Das Problem mit den Führern
“Folge mir, ich bin dein Alphatier
Alphatiere können nicht verlieren
Glaube mir, ich bin ein Alphatier
Alphatiere können nicht verlieren!“
(Marius Müller-Westernhagen – „Alphatier“)
Es gibt sie, und es gibt sie nicht. Viele wollen es sein, werden es jedoch nie. Ist man es nicht, so brauchen einige Gewalt um es sein zu können! Was geht eigentlich in den Köpfen dieser Rudelführer, dieser Alphatiere vor?
Herzlich willkommen zu einem kurzen Ausflug in die Gruppentypologie!
Alpha ist der erste Buchstabe des griechischen Alphabets – auch wenn derzeit viele denken, es wäre „Π“ (Pi) wie Putin! In der Verhaltens-forschung spricht man von einem Alphatier, wenn es eine Herde, ein Rudel oder auch einen Schwarm anführt. Das Leittier ist meist das grösste und kräftigste seiner Art, da es viele Kämpfe gegen Widersacher bestehen muss. Alphatiere sind in der Regel männlich und auch sexuell die aktivsten in ihrer Gruppe. Zuhauf lassen sie kein zweites Männchen im Umfeld bestehen. Im Hühnerstall ist es der Hahn, der mit scharfen Krallen und Schnabel auf Gegner losgeht, in der Herde der Steinböcke der Leit-bulle, der seine Kontrahenten bei unglaublichen Machtkämpfen aus der Herde verbannt und bei den Gorillas der Silberrücken, der zuerst durch das Trommeln auf den Brustkorb oder die Erde aufzeigt, wo der Bartl den Most herholt. Man möchte meinen, dass es beim Menschen der Intelli-genteste ist, der ein Volk anführt. Doch – weit gefehlt. Schliesslich kommen bei der sog. „Krone der Schöpfung“ noch unzählige weitere Eigenschaften in’s Spiel, die ein derartiges Gruppenverhalten gewaltig aus den Fugen bringen können.
Eine dieser Eigenschaften ist die „Autorität“. Neben den Griechen waren die alten Römer jenes Volk mit der am besten funktionierenden Gesell-schaft. Sie haben aus den Fehlern der Griechen gelernt und versucht, diese auszumerzen. Deshalb gab es Rechte und Pflichten der Bürger, die auch deren Positionierung im Rahmen der Gesellschaft ganz eindeutig regelten. Eigens hierfür wurde die sog. „auctoritas“ eingeführt. Der Imperator („Cäsar“) war die höchste Autorität im Staate. Sein Wort entschied über Sein oder Nicht-Sein. Mit dem Senat gab es eine (schein-)demokratische Einrichtung, die ebenfalls sehr mächtig war – der Autorität des Imperators allerdings in keinster Weise gleich kam! Jeder Kaiser nun versuchte, jene Senatsmitglieder, die ihm unpässlich zu sein schienen, durch getreue Gefolgsleute zu ersetzen. Nach wie vor das Wesen der heutigen Diktatoren – aber auch der Führungskräfte in einem Unternehmen: Mit dem Fachbereichsleiter wechseln meist auch die anderen Führungspositionen. Schliesslich braucht der neue Chef ja loyale Mitarbeiter, die nicht an seinem Stuhl sägen. Der CEO beauftragt seinen Personalchef jenen Mitarbeiter zu finden, der intelligent, kompetent und strebsam ist, der gut mit seinen Mitarbeitern kann und deshalb auch immer wieder von diesen angesprochen wird. Dem Grosses vorausgesagt wird, der auch im Management beliebt ist! Um ihn zu entlassen! Nicht zuletzt könnte er zur Gefahr des Rudelführers werden.
Der deutsche Jurist und Nationalökonom, aber auch Soziologe aus Leidenschaft, Max Weber, beschäftigte sich zwischen dem auslaufenden 19. Jahrhundert und dem Ende des 1. Weltkrieges vornehmlich mit dem „Idealtypus“, aber auch dem „Moralischen Handeln in der Gesinnungs- und Verantwortungsethik“. Viele seiner Definitionen finden auch heute noch in der Soziologie, der Wirtschaft und Politik Anwendung. So etwa auch die Aufteilung der unterschiedlichsten Autoritäten nach den charak-teristischen Charismatisierungsquellen – in diesem Falle grob vereinfacht:
.) Charakter-Autorität (persönliche Autorität)
.) Behörden-Autorität (gegebene Autorität)
.) Kompetenz-Autorität (wissende Autorität)
Durch Spezialisten aus den unterschiedlichsten Wissensbereichen, wie etwa Jane Elliott und Erich Fromm (Pädagogik) oder Gerard Mendel (Soziopsychoanalyse) wurde dies noch verfeinert, differenzierter darge-stellt.
