweizerbart’sche 2004

.) Die Weltbevölkerung: Dynamik und Gefahren; Herwig Birg; C.H.Beck 2004

.) Weltbevölkerung: Zu viele, zu wenige, schlecht verteilt?; Hrsg.: Karl Husa; Promedia 2011 

.) Wie schnell wächst die Zahl der Menschen?: Weltbevölkerung und weltweite Migration; Hrsg.: Klaus Wiegandt; FISCHER 2007

.) Der Klimawandel im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit; Hannes Fernow; Springer VS 2014

Links:

– www.ipcc.ch

– mahb.stanford.edu

– www.dsw.org

– www.dge.de

– www.cnrs.fr

– www.bag.admin.ch

– www.cleanenergy-project.de/

– virtuelles-wasser.de

– academic.oup.com/bioscience

– www.sciencedirect.com

– www.thelancet.com

– www.ncbi.nlm.nih.gov

– www.pitt.edu

– www.vulkane.net

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Vogelgrippe – es war noch lang nicht alles!

Eigentlich sollte man meinen, nach zwei Jahren Corona-Pandemie müsste es zumindest für diese Generation genug sein! Doch ist dem offenbar ganz und gar nicht so. Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC warnt nach der Auswertung der Daten des jüngsten Seuchenzugs vor einer der wohl schwersten Epidemien, die jemals in Europa aufgetreten sind: Die Vogelgrippe (Geflügelpest)!

In der Saison 2021/22 wurden nahezu 2.500 Ausbrüche in Geflügel-haltungen erfasst. Insgesamt mussten 48 Mio Tiere in diesen Haltungen gekeult werden. Noch mehr Ausbrüche (mehr als 3.500) wurden bei Wildvögeln festgestellt. Schwer davon betroffen sind Nord- und Ostsee – allerdings zieht sich der Seuchenzug bis nach Portugal in Richtung Südwesten und in östlicher Richtung bis in die Ukraine. Betroffen sind 37 Länder. Auch in Nordamerika konnte heuer ein derartiges Seuchen-geschehen beobachtet werden. Bislang orientierte sich die Ausbreitung vornehmlich am saisonalen Zug der Vögel – inzwischen aber tritt sie ganzjährig auf. Das ist umso tragischer, als es den Brutbeginn der Vögel in grossen Kolonien überdauert. Dadurch kann es ohne Hindernisse wüten. In Zoos und Wildparks wurde das Virus in 190 Fällen nachge-wiesen – nicht nur bei Geflügel, sondern auch bei Säugetieren. Und hier besteht die grösste Gefahr: Das Vogelgrippe-Virus kann den Menschen befallen und zu schweren Erkrankungen wie beispielsweise einer Lungenentzündung führen. Bislang gab es in der EU noch keine nachge-wiesenen Infektionen. Dennoch ist Vorsicht geboten: Füchse, Marder, Otter und sogar ein Schwarzbär sind bereits an den Folgen dieser Infektion verstorben. Die meisten an einer Meningoenzephalitis. Aller-dings wurden noch keine Infektionsketten festgestellt. 

„Was uns warnen sollte, sind doch eine Reihe von Fällen bei Säugetieren mit genau diesem Virus!“

(Prof. Dr. Timm Harder PhD, Nationales Referenzlabor für Aviäre Influenza (AI) / Geflügelpest)

Gefahr besteht etwa für Menschen mit Atemwegserkrankungen, die Kontakt mit Geflügel haben. Sie werden zu Tests aufgerufen, damit eine mögliche Erkrankung vorzeitig bemerkt werden kann. In vielen Staaten wurden inzwischen Krisenpläne für den Fall einer massiven Ausbreitung der Vogelgrippe erarbeitet, die wohl nach und nach aus den Schubladen geholt werden. Sie sehen u.a. eine Impfung innerhalb von 16 Wochen und eine Folgeimpfung vor. Bei der Impfmoral der mitteleuropäischen Bevölkerung – ein Tropfen auf den heissen Stein.

