RKI – Im Kampf für die Gesundheit
Aufmerksame Leser dieser meiner Gedanken haben bei Gesundheits-themen immer mal wieder den Hinweis und Link auf das Robert-Koch-Institut gefunden. Zurecht, gelten doch die Damen und Herren des „Bundesinstituts für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten“ (so die richtige Bezeichnung) als international hochange-sehene Koryphäen in der Infektionsforschung. Gerade in Zeiten von SARS, Vogelgrippe und Corona stellt sich das Expertenwissen des RKI stets als verlässliche Basis für die weitere Arbeit der entsprechenden Verwaltung und Politik dar. Nun hat gar der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine derartige Einrichtung für den kompletten EU-Raum gefordert, da die Europäische Seuchenbehörde wohl zu klein ist um immer grösser werdende Epidemien und v.a. Pandemien abarbeiten zu können.
Robert Koch selbst war es, der das Institut am 01. Juli 1891 als „Königlich-Preußisches Institut für Infektionskrankheiten“ gründete und bis 1904 leitete. Der Namen „Robert-Koch-Institut“ stammt jedoch aus dem Jahr 1942. Zu Zeiten des Nationalsozialismus beteiligten sich auch Mitarbeiter des RKI an Menschenversuchen in Konzentrationslagern. 1952 kam das Institut in den Kompetenzbereich des Bundesgesundheitsamtes und wurde schliesslich 1994 als selbständige Einrichtung dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt. Die heutige Aufgabe besteht u.a. in der Algorithmenentwicklung, der Clusterdetektion sowie der Systemevaluation von nosokomialen Pathogenen. Soll heissen, dass Infektionskrankheiten, die auf Bakterien, Viren und auch Pilzen beruhen, gefunden und erforscht werden, um dadurch die notwendigen Strukturen und Methoden für die Organisation der weiteren Bekämpfung dieser Krankheiten zu schaffen. Deshalb wurde beispielsweise aufgrund der Corona-Krise Südtirol durch das RKI zum Risikogebiet erklärt. Obgleich zu diesem Zeitpunkt dort nur zwei Infizierte gemeldet wurden, kamen mehr als 36 Urlauber mit dem Virus im Gepäck nach Deutschland zurück. Dies hat durchaus weitreichende Folgen: So rät das Auswärtige Amt von nicht dringend erforderlichen Reisen in vom RKI als Risikogebiete bezeichnete Regionen ab. Zudem müssen Betroffene, die aus derartigen Risikogebieten kommen, für zumindest 14 Tage (Inkubationszeit des CoVID-19) in Quarantäne. Nahezu ganz Italien, das Elsass, Gebiete in China, dem Iran und vielen anderen Staaten wurden zu solchen Risiko-gebieten eingestuft.
Im Robert-Koch-Institut laufen also alle Drähte zusammen: Influenza, Masern, Mumps, Poliomyelitis, Röteln, Salmonellen, Staphylokokken und jetzt auch CoVID-19 (Corona). Hierher müssen die Ärzte positive Infektionsergebnisse melden, hier werden aufgrund dessen Berech-nungen angestellt, wie sich eine Krankheit weiter entwickeln wird, und hier werden Empfehlungen für weitere Massnahmen ausgesprochen. Hier kann sich auch die Fachöffentlichkeit stets auf dem Laufenden halten: Gesundheitspersonal, Mediziner – ja auch Veranstalter von Tagungen und Events.
Obgleich der Leiter des Institutes, Lothar Heinz Wieler diplomierter Veterinärmediziner und Mikrobiologe ist, konzentriert sich das RKI bei seinen Forschungen auf Humanpathogenen, also den Menschen betreffenden Erregern. Für Veterinärpathogenen zeichnet das Friedrich-Löffler-Institut in Greifswald verantwortlich. Friedrich Löffler war übrigens einer der ersten Mitarbeiter Robert Kochs und von 1913 bis 1915 selbst Leiter des RKI. Die rund 1.100 Mitarbeiter (darunter 450 wissenschaft-liche) arbeiten in unterschiedlichen Abteilungen:
.) Abteilung für Infektionskrankheiten
.) Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung
.) Abteilung für Infektionsepidemiologie
.) Zentrum für biologische Sicherheit
.) Zulassungsstelle für Anträge nach dem Stammzellengesetz
Sowie verschiedenen Projekt- und Nachwuchsgruppen. Daneben werden auch die unterschiedlichsten Kommissionen personell bestückt, wie zum Beispiel der „Kommission für Gesundheitsberichterstattung und Gesund-heitsmonitoring“ (GBEMON).
Zudem sollen am RKI mit Hauptsitz im Ost-Berliner Wedding auch neue Gefahren für die Gesundheit erkannt werden. CoVID-19 etwa ist ein Zoonose-Virus, ein Erreger, der von Tier auf Mensch und offenbar umgekehrt übertragen werden kann. Auch dem Bioterrorismus gilt in dieser Hinsicht erhöhte Aufmerksamkeit (etwa Milzbrand).
In regelmässigen Abständen führt das RKI zudem die Befragung „Gesundheit in Deutschland aktuell“ durch, das fixer Bestandteil des Gesundheitsmonitorings des Bundesgesundheitsministeriums ist.
Dem Institut gehört ein Museum und ein Mausoleum an, in dem u.a. die kupferne Urne mit der Asche Robert Kochs aufgebahrt ist. Zudem wurde am 03. Februar 2015 ein Hochsicherheitslabor der Stufe 4 eingerichtet (die anderen drei befinden sich in Hamburg, Marburg und auf der Insel Reims). Hier werden etwa hochansteckende Krankheiten wie Ebola untersucht. Neben den Berliner Standorten Nordufer (Zentrale), Seestrasse (Laborgebäude) und General-Pape-Strasse (Abt. Für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring) gehört auch die Forschungs-stätte in Wernigerode im Harz zum RKI. Hier fand in Zeiten der DDR die bakteriologische Forschung statt – daran hat sich, neben anderen Fachbereichen wie Antibiotika-Resistenzen, bis heute nichts geändert.
Das Robert Koch-Institut ist somit eine sehr sinnvolle Einrichtung. Leider wird in dieser Hinsicht immer mehr Geld durch die Politik eingespart, damit mehr davon für PR- und Marketing-Kampagnen oder goldenen Pensionen übrig bleibt Gerade in der derzeitigen Situation des Corona-Paniks sollte sich wohl jeder die Frage stellen, was die von ihm gewählten Volksvertreter tatsächlich für das Volk unternehmen – allen hehren Worten aus berufenem Munde zum Trotz!
Lesetipps:
.) Robert Koch – Vom Landarzt zum Pionier der modernen Medizin; Barbara Rusch; Bucher Verlag 2010
.) Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus; Annette Hinz-Wessels; Kadmos 2008
.) Infektion und Institution: zur Wissenschaftsgeschichte des Robert Koch-Instituts im Nationalsozialismus; Hrsg.: Marion Hulverscheidt/Anja Laukötter; Wallstein-Verlag 2009
Links:
– www.rki.de
– www.ressortforschung.de
– www.jhu.edu