Das klassische Alphatier nun wäre jener, der nur auf der Charakter-Autorität aufbaut und sich die beiden anderen Autoritäten zu nutze macht. Sei es durch Gefolgsleute, Berater oder andere Möglichkeiten. Allerdings kämpfen in unseren Breitengraden die Anführer des Volkes nicht wie in anderen Regionen dieser Welt noch mit dem Schwert gegeneinander, um zu sehen, wer der Stärkere ist. Sie lassen sich bis zu einem gewissen Punkt die Autorität durch die Gesetze geben, danach formen sie die Gesetze nach eigenem Gutdünken. Die eigentlich wichtigste Autorität, die Wissenskomponente, bleibt dabei meist den Beratern überlassen – leider! Versagt dann die Kompetenz, weil Flüsterer verstossen werden, selbst davon laufen oder vielleicht doch nicht wirklich kompetent waren, so setzt die Charakterautorität zunehmend auf Gewalt, um sich Gegner vom Leibe zu halten und hierdurch die erarbeitete Rolle oder Position verteidigen zu können. Sie fallen wieder auf das Niveau der Steinböcke, die mit ihren Köpfen voran aufeinander zurennen und dies wiederholen, bis einer der beiden durch die Schmerzen des ständigen Aufpralls klein bei geben muss. Einzig die Methode unterscheidet Menschen wie Hitler oder Stalin bzw. auch Kim Jong-un oder Putin von den Tieren: Sie lassen kämpfen und treten selbst nurmehr nach, wenn der Andere schon auf dem Boden liegt!
Die meisten wirklichen menschlichen Alphatiere bauen also auf einem sehr gesunden Selbstvertrauen mit einem klar definierten Ziel auf, das sie erreichen wollen, sowie einer ordentlichen Portion der Selbstpräsentation, der Selbstdarstellung. Ein Alpha benötigt immer das Publikum, den Spot auf der grossen Theaterbühne – perfekt etwa beim Österreicher Richard „Mörtel“ Lugner zu sehen, der sich auch nicht davor gescheut hat, auf Schritt und Tritt von Kameras begleitet zu werden; Peinlichkeiten mit einem Lächeln preisgebend, die besser hätten verschwiegen werden sollen. Aufmerksamkeit – koste es, was es wolle! Fehler machen dabei nur die anderen, Hindernisse werden aus dem Weg geräumt. So soll der ehemalige Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche einst gegenüber einem Unternehmensberater betont haben, dass Daimler nicht ohne ihn, er aber ohne Daimler könne! Alter Schwede! Die Realität hat ihn wohl eingeholt! Jene Menschen allerdings, die dies alles ermöglichen, werden niemals in den pubilzierten Erfolg eingeschlossen. Wladimir Putin etwa baut auf einem ganzen Stab ihm treuest untergebener Gefolgsleute auf („Silowiki“), ohne die seine derzeitige Stellung gar nicht machbar wäre. Und einer der treuesten ist (oder war?) ohne Zweifel Dmitri Anatoljewitsch Medwedew, der dem ehemaligen KGB-Offizier den Stuhl im Kreml warm hielt, als dieser per Gesetz nicht mehr kandidieren durfte – ein Gesetz, das inzwischen geändert wurde. Medwedew kündigte am 15. Januar 2020 den Rücktritt seiner Regierung an, als sein Förderer erneut Verfassungs-änderungen beabsichtigte, die mit seinem Regierungsende im Jahr 2024 im Zusammenhang stehen. War ihm dies zu viel oder reine Taktik? Schliesslich ist Medwedew nach wie vor Chef der Putin-Partei „Einiges Russland“ (Putin selbst ist kein Partei-Mitglied) und seit 2020 stellver-tretender Leiter des Sicherheitsrates. Widerspricht nun einer dieser Stabs-offiziere, so verliert er seine Existenzberechtigung in diesem Kreis der Privilegierten. Putin ist somit der Prototyp des modernen Leittiers: Intelli-gent, zielstrebig, makellos, strategisch durchtrieben und lässt für sich kämpfen. Einziger Makel: Die geschiedene Ehe mit Lyudmila Ocheretnaya – denn Alphas machen ja keine Fehler! Doch wendete er sich – wie der Boulevard berichtet – sehr rasch der wesentlich jüngeren Rhythmischen Sportgymnastin Alina Kabajewa zu, die von ihm mit Auszeichnungen überhäuft und mit hohen Ämtern betraut wurde. Auch dies passt ausge-zeichnet in das Bild der Alphas: Ihre Frau ist die Schönste, Beste, Bewundertste – doch stets untergeben! Kabajewa allerdings ist seit 2018 spurlos von der Bildfläche verschwunden. Angeblich soll sie mit Putins Kindern (Zwillingsmädchen und zwei Söhne) in einem privaten Chalet in der Schweiz wohnen.