Viren, die sowohl Tier als auch Mensch infizieren können, werden als „Zoonosen“ bezeichnet. Ebola, die Schweinegrippe, Tollwut, SARS und CoVid19 – aber auch die Vogelgrippe werden durch derartige Zoonosen ausgelöst. Das Virus wechselt den Wirt – seit 1997 auch bei der Vogelgrippe nachgewiesen. Das menschliche Abwehrsystem steht dem Angriff zumeist machtlos gegenüber, da es bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit einer solchen Infektion zu tun hatte. Somit bestehen keine Abwehr-mechanismen wie v.a. Antikörper. Deshalb sind derartige Infektionen umso gefürchteter. 

„Wenn wir es schaffen, den Prozess des Wirtswechsels zu verstehen, verbessert sich unser grundsätzliches Verständnis zur Entstehung neuartiger Epidemien!“

(Prof. Dr. Christian Drosten, Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn)

Auch der Humangrippe-Erreger bzw. andere menschliche Viren wurden in umgekehrter Richtung schon bei Schweinen nachgewiesen – daraus entwickelte sich beispielsweise der Typ H1N2. Diese Virusvarianten werden mit einem „v“ gekennzeichnet – etwa A(H1N1)v. Wissenschaftliche Studien des US-amerikanischen Virologen Jeffery Taubenberger et.al. kamen zu dem Ergebnis, dass die verheerende Pandemie der Spanischen Grippe in den Jahren 1918/19 durch einen mutierten Vogelgrippe-Virus ausgelöst wurde. Diese Erkenntnis ergab die Untersuchung von in Formalin eingelegtem Autopsie-Materials eines Opfers, aber auch unter-suchtem Lungengewebes eines im Permafrost begrabenen weiteren Opfers.

Deshalb warnen die Vereinten Nationen vor derartigen Pandemien, die im Worst Case bis zu 150 Mio Menschen das Leben kosten können. Das soll jedoch nicht dazu animieren, die normale Grippe „Influenza“ auf die leichte Schulter zu nehmen. Grosse Grippe-Epidemien gab es beispiels-weise in den Jahren 1957 und 1968, aber auch 2005. Alleine in Deutschland mussten bei letzterer bis zu 32.000 Personen in Kranken-häuser eingewiesen werden – 15-20.000 verstarben daran. 2 Millionen Menschen wurden krankgeschrieben. Die Influenza ist und bleibt eine schwere Infektionskrankheit, die durchaus tödlich enden kann. Erste Befürchtungen, wonach in diesem Jahr die Grippe mit CoVID-19 zusammenfallen könnte (wie im abgelaufenen Winter auf der Südhalb-kugel) weisen schon mal auf erhöhte Alarmbereitschaft bei den Gesund-heitsbehörden hin. Wenn nun auch die Vogelgrippe mitmischt, könnte es durchaus zu einem Schreckensszenario kommen. Es macht also Sinn, die FFP2-Schutzmaske alsdann gegen die Influenza wieder zu verwenden – auch wenn es keine Tragepflicht geben sollte. Die normale Grippe-impfung übrigens wirkt ebenso wenig gegen die Vogelgrippe wie eine präventive Einnahme von etwa Tamiflu®! Davon ist übrigens unbedingt abzuraten, da die Erreger gegen die Arzneimittel resistent werden können. Soll heissen: Das Arzneimittel hilft bei einer Erkrankung nicht mehr.

Die Influenza wird durch die sog. „Orthomyxoviren“ der Typen A, B und C übertragen. Die Humangrippe durch Erreger der Typen A sowie der Subtypen H1 bis H3. H5 und H7 lösen vornehmlich bei Hausgeflügel die Vogelgrippe aus. A(H7N9) trat erstmals im Frühjahr 2013 in China auf – es spielt hierzulande noch keine Rolle – ist aber auch für den Menschen sehr gefährlich! Nicht weniger als 1.500 Erkrankungen wurden bislang gemeldet – einige hundert Personen verstarben daran. Ebenso beim Menschen nachgewiesen wurden: A(H10N8), A(H9N2) und A(H5N6) vornehmlich bei Patienten in China. Tödlich verliefen in einigen Fällen die A(H5N6)-Erkrankungen – während die A(H9N2)-Verläufe recht mild ausfielen.