Viele dieser speziellen Alpha-Macht-Menschen stehen derzeit in einer Warte- und Lauerstellung. In der Branche der Berufspolitiker besonders gefährlich, lässt sich doch das Volk sehr rasch beeinflussen und vergisst vieles binnen kürzester Zeit! Perfektes Beispiel: Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat seinen Wählern wieder goldene Zeiten, Schokoladebrunnen sowie eine schallende Ohrfeige für die ach so böse EU versprochen, wenn er gewählt wird. Bis zu seiner Abwahl im Jahr 2019 jedoch glich er eher dem Ritter von der traurigen Gestalt, der gegen die Windmühle kämpft. Trotzdem hatten viele seiner Landsleute den Glauben an ihn nicht verloren, da sich die Wut gegen die Sparmass-nahmen dermassen aufgestaut hat, dass sie dem krawattenlosen Vorzeige-Linken alles abnehmen würden. Tsipras war derjenige, der die Krise meistern wird – er ist der Leitwolf!
Auch in der Wirtschaft gibt es immer wieder derartige Fälle. Traditions-unternehmen gehen den Bach runter, da keiner der Berater dem Rudel-führer widerspricht und dieser selbst bekanntlich fehlerlos ist. So sprangen viele auf die Energiewende und die sich dadurch bietenden Möglichkeiten auf. Wenn sie auch anfänglich vielleicht Erfolge damit einheimsen konnten, so bekamen sie schon sehr bald den rauhen Wind der chinesischen Billigkonkurrenz zu spüren und mussten schliessen. Oder wurden durch Investoren übernommen, welche die Pokerkarten nach einer gewissen Zeit durch ein neues Päckchen ersetzen.
Alpha-Männchen bilden mit ihren Alpha-Weibchen das sog. Alpha-Pärchen. Wir kennen das ja zur Genüge aus den US-amerikanischen College-Filmen: Der Quarterback des Schul-Footballteams mit der Anführerin der Cheerleaders! Bei nur ganz wenigen Arten (Mufflons, den Bergzebras, den Kattas, …) werden die Herden von Alpha-Weibchen geführt. In der Rangordnung geht es dann weiter mit den Beta- bis hin zu den Omega-Tieren. Interessant ist inzwischen die Erkenntnis, dass in einem Rudel Wölfe zwar die Elterntiere die Führungsfunktionen über-nehmen – tatsächlich aber nur selten autoritär auftreten. Ansonsten herrscht ein soziales Gefüge – entgegen der bisherigen Auffassung, dass jedes Rudel nur einen Anführer hat.
Ein Alpha-Tier ist und bleibt ein Alphatier – vollkommen egal, in welcher Situation es sich befindet. Somit ist es beispielsweise erklärbar, dass viele Frauen solcher Männer lieber alleine zum Einkaufen gehen, da der Alpha – auch wenn er zum ersten Mal dabei ist – ansagt, was einzukaufen ist und was benötigt wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Arbeit – die Kollegen sind nur der lästige Rest, mit dem sich ein solches Leittier abfinden bzw. gar quälen muss. Somit wird die immer wieder in den Stellenausschreibungen enthaltene Eigenschaft der „Teamfähigkeit“ für ein Alphatier ad absurdum geführt. Erfahrene Headhunter können nach nur wenigen Augenblicken solche Rudelführer von der Masse der anderen unterscheiden: Während etwa der Beta-Bewerber etwas nach seitlich gebeugt auf dem Stuhl sitzt und nickend zustimmt, sitzt der Alpha-Bewerber kerzengerade ohne sich anzulehnen. Er scheut auch davor nicht zurück, den Headhunter zu unterbrechen und seine Meinung durchzu-setzen. Zudem glänzt er mit der Schilderung seiner bisherigen schulischen oder beruflichen Erfolge. Dass dabei nur das Positive ver-mittelt wird, steht ganz ausser Frage. Betonte doch der bereits erwähnte Daimler-Chef Dieter Zetsche ebenfalls einem Headhunter zischend gegenüber, dass er grundsätzlich nur erfolgreiche Unternehmen führt! Manches Mal ist ein solches Alphatier in einer Abteilung recht sinnvoll. In den meisten Fällen aber gibt es aufgrund seiner Dominanz Probleme. Kollegen, v.a. aber Kolleginnen werden eingeschüchtert, die Kreativität der ganzen Gruppe eingeschränkt, da ja nur die Meinung des Rangersten zählt. Dies kann schon mal fatale Folgen haben, wenn dieser die Gruppe aus welchen Umständen auch immer verlässt! So kann eine hochquali-fizierte Arbeitsgemeinschaft wirtschaftlich unnütz werden, da es niemand mehr gewohnt ist, eigenständig zu arbeiten, seine Ideen einzubringen. Die Arbeit ist keine One-Man-Show – zumindest nicht offiziell! Hinter den Linien weiss jeder, dass auch eine Einzelperson eine Gruppenarbeit wesentlich schneller und effizienter erledigen kann. Doch gilt jener als überheblich, der gerne seine eigenen Ideen umsetzen und für das Resultat alleine verantwortlich sein möchte – könnte ja an der Position des Alphatieres arbeiten!!! Im Zusammenspiel der Abteilungen hingegen zählt unbestritten die Zusammenarbeit. So kann der Vertrieb erst dann etwas auf den Weg bringen, wenn der Einkauf, die Produktion, das Marketing und auch der Verkauf funktioniert hat! Es ist nicht alleine der Verdienst des Verkaufs, wenn ein Unternehmen gut läuft. Auch nicht der Geschäftsführung. Hier spielen die unterschiedlichsten Faktoren zu-sammen. Schliesslich könnte der CEO nicht auf dermassen gute Leute zurück greifen, wenn der Personalchef nicht ein derart gutes Händchen bewiesen oder der Ausbildner nicht aus den Lehrlingen so gute Mitarbeiter gemacht hätte. Auch solche Löwen, die es gewohnt sind, laut zu brüllen, sollten sich besinnen, dass sie ihre Kollegen brauchen, andere Herangehensweisen sollten in’s Kalkül gezogen werden – somit sind auch die Ideen der Gruppenmitglieder wichtig – nicht nur jene des Anführers. Zeigt sich dabei der Rudelführer zwar als charismatisch, jedoch als inkompetent, verliert nämlich die Gruppe an Kreativität, an Flexibilität und an Innovation. Hier nun kommt der Big Boss in’s Spiel, der nicht unbedingt ein Alphatier sein muss, jedoch die Behörden-Autorität vorzu-weisen hat. Ein guter Unternehmensleiter, Vereinspräsident, Direktor,… schafft es, „die Stärken ihrer Mitarbeiter zu aktivieren und Schwächen zu kompensieren!“ (Wirtschaftspsychologe Dr. Albert Nussbaum). Gilt übrigens auch für jeden einzelnen Lehrer: Es gibt durchaus Schüler, die mehr drauf haben als die Pädagogen. Sie einzuschränken, ist ein Fehler. Sie zu fördern der Sinn dieses Berufes!
Und trotzdem regt sich zumindest bei mir so etwas wie Mitleid: Während sich Beta-Tiere auch anderen Tätigkeiten zuwenden können, sind Alpha-tiere immer nur damit beschäftigt, die Position gegenüber Widersacher verteidigen zu müssen. Da fällt mir in diesem Zusammenhang ein Spruch eines meiner Namensvetter, Oskar Stock, ein:
“Nichts ist anstrengender, als immer Recht haben zu müssen!“
Um das bisher eher etwas abstrakt Beschriebene nun zu untermauern – hier einige praktische Beispiele:
.) Dieser Tage sah ich zwei Katzen auf der Strasse. Die eine (das Alpha-tier) nahm Kampfhaltung ein und war zum Absprung bereit. Die andere (das Beta-Tier) marschierte langsam und gemütlich in einiger Entfernung vorbei – sie wollte nicht kämpfen!