Die Symptome einer A(H5N1)-Erkrankung treten 2-5 Tage nach der Infektion auf, in Einzelfällen auch bis zu 14 Tage danach. Sie gleichen den Symptomen der Humangrippe: Hohes Fieber, Halsschmerzen, Atem-not und Husten. Hinzu kommt bei rund der Hälfte der Erkrankungen Durchfall und seltener auch Bauchschmerzen und Erbrechen. Der weitere Verlauf ist gekennzeichnet durch eine Lungenentzündung, die zu einem Lungenversagen und dem Tod führen kann. Im Frühstadium der Erkrankung werden sog. „antivirale Neuraminidase-Hemmer“ wie Oseltamivir (Tamiflu®) bzw. Zanamivir (Relenza®) eingesetzt. 

Wildvögel können alle 18 H-Typen übertragen. „H“ steht dabei für Hämagglutinin-Proteine. Zusätzlich werden neun verschiedene N-Subtypen unterschieden – „N“ steht dabei für Neuraminidase-Proteine. Einige dieser Influenza-Viren treten nur bei speziellen Arten auf: Schweine, Wale, Pferde, Wild- und Hauskatzen, Seehunde und eben der Mensch. Die Human-Grippe wird vornehmlich durch den Typus A(H3N2) oder A(H1N1) mittels Tröpfcheninfektion übertragen. Der Virentyp B bildet keine Subtypen aus – hier unterscheidet man nach Linien (etwa der Yamagata- und der Victoria-Linie). Er trat bislang nur bei Menschen auf! Der Vogelgrippe-Virus hingegen ist ein hochinfektiöser Typ A(H5N1). Er wird zumeist mit dem Kot der Tiere ausgeschieden und bleibt etwa im Wasser oder feuchtem Schlamm für längere Zeit infektiös. Hierbei ergibt sich für den Menschen der Übertragungsweg durch virenbelastete Tröpfchen oder Staub. In Deutschland kursiert der Subtyp A(H5N8). Auch wenn hier noch keine Infektion nachgewiesen werden konnte, heisst dies nicht automatisch, dass eine solche nicht möglich ist. 

Taubenberger konnte eine Korrelation der Virolenz (Aggressivität) des Viruses mit seiner Erbsubstanz nachweisen. Werden Sequenzen davon durch Sequenzen normaler Grippe-Viren ersetzt, ist das Virus weitaus weniger ansteckend. Eine Forschergruppe rund um Elodie Ghedin vom Institute for Genomic Research wies zudem nach, dass sich die Viren in jeder Saison ändern (mutieren) und neue Stämme hervorbringen. So könnte sich auch der Vogelgrippe-Virus „menschentauglich“ mutiert haben. 

Seit Mitte der 90er-Jahre sucht der Subtyp A(H5N1) jährlich Südostasien heim. Mehr als 100 Mio Tiere sind bislang daran verendet oder mussten gekeult werden, 60 Menschen sind an den Folgen einer H5N1-Vogelgrippe-Infektion verstorben. Sie hatten sich an Tieren angesteckt – eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bislang nicht nicht bekannt – kann sich jedoch rasch durch eine Mutation ändern. Die grössten Befürchtungen der Verantwortlichen! Beispielsweise wenn zwei unter-schiedliche Virentypen (etwa H5N1 und H3N2) in einem Wirt aufeinander-treffen, wodurch sich das Erbgut vermischen könnte. 

Versuche ergaben, dass sich Stockenten zwar anstecken und das Virus weitergeben können, jedoch selbst nicht daran erkranken. Eine Impfung von Hausgeflügel ist zwar möglich, jedoch unheimlich aufwendig. Wie kann geimpftes Geflügel von nicht-geimpftem unterschieden werden? Die Antikörper sind nahezu dieselben. Ergo: Es muss ein Marker-Impf-stoff verwendet werden. Dies kann zudem nur in der Küken-Phase erfolgen. Doch da werden die Tiere bereits mit allen möglichen pharma-zeutischen Produkten vollgepumpt. Und auch hier ist Vorsicht geboten: Impfstoffe gelangen dadurch in die Nahrungskette. Ähnlich wie bei Hormonen oder Antibiotika bei Säugetieren kann das zu erheblichen Auswirkungen beim Konsumenten und der Humanmedizin führen.

Bei Verhaltensauffälligkeiten von Haustieren, die eine Ansteckung und Erkrankung vermuten lassen, sollte dringenst der Tierarzt aufgesucht werden. Auf Rügen und in Österreich hatten sich nachweislich Katzen infiziert.  Bei Geflügelhöfen wird eine Sperrzone mit einem Radius von 3 km eingerichtet. Zudem eine Beobachtungszone von daran anschliessend 10 km und eine Kontrollzone von 13 km.

In diesem Winter kann wahrhaftig einiges auf uns zukommen. Deshalb hier einige Tipps:

– Regelmässiges Händewaschen

– Greifen Sie niemals totes Geflügel an

– Melden Sie grössere Tod-Funde (Gänse, Enten, Greifvögel, …) der Polizei oder dem Veterinäramt, die auch die Beseitigung übernehmen

– Leinen Sie Hunde vornehmlich im Uferbereich stets an und halten Sie Katzen davon fern

– Braten oder kochen Sie Geflügelfleisch und auch Eier ordentlich durch (mindestens fünf Minuten über 70 Grad)

– Vorsicht auch im Umgang mit Schweinen, die als Zwischenwirte dienen können

– Bei Fernreisen vorher über die aktuelle Situation vorort informieren (Zusatzversicherung für einen möglichen Rücktransport)

Hier noch weitere Hinweise:

.) Tierhalter

– Österreich: https://www.kammern-liesingtal.at/wp-content/uploads

/2017/01/Merkblatt_Tierhalter_GP_Risikogebiet.pdf

– Deutschland: https://vv.potsdam.de/vv/Merkblatt-fuer-Gefluegel-halter-††zur-Gefluegelpest.pdf

.) Reisen in betroffene Gebiete

– Österreich: https://www.bmeia.gv.at/ministerium/presse/aktuelles/

2005/†information-des-aussenministeriums-zur-vogelgrippe/

– Deutschland: https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/

tierseuchen/†gefluegelpest-hinweise-reisende.html

.) Influenza -Pandemiepläne

– Österreich https://eportal.mountsinai.ca/Microbiology//avian/Plans/

Austria.pdf

– Deutschland https://www.gmkonline.de/documents/

pandemieplan_teil-i_1510042222_1585228735.pdf

und

https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/174/29x3vlR5Miwxa6.pdf?sequence=1&isAllowed=y

– Schweiz https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag

/publikationen/†broschueren/publikationen-uebertragbare-krankheiten/pandemieplan-2018.html

Lesetipps:

.) Vogelgrippe. Zur gesellschaftlichen Produktion von Epidemien; Mike Davis; Assoziation A 2005

.) The Fatal Strain: On the Trail of Avian Flu and the Coming Pandemic; Alan Sipress; Viking 2009††

.) Bird Flu. A Virus of Our Own Hatching; Michael Greger; Lantern Books 2006†

Links:

– www.zoonosen.net

– www.who.int

– www.ecdc.europa.eu

– www.fli.de

– www.bundesregierung.de

– www.bmel.de

– www.gesundheitsforschung-bmbf.de

– www.sozialministerium.at

– www.bfr.bund.de

– www.llv.li

– www.rki.de

– www.ukbonn.de/virologie/

– www.mpg.de

– www.ages.at

– www.lungenaerzte-im-netz.de

– www.lbv.de

– www.afip.org

– www.cdc.gov

– www.jcvi.org

– www.askjpc.org

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