.) In der Gruppe des Alphas kommt ein neues Mitglied hinzu – ein ausge-zeichneter Tischtennis-Spieler. Der Rudelführer wird natürlich einmal diesen Tischtennisspieler herausfordern, schliesslich kann er ja alles besser als die anderen. Nachdem er eine volle Abfuhr erfahren hat (selbstverständlich vor Publikum), wird er wie ein Verrückter trainieren. Ab dem Zeitpunkt jedoch, an dem er erkennen muss, dass es keinen Sinn mehr macht, ist das Thema gestorben. Ganz nach dem Motto: „Wen interessiert schon Tischtennis! Ist doch sowieso nur ein Spiel! Viel wichtiger scheint doch wohl, den Zusammenhang zwischen Protes-tantismus und Führungspositionen nach Max Weber zu kennen. Dann schicke ich als Katholik meinen Nachwuchs nicht auf eine humanistische sondern auf eine naturwissenschaftliche Schule, damit aus ihm mal etwas wird!“ Übrigens – Leistungssportler sind meist nur in einer Sportart wirklich gut, da sich die Trainingsmethoden beispielsweise eines Marcel Hirschers komplett von jenen eines Michael Phelps unterscheiden.
.) Das Alphatierchen hat vom Urlaub eines Beta-Tierchens erfahren, der beim Schnorcheln am Barrier Reef einem Kugelfisch in die Augen geschaut hat. Das Alphatier hingegen bucht für den nächsten Urlaub Bali und badet dort in einer heiligen Quelle. Die weltweite Empörung entlockt ihm nur ein müdes Lächeln.
.) Das Loch in der Strasse ist das einzige auf 5 Kilometer. Das Beta-Tier fährt zwar hinein, denkt sich aber nichts dabei. Der Alpha fährt ebenfalls zielsicher hinein und wird fuchsteufelswild. Schliesslich haben die anderen ihn beobachtet, wie und wo er diese Stelle passiert und haben dort mit der Spitzhacke ein Loch reingemacht. Und – das Omega-Tier kehrt um, nachdem es mit seiner Klapperkiste in das Loch gefahren ist, und fährt noch fünfmal hinein. Schliesslich ist es ja seine Bestimmung, kein Loch auszulassen!
Zuletzt noch eine beiläufige Bemerkung für all jene unter Ihnen, die – mit der Aussicht auf einen Führungsposten – beim nächsten Vorstellungs-gespräch voll den Alpha markieren, darstellen, schauspielern oder was auch immer. Unternehmensberater oder auch Personalchefs gleichen das Persönlichkeitsprofil mit dem Anforderungsprofil der Position ab. Die wirklich guten HR-Spezialisten hingegen wissen, dass dieses Anforderungsprofil bereits in kurzer Zeit überholt sein könnte. Sie müssen also vorausplanen und abchecken, inwieweit ein Bewerber das Unternehmen weiterbringen wird – auch wenn er vielleicht nur in speziellen Punkten diesem Anforderungsprofil entspricht. Auf diese Weise greifen sich auch die vielgerühmten Headhunter aus dem Pool heraus, wen sie gerade benötigen: Was hat diese Person bisher in seiner Arbeit bewirkt! Die Krawatte ist hier nur Beiwerk!
Lesetipps:
.) Das Faszinosum Max Weber. Die Geschichte seiner Geltung; Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.); UVK; Konstanz 2006
.) Max Weber und Heinrich Rickert – Die erkenntnistheoretischen Grund-lagen der verstehenden Soziologie; Peter-Ulrich Merz-Benz; VS Verlag für Sozialwissenschaften; Wiesbaden 2008
.) Auge in Auge mit dem Wolf: 20 Jahre unterwegs mit frei lebenden Wölfen; Günther Bloch, Peter A. Dettling; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2009
.) Was ist Autorität? Einführung in die Logik der Autorität; Joseph Maria Bocheński; Herder; Freiburg 